Joachim Fischer
· 28.01.2023
Die große Produktaufwertung macht den T-Roc noch deutlich attraktiver. GUTE FAHRT testet den Top-Diesel T-Roc 2.0 TDI 4Motion mit 150 PS, 360 Nm und Allradantrieb in der besonders sportlichen R-Line-Ausstattung
Der Volkswagen T-Roc ist ein echter Überflieger. 2017 inauguriert, setzte er sofort den Blinker und wechselte auf die Überholspur. Dort liefert er sich seit 2021 bei den Neuzulassungen in Deutschland ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem beliebten VW Tiguan. Beide kämpfen allerdings im Windschatten des VW Golf, der hierzulande noch immer der unangefochtene Spitzenreiter der Verkaufs-Charts bleibt. Anfang des Jahres 2022 hat Volkswagen dem T-Roc nun seine erste umfangreiche Produktaufwertung spendiert, die seine Verkaufszahlen sicher noch weiter beflügeln wird. Denn die Wolfsburger haben bei den Verbesserungen konsequent die wenigen Schwachstellen am T-Roc beseitigt.
Da wäre in allererster Linie natürlich das oft kritisierte Hartplastik-Armaturenbrett, das nun durch ein liebevoll Weichgeschäumtes ersetzt wurde. Das bringt nicht nur eine wertigere Optik und Haptik, sondern verbessert auch die Innenraumakustik. Viele weitere Neuerungen – etwa den Wechsel auf den neuen MIB3 oder die Neuplatzierung des Infotainmentbildschirms auf Sichthöhe des Cockpits – können Sie der Vorstellung der überarbeiteten T-Roc-Baureihe in GUTE FAHRT 1/22 online entnehmen – als Abonnent sogar kostenlos. Heute soll unsere ganze Aufmerksamkeit aber allein dem T-Roc mit dem Top-Diesel 2.0 TDI gelten. Der bewährte Zweiliter-Vierzylinder ist aus vielen weiteren Volkswagen-Modellen bekannt. Er leistet 150 PS und satte 360 Newtonmeter maximales Drehmoment von 1.600 bis 2.750 Kurbelwellen-Rotationen pro Minute. Zudem ist er mit dem supersauberen Twin-Dosing SCR-System ausgestattet, das zwei Katalysatoren – jeweils mit AdBlue-Einspritzung – im Abgasstrang integriert und so die Einhaltung der aktuellsten Emissionsnorm EURO 6d–ISC-FCM garantiert.
4Motion-Allradantrieb als Option
Die Kraftübertragung erfolgt über ein automatisiertes 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DSG, das bei dieser Motorisierung bereits serienmäßig installiert ist und den Kraftschluss zu den Vorderrädern herstellt. Eine Handschaltung ist nicht bestellbar. Optional hinzuwählen kann man dagegen den traktionsstarken, elektronisch geregelten 4Motion Allradantrieb nach Haldex-Prinzip.
