Martin Wittler
· 28.10.2025
Eigentlich gab es für Volkswagen wenig Anlass, am T-Roc überhaupt etwas zu verändern. Denn das kompakte SUV, das im Jahr 2017 debütierte, verkauft sich seither vorzüglich. Mehr als zwei Millionen Autofahrerinnen und Autofahrer entschieden sich seit dem Verkaufsstart für das Modell. Aus der VW Produktpalette der SUV-Modelle war in diesem Zeitraum nur der VW Tiguan beliebter. Passenderweise gleicht sich die nun vorgestellte zweite T-Roc Generation dem großen Bruder merklich an.
Das beginnt schon bei den Maßen. Der neue T-Roc, der ab November bei den Händlern stehen wird, misst in der Länge 4,37 Meter. Damit ist er zwölf Zentimeter länger als die erste Generation – und nur fünf Zentimeter kürzer als der Tiguan im Jahr 2007 bei seiner Weltpremiere. Der große Bruder ist mittlerweile allerdings auch gewachsen und misst 4,54 Meter. Der T-Roc ist also weiterhin deutlich kleiner als der Bruder, indes: Er wächst ebenfalls.
Äußerlich wirkt der T-Roc jetzt also wuchtiger, auch weil er in der Höhe (1,56 Meter) und in der Breite (1,83 Meter) um je einen Zentimeter zugelegt hat. Innen bedeutet dieses Wachstum ebenfalls mehr Platz. Gerade der um drei Zentimeter verlängerte Radstand (2,63 Meter) macht sich sofort bemerkbar. Bei der ersten Sitzprobe im neuen T-Roc geht es vor allem auf der hinteren Sitzbank spürbar komfortabler zu als im Vorgängermodell.
Ohnehin waren Komfort- und Wertigkeitsverbesserungen entscheidende Impulsgeber für den neuen T-Roc, wie VW Chefdesigner Andreas Mindt bei der Weltpremiere in München Ende Juni deutlich machte. Stolz zeigte er sich insbesondere auf die kleinen, aber feinen Veränderungen des frischen Modells. Etwa die Türöffner: Die sind nun vor der äußeren Armablage so angebracht, dass die jeweilige Tür bei Öffnung in einer Bewegung mit dem Arm und dem Ellbogen aufgestoßen werden kann. Weiteres Beispiel: Das Hartplastik im Interieur, einer der Hauptkritikpunkte vieler Kunden am Vorgängermodell, sollte möglichst verschwinden.
Und siehe da, es ist den Designern gelungen. In der ersten Sitzreihe sind alle Berührungspunkte im Auto nun mit weichen Materialien verkleidet. Die Armablagen in den Türen sind ab sofort mit perforiertem Kunstleder überzogen. In die Oberflächen sind zudem kleine Löcher eingelassen, durch die das Ambientelicht in der ausgewählten Farbe hindurchleuchtet. Auch die Armaturentafel ist nun weich gestaltet und mit einem Stoff aus Recyclingmaterial bespannt.
Solche wiederverwerteten Materialien spielen beim T-Roc eine gewichtige Rolle. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. 40 Kilogramm, also umgerechnet 20 Prozent der Kunststoffe im Innenraum, bestehen aus Rezyklaten. Der Recyclinganteil war noch bei keinem Volkswagen Modell so hoch, hieß es bei der Vorstellung. VW Designer Mindt stellte im Rahmen der Weltpremiere in Aussicht, dass die zukünftigen E-Einstiegsmodelle ID.1 und ID.2 auf ganz ähnliche Weise gestaltet werden sollen. Bei der Materialität ist der T-Roc also durchaus ein Botschafter für zukünftige Modelle.
Beim Design und bei der Technik wiederum orientiert er sich an anderen. Bei der Gestaltung der Fahrzeugfront etwa sind Ähnlichkeiten zur Elektro-Limousine ID.7 und zur jüngsten VW Schöpfung, dem Tayron, zu erkennen. Das Lichtdesign – mit der durchgezogenen Lichtleiste und dem beleuchteten VW Logo vorn sowie der LED-Querspange mit rot beleuchtetem Markenemblem am Heck – ist daher bereits bekannt. Genau wie auch viele Technikelemente.
