Joachim Fischer
· 03.03.2023
Der kompakte Skoda Karoq ist ein echter Allrounder für City, Langstrecke und Transport. Wie harmoniert er mit dem 150 PS starken Top-Diesel, 7-Gang-D SG und 4x4-Allradantrieb?
Eigentlich ersetzt so ein Skoda Karoq einen ganzen Fuhrpark. Er ist kompakt genug für die City, Transport-Kombi für den Besuch im Baumarkt und zugleich ein durchaus komfortables SUV auf der Langstrecke. Sicher, ein Kleinwagen würde im Stadtverkehr prinzipiell ausreichen, doch wohin mit den Kids und ihren monumentalen Schulranzen auf dem Weg zur Penne? Klar, der Kumpel mit dem großen Kombi würde für den Transport der neuen Werkbank schon mal aushelfen, doch überlebt die Freundschaft auch noch den Besuch beim schwedischen Möbel-Dealer? Und nein, der ganz große Kodiaq wäre für die Urlaubsreise ans Mittelmeer zwar wunderbar, doch Ur-Oma und -Opa mussten schließlich im Käfer noch viel enger zusammenrücken, wenn es über die Alpen in die Sommerfrische ging. Also: So ein Skoda Karoq hat mit seinen 4,39 Metern Länge und gut 1,84 Breite genau das richtige Format für alle Tage und die allermeisten Aufgaben. Deshalb ist er auch so erfolgreich!
Frische Optik, neueste Technik
Erst recht, seit er im Jahr 2021 sein sehr gelungenes Facelift erhalten hat. Die frische, nun noch erwachsenere Optik wird durch die aktuellste Technik aus dem Konzernbaukasten ergänzt – etwa das Infotainmentsystem auf Basis des MIB3.
Doch bleiben wir zunächst bei der Hardware. Unser Test-Karoq rollte als Style-Modell auf den Redaktionshof, ausgestattet mit dem bewährten Zweiliter-Turbodiesel, 7-Gang-DSG und 4x4-Allradantrieb. Das hochmoderne Triebwerk leistet in seiner aktuellen Form 150 PS bei 3.000 bis 4.200/min sowie satte 360 Newtonmeter Drehmoment schon ab 1.600 Kurbelwellenumdrehungen und ist natürlich dank Oxi-Kat, DPF und Twindosing-SCR-Kat supersauber abgasgereinigt. Ein 7-Gang-DSG-Doppelkupplungsgetriebe leitet die Momente elektronisch gesteuert per Lamellenkupplung bei Bedarf an alle vier Räder weiter. Wer aus Zeitgeist-Gründen keinen Diesel will, kann alternativ auf den 150 PS starken 1.5 TSI-Benziner mit DSG ohne Allradantrieb ausweichen oder entscheidet sich für den Karoq Sportline, den es mit 190 PS starkem 2.0 TSI, DSG und 4x4-Allrad gibt.
Doch zurück zu unserem Top-Diesel, der von seiner Charakteristik her hervorragend zum kompakten Karoq passt. Das Triebwerk gibt sich beim Start klar als Selbstzünder zu erkennen, verfällt aber schnell in einen vibrationsarmen, angenehm sonor brummelnden Lauf. Dank seines hohen Drehmoments schon bei niedrigen Drehzahlen drückt es den gut 1.600 Kilo schweren Karoq vom Start weg wuchtig nach vorne. Das 7-Gang- DSG flippert beim Beschleunigen blitzschnell und nahezu ohne Zugkraftunterbrechung die Gänge durch. Das kaschiert das systembedingt schmalere nutzbare Drehzahlband des Diesels ausgezeichnet. Ist die Einstellung D am Getriebe vorgewählt, wird frühzeitig und damit spritsparend hochgeschaltet, für sofortiges Herunterschalten bedarf es nur eines beherzten Tritts aufs Gaspedal oder eines Fingertipps auf die serienmäßigen Schaltwippen am beheizbaren MF-Lederlenkrad. In der Sportstellung S werden dagegen die Gänge weiter ausgedreht, das DSG schaltet zudem beim Anbremsen von Kurven automatisch früher herunter. Dadurch hängt der TDI stets hellwach am Gas. Das beweist unser Proband auch bei den Fahrleistungs-Messungen: 8,8 Sekunden für die Standard-Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h, 7,1 Sekunden für den Überholsprint von 80 auf 120 km/h und ein Spitzentempo von 204 km/h überzeugen.
