VANLIFE IM ID. BUZZ„Die Reise meines Lebens“

VANLIFE IM ID. BUZZ: „Die Reise meines Lebens“
Vor drei Jahren beginnt für Christian Schlüter eine Reise, die vor ihm noch keiner gewagt hat – mit dem ID. Buzz quer durch Europa. Als Bulli-Fahrer treibt ihn vor allem eine Frage um: Kann man mit dem E-Bus auch campen? Aus dem Erlebten entsteht das Buch „Europa elektrisch“. Doch die Reise läuft noch immer. Schlüters Bilanz bislang: 41 Länder, 120.000 Kilometer und 220 Nächte. Wir sprachen mit dem Langzeitreisenden

Christian, du bist passionierter Camper, besitzt seit mehr als 30 Jahren einen Bulli. Wie kamst du auf die Idee, im ID. Buzz so einen Roadtrip zu unternehmen?

Christian Schlüter: Das entstand spontan, der Antrieb war meine Neugier. Durch meine Funktion als Pressesprecher bei Volkswagen Nutzfahrzeuge bekam ich 2022 bei einem Event in Paris die Gelegenheit, ein getarntes Vorserienmodell des ID. Buzz zu testen. Ich hatte mir vorher noch keine Meinung gebildet, fuhr auf den Arc de Triomphe zu, warme Nachtluft strömte durchs Fenster und dann war da diese Ruhe, die ich so nicht kannte. Ich war ehrlich fasziniert von dem Wagen. Doch ich habe auch ein automobiles Lebensmotto: „Ein Fahrzeug ohne Bett ist kaputt.“ Also kam der Gedanke, den ID. Buzz auf seine Vanlife-Qualitäten hin zu testen. Zwar gibt es keine California Variante, aber die Firma Ququq war sofort mit an Bord und entwickelte für den ID. Buzz eine modulare Campingbox mit Klappbett und Heckküche. Zum Glück kam die Idee bei meinem Arbeitgeber gut an – also stellten sie mir das Vorserienmodell des ID. Buzz zur Verfügung, noch bevor er auf dem Markt war.

Also ist dieses Buch ein großer E-Bulli-Vanlife-Test?

Bewertung

Christian Schlüter: Es ist viel mehr! Natürlich erkläre ich das neue Fahrzeug, berichte von der Ladeinfrastruktur in den jeweiligen Ländern, teile meine Tipps zum elektrischen Reisen. Aber das ist nur ein Aspekt. Der andere ist der Kontakt zur Bulli-Community. Die Idee war, der europaweiten Fangemeinde den neuen ID. Buzz vorzustellen. Das war natürlich total spannend, da sie ihn alle noch nie zuvor gesehen hatten. Ich habe einen Einblick in die Community bekommen, den ich so vorher nicht hatte. So viele verschiedene Menschen mit der einen gemeinsamen Leidenschaft zu treffen, war für mich unglaublich bereichernd.

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Du warst als erster Mensch mit dem ID. Buzz auf Island, am Nordkap und auf der Golden Gate Bridge. Bis zur Buchveröffentlichung bist du 55.000 Kilometer durch 33 Länder gefahren. Was ist seitdem passiert?

Christian Schlüter: Mittlerweile stehe ich bei 41 Ländern, mehr als 120.000 Kilometern und über 220 Nächten, die ich im E-Bulli geschlafen habe. Ich bin die Ligurische Grenzkammstraße gefahren – als erstes E-Auto mit Heckantrieb. In Monaco wurde ich von der Polizei verfolgt – fälschlicherweise natürlich. Ich war der erste Mensch mit ID. Buzz im Vatikan und habe gelernt, dass es im Kosovo nicht nur genügend Ladesäulen gibt, sondern auch einen Tankwart, der dein E-Auto persönlich lädt – und zwar 24/7. Im Winter bin ich als erster Mensch im ID. Buzz die 7.500 Kilometer lange Baltic Sea Circle Rallye gefahren. Für den Trip habe ich mir allerdings ein GTX Modell genommen, da ich lieber mit dem Allrad fahren wollte. Und ich war beim „WDR 2 Weihnachtswunder“ mit bunt beleuchtetem ID. Buzz samt Wohnanhänger. Es sind so viele neue Erlebnisse hinzugekommen, die mir gezeigt haben, wie viel mit dem Fahrzeug mittlerweile möglich ist – ich könnte direkt das nächste Buch schreiben. Da ich das aber nicht schaffe, halte ich alle Interessierten unter dem Namen „Busroadtrips“ auf meinen Social-Media-Kanälen auf dem Laufenden.

In „Europa elektrisch“ berichtest du auch von Ladepannen in Griechenland oder auf dem Balkan. Da gab es einige nervöse Momente, in denen du viel Glück hattest. Gibt es weitere dieser Anekdoten – oder ist ein Wandel in der Infrastruktur spürbar?

