GOLF R UND GOLF GTI CLUBSPORTFür die Strecke gemacht

Dino Medic

 · 02.12.2024

GOLF R UND GOLF GTI CLUBSPORT: Für die Strecke gemacht
VW hat seine beiden Spitzensportler aufgepeppt. Und das mit viel Geschick: Der Golf GTI Clubsport und der Golf R machen am Lausitzring richtig Laune

Das wollte ich mir auf keinen Fall nehmen lassen. Denn wie oft kommt es vor, dass man sich mit den legendären VW Rennern Golf VIII GTI Clubsport und Golf R auf und neben dem Lausitzring in Brandenburg austoben kann? Also nutzte ich die besondere Gelegenheit beim Volkswagen Pressetermin, um die zwei aufgefrischten Modelle unter die Lupe zu nehmen – und nicht immer auf den Tacho schauen zu müssen. Eines vorweg: Spaß machen die zwei, egal wo man fährt.

DAS UPDATE

Doch zuerst zu den Fakten: Volkswagen hat neben dem Golf VIII auch den Sportlern sowohl außen wie innen ein Update verpasst. Das Design des Clubsport hebt sich nicht nur vom Golf, sondern auch vom Golf GTI ab. Das zeigt sich zum Beispiel am deutlich größeren Spoiler, der bis auf einen schmalen Steg offen ist. Vorn schmückt ihn eine Frontschürze mit großen Wings. Dazu hat der GTI Clubsport das eigens designte 19-Zoll-Schmiederad „Warmenau“ erhalten. Mit einem Gewicht von nur acht Kilogramm je Felge wiegen die Schmiederäder rund 20 Prozent weniger als vergleichbare Leichtmetallräder. Im Vergleich zum Golf R wirkt der Clubsport allerdings fast wie ein braver Schuljunge. Die R-Abteilung hat sich hier nämlich ordentlich ausgetobt: speziell designte Frontpartie, Seitenschweller, ein eigenes Räderprogramm, die vierflutige Abgasanlage. Dazu leuchtet die Farbe Lapiz Blue Metallic in der Brandenburger Herbstsonne an diesem Tag besonders reizvoll.

Für den GTI Clubsport gibt es ganz besondere Felgen, hier die 19-Zoll-Queenstown-Felgen in Schwarz und glanzgedrehtFoto: VolkswagenFür den GTI Clubsport gibt es ganz besondere Felgen, hier die 19-Zoll-Queenstown-Felgen in Schwarz und glanzgedreht
Bewertung

EIN BLICK INS COCKPIT

Innen hat VW das Infotainmentsystem durch neue Soft- und Hardware erheblich verbessert. Das Navigieren in den Menüs gelang sowohl im Clubsport als auch im R ohne Murren oder Ruckler – die permanent fixierten Top und Bottom Bars bleiben auch während der Fahrt gut erreichbar. Abseits der Bildschirme wirkt das Interieur ebenfalls angenehm sportlich und je nach Ausstattungswahl fast schon zu edel. Optionale Carbonleisten versprühen sofort Racing-Flair und die Top-Sportsitze geben guten Halt in Kurven. Dazu kommen die jeweils eigenen digitalen Cockpits, die sich nur unwesentlich voneinander unterscheiden. Als nette Gimmicks hat der R obendrauf noch einen praktischen GPS-Laptimer für die Rennstrecke und einen Beschleunigungsmesser. Optional gibt es bei beiden Modellen ein Head-up-Display, das ich mittlerweile nicht mehr missen möchte.

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Neu dabei im GTI Clubsport und im Golf R: das “Digital Cockpit Pro” mit 26 Zentimetern Diagonale, dazu serienmäßig das Sport-MultifunktionslederlenkradFoto: VolkswagenNeu dabei im GTI Clubsport und im Golf R: das “Digital Cockpit Pro” mit 26 Zentimetern Diagonale, dazu serienmäßig das Sport-Multifunktionslederlenkrad

SUPER ZUG IM SPORT-MODUS

Eine gute Optik macht natürlich noch keinen Sportwagen. Um zu sehen, was wirklich in den beiden Modellen steckt, ging es zunächst mit dem Clubsport auf die Landstraßen zwischen den beschaulichen kleinen Städtchen an der Lausitzer Seenplatte. Die eigneten sich ausgezeichnet, um den Wagen auszufahren – was dank vieler Neuerungen und einiger Verbesserungen richtig gut gelingt. Das liegt vor allem an der Motorisierung. Denn der Vierzylinder-Benziner mit Direkteinspritzung mit 1.984 Kubikmetern Hubraum leistet 221 kW (300 PS) und 400 Nm maximales Drehmoment. In nur 5,6 Sekunden geht es von null auf 100. Das merkt man auch gleich, wenn man losfährt. Ob bei Autobahnauffahrten oder Überholmanövern: Der Clubsport zieht im Sport-Modus sofort weg.

