Joachim Fischer
· 10.11.2022
Gute Winterreifen sind auf Schnee und Eis die beste Versicherung, dass man unbeschadet ans Ziel kommt. Deshalb empfiehlt GUTE FAHRT zur Saison wie gewohnt Top-Winterpneus für viele Volkswagen, Audi, Seat, Cupra und Skoda
Zocken Sie gerne? Klar, wir auch. So ein Spielchen entspannt, bringt einen auf andere Gedanken. Nur sollte man genau wissen, um und mit was man spielt. So ist das auch beim Thema Winterreifen. Klar, es schneit in den meisten Regionen Deutschlands in der Regel immer seltener und weniger. Doch kann man deshalb auf Winterreifen verzichten und sich mit Sommer-Schlappen durch die kalte Jahreszeit mogeln? Vielleicht – vielleicht auch nicht ...
Grundsätzlich gilt in Deutschland die sogenannte situative Winterreifenpflicht. Das bedeutet: Sobald Schnee, Matsch, Eis oder Reif auftreten und die Straßen rutschig machen, müssen im öffentlichen Straßenverkehr alle Pkw, SUV, Vans, Geländefahrzeuge, Wohnmobile und Busse mit bis zu 8 Sitzplätzen mit Winterreifen ausgerüstet sein – und zwar rundum. Eine zeitliche Begrenzung gibt es nicht. Als zugelassene Winterreifen gelten seit 1. Januar 2018 nur noch alle an der Flanke mit dem Schneeflocken-/Alpin-Piktogramm gekennzeichnete Reifen (gilt auch für Ganzjahres-Pneus). Die Bezeichnung M+S allein reicht nicht mehr aus. Für vor dem 31. Dezember 2017 produzierte M+S-Reifen gilt eine Übergangsfrist bis 30. September 2024. Wer die Regelungen missachtet, riskiert Bußgelder von 60 Euro an aufwärts plus Punkte in Flensburg.
Nun, liebe Zocker, absolute Wenigfahrer im Flachland mit geringer Schnee- Wahrscheinlichkeit könnten sich auf das Spielchen einlassen, müssten dann aber gegebenenfalls – für einzelne Tage, oder über den ganzen Winter gesehen, vielleicht auch Wochen – das Auto konsequent stehenlassen und öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Wer das stoisch in Kauf nimmt, kann auf den Winterräder-Wechsel verzichten. Doch Vorsicht: Sie kennen „Murphys Gesetz“ („Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen“)?
Eine Alternative wäre für diese Gruppe allenfalls ein guter Ganzjahresreifen. Allwetter-Gummis sind inzwischen zwar sehr ordentlich, bleiben aber immer ein Kompromiss und hinter den Spezialisten zurück: Im Sommer sind sie nicht so gut wie ein reiner Sommerreifen, im Winter schlechter als reine Winter-Pneus. Der große GUTE FAHRT-Ganzjahres-Reifentest in den Heften 8 und 9/22 hat das ebenfalls gezeigt. Aber: Sie sind eine legale Möglichkeit, sich ohne Reifenwechsel über den Winter zu retten.
Lieber auf Nummer sicher
Wer auf Nummer sicher gehen will und etwa in hügeligen Gegenden oder im Gebirge lebt, Wintersportler ist oder vielleicht auch Vielfahrer mit häufigen geschäftlichen Terminen auswärts, für den gilt: Von Oktober bis April müssen Winterreifen auf den Wagen. Daran denken: Bei der Werkstatt des Vertrauens rechtzeitig einen Termin für den Räderwechsel ausmachen, denn wenn die ersten Flocken fallen, ist es meist zu spät und es heißt Schlange stehen.
Vor der Montage lohnt sich ein Blick auf die zuvor eingelagerten Winterpneus. Sind sie unbeschädigt? Haben sie noch genügend Profil? Der Gesetzgeber schreibt mindestens 1,6 Millimeter vor, Fachleute raten zu einem Restprofil von mindestens 4 Millimetern. Das macht auch Sinn, denn wie sollen sonst die weichen, elastischen, kälteresistenten Profil- blöcke der Winterreifen mit ihren bis zu 2.000 speziellen 3D-Einschnitten noch in Schnee oder Matsch greifen können? Eben, gar nicht!
In der speziellen Beschaffenheit der Blöcke liegt übrigens auch der Grund, warum man Winterpneus unabhängig vom Profilbild nach spätestens sechs Jahren austauschen sollte. Durch die Alterung verliert die Gummi-Mischung ihre Elastizität, härtet aus. Die Profilblöcke mit ihren Lamellen sind nicht mehr so beweglich und büßen so ihre Vorteile auf Schnee und Eis ein. Feststellen kann man das Alter seiner Pneus übrigens anhand der sogenannten DOT-Nummer auf der Reifenflanke. Steht dort etwa DOT 1518, bedeutet das: Der Reifen wurde in der 15. Woche des Jahres 2018 produziert.
Ihre Winterreifen sind auf die eine oder andere Art am Ende oder Sie haben das Auto gewechselt und brauchen entsprechend den Fahrzeugpapieren eine neue Größe? Kein Problem: GUTE FAHRT veröffentlicht traditionell in Ausgabe 10 ihre Winterreifen-Empfehlung. Enthalten sind die gängigsten Winter-Formate für sehr viele VW-, Audi-, Seat-, Cupra- und Skoda-Modelle – auch aus älteren Baujahren. Die Tabelle finden Sie auf Seite 82 dieser Ausgabe.
Neun Top-Winterreifen
Damit der Kauf selbst nicht zum Glücksspiel wird, haben wir zudem neun aktuelle Top-Winterreifen verschiedener Hersteller herausgesucht. Viele davon besitzen Werksfreigaben der VW-Konzern-Marken. Falsch macht man mit keinem dieser Winter-Spezialisten etwas.
Das Haupt-Augenmerk haben wir bei der Auswahl auf Reifenmodelle für die Kompakt- und Mittelklasse gelegt, doch inzwischen gibt es auch spezielle Winter-Profile für große und Mittelklasse-SUV, besonders leistungsstarke Fahrzeuge oder auch E-Autos. Die Diversifizierung schreitet voran. Daher findet man im Tabellenkopf auch verschiedene Reifen-Modelle von einem Hersteller.
Quasi als Joker hat GUTE FAHRT in diesem Jahr auch noch über den Tellerrand geschaut und die Winterreifen-Regeln unserer europäischen Nachbarländer zusammengefasst. So informiert – und hoffentlich auch entsprechend ausgerüstet – sollte man sicher und ohne Zockerei mit dem Auto durch den Winter kommen.