Die große Produktaufwertung macht den T-Roc noch deutlich attraktiver. GUTE FAHRT testet den Top-Diesel T-Roc 2.0 TDI 4Motion mit 150 PS, 360 Nm und Allradantrieb in der besonders sportlichen R-Line-Ausstattung
Der kostet im Vergleich zum reinen Fronttriebler 2.450 Euro Aufpreis. Ordert man dann noch die betont sportliche R-Line-Ausstattung, die auch schwächere T-Roc optisch ganz nah an das bärenstarke R-Modell mit 300-PS-Benziner rückt, holt man sich ab 42.135 Euro einen trendigen Hingucker mit vielseitigen Talenten in die heimische Garage. Der T-Roc sieht seit seinem Facelift dank der neu gezeichneten Schürzen an Front und Heck viel erwachsener und betont bullig aus. Beim Basis-, Life- und Style-Modell sorgen dafür die wuchtigen, alufarbenen Unterfahrschutz-Applikationen. Beim R-Line sind es die eigenständigen, luftigen Sport-Schürzen, vorne mit den dreisegmentigen, fast senkrecht stehenden TFL-Einheiten in den extragroßen seitlichen Einlässen. Dazu trägt der Sport-Roc ab Werk LED-Pro-Scheinwerfer und tiefrot eingefärbte LED-Rückleuchten. In der Silhouette füllen die serienmäßigen 17-Zoll-„Valencia“-Alus in Galvanograu die kunststoffbeplankten Radhäuser bereits ordentlich. Noch besser gelingt das jedoch optionalen 18- oder sogar 19-Zöllern. Wir würden zum Design Paket „Black Style“ tendieren, das unseren Testwagen aufwertete. Hier sind für vergleichsweise günstige 845 Euro schwarze „Grange Hill“-Alus in 7J x18 Zoll mit 215/50er-Reifen, Außenspiegel in Kontrastfarbe, Chrom-Applikationen innen, eine schwarze Dachreling, Folien in Carbon-Optik auf den C-Säulen, eine Privacy-Verglasung hinten und schwarze Zierleisten inkludiert. Die 19-Zoll-Leitmetallfelgen „Misano“ mit 225/40er Reifen – zu sehen an unserem Test-T-Roc – kosten in Verbindung mit dem Black-Paket übrigens nur 515 Euro Aufpreis, als Einzeloption 1.030 Euro. Besonders gut harmoniert der „Black-Style“ zudem mit den schicken Zweifarblackierungen in Lapiz Blue
oder Kings Red Metallic, jeweils für 1.310 Euro inklusive schwarz lackiertem Dach. Der Innenraum des neuen T-Roc hat sich wie bereits erwähnt schick gemacht. Die weiche Armaturentafel, das neu positionierte Infotainment-Display, die Klimabedienung mit beleuchtetem Touch-Slider, Türverkleidungen in Kunstleder, neue MF-Lenkräder, das farblich leicht abgesetzte Dashpad – alles wirkt nun wesentlich hochwertiger und aus einem Guss. Da steigt man gerne ein und nimmt auf den ausgezeichneten Sport-Komfortsitzen Platz. Übersicht und Bedienung des neuen, stark verbesserten MIB3 mit noch verbliebenen Tastern und Drehreglern für wichtige Funktionen passen, man fühlt sich auf Anhieb wohl und zu Hause.
Los geht’s. Der Vierzylinder wird dank „Keyless Access“ (395 Euro extra) per Knopfdruck zum Leben erweckt. Zurückhaltend im Ton und vibrationsfrei verrichtet er seinen Dienst, tritt schon aus niedrigen Drehzahlen bärig an. Das 7-Gang-DSG sortiert die Fahrstufen souverän und ruckfrei. Im Programm D mit Fokus auf Effizienz überzeugt es durch frühes Hochschalten. Auf S verschieben sich die Schaltpunkte in Richtung Sport. Die Gänge werden länger gehalten und früher heruntergeschaltet. Der TDI hängt dadurch agiler und wacher am Gaspedal, weil er nicht so oft schalten muss. Ab geht es zur GF-Messstrecke. Hier wird der T-Roc bis an seine Grenzen gefordert: Aus dem Stand beschleunigt er in 8,5 Sekunden auf 100 Kilometer pro Stunde. 26,2 Sekunden dauert es bis auf 160 km/h. Die Vmax liegt bei 200 km/h. Der Zwischensprint von 80 auf 120 km/h ist in 6,6 Sekunden erledigt. Das sind ordentliche Fahrleistungen für den immerhin doch mindestens 1.560 Kilogramm schweren T-Roc. Zum stattlichen Gewicht trägt natürlich auch der Allradantrieb 4Motion bei, doch als Benefit sorgt der für eine unerschütterliche Traktion – auch bei den extrem fordernden Beschleunigungsmessungen oder etwa auf nasser Fahrbahn.
Auf zur nächsten Prüfung: Hier hat der T-Roc über kurvige Landstraßen Schwarzwaldhöhen zu erklimmen und Täler zu durcheilen. Und gerade dort – oder auf jedwedem anderen mäandernden Geläuf – ist er fraglos in seinem Element. Agil und direkt folgt er den Befehlen der serienmäßigen, fein rückmeldenden Progressivlenkung. Dazu hängt er auf Getriebestellung S oder in der Sport-Abstimmung der ab Werk verbauten Fahrprofile druckvoll und zupackend am Gas. So ist es eine Wonne, sich von Kurve zu Kehre tragen zu lassen. Anbremsen, im Scheitelpunkt wieder aufs Gas, den grandiosen Grip spüren und sich von den 360 Nm bis zum nächsten Bremspunkt katapultieren lassen.
