Unbekannt
· 25.06.2013
Das Abenteuer lauert überall. Auch da, wo man keinen echten Geländewagen braucht. Dafür gibt es die Cross-Modelle von VW. Alle Versionen von XL bis S im großen Cross-Check
Deftige Höherlegung, Rammschutzbügel, Ersatzrad am Heck: Mit der Studie Montana präsentierte Volkswagen auf dem Genfer Salon 1989 einen besonders abenteuerlustigen Golf. Nur ein halbes Jahr später machte man ernst und zeigte auf der IAA die Serienversion Country auf Basis des Golf 2 Syncro. Nach gut 7700 Exemplaren wurde 1991 die Produktion eingestellt. Heute ist der Golf Country ein begehrtes Sammlerstück. Seine Nachfahren, die Cross-Modelle, sind indes echte Verkaufsschlager und aus dem Straßenbild nicht mehr wegzudenken. Und die Familie der kernigen Lifestyle-Mobile wird immer größer: Neben den altbekannten "Crossies" Polo, Golf und Touran sind seit kurzem auch der Caddy und der Up! im Geländedress zu haben.
Abseits befestigter Straßen sind die Cross-Modelle so gut wie nie zu sichten. Klar, denn bis auf eine Ausnahme handelt es sich durchweg um brave Fronttriebler. Das Abenteuer lauert aber nicht nur auf staubigen Pisten. Auch im Großstadtdschungel, bei Expeditionen zum Baumarkt und auf Shoppingsafaris braucht man das passende Auto. Ein waschechter Geländewagen ist da einfach zu viel des Guten. Was Asphaltcowboys und -girls wollen, ist ein Hauch von Verwegenheit bei voller Alltagstauglichkeit. Genau diese Mischung macht die Cross-Modelle so erfolgreich. Allen gemeinsam sind die schwarzen Beplankungen an den Radhäusern und den Schwellern. An Bug und Heck ist je ein Unterfahrschutz angedeutet. Dachreling, Aluräder und höhergelegtes Fahrwerk (außer Caddy) runden den sportlich-robusten Auftritt ab. Spezielle Sitzbezüge und eine erweiterte Serienausstattung sind ebenfalls selbstverständlich. Doch so ähnlich die Aufmachung der fünf Wagen ist, so verschieden sind die Zielgruppen. Wer wird mit welchem Cross-VW glücklich?
Der aktiven Familie, die häufig mit sperrigem Freizeitgerät unterwegs ist, empfehlen wir den Caddy oder den Touran. Mit 4,4 Metern Länge und 1,8 Metern Nettobreite bieten beide fast die gleiche Grundfläche. Der unübersehbare Unterschied: Mit gut 1,85 Meter überragt der Caddy den Touran um 17 Zentimeter. Dementsprechend genießt die Caddy-Besatzung mehr Luft über dem Scheitel. In Sachen Laderaum punktet ebenfalls der Caddy. Er packt mit fünf Sitzen 750 Liter, der entsprechend möblierte Touran nimmt 55 Liter weniger auf. Maximal bietet der Touran üppige 1989 Liter. Beim Caddy sind es sage und schreibe drei Kubikmeter. Die Ummöblierung des Touran-Innenraums vollzieht sich dank klapp- und entnehmbarer Einzelsitze komfortabel. Um dem Caddy den maximalen Laderaum abzugewinnen, muss die Rückbank am Stück ausgebaut werden. Lässt man sie an Bord und klappt sie nach vorn, verbleiben immer noch sagenhafte 2852 Liter. Beide Vans sind gegen Aufpreis auch als Siebensitzer erhältlich. Caddy oder Touran, das ist nicht zuletzt eine Frage des persönlichen Stils. Natürlich ist der Caddy rustikaler und mit seiner hohen Stirn nicht ganz so schnittig wie der Touran, der auch innen wertiger anmutet. Klar, der Cross Touran ist mit mindestens 28.525 Euro auch 6165 Euro teurer als der günstigste Cross Caddy. Aber Vorsicht: Während der Touran minimal 140 PS stark ist, muss der Basis-Caddy mit 85 PS auskommen. Wirklich fair ist also nur der Preisvergleich der einzigen für beide erhältlichen Motorisierung 2.0 TDI mit 140 PS. Hier steht es 30.750 Euro für den Touran zu 28.554 Euro für den Caddy. Bringt man dann noch das Caddy-Inventar mit Sonderausstattungen so weit wie möglich auf Touran-Serienniveau, herrscht fast Gleichstand.
Fazit: Der Cross Caddy ist dann dem Touran vorzuziehen, wenn besonders viel Platz gebraucht wird und der Motor eine Nummer kleiner ausfallen darf – oder wenn Allrad gewünscht wird. Der Caddy ist derzeit nämlich das einzige Cross-Modell, das mit 4Motion verfügbar ist. Der 105 PS starke TDI kostet als Kraxler 29.000 Euro, mit 140 PS kommt er auf 33.534 Euro. Ebenfalls einzigartig: Im Gegensatz zu den anderen Cross-Volkswagen ist der Caddy wahlweise mit Blue Motion Technology, also mit Start-Stopp-System und Rekuperation zu haben. Als Maxi mit langem Radstand ist der große Softroader jedoch nicht orderbar. Stilbewusste Handwerker und Transporteure freuen sich hingegen über einen krossen Kastenwagen ab 18.796 Euro.