Traktion in Hülle und Fülle
Auch bei diesen Extremanforderungen ist mangelnde Traktion für den Karoq mit 4x4-Allradantrieb kein Thema – einerlei ob auf Nässe, anderweitig schlüpfrigem Untergrund oder auch beim flotten Herausbeschleunigen aus engen Kurven. Stoisch zieht er seine Bahn, findet immer ein Rad, das bereit ist, Grip aufzubauen. Das ermöglicht ihm auch Ausflüge in leichtes Gelände, wo Bodenfreiheit und die Pneus mit Straßenprofil eher Grenzen setzen als der Antrieb. Für schneebedeckte Fahrbahnen gibt es unter den serienmäßigen Fahrprofilen mit „Snow“ sogar eine spezielle Abstimmung. Das freut die Wintersportler unter den Interessenten. Und noch eine spezielle Gruppe findet mit dem Karoq 2.0 TDI DSG 4x4 einen Partner, der ihren speziellen Bedürfnissen entgegenkommt: Diejenigen, die gerne etwas an die optionale, schwenkbare Anhängerkupplung (920 Euro) koppeln. Sogar der Anhänger-Rangierassistent (620 Euro) ist verfügbar. Bis zu 2.100 Kilo schwere Nachläufer mit eigener Bremse darf das Kompakt-SUV ziehen. Ein durchaus beachtlicher Wert, der durch die Kombination aus drehmomentstarkem Diesel, DSG und Allradantrieb ermöglicht wird.
Das Serienfahrwerk des Karoq ist eher straff, aber nicht unkomfortabel ausgelegt. Nick- und Wankbewegungen des Aufbaus halten sich in Grenzen. Mit den 18-Zoll-Serienalus nebst Reifen in 225/50 R 18 geht guter Abrollkomfort einher. Andere Rad-Dimensionen sind momentan für den Style nicht im Angebot. Wer es gerne sportlich mag oder die Bandbreite zwischen Komfort und Sport erweitern will, sollte über das Performance-Paket für 910 Euro nachdenken, das sowohl das formidable, adaptive DCC-Fahrwerk als auch die feine Progressivlenkung und den Offroad-Assistenten enthält.
Souveränes Fahrwerk
Aber auch ohne diese Goodies fährt sich der Karoq ausgesprochen angenehm und souverän. Die elektromechanische Serien-Servolenkung ist nicht zu leichtgängig, geizt nicht mit Rückmeldung, agiert zudem ausgesprochen präzise. Die Scheibenbremsen packen ordentlich zu, sind gut dosierbar und obendrein standfest.
Das Fahrverhalten selbst ist ohne jede Tücke. Der Karoq lässt sich in schnellen Kurven dank seines 4x4- Antriebs bis in den Grenzbereich hinein ausgesprochen neutral bewegen. Auf der Autobahn läuft er auch bei hohen Tempi stur geradeaus.
Eine klasse „Style“-Serienausstattung
Kommen wir zum Thema Ausstattung. Hier lässt sich Skoda in aller Regel ohnehin nicht lumpen. Eine gute Wahl ist dennoch – einerlei in welcher Baureihe des tschechischen Traditionsherstellers – stets die Style-Variante. Sie bietet ab Werk bereits Vieles, was gehobene Ansprüche befriedigt. Neben einigen kleineren Design- und „Simply Clever“-Goodies enthält sie beim Karoq unter anderem: LE D-Licht und -Heckleuchten mit dynamischen Blinkern, Nebelscheinwerfer, 18-Zoll-Alufelgen, eine Dachreling, die 2-Zonen-Climatronic, beheizbare Sport-Komfortsitze mit Lendenwirbelstütze vorne, vollelektrische Außenspiegel, den automatisch abblendenden Innenspiegel, das schlüssellose Zugangssystem Kessy, Parksensoren vorne und hinten und eine Rückfahrkamera.