Das alles geschieht so unaufgeregt und neutral im Fahrverhalten, dass man sich fast wie auf der Schiene wähnt – nur ohne Verspätung. Zugegeben, unser T-Roc war statt mit dem gewiss nicht schlechten, serienmäßigen R-Line-Sportfahrwerk mit der optionalen adaptiven Fahrwerksregelung DCC für 1.045 Euro sowie den bereits beschriebenen 19-Zöllern ausgerüstet. Das formidable, auch individuell per Touch einstellbare Fahrwerk zaubert einem jedes Mal aufs Neue ein zufriedenes Lächeln aufs Gesicht. Sportlich abgestimmt reduziert es die Nick- und Wankbewegungen der Karosserie spürbar, ohne dabei den knallharten Burschen zu markieren – auch nicht mit den großen, zwar stabilisierenden, aber auch Komfort-fressenden 19-Zoll-Alus. Eine Sänfte ist der T-Roc so eingestellt nicht, doch er bietet noch genügend Anfeder-Komfort, der übrigens auch für beste Traktion nötig ist.
Im Fahrprofil Comfort zeigt sich das DCC dann von seiner nachgiebigeren Seite, schluckt die meisten Fahrbahnunebenheiten klaglos weg. Dieser weite Regelbereich und die daraus resultierende Variabilität sind es dann auch, die das DCC in fast jedem GUTE FAHRT-Test zu einer klaren Extra-Empfehlung machen.
Genug Spaß gehabt, der Schreibtisch ruft. Durch malerische Schwarzwald-Täler wedelt man hinab in die Rheinebene. Rauf auf die A5 in Richtung Karlsruhe. Der T-Roc marschiert vorwärts, schwimmt prima im mittleren Geschwindigkeitsbereich bis 150 km/h mit. Darüber braucht man etwas Geduld, bis die Vmax von 200 km/h erreicht wird. Notorische Schnellfahrer würden hier wohl durchaus den 200 PS starken Zweiliter-TDI goutieren, der im Konzernregal ruht. Den gibt es im T-Roc aber nicht. In der City überzeugt der T-Roc dann wieder auf ganzer Linie. Agil an der Ampel, wendig und gut übersichtlich im Parkhaus. Kein Wunder, entsprechen seine kompakten Abmessungen doch – bis auf die SUV-typische Höhe (+10,2 cm) – weitgehend denen des VW Golf, der seinerseits rund fünf Zentimeter länger ist. Das merkt man im Innenraum allerdings nicht. Die Standardmaße sind hier fast identisch. Vorne bietet der T-Roc viel Platz und reichlich praktische Ablagen. Auf der Rückbank sitzen zwei Passagiere sehr bequem, Knie- und Kopfraum sind großzügig bemessen. Zu dritt wird es hinten im Schulterbereich etwas kuscheliger. Die Kofferraum-Volumina bei aufgestellter und umgelegter Rücksitzlehne liegen mit 392 und 1.237 Litern ebenfalls auf Augenhöhe.
Sparsamer Zweiliter-TDI
Und der Verbrauch? Der T-Roc 2.0 TDI DSG 4Motion konsumierte im Testschnitt bei flotter Fahrweise 6,3 Liter Diesel pro 100 Kilometer. Wer es geruhsam angehen und im Fahrprogramm D das DSG fleißig hochschalten lässt, kann aber auch mit gut fünf Litern Treibstoff pro 100 km auskommen. Das sind ausgezeichnete Werte für ein allradgetriebenes Fahrzeug. Der T-Roc 2.0 TDI DSG als reiner Fronttriebler dürfte sogar noch rund einen halben Liter weniger konsumieren. Wer also den 4Motion-Antrieb nicht braucht, kann hier sparen. Allerdings darf man dann nur maximal 1.600 statt der 1.700 Kilo Anhängelast an den optionalen Agrarhaken nehmen, die der allradgetriebene T-Roc 2.0 TDI ziehen darf.