Wer keinen Van braucht, weil er vielleicht noch keine oder längst flügge gewordene Kinder hat, fährt mit dem kompakten aber dennoch geräumigen Cross Golf gut. Er basiert auf dem Hochdach-Golf Plus und ist mit Preisen ab 25.950 Euro rund 1000 Euro teurer als die Spitzenversion Highline. Das darf er sein, immerhin ist er ähnlich feudal ausgestattet und packt noch den Offroad-Dress drauf. Und der verleiht dem eher braven Golf Plus mehr Pep. Pfiffig ist auch der Innenraum mit dem Van-artigen Cockpit. Das Heck packt bei Vollbestuhlung 395 bis 505 Liter. Das variable Laderaumvolumen ist der um 160 Millimeter längs verschiebbaren Rückbank zu verdanken. Maximal nimmt der Cross Golf 1450 Liter, also 180 Liter mehr als der normale, flache Golf auf. Der Cross basiert allerdings auf der letzten Golf-Generation. Laut VW wird er noch bis zum Ende dieses Jahres gebaut; der Einsatztermin für den Nachfolger steht noch nicht fest. Wir könnten uns auch einen Golf Variant im Pisten-Look à la Passat Alltrack gut vorstellen. Es muss nicht unbedingt ein Golf sein? Eine interessante Alternative wäre der Tiguan. Die mit dem Cross Golf vergleichbare Ausführung heißt Sport & Style und ist mit Preisen ab 26.375 Euro kaum teurer.
Fürs Abenteuer Großstadt hält VW gleich zwei Modelle parat, nämlich den brandneuen Cross Up! und den Cross Polo. Designbewusste Singles und Zweitwagen-Piloten haben also die Qual der Wahl. Der freche Cross Up! kostet 13.950 Euro und ist somit ganze 3800 Euro günstiger als der vergleichbar ausgestattete Polo. Okay, er ist auch 42 Zentimeter kürzer. Das macht ihn aber noch lange nicht zum Winzling. Im Cockpit herrscht ein ähnliches Raumgefühl wie im Polo, das heißt: Für einen Kleinwagen ist das Platzangebot überraschend üppig. Der Fond lässt sich bei beiden komfortabel entern, da die Cross-Modelle prinzipiell viertürig sind. In der zweiten Polo-Reihe geht es luftiger zu, die Beinfreiheit ist ausreichend. Auf der Rückbank finden drei Passagiere Platz, die sich jedoch einigermaßen sympathisch sein sollten. Im enger geschnittenen Fond des Up! kann man nur zu zweit sitzen. Der Kofferraum fällt indes kaum knapper aus: Bei aufgestellter Rückbank nimmt das Gepäckabteil 251 Liter auf, beim Polo sind es nur 29 Liter mehr. Mit umgeklappten Rücksitzen packen Up! und Polo 951 respektive 952 Liter: Patt!
Beim Design bietet der Up! in seiner Kürze mehr Würze. Die in Wagenfarbe gehaltene Armaturentafel hat einfach Charme. Dazu kommen clevere Extras wir das portable Navi- und Infotainmentsystem "maps &more" für 390 Euro oder die City-Notbremsfunktion als Teil des 440 Euro teuren "drive pack plus" samt Geschwindigkeitsregelanlage und Parkpiepsern. Der Polo bietet hingegen ein gediegeneres, wertvoller anmutendes Interieur. Die Sonderausstattungen zielen auf eine verwöhnte Klientel ab, die es durchaus mal in Betracht zieht, für Xenon 860 Euro oder Ledersitze 920 Euro auszugeben. Dass der Polo das erwachsenere Modell ist, zeigt auch die Motorenpalette. Sie reicht von 85 bis 105 PS, TDI und DSG inklusive. Den Cross Up! gibt es hingegen einzig und allein als 1,0-Liter-Benziner mit 75 PS und manuellem Fünfgang-Getriebe.Wie schneiden Cross Up! und Polo gegenüber den jeweiligen Normal-Modellen ab? Der Cross Up! basiert auf dem Move Up!, der mit 75 PS 11.375 Euro kostet. Versucht man, ihn mit Sonderausstattungen und Original Zubehör mehr oder minder zum Cross Up! zu machen, kostet der Spaß rund 13.000 Euro. Also empfiehlt sich gleich das Original für 13.950 Euro. Es wartet zudem mit Nebelscheinwerfern, Höherlegung, Dachreling und vielem mehr auf, was für den Move Up! nicht bestellbar ist. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Polo. Gleicht man den gewöhnlichen Comfortline und Cross so weit wie möglich an, ergeben sich keinerlei Preisvorteile, sondern nur Kompromisse bei der Ausstattung und Optik. Kurzum: Wer Cross will, muss Cross bestellen.
Zum Schluss ein Cross vom Feinsten: das Polo-Sondermodell "Urban White" ab 19.975 Euro. Es strahlt in Oryxweiß Perlmutteffekt, seine 17-Zoll-Alufelgen sind schwarz oder weiß lackiert. Dazu verwöhnen Alcantara, Radio, Klimaanlage und vieles mehr.