Der neue VW AmarokNeues fürs Grobe und Feine

Arne Olerth

 · 01.09.2022

Der neue VW Amarok: Neues fürs Grobe und FeineFoto: VW Nutzfahrzeuge

Mit neuen Motoren und Allradsystemen steigert der neue VW Amarok seine Offroad- Kompetenz. Sein tolles Design, die hochwertige Ausstattung und erstklassige Assistenten prädestinieren ihn auch für die Fahrt zu Oper und Büro

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Foto: VW Nutzfahrzeuge

Jede Auto-Neuvorstellung erregt das Interesse, doch der komplette Neueinstieg in ein Segment markiert stets einen Meilenstein für den Hersteller. Vor 12 Jahren betrat VW Nutzfahrzeuge mit dem Amarok das B-Segment der Ein-Tonnen-Pick-ups, erweiterte das Portfolio nach Bus, Caddy und Crafter um eine attraktive vierte Baureihe. Der Pick-up mit der internen Bezeichnung VWN817 wurde bisher etwa 830.000-mal produziert, anfangs in Argentinien, später auch in Hannover. Mit der Modell- pflege 2016 ließ sich der Amarok wahlweise auch mit einem Dreiliter-TDI ordern und ganz auf Lifestyle trimmen. Doch vor zwei Jahren endete die Produktion für den deutschen Markt, die hiesigen Fans werden seither auf eine harte Probe gestellt.

Jetzt ist die Zeit des Wartens vorbei, Volkswagen Nutzfahrzeuge enthüllt die zweite Generation ihres Offroaders. Und die hat es wirklich in sich. Monolithisch geformt, maskulin im Auftreten, premium im Anspruch – der neue Pick-up rockt! Sofort als Amarok erkennbar, nimmt er optisch Anleihen an aktuellen SUV aus dem Hause Volkswagen und am Vorgänger. Gleichwohl übertrifft er diesen um rund zehn Zentimeter in der Länge, streckt sich auf insgesamt 5,35 Meter. Noch beeindruckender fällt der Zuwachs beim Radstand auf 3,27 Meter aus: Hier gibt es ein Plus von 17,3 Zentimetern zu vermelden. In Folge schrumpfen die Karosserieüberhänge – was nicht nur der Optik, sondern auch den Offroad-Kompetenzen in Form verkleinerter Böschungswinkel zugutekommt. Bei der in Deutschland angebotenen Doublecab-Variante – andere Märkte erhalten zudem eine Einzelkabine – profitieren die Fondpassagiere von einer vergrößerten Kniefreiheit. In der Breite misst der neue Amarok 1,91 Meter, in der Höhe sind es etwa 1,89 Meter.

Mehr Radstand, mehr Beinfreiheit

Das Team um VWNs Designgranden Albert Kirzinger hat auf diesen Eckpunkten eine wahrlich imposante Gestalt geschaffen. Er erklärt: „Wir haben das archetypische Design des Amarok mit der neuen Generation signifikant verändert. Es ist jetzt eindeutig expressiver und nochmals deutlich souveräner.“ Die hoch aufragende Motorhaube signalisiert schon von Weitem: Hier kommt ein Macher! Der obere Kühllufteinlass wird von über die ganze Wagenfront reichenden Zierleisten eingefasst, was dem Wagen nochmals optische Breite verleiht. Sie gehen in breite, C-förmige Tagfahrlichtsignaturen der Scheinwerfer über – je nach Ausstattungsvariante kommt der Amarok mit LED- oder gar Matrix- LED-Scheinwerfer (IQ.Light).

Fünf Ausstattungen

Neben den drei Grundlinien Amarok, Life und Style gibt es auch zwei Dauer-Sondermodelle, die auf diesen Seiten abgebildet sind. Sie ziert eine X-förmige Kühlergrillmaske, bei den Serienmodellen ist die Front horizontal gegliedert – Bilder dazu wird es erst zum Jahresende geben. Das flächige, schnörkellose Design zieht sich durch bis zum Heck, das von einer extrabreiten Ladeklappe mit geprägtem Modellnamen und senkrechten Rückleuchten mit erneut C-förmiger Signatur bestimmt wird. Zwei Details prägen die seitliche Ansicht: Zum einen verleiht ein enorm flaches Greenhouse dem Amarok Dynamik, zum anderen sind die weit ausgestellten Radläufe halbrund geformt: Wie beim Vorgänger bildet der obere Abschluss eine annähernd waagerechte Linie – cool! Dazu passend gibt es Felgen von 16 bis zu satten 21 Zoll.

