Arne Olerth
· 08.09.2023
Quadratisch, praktisch, gut? Keine Sorge – wir wollen Ihnen hier kein X für ein U vormachen, Schokolade soll nicht das Thema dieser Seiten sein. Vielmehr der Megastar der Zulassungsstatistik: das Kompakt-SUV. Groß genug für komfortable Fernreisen mit Kind und Kegel eckt es dennoch in der City nicht an. Sein Hochsitz gewährt eine gute Übersicht und komfortables Ein- steigen, die moderaten Abmessungen einen zivilen Verbrauch. Auch im Kostenkapitel kann das Kompakt-SUV glänzen, ist seine Anschaffung doch für viele darstellbar. Kein Wunder, dass die Kunden begeistert zugreifen.
Seat spielt mit dem Ateca hier in der ersten Liga, haben sich doch in den letzten sechs Jahren hierzulande knapp 125.000 Interessenten für das schmucke Ibero-SUV entschieden. Die Gründe für seinen Erfolg sind vielfältig: Zum einen hüllt der spanische Autobauer die universellen Tugenden in einen sportlich geschneiderten Maßanzug, der dem SUV einen ausgesprochen dynamischen Auftritt verpasst. Dazu serviert der Ateca das dazugehörige freudvolle Fahrverhalten, ohne dabei den Komfort zu kasteien. Nicht zuletzt garniert Seat das Ganze mit einem üppigen Ausstattungspaket, das viele empfehlenswerte Extras schon von Hause aus mitbringt. Gründe für uns, den Ateca des Jahrgangs 2023 einmal genauer anzuschauen.
150 PS leistet der Testwagen – die in diesem Segment wohl universellste Klasse. Seat bietet diese sowohl als TSI als auch als TDI an. Heute stellt sich der Selbstzünder dem GF-Test, der sich gerade für Langstreckenfahrer oder Gespannpiloten empfiehlt. Mit bärigen 340 Newtonmetern managt der Ateca auch Kingsize-Hänger, die bis zu 2,1 Tonnen wiegen dürfen.
Der noch kräftigere 190-PS-TDI ist aktuell aber genauso aus dem Programm gefallen, wie der 4Drive-Allrad-Antrieb. Und noch etwas fällt beim Stöbern in der Preisliste auf: Ab 150 PS kann der Ateca auch unter dem Sportlabel Cupra geordert werden – mit TSI-Motoren bis zu 300 PS, obligatorischem Allradantrieb (ab 190 PS) und nachgeschärfter Ausstattung.
Seat rundet die Ateca-Familie dafür nach unten hin ab – in Sachen Leistung als auch beim Preis. So kostet der 110-PS-Einstiegs-TSI kaum mehr als 27.000 Euro. Der Testwagen freilich steht mit exakt 40.000 Euro in der Liste, kommt er doch neben dem bulligen TDI mit obligatorischem DSG auch in der besonders beliebten, sportlichen FR-Ausstattungslinie. Hier lackiert Seat den Chromzierrat der Karosserie in sportlichem Schwarz, tönt die hinteren Scheiben dunkel und montiert große 18-Zoll-Alufelgen. Dazu gibt es das volle LED-Programm für Schweinwerfer, Nebelscheinwerfer und Rückleuchten, hier sogar mit Wischblinker. Sport-Komfortsitze, Alu-Pedalerie und Ambientebeleuchtung sorgen für Wohlfühlatmosphäre an Bord, genauso wie die Zweizonen-Climatronic, das Fahrmodus-Wählrad „Drive Profile“, DAB+, BT-Freisprecheinrichtung, Kessy, Rückfahrkamera, Digitalcockpit, Multi-Lenkrad in Leder und vieles mehr. Alles Serie!
Genug der Vorrede, greifen wir ans Volant. Das schmeichelt dem Piloten mit echten Tasten und Walzen, Touchen und Sliden überlässt der Seat anderen. Überhaupt glänzt der Seat mit einer gelungenen Mischung aus analogen und digitalen Bedienelementen. Die Climatronic und die Funktionsleiste darüber etwa sorgen „beknopft“ für eine intuitive Bedienung, für tiefgreifendere Einstellungen gibt es einen großen Touchscreen. Dessen Menüführung bedarf ein wenig der Eingewöhnung, ist mancherorts verschachtelt.
Die Sport-Fauteuils kombinieren klasse Langstreckenkomfort mit einer wirklich guten Abstützung – sollte es einmal deftiger zur Sache gehen.