Christian Schlüter: Der Wandel ist total spürbar! In den drei Jahren bin ich mehrmals nach Spanien gefahren. 2022 habe ich noch geguckt, wie ich von Schnelllader zu Schnelllader komme. Jetzt braucht man sich gar keinen Kopf mehr machen. Einfach losfahren, es ist absolut kein Thema mehr. Im Baltikum bei der Baltic Sea waren wir mit zwei ID. Buzz und einem T1 unterwegs – die E-Bullis waren oft schneller wieder geladen, als wir mit unserer Pause fertig waren. Und natürlich wird die Reichweite der neuen Fahrzeuge immer größer. Und die Performance: Mit dem ID. Buzz GTX habe ich bei Minusgraden in acht Minuten 27 kW geladen – also rund 100 Kilometer zusätzliche Reichweite. Das sind Werte, von denen man vor drei Jahren noch geträumt hat.

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Merkst du denn auch in den Reaktionen der Menschen einen Unterschied? Ist die Alltagstauglichkeit auch zu ihnen durchgedrungen?

Christian Schlüter: Tatsächlich sind die negativen Kommentare deutlich weniger geworden. Selbst diejenigen, die am Anfang vielleicht noch Vorurteile haben, kommen im Lauf einer Veranstaltung dann doch auf mich zu und wollen sich den Bulli genauer anschauen. Vor allem wenn sie merken, dass ich nicht missionieren will. Das ist mir ganz wichtig! Jeder soll das fahren, womit er glücklich wird. Ich berichte ganz ehrlich, und dann kann sich jeder seine Meinung bilden. Mittlerweile treffe ich natürlich auf Leute, die auch ID. Buzz fahren. Da entstehen noch mal ganz andere Expertengespräche. Insgesamt ist der Ton viel freundlicher geworden – vor drei Jahren gab es deutlich mehr Menschen mit Vorurteilen.

Du bist selbst auch viel mit deinem privaten Verbrenner-Camper unterwegs. Hat sich durch die Reise mit dem ID. Buzz dein Reisestil nachhaltig verändert?

Christian Schlüter: Nicht wirklich. Um herauszufinden, ob der ID. Buzz wirklich Vanlife-tauglich ist, hatte ich von Beginn an eine klare Devise: Ich mache alles so wie immer. Heißt, ich habe mich nie im Vorfeld darum gekümmert, wann ich wo lade, sondern habe es wie mit meinem Verbrenner einfach auf mich zukommen lassen. Hat immer funktioniert! Und dort, wo es nicht ging, war ich meistens selbst dran schuld. Klar, ich stand auch mal vor einer defekten Ladesäule in Griechenland. Aber irgendwie hat es trotzdem immer geklappt. Was ich aber merke: Wenn ich wieder im Verbrenner unterwegs bin, vermisse ich diese Ruhe, die ich erst im ID. Buzz kennengelernt habe. Auf der Langstrecke empfinde ich das elektrische Reisen als äußerst entspannend.

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Du hast den ID. Buzz also mittlerweile als echten Bulli akzeptiert, der Vanlife-Test lief erfolgreich.

Christian Schlüter: Voll und ganz! Das liegt aber auch daran, dass er einfach erkennbar zur Bulli-Familie gehört und ich diese große Bulli-Leidenschaft in mir trage – ganz egal ob Verbrenner oder elektrisch. Und das geht nicht nur mir so. In den USA hatte ich die Ehre, den Stand-up-Comedian Gabriel Iglesias, Fluffy genannt, zu treffen. Er ist einer der bekanntesten Bulli-Sammler und hat eine wirklich beeindruckende Kollektion – hauptsächlich T1 Modelle. Er war so begeistert vom ID. Buzz, dass er auch einen für seine Sammlung haben wollte. Das Ende vom Lied: Er ist der Erste in den USA, der einen bekommen hat.

Klingt nach einem absoluten Highlight. Im Buch schreibst du, es ist die Reise deines Lebens. Gilt das immer noch?

Christian Schlüter: Definitiv! Bei jedem Trip zeigt sich immer wieder, dass diese Entscheidung absolut richtig war und dass das, was ich erleben durfte, oftmals nur durch den ID. Buzz funktioniert hat. Dieses neue Auto, das den Menschen trotzdem vertraut vorkommt, die Neugier der Leute – all das hat zu so vielen Erlebnissen geführt, an die ich mich gern zurückerinnere.

Blicken wir nach vorn: Wohin geht es als Nächstes?

Christian Schlüter: Gar nicht so weit, nach Hamburg ins Miniatur Wunderland. Die Betreiber waren von der Reise wohl auch recht fasziniert und wollen meinen gelb-weißen ID. Buzz in ihre Flotte aufnehmen. In Knuffingen, einem der ersten Abschnitte im Miniatur Wunderland, kurvt er dann bald als Modellauto herum – als kleinstes fahrendes Auto der Anlage. Und danach muss ich wieder ein paar Länderpunkte sammeln. In der EU fehlen mir noch Zypern und Portugal. Eine Handvoll Kilometer kommen also noch hinzu.

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Europa elektrisch

Liebevolle Porträts über die Fangemeinde, faszinierende VW Busse und irrwitzige Anekdoten vom elektrischen Reisen: In seinem Buch „Europa elektrisch“ nimmt Christian Schlüter seine Leser mit auf die Reise seines Lebens. Und entdeckt nicht nur den ID. Buzz, sondern auch die vielen Facetten der Bulli-Community.

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