Hinzu kommen die Fahrprofilauswahl, elektrische Fensterheber rundum, abgedunkelte hintere Scheiben, ein beheizbares M F-Lederlenkrad mit Schaltwippen, eine geteilt umklappbare Rücklehne im Fond mit Fernentriegelung und Mittelarmlehne, die Mittelarmlehne vorne, das Digital Cockpit Plus, das Infotainmentsystem Bolero nebst DAB+ und acht Boxen, die Komfort-Freisprecheinrichtung mit Qi-Phonebox, das auch kabellose SmartLink für Apple CarPlay und Android Auto, die Sprachsteuerung sowie USB-C-Anschlüsse vorne. Elektronische Helfer finden sich in Form der GRA, des Frontassistenten mit City-Notbremsfunktion und Personenerkennung, des Spurhalte-, Fahrlichtund Berganfahrassistenten.
Puuuh, das war zugegebenermaßen eine ziemlich lange Aufzählung von Ausstattungsdetails. Doch sie soll verdeutlichen, wie erstaunlich umfassend der Karoq „Style“ schon ab Werk ausstaffiert ist – und dabei haben wir auf die Erwähnung kleinerer oder unserer Ansicht nach weniger wichtiger Details noch verzichtet. Darüber hinaus gibt es aber natürlich noch einige Individualisierungs-Optionen, die oft in sinnvoll zusammengestellten Paketen angeboten werden. Zu nennen wären hier in erster Linie das Paket „Licht & Sicht“ für 1.650 Euro. Es enthält ausgezeichnete Matrix-LE D-Scheinwerfer mit dem zugehörigen dynamischen Fernlichtassistenten, Abbiegelicht und die kuschelige Ambientebeleuchtung für den Innenraum.
Wer gerne automatisch einparken lässt, sollte sich das Paket „Parken Plus“ für 910 Euro ansehen, das neben dem Parklenkassistenten auch die alltagspraktischen 360 Grad-Umgebungskameras beinhaltet. Weitere nützliche Assistenten bietet das Paket „Traveller Plus“ für ebenfalls 910 Euro mit der automatischen Distanzregelung ACC bis 210 km/h, Verkehrszeichenerkennung, Notfall-Stau- und Adaptivem Spurhalte-Assistenten – allerdings nur erhältlich unter Zubuchung der Navigationssysteme „Amundsen“ oder „Columbus“. Die ACC gibt es allerdings auch als Einzel-Option.
Sinnvolle Einzeloptionen
Nützliche Details für den Innen- und Kofferraum enthalten die günstigeren Pakete „Family“ (160 Euro) und „Simply Clever“ (110 Euro). Die Flexibilität im Fond kann man mit dem sehr empfehlenswerten „Sitzsystem Varioflex“ (630 Euro) noch weiter ausbauen. Hier sind die Rücksitze mit verstellbarer Lehnenneigung zusätzlich längs verschieb-, versetz- sowie einzeln herausnehmbar. Der Mittelsitz erfüllt eine Tischfunktion. Ebenfalls sehr praktisch ist die elektrische Heckklappe mit Komfortsteuerung für 630 Euro.
Doch einerlei mit wie viel Luxus-Features man sich den Skoda Karoq Style 2.0 TDI DSG 4x4 weiter individualisieren will, schon das Serienmodell bietet ab 41.410 Euro ein sehr adrettes Paket mit kraftvollem, sparsamem Motor, feinem Fahrwerk mit Allradantrieb, reichlich Platz und hoher Flexibilität – gleichermaßen geeignet für City, Alltag und Langstrecke. Bedenkt man zudem, dass der Karoq auf diese Weise dank seiner vielseitigen Talente wirklich einen ganzen Fuhrpark ersetzen kann, ist auch der Basispreis nicht zu hoch angesetzt.
Test kompakt
Der ausgereifte und bewährte Skoda Karoq ist durch sein Facelift 2021 noch wertvoller geworden. Das schicke Kompakt-SUV – nun auch mit MIB-3-Infotainment – ist ausgesprochen praktisch, höchst variabel und komfortabel ausgelegt. Als Style- Modell glänzt der Karoq zudem durch eine sehr gute Serienausstattung. Der saubere 150-PS-Top-Diesel mit 7-Gang-DSG und 4x4-Allradantrieb passt prima zur SUV-Charakteristik.