Dino Medic
· 18.12.2024
Die Elektrifizierung der Modellpalette schreitet bei Audi weiter voran. Nachdem vor Kurzem bereits der sportlich-luxuriöse Audi e-tron GT vorgestellt wurde, bekommt auch die obere Mittelklasselimousine Audi A6 ein neues, elektrisches Pendant: den Audi A6 e-tron als Sportback und Avant. Und das hat laut Gernot Döllner, Vorstandsvorsitzender der Audi AG, auch Premierencharakter. Der Audi A6 ist das erste elektrische Audi Modell als Schräghecklimousine und Kombi.
Schon auf der Auto Shanghai 2021 stellte Audi den A6 e-tron concept vor, den Vorläufer einer neuen Generation von Großserien-Elektroautos. Bereits damals war eine cleane, reduzierte Designsprache erkennbar. Diese hat sich auch bei der Avant-Studie fortgesetzt und erinnerte an den Audi RS6. Das reduzierte Design haben die Ingolstädter konsequent in beide Serienfahrzeuge transferiert, die auf der PPE (Premium Platform Electric) beruhen. Die sehr schlanke Gestaltung ist flach und breit, die Hauptscheinwerfer sind getrennt von den Tagfahrleuchten in der umlaufenden schwarzen Maske verbaut. An den Seiten gibt es Air Curtains. Die verbessern die Aerodynamik um die Räder. Besonders auffällig: der schwarze Einleger in der Seite. Er symbolisiert die Batterieposition. Am Heck verläuft ein durchgehendes dreidimensionales Leuchtenband, optional mit illuminiertem Audi Logo und einem Diffusor.
Die gesamte Konstruktion wurde – ohne optisch komplett darauf ausgelegt zu sein – aerodynamisch konzipiert und erreicht beim Sportback einen sehr guten cW-Wert von 0,21 und beim Avant von 0,24. Das liegt auch am Flachbodenkonzept und dem hohen Verschließungsgrad. Mit einer Länge von 4.928 Millimetern, einer Breite von 2.137 Millimetern mit Spiegel sowie einer Höhe von 1.527 Millimetern beim Avant und 1.487 Millimetern beim Sportback sind die Modelle wahrlich nicht unterdimensioniert. Serienmäßig sind 19-Zoll-Felgen im Angebot, optional auch 20und 21-Zoll-Felgen von stilistisch-elegant bis sportlich.
Im Cockpit lenken die vielen Displays erst mal alle Blicke auf sich. Hier finden sich im gekrümmten MMI-Panoramadisplay das 11,9 Zoll große Audi virtual cockpit, das mittig platzierte, 14,5 Zoll messende MMI-Touchdisplay und rechts das 10,9-Zoll-MMI-Beifahrerdisplay. Dabei kann der Beifahrerbildschirm dank des Active Privacy Mode so eingestellt werden, dass gezeigte Inhalte vom Fahrersitz nicht gesehen werden können. Dazu kommt in der Windschutzscheibe das optionale Augmented Reality Head-up-Display AR HUD. Als Betriebssystem für das Infotainment ist Android Automotive OS im Einsatz. Hier können im Audi Application Store direkt Apps wie YouTube runtergeladen werden. Mit dem integrierten Audi Assistant lassen sich in natürlicher Sprache einfache Befehle geben, wie Fahrzeugfunktionen oder etwa die Abfrage der Wettervorhersagen. Mittlerweile hält hier auch die KI Einzug: Weiß der Audi Assistant die Antwort auf eine Frage nicht, greift er auf ChatGPT zurück.
Abseits der ganzen technischen Spielereien ist der Fond designtechnisch sehr zurückhaltend. Schwarze Hochglanzbedienflächen und der sogenannte Soft Wrap hüllen den ganzen Innenraum in eine zurückgenommene und gediegene Atmosphäre. Gesteigert wird das noch durch das optionale smarte Panoramaglasdach. Wie beim Spitzenmodell e-tron GT setzen die Ingolstädter hier PDCL (polymerdispergierten Flüssigkristall) ein. Diese Technologie ermöglicht es, Glas per Knopfdruck von durchsichtig auf undurchsichtig umzustellen.