Das probieren wir jetzt aus, und schicken den Seat zur Sprintmessung: Nach 9,0 Sekunden ist Tempo 100 abgehakt, das entspricht exakt der Werksangabe, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 202 km/h. Der Blick in die technischen Daten verrät, dass der 1.5 TSI mit 150 PS exakt dieselben Werte liefert – einerlei ob als Handschalter oder DSG. Mit diesen Fahrleistungen wird der TDI seinem Allroundanspruch gerecht. Ab auf den Handlingparcours, nicht aber ohne dabei den Fahrmodus auf „Sport“ zu drehen. Das klappt mit dem großen Wählrad auf der Mittelkonsole spielerisch. Neben einem Individualprogramm sind auch die Profile „Normal“ und „Eco“ wählbar. Perfekte Ergänzung dazu ist die adaptive DCC-Dämpfung, die nicht nur Präzision und Komfort auf ein neues Level hebt, sondern durch den Dreh am Wählrad blitzschnell gestrafft wurde. Flott durcheilt der Ateca die Wechselkurven, folgt präzise den Anweisungen an der wunderbar rückmeldenden Progressivlenkung. Wankbewegungen gibt es, doch sie fallen erstaunlich gering aus – wenngleich das SUV hier bauartbedingt einem Hatchback unterlegen ist. Das DSG feuert die sieben Fahrstufen blitzschnell ein, hält sie dabei länger als im Normalmodus. Bei vollem Lastabruf in Spitzkehren kann der Fronttriebler seine Arbeitsweise nicht gänzlich leugnen, trotz 235er-Breitreifen (Aufpreis) scharrt der Ateca bisweilen leicht mit den Hufen. Doch seien wir ehrlich: Die Dynamiker unter den Ateca-Fans werden sich wohl eher im Cupra-Programm umschauen, der 150-PS-TDI verwandelt das 1,5-Tonnen-SUV nicht in einen sehnigen Sportler. Eher in einen souveränen Cruiser.
Und hier macht der Selbstzünder seine Sache perfekt. Lässig schiebt er das SUV an, bietet Punch in allen Lebenslagen. Gleichwohl sollte der Fahrer gerade beim Anfahren den Fuß am Pedal ein wenig zügeln, sonst wird‘s schnell ein Kavalierstart. Butterweich verschleift das DSG die Schaltvorgänge, macht lange Fahrten zum Vergnügen. Dazu passt auch die wahlweise ausgesprochen komfortable Seite des DCC-Fahrwerks. Die 19-Zoll-Optionsfelgen mit ihrer herben Abrollnote trüben diese etwas – in Sachen Komfort sind die 18-Zoll-Serienfelgen die bessere Wahl. Mehr als 1.000-Kilometer schafft der entspannte Ateca-Pilot mit einer Tankfüllung, verbraucht er doch weniger als fünf Liter. Auf der normierten GF-Verbrauchsrunde nahm sich der Seat nur 5,9 Liter – was für die Sinnhaftigkeit des Selbstzünders spricht.
Wer freilich nicht ständig auf der Langstrecke unterwegs ist, darf auch mit dem gleich starken 1.5 TSI liebäugeln. Der spart mit DSG satte 3.310 Euro, mit Handschaltung noch mehr. Die 150-PS-Motoren gibt es auch mit der günstigeren Style-Ausstattung, wodurch sich weiter sparen lässt.
Sie aber haben ihr Herz an den dynamisch auftretenden Ateca FR verloren? Eine prima Wahl, die zum Rundum-Sorglos-Vegnügen nur wenig Extras erfordert. Das Winterpaket (520 Euro) etwa, mit Heizungen für Vordersitze und Lenkrad. Oder das Not-Reserverad. Jeder, dem bei einer Reifenpanne schon einmal die Dichtmilch ohne entsprechende Wirkung schon einmal über die Schuhe gelaufen ist, wird die 140 Euro gerne investieren. Parkpiepser hinten sind Serienstandard, die für vorn kosten 620 Euro Aufpreis – in Verbindung mit dem Parklenkassistenten. Natürlich gibt es auch modernste Assistenten, die Seat gestaffelt in Paketen bündelt. Die XL-Version für 1.000 Euro lässt keine Wünsche offen, bietet unter anderem den Radartempomat ACC, den Spurhalteassistent, den Side Assist und den Travel Assist. Doch auch die weniger prall geschnürten Pakete sind eine Überlegung wert.
Ganz gleich welcher Option man den Vorzug gibt, der Ateca erweist sich im Alltag stets als universeller Problemlöser. Und: So praktisch talentiert er konzipiert wurde, so stimmungsaufhellend wirkt er auf seine Passagiere – das hat er dann doch mit Schokolade gemein.
Motor
Der Seat Ateca ist ein echtes Multitalent: Perfekt dimensioniert für die meisten Anforderungen des Alltags, verwöhnt er mit hohem Komfort und freudvoller Dynamik genauso wie mit praktischen Talenten. 150 PS sind genau richtig für den universellen Einsatz. Der bärige TDI rechnet sich aber nur für Langstreckenpiloten, alle anderen dürfen zum günstigeren 1.5 TSI greifen.