Martin Santoro
· 05.08.2022
Nach dem Facelift des Ateca vor bald zwei Jahren und einem Motor-Update zum Jahreswechsel geht der Kompakt- SUV ins Modelljahr 2023. Im Test kommt der Top-Diesel im Offroad-Look mit Allrad
Sechs Jahre nach seiner Premiere ist der Ateca aus dem hart umkämpften Segment der Kompakt-SUV nicht mehr wegzudenken. Seit dem Marktstart 2016 wurden allein im wichtigsten Markt Deutschland über 120.000 Ateca zugelassen. Gefragt ist der in Tschechien gebaute Spanier vor allem wegen seines variablen Innenraums, der hohen Sitzposition und der hochwertigen Verarbeitung – ein perfekter Begleiter im sportlichen Dress für jede Gelegenheit.
Das kommt gut an. Und damit das auch so bleibt, hat Seat sein Erfolgsmodell vor zwei Jahren behutsam modernisiert. Mit neuem Gesicht, mehr Assistenten, zeitgemäßem Infotainment und geringerem Durst sichert sich das SUV weiterhin einen der vorderen Plätze bei den Neuzulassungen. Das Motorenprogramm wurde zuletzt 2021 einem neuerlichen Feinschliff unterzogen, wodurch sämtliche Aggregate die aktuellen Abgasvorschriften mit noch geringeren Schadstoffemissionen erfüllen. Bevor wir darauf näher eingehen, riskieren wir aber zuerst einen Blick aufs aktuelle Angebot zum Modelljahr 2023.
Neben den gewohnten Ausstattungen Reference, Style und der sportlichen FR-Version rückt die seit der Modellpflege angebotene Offroad-Linie Xperience unaufhaltsam ins Rampenlicht. Zu erkennen gibt sich die noble Variante etwa an schwarzen Radhausbeplankungen. Aluminiumoptik an den Unterfahrblenden vorn wie hinten sowie seitliche Profilleisten an den Schwellern verfeinern den Gelände-Look weiter. Die Seitenfensterlinie ist in Chrom gefasst, die Dachreling silbern eloxiert. Leichtmetallräder in 18 Zoll, das Licht- und Sicht-Paket samt Voll-LED-Scheinwerfer, Rückfahrkamera und das praktische schlüssellose Schließ- und Startsystem „Kessy“ sind weitere Highlights des Ateca Xperience. Bei der Motorisierung besteht die Wahl zwischen zwei Benzinern mit 150 PS (ab 33.460 Euro) und 190 PS (39.120 Euro) sowie dem für Vielfahrer attraktive Zweiliter-Selbstzünder mit 115 und 150 PS Leistung.
Neuer Diesel-Motor wird im Ateca zum Standard
Der schwächere kommt generell mit Frontantrieb und Sechsgang-Handschaltung für 35.420 Euro, während es den TDI mit 150 PS Leistung in drei Ausführungen gibt: zwei mit Frontantrieb, wahlweise als Handschalter (36.770 Euro) und Siebengang-DSG (38.570 Euro). Wir greifen gleich zur Topversion mit 4Drive-Allradandtrieb zu 40.270 Euro, den Seat generell an den Schaltbuttler bindet. Sein neu entwickelter Zweiliter-Diesel EA 288 Evo minimiert mit zwei in Reihe geschalteten SCR-Kats den Ausstoß von Stickoxiden. Das Twindosing-Verfahren kommt auch in vielen anderen Konzern-Modellen flächendeckend zur Anwendung. Im Ateca erfüllt der TDI seit dem letzten Jahreswechsel die aktuell erforderliche Abgasnorm Euro 6d-ISC-FCM. Eine weitere Reduzierung des Verbrauchs und die damit verbundene Senkung des Stickoxidausstoßes haben die Entwickler durch innermotorische Maßnahmen erzielt
Zwischen niedrigen 1.750 und 3.000/min lagen zuvor stramme 360 Nm an, jetzt erreicht der Motor sein Drehmoment-Maximum zwischen 1.600 und 2.750/min. Die maximale Leistung offeriert der Vierzylinder durch eine Drehzahlanhebung um 200 Umdrehungen im Maximum, sprich zwischen 3.500 und 4.200/min. Nach NEFZ-Norm verbraucht der Vierzylinder-Turbo mit 5,0 Litern jetzt im Schnitt 0,1 Liter weniger. Durch die Modifikationen reduzierte sich der WLTP-Wert gar um 0,4 auf nunmehr 5,9 Liter.
Die Praxis zeigt meist etwas höhere Werte. So lag im gemischten Testbetrieb unser Schnitt bei 6,4 Liter, womit der Spanier die WLTP-Angabe fast erreicht. Lässt man den Ateca schön rollen und verzichtet auf Vollgasspielereien beim Beschleunigen, so sind auch Werte unter fünf Liter machbar. Nicht schlecht für einen vollumfänglich ausgestatteten Allrad-SUV, der samt Panorama-Glasschiebedach (1.250 Euro) und optionalen 19-Zoll-Rädern sein Basisgewicht von 1,6 Tonnen ganz sicher überschreitet.
Vermutlich verfehlte er deshalb bei der Sprintdisziplin die Werksangabe um drei Zehntel, eilte dennoch flott in 9,1 Sekunden vom Stand auf Landstraßentempo. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 197 km/h, automatisch pendelt sich das Reisetempo aber bei etwa 150 km/h ein. Zum einen steigt über 3.500 Touren kaum mehr der Schub sondern nur die Lautstärke, zum anderen ist die große Stärke des TDI das souveräne Gleiten. Unterhalb von etwa 3.000/min verschwindet der Diesel akustisch beinahe vollständig im Hintergrund.
Sportliches Fahrwerk-Setup
Beim Komfort bewegt sich der optional adaptivgedämpfte (980 Euro) Seat auf der sportlich orientierten Seite, federt aber selbst wüste, kurze Unebenheiten sanft weg, schwingt langen Wellen kaum nach, wankt wenig. Beladen bekommt er das ebenso gut hin, die Normal-Kennlinie passt eigentlich immer. Auf kleinen Landstraßen raten wir zur eigentlichen Sport-Stufe, die bei strafferer Abstimmung für Lenkung, Gasannahme und Dämpfer noch umfänglichen Komfort bietet – bei mühelos agilem Handling. Fast unerschütterlich fahrsicher biegt der Ateca flott in Kurven, lässt sich von Lastwechseln nicht provozieren. Dabei führt die Progressivlenkung gewohnt präzise und direkt, bietet feinnervige Rückmeldung.
Den kraftvollen Allrad-Ateca bloß auf seine Dynamik-Tugenden zu reduzieren, würde seinem Allroundanspruch nicht gerecht werden. Vier Erwachsene können sich für die Langstrecke komfortabel einrichten. Das Raumangebot passt und 485 bis 1.579 Liter Laderaumvolumen unterstreichen seine universellen Fähigkeiten ebenso wie 2,1 Tonnen Zuglast am optionalen Haken.
Test kompakt
Der Seat Ateca 2.0 TDI 4Drive ist ein kompaktes, dennoch geräumiges und nicht zu schweres Auto mit hoher Anhängelast, dessen 150 PS-Motor bestens zu den Allroundeigenschaften des knackigen SUV passt. Seidig weich agiert der kraftvolle wie saubere und sparsame Zweiliter. Wer auf die Traktionsstärke des Allradantriebs sowie die DSG-Automatik verzichten kann, spart gleich 3.500 Euro.