Praktische Helferlein ergänzen den Innenraum: In der Mittelkonsole sind zwei Cupholder, eine Handyladeschale und ein Ablagefach unter der Armauflage mit über fünf Litern Stauraum. Der Kofferraum fasst 502 Liter beim Avant und beim Sportback. Klappt man die hintere Sitzbank um, wächst der Stauraum beim Avant auf bis zu 1.422 Liter und beim Sportback auf 1.330 Liter. Zusätzlich gibt es 27 Liter im serienmäßigen Frunk unter der Fronthaube. Die Anhängelast beträgt 2.100 Kilogramm.
DAS ERSTE ELEKTRISCHE SPORTBACK-UND VARIANT-MODELL: DER A6 E-TRON
Die größte Neuerung bei Audis Limousine ist aber natürlich der Antrieb. Die E-Motoren – eine Asynchronmaschine an der Vorderachse und eine permanentmagneterregte Synchronmaschine an der Hinterachse – sorgen für eine Leistung von bis zu 270 kW (367 PS). Zum Start steht nur Hinterradantrieb zur Verfügung, der S6 hat hier bereits jetzt Allradantrieb. Das bringt den A6 von null auf 100 in 5,4 Sekunden, bei 210 km/h ist Schluss. Die Energie dafür kommt aus einer für die PPE neu entwickelten Lithium-Ionen-Batterie aus zwölf Modulen und 180 prismatischen Zellen mit einer Gesamtbruttokapazität von 100 kWh, also 94,9 kWh netto. Ganze 756 Kilometer Reichweite sollen so möglich sein.
Und das Laden soll auch schnell vonstattengehen: Durch die unterstützte 800-Volt-Technik und die serienmäßige maximale DC-Ladeleistung von 270 kW lädt der A6 – natürlich bei entsprechenden High-Power-Charging (HPC)-Ladesäulen – 310 Kilometer Reichweite in nur zehn Minuten. Arbeitet die Ladesäule nur mit 400-Volt-Technik, kann durch das Bankladen die 800-Volt-Batterie elektrisch in zwei Bänke mit jeweils 400-Volt-Spannung geteilt und dann parallel mit bis zu 135 kW aufgeladen werden. Zu Hause kann man mit bis zu 11 kW AC-laden, 22-kW-Laden steht nicht zur Verfügung.
AMBITIONIERT: 756 KILOMETER REICHWEITE SOLLEN LAUT AUDI MÖGLICH SEIN
Eine große Batterie und schnelles Laden sind aber nicht alles, was die Langstreckenfreundlichkeit mitbestimmt. Deshalb haben die Ingolstädter auch die Rekuperation weiterentwickelt – und die Effizienz erhöht. Hier gibt es die Option der zweistufigen Schubrekuperation, einstellbar über die Paddles am Lenkrad. Rekuperiert wird mit bis zu 220 kW. Zudem ist das Segeln möglich. Der Modus efficiency im Audi drive select senkt das Fahrwerk geschwindigkeitsabhängig um bis zu 20 Millimeter ab und verbessert so die Aerodynamik des Fahrzeugs. Und besonders der im A6 erstmals implementierte adaptive Fahrassistent plus, der beim Beschleunigen, Bremsen, Halten von Geschwindigkeit und eingestelltem Abstand sowie bei der Spurführung hilft, soll den Alltag und die Langstrecke spürbar angenehmer machen. Preislich geht’s los bei 75.600 Euro zum Marktstart für den A6 Sportback e-tron performance, die Basisversion wird etwas später ab etwa 63.000 Euro kommen. Wer sich jetzt noch fragt, was mit dem A6 als Verbrenner ist: Den wird es auch noch eine Weile geben, aber er wird unter der Bezeichnung A7 firmieren.