Der T-Roc basiert, wie schon die beiden SUV-Modelle Tiguan und Tayron, auf der neuesten Evolutionsstufe des Modularen Querbaukastens: MQB evo. Für den T-Roc bedeutet das: Er erhält gleich mehrere Technologie-Upgrades, die bereits aus höheren Fahrzeugklassen bekannt sind. Etwa den adaptiven Tempomaten Travel Assist, einen intelligenten Parkunterstützer und einen Ausstiegswarner. Ebenfalls aus den beiden größeren SUV-Brüdern übernommen ist der überarbeitete und nun beleuchtete Fahrerlebnisschalter, den es ab sofort auch im T-Roc gibt. Über den auf der Mittelkonsole angebrachten Drehregler lassen sich nun auch nachts via Touch- und Druckbefehl die Einstellungen für die Fahrprofile, die Antriebsmodi und die Lautstärke auswählen und durch die Drehfunktion anschließend feinjustieren.
KOMFORT UND WERTIGKEIT STEHEN IM VORDERGRUND
Das Beispiel zeigt: Natürlich geht es bei einem Kompakt-SUV wie dem T-Roc vor allem um Praktikabilität. Aber Volkswagen hat – und das ist in der meist bierernsten Autobranche wirklich eine angenehm erfrischende Abwechslung – dem T-Roc auch ein paar Easter Eggs verpasst. Beispiel Smartphone-Ladeschale: Die eigentlich eher trist aussehenden Kühlkanäle der Handyablage erinnerten die Designer an die Bahnen eines Schwimmbads. VW hat deshalb ein paar Minischwimmer in die Struktur des Smartphone-Ladebeckens eingearbeitet. Der T-Roc soll Spaß verbreiten und verstehen. Weitere Beispiele: Nachbildungen von kleinen Kaffee bechern, Brezeln, Eistüten und Schlüsseln finden sich in den diversen Ablagen und Cupholdern.
Was ist zudem neu? Die zweite T-Roc Generation fährt nun stets mit elektrischer Unterstützung. Zum Marktstart kommt der Wagen als Mild-Hybrid mit 1.5-eTSI-Aggregat, Frontantrieb und wahlweise 85 kW (116 PS) oder 110 kW (150 PS) Leistung auf den Markt. Einen Preis hat Volkswagen bislang nicht kommuniziert. Als wahrscheinlich gilt jedoch, dass der neue T-Roc bei knapp über 30.000 Euro starten wird. Zu einem späteren Zeitpunkt folgt zudem eine Allradvariante mit 2.0-TSI-Motor.
Motoren-technisch die überraschendste Nachricht ist jedoch, dass der T-Roc 2026 auch als Vollhybrid auf den Markt kommen wird. Diese Motorisierung hatte Volkswagen bislang überhaupt erst einmal im Sortiment: von 2013 bis 2016 beim VW Jetta, dem sogenannten Rucksack-Golf. Genau wie auch der Jetta selbst verschwand der Hybridantrieb aus dem Portfolio. Plug-in-Hybridantriebe hatten den Vollhybrid-Konstruktionen den Rang abgelaufen. Beim T-Roc geht VW nun den exakt entgegengesetzten Weg. Ein Plug-in-Hybrid-Modell ist für das Kompakt-SUV aktuell nicht geplant.
Die Wiederkehr des Hybridantriebs beim neuen T-Roc ist zugleich das Ende einer Ära. Denn anders als der Vorgänger wird der neue T-Roc nicht mehr als Cabrio erhältlich sein. Das Cabrio wird auf Basis der ersten Generation zwar noch bis Mitte 2027 gebaut. Dann läuft die Produktion des letzten verbliebenen Oben-ohne-Modells jedoch aus – und markiert damit das vorläufige Ende dieser Bauform bei der Marke VW. Unten SUV, oben ohne: Das war gewiss eine kuriose Kombi, doch sie verkaufte sich erstaunlich gut. Allein in Deutschland entschieden sich 2024 knapp 8.000 Käufer für das Modell mit versenkbarem Dach. Das Cabrio-Aus konnten diese Zahlen dennoch nicht verhindern.
AUF DEN SPUREN DES TIGUAN – DER T-ROC GLEICHT SICH SEINEM GROSSEN BRUDER AN