Hochwertige Innenausstattung
In Sachen Grundausstattung ist der T-Roc R-Line bereits reichhaltig bestückt. Beheizbare, höhenverstellbare Sport-Komfortsitze mit R-Line-Bezug, ein MF-Touch-Sportlenkrad mit Schaltwippen, die Mittelarmlehne vorne, eine asymmetrisch geteilt umlegbare Rücksitzlehne mit Armauflage, Edelstahl-Pedale, eine weiße Ambientebeleuchtung, ZV, Klimaanlage, vollelektrische Außenspiegel mit Memory, ein höhenverstellbarer Gepäckraumboden, LED-Plus-Scheinwerfer und -Heckleuchten in Dunkelrot sowie das volle Sicherheitspaket sind neben den bereits erwähnten Goodies schon in Serie verbaut. Hinzu kommen als Assistenten der Lane-, Light- und Front-Assist mit Fußgängersowie Radfahrer-Erkennung. Darüber hinaus sind auch der Park-Lenk-Assistent inklusive Parkpiepsern und die Automatische Distanzregelung ACC „Stop&Go“, eine Telefonschnittstelle nebst App Connect Wireless für Apple Car Play und Android Auto, DAB+ sowie die Vorbereitung für die spätere Naviinstallation Discover Media und „We Connect“ grundsätzlich mit an Bord. Selbstverständlich gibt es darüber hinaus aber noch eine ganze Reihe von Features, die extra geordert werden können. Spannend sowie preislich attraktiv finden wir hier gerade für Vielfahrer das Business-Paket (1.865 Euro), das die 2-Zonen- „Air Care Climatronic“, einen Ergo-Active-Sitz mit elektrischer Lendenwirbelstütze und Massagefunktion für den Fahrer, das Microvlies Art Velours für die äußeren vier Sitzplätze, das Navi-System „Discover Media“ mit „Streaming & Internet“, Sprachbedienung, Verkehrszeichenerkennung und die Telefoneinbindung „Comfort“ mit QI-Lader enthält.
IQ.Light und IQ.Drive
Sinnvolle Ergänzungen sind auch das IQ.Light für 785 Euro mit LED-Matrix-Scheinwerfern, der VW-typischen Front-Lichtleiste, LED-Rückleuchten mit Wischblinkern und Fahr-/Bremslicht-Umschaltung sowie Abbiege- und Schlechtwetterlicht. Als komfortfördernd erweisen sich das „Easy Open & Close“-Paket mit der elektrischen, sensorgesteuerten Heckklappe, Diebstahlwarnanlage und „Keyless Access“ für 970 Euro, das vielseitigere Digital Cockpit Pro für 400 Euro und die Rückfahrkamera für 295 Euro. Wer total auf Assistenzsysteme steht, sollte sich das IQ.Drive-Paket anschauen: Es enthält den vernetzten Fahrassistenten „Travel Assist“, den „Emergency Assist“, den Totwinkel-Warner „Side Assist“ und das Proaktive Insassen-Schutzsystem. Wozu braucht man da eigentlich noch einen Führerschein? Aber im Ernst: Der T-Roc 2.0 TDI DSG 4Motion bereitet im Alltag so viel Spaß, den sollte man nur zuweilen der Elektronik überlassen. Und, wer weiß, vielleicht schafft es der neue T-Roc sogar bei den Zulassungen am VW Tiguan vorbeizuziehen und den Golf ins Visier zu nehmen.
Test kompakt
Der VW T-Roc hat durch die Produktaufwertung rundum gewonnen und ist eine echte Golf-Alternative. Mit dem 150 PS und 360 Nm starken, sehr sparsamen sowie ultrasauberen TDI ist er gut motorisiert. Die bullige Motorcharakteristik passt zudem ausgezeichnet zu einem Kompakt- SUV. Auf Wunsch gibt es ihn auch mit dem traktionsstarken 4Motion- Allradantrieb, was ihn auch als Zugfahrzeug interessant macht.