Das Frachtabteil misst 1.224 Millimeter in der Länge und 1.544 Millimeter in der Breite (Singlecab: 2.305 Millimeter). Damit passt eine Europalette quer auf das Double- cab-Ladebett. Je nach Ausstattung können bis zu 1,16 Tonnen darauf transportiert werden. Auch einer Schiene installierte Zurrösen mit einer Halte-kraft von jeweils 500 kg unterstreichen den Utility-Anspruch. Zur Frachtraum-Abdeckung stehen Rollos zur Wahl, sogar mit motorischem Antrieb.

Der als „Premium Pick-up“ beworbene Amarok macht diesen Anspruch besonders bei der Gestaltung des Interieurs deutlich. Je nach Ausstattung erinnert das Cockpit an einen Pkw der gehobenen Klasse. Die T-förmig gegliederte Armaturentafel kommt in Serie mit digitalen Instrumenten und einem horizontal angeordneten, zentralen Touchscreen, der 10 oder 12 Zoll misst. Handy-Spiegelung und Onlinedienste sind dabei selbstverständlich. Auf Slider und ähnliche Touch-Elemente hat das Design-Team verzichtet – auch beim Multi-Lenkrad (Serie) –, was wohl die meisten Amarok-Fans goutieren werden. Dafür gibt es eine Reihe zentraler Taster für die wichtigsten Funktionen, je nach Modell edel in Aluminium eingefasst. Auch Lenkrad, Lüftungsdüsen und Türverkleidung ziert das Leichtmetall, sorgt im Verbund mit dem optionalen Lederbezug von Armaturentafel und Türverkleidung für sportliche Eleganz. Elektrische Ledersitze, Qi-Lader, bis zu 20 Fächer und Ablagen sind genauso möglich wie Sitzheizung und 2Z-Climatronic.

Mehr als 30 Assistenten

Selbstverständlich bietet der Amarok einen bunten Strauß an elektronischen Helfern, mehr als 30 Stück an der Zahl – von der automatischen Distanzregelung ACC+ mit Verkehrszeichenberücksichtigung, Parklenk­assistent und Area View (360-Grad-Kamera) – je nach Ausstattungslinie sogar in Serie.

Dem Premium-Anspruch folgend, spendiert VW Nutzfahrzeuge schon der Basis-Linie „Amarok“ eine umfangreiche Grundausstattung mit LED-Scheinwerfern, elektrisch anklappbaren Spiegeln, Schienen mit Verzurrösen, Digital-Cockpit und Touchscreen mit DAB+ und Online-Funktionen, Multilenkrad, ACC, Verkehrszeichenerkennung, Front und Lane Assist, Rückfahrkamera und Parkpiepser und vielem mehr.

Unter der Haube geht der Amarok neue Wege, teilt sich die Plattform mit dem Ford Ranger. Das sorgt für Skaleneffekte und einen günstigen Preis. „Auch ID.4 und ID.Buzz teilen sich eine Plattform“, erklärt VWN-Chef Carsten Intra diesen Schritt, dabei seien das komplett unterschiedliche Autos.

Für den Amarok wurde ein komplett neues Aggregate-Portfolio mit fünf Motoren entwickelt. Folgende werden nach Deutschland kommen: zwei 2.0 TDI mit vier Zylindern – der Singleturbo bietet 170 PS und 405 Nm, der Biturbo 204 PS und 500 Nm. Darüber rangiert ein Dreiliter-V6 TDI mit 241 PS und 600 Nm, der an eine 10-Gang-Automatik gekoppelt ist. Diese ist auch für die 204-PS-Motorisierung wählbar, alternativ kommt hier ein 6G-Handschaltbox zum Einsatz. Der 150-PS- Einstiegsdiesel ist nicht für den deutschen Markt verfügbar, die leckere Performance-Variante, ein 302-PS-Turbobenziner, wohl vorerst ebenfalls nicht.

Auch den Heckantrieb gibt’s bei uns nicht, dafür gleich zwei 4Motion-Allradsysteme: einmal permanent und einmal situationsbedingt zuschaltbar. Dieser kommt beim 170-PS-TDI zum Zuge und stellt drei Modi zur Wahl: Heckantrieb (2H), Allradantrieb onroad (4H) und Allradantrieb offroad (4L) – hier ist ein Untersetzungsgetriebe installiert. Die beiden Top-Diesel kommen mit permanentem Allradantrieb – ebenfalls ausgerüstet mit zusätzlichem 2-Gang-Verteilergetriebe. Vier Antriebsmodi sind wählbar: der normale Allradantrieb mit variabler Kraftverteilung zwischen allen vier Rädern, der 4H-Modus mit reduzierter Kraft – ideal für Onroad- Passagen mit Schneeanteilen, der 4L-Modus für Geländefahrten mit Allradantrieb und der 2H-Modus – zum effizienten Fahren auf trockenen Straßen mit Heckantrieb.

Die Fans müssen nur noch ein wenig Geduld aufbringen: Die Markteinführung erfolgt zu Beginn des kommenden Jahres, die Preise sind noch nicht bekannt.