Das Golf VIII FaceliftEinfach himmlisch

Martin Wittler

 · 12.06.2024

Das Golf VIII Facelift: Einfach himmlisch
Für sein wichtigstes Auto aller Zeiten schlägt VW ein neues Kapitel auf: Das Golf VIII Facelift kommt auf den Markt. Als eines der ersten Magazine durfte sich GUTE FAHRT den schick aufgewerteten Kompakt-Klassiker in Wolfsburg schon mal anschauen. Fazit: alles vertraut – und doch topmodern!

Hellblau strahlt der Himmel über Wolfsburg an diesem Montag, an dem wir den rundum erneuerten Golf der Generation VIII kennenlernen. Und blau strahlt uns auch das Auto entgegen. „Crystal Ice Blue Metallic“ heißt der Farbton korrekt. Das passt, denn wenn es eine Farbe gibt, die in all ihren Schattierungen stellvertretend für die Geschichte des VW Golf steht, dann ist es: Blau. Den Golf I gab es anfangs in Miami-Blau (Farbcode L51C). Es folgten Florida-Blau (LA5A), Ancona-Blau (L97B), Azoren-Blau (LA5V), Bahama-Blau (L99F) und Monaco-Blau (LA5D). 1986 gewannen Kenneth Eriksson und Peter Diekman in einem (teilweise) blauen Golf GTI die Rallye-WM. Und als VW 1988 die Marke von zehn Millionen gefertigten Golf Modellen durchbrach, brachte das Unternehmen ein Sondermodell auf den Markt – natürlich in Blau, genauer im Farbton „Starblue metallic“.

Das große Jubiläum dezent auf der Heckscheibe: Zum 50. Geburtstag erhält der Golf auch ein überarbeitetes Infotainmentsystem – mit frei stehendem Touchscreen und beleuchteten TouchslidernFoto: VolkswagenDas große Jubiläum dezent auf der Heckscheibe: Zum 50. Geburtstag erhält der Golf auch ein überarbeitetes Infotainmentsystem – mit frei stehendem Touchscreen und beleuchteten Touchslidern
Bewertung

Für das Facelift des Golf stehen insgesamt elf Lackfarben zur Wahl. Während das Himmelblau des Fahrzeugs wie eine Zeitreise bis zurück zu Giorgio Giugiaros Entwurf in den Siebzigerjahren anmutet, ist der Wagen selbst modern wie nie zuvor. Bereits auf der Technologiemesse Consumer Electronics Show (CES) Anfang Januar in Las Vegas ließ VW das Fachpublikum in Sachen Golf aufhorchen. Da nämlich wurde bekannt, dass Volkswagen fortan den KI-Sprachbot ChatGPT im Golf verbauen wird.

Der Dienst wird ins Sprachassistenzsystem IDA integriert und kann künftig auf Anfrage der Insassen Wissenswertes präsentieren. Zudem soll IDA nun besser auf Sprachbefehle reagieren. Bei unserer ersten Sitzprobe – in der Mild-Hybrid-Variante 1,5 eTSI mit 110 kW (150 PS) Leistung – gelingt das auch ziemlich intuitiv. Komplizierte Befehle sind nicht nötig. Die Temperatur im Fahrzeuginneren oder die Lautstärke des Radios etwa stellt IDA zügig und wie gewünscht ein. Angesprochen wird das System mit den Worten „Hey IDA …“. Nach wie vor lassen sich diese Dinge aber ebenfalls ganz klassisch manuell erledigen. Und zwar über Touchslider, die nun endlich auch im Golf beleuchtet sind. Ein überfälliges Update, das es ermöglicht, selbst im Dunkeln präzise Einstellungen vorzunehmen.

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AUFGERÄUMT UND ÜBERSICHTLICH

Der erste Eindruck hinterm Lenkrad? Typisch Golf! Alles wirkt vertraut – und doch sehr modern. Das 10,2-Zoll-Digitalcockpit sieht aufgeräumt und übersichtlich aus und lässt sich zudem über einige Tasten am Lenkrad individualisieren.

gutefahrt/wob-35422_4656ac3996cb3478943602fede660cb0Foto: Volkswagen
„HEY IDA!“ – DIE SPRACHASSISTENZ REAGIERT ZÜGIG UND GENAU

Das Steuer im Fahrzeug, in dem GUTE FAHRT Platz nahm, ist sogar noch etwas schicker als das Standard-Bauteil. Denn wir inspizierten ein Modell in der sportlichen Top-Ausstattungsvariante „R-Line“. Bei ihr verfügt der Wagen über ein Multifunktions-Ledersportlenkrad mit Schaltwippen, wenn man doch mal selbst schalten möchte.

Zudem sitzt man auf Sportsitzen mit Sitzbezügen mit schickem Rautenmuster. Als „R-Line“ ist der Golf ab 34.300 Euro erhältlich. Die Basisversion „Golf“ startet bei 27.180 Euro, die mittlere Ausstattungslinie „Life“ kostet ab 29.280 Euro, die elegante Topausstattung „Style“ mindestens 34.350 Euro.

30 FARBEN FÜRS AMBIENTE

Natürlich gibt es auch im neuen Golf die üblichen Spielereien, mit denen die Hersteller Käufer beeindrucken wollen. Etwa eine Ambientebeleuchtung, die in 30 verschiedenen Farben strahlen kann – darunter selbstredend auch in Hellblau. Kalibriert wird die Farbgebung über das überarbeitete Infotainmentsystem, genauer über den zentralen Touchscreen in der Mitte des Armaturenbretts. Der Bildschirm ist nun frei stehend auf der Armaturentafel positioniert und misst je nach gewählter Ausführung 10,4 oder 12,9 Zoll in der Diagonalen.

gutefahrt/wob-35668_695a77ad0a322b35a556b1b016da9d6fFoto: Volkswagen

Die Menüstruktur wurde für das Golf Facelift ebenfalls von Grund auf neu gestaltet und sieht nun genau so aus, wie man es aus der Limousine ID.7, dem elektrischen Flaggschiff von VW, kennt. Deutlich einfacher und intuitiver gelingt die Bedienung. Genau wie bei der E-Limousine helfen dabei zwei fixe Touchleisten oben und unten auf dem Display, die frei belegt werden können, etwa mit dem Radio-Touchfeld oder der Fahrmodi-Auswahl. Und der Home-Button zurück zum Startmenü ist klar und deutlich stets in der Mitte zu sehen.

Nicht nur innen, auch außen hat VW einige Veränderungen am neuen Golf vorgenommen. Die fallen wie bei allen Facelifts eher geringfügig aus. Der Golf bleibt also – wie bereits seit 50 Jahren – klar als solcher erkennbar. Die wohl auffälligste Änderung offenbart sich ohnehin erst, wenn man den Wagen im Dunkeln betrachtet. Dann sieht man das leuchtende Emblem des Wolfsburger Herstellers auf der Motorhaube. Erstmals in Europa ist das VW Logo nämlich illuminiert. Der Wagen ist also auch in der Tiefgarage nun sofort als Volkswagen zu erkennen. Wichtig zu wissen: Das Leucht-Logo erhalten nur die Varianten, die mit den neuen, optionalen Performance-Scheinwerfern und einer LED-Querspange ausgestattet sind. Bei diesen LED-Frontleuchten handelt es sich um „IQ.Light-Matrixscheinwerfer“. Die können dank eines neuen LED-Hochleistungs-Fernlichts bis zu 500 Meter weit leuchten. Der Aufpreis