Arne Olerth
· 26.10.2022
Vier Anläufe und mehr als zwei Jahrzehnte – es dauerte ungewöhnlich lange, ehe der Retro-Bulli in die Serie überführt werden konnte. Doch das Warten hat sich gelohnt!
Manche Visionen müssen reifen, bis aus ihnen Neues entstehen kann“ – so schrieb es VW einst in einer Pressemitteilung. Doch im Falle des ID. Buzz mussten sich die Fans ganz schön lange auf die Umsetzung einer Neuinterpretation des ikonischen T1-Designs gedulden: Vor mehr als zwei Jahrzehnten zeigte Volkswagen auf der NAIAS Auto- show 2001 in Detroit erstmals die aufsehenerregende Fahrzeugstudie VW Microbus. Mit seinen an den seligen T1-Urbulli erinnernden Designmerkmalen sollte der Retro- Bulli den Erfolg wiederholen, den der New Beetle wenige Jahre zuvor mit Stilelementen der Designikone Käfer vorgelegt hatte. Beide Konzepte entstanden im VW Design Center in Kalifornien.
Mit 4,72 Metern Länge, 1,91 Metern Breite und 1,90 Metern Höhe und satten drei Metern Radstand kam der Microbus dem heutigen ID.Buzz bis auf Winzigkeiten auffallend nahe. Gleichwohl diente ein 3,2-Liter großer VR6-Frontmotor mit 231 PS als Antrieb. 2002 verkündete Volkswagen die Überführung der Studie in die Serie – frühstens für 2005. Gebaut werden sollte der Bus in Hannover. Der damalige VW-Chef Bernd Pischetsrieder sagte dazu: „Mit dem Microbus kehrt rund 50 Jahre, nachdem der erste VW-Bus hier vom Band lief, ein Stück weit Legende nach Hannover zurück. Der VW-Bus war nie nur ein Transportmittel, sondern immer auch emotionales Kultobjekt. Die Reaktion des Publikums auf Messen und Ergebnisse von Marktstudien zeigen uns schon heute, dass der Microbus an den Erfolg des Ur-Busses anschließen wird.“ Daraus wurde nichts, wie wir heute wissen – der Microbus wäre zu teuer geworden.
10 Jahre nach seiner Präsentation wurde eine weitere Studie auf dem Genfer Autosalon gezeigt: der New Bulli, aus dessen zugehöriger Presse- mitteilung das Eingangszitat entliehen wurde. Kantiger und eine Nummer kleiner als der Microbus zog bei dieser Studie erstmals ein E-Antrieb ein, für die Serie wurden auch TSI- und TDI-Aggregate in Aussicht gestellt. Auch ihre Serienfertigung wurde verworfen, an ihrer statt auf der CES 2016 in Las Vegas der Nachfolger Budd-E präsentiert. Das Suffix „E“ unterstrich die vollständige Ausrichtung der Studie auf den Elektroantrieb, Volkswagen sprach vom „Zero-Emission-Van“.
Vom VR6 zum MEB
Nur ein Jahr später folgte die finale ID. Buzz-Studie. Deutlich runder geformt als der Budd-E, erinnerte sie noch stärker an den Ur-Bulli. Als technologische Basis wurde hier auf den MEB-Baukasten gesetzt – wie beim heutigen Serienmodell. Autonomes Fahren war der letzte Schrei – dazu konnte die Studie das rechteckige Lenkrad versenken. Heute ist dieses rund, die hexagonalen Tagfahrlichter wanderten ebenso ins Design-Museum wie die kamerabasierten Außenspiegel.
Gut Ding will eben Weile haben – wenn dabei aber etwas solch Großartiges wie der ID. Buzz herauskommt, dann lohnt sich das Warten. Auch ganze 21 Jahre lang.