Der Golf R vor der Tribüne am LausitzringFoto: VolkswagenDer Golf R vor der Tribüne am Lausitzring

Doch Beschleunigung ist nicht alles, auch in der Kurve muss er sitzen. Dafür sorgen die Wolfsburger mit vier Features: der Progressivlenkung, dem Fahrdynamikmanager, einer Vorderachsquersperre und der optionalen adaptiven Fahrwerksregelung DCC. Im Testwagen war die ganze Palette an Bord. Gerade die Progressivlenkung macht sich anfangs besonders bemerkbar. Sie sorgt dafür, dass beim Rangieren und Parken die Lenkarbeit reduziert wird. Auf kurvenreichen Landstraßen und beim Abbiegen soll sie aufgrund der direkteren Auslegung ein spürbares Plus an Dynamik bringen. In den meisten Situationen stimmte das, doch an der einen oder anderen Stelle, gerade beim Beschleunigen auf der Landstraße, wirkte die Lenkung zögerlich. Das tat dem Spaß, der beim GTI Clubsport ab 49.225 Euro zu haben ist, aber keinen Abbruch.

Machen mächtig Eindruck auf und abseits der Strecke: die vierflutige Abgasanlage und das geschärfte Design des Golf RFoto: VolkswagenMachen mächtig Eindruck auf und abseits der Strecke: die vierflutige Abgasanlage und das geschärfte Design des Golf R

VON NULL AUF 100 IN 4,8 SEKUNDEN

Auf der Rennstrecke des Eurospeedway Lausitzring, wie er offiziell heißt, durfte dann der Golf R ran – also dort, wo er eigentlich hingehört. Das Streckenprofil mit kurzen, abwechselnden Kurven, einer lang gezogenen Rechtskurve und der Start-Ziel-Geraden aus einer Linkskurve rein ins Oval kam dem R sehr gelegen. Der Motor ist zwar der gleiche wie im Clubsport. Doch die R-Abteilung hat auch hier noch mal ihre Magie wirken lassen und 33 PS mehr rausgekitzelt. Bei 245 kW (333 PS) und 420 Nm maximalem Drehmoment im Drehzahlbereich von 2.100 bis 5.500 U/min spurtet der R auf Strecke. Das Turboloch? Geschichte! Von null auf 100 dauert es nur 4,8 Sekunden.

IN JEDER LAGE STABIL

Sich an das Auto zu gewöhnen, ging erstaunlich schnell. Die ersten Kurven in der Aufwärmrunde reichten, um ein erstes Gefühl zu entwickeln. Dann wurde das Tempo erhöht. Der Allradantrieb 4Motion brannte die volle Power von Sekunde eins an auf den Asphalt. Und wirkte dabei wieselflink, auch dank des Zusammenspiels der vielen Features. Die Palette reicht von der elektronischen Differenzialsperre XDS über das adaptive Fahrwerk DCC bis Torque Vectoring, das bei Premium-Fahrzeugen gern zum Einsatz kommt. All das ist beim Golf R serienmäßig schon dabei und wird vom Fahrdynamikmanager kontrolliert. So blieb der Golf R selbst in abwechslungsreichen Passagen stabil.

Schicker R-Style: Die Innenflächen der Sitze sind in Schwarz-Blau gehalten, die Außenbereiche in “ArtVelours” ausgeführtFoto: VolkswagenSchicker R-Style: Die Innenflächen der Sitze sind in Schwarz-Blau gehalten, die Außenbereiche in “ArtVelours” ausgeführt

Erst bei Annäherungen in den Grenzbereich konnte man ein leichtes Zittern erahnen. Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe ist exzellent eingestellt. Schalten mit den Schalthebeln am Lenkrad brachte dabei keinen Zeitvorteil, aber eine Menge Spaß. Um sich mit dem Golf R, der bei 54.945 Euro startet, noch eingehender zu befassen, war die Zeit auf der Rennstrecke leider zu kurz. Sicher hätte man in der einen oder anderen Kurve etwas mehr rauskitzeln können. Vielleicht bei einer anderen Gelegenheit, denn der Golf R hat auf jeden Fall das Potenzial, Track Days so richtig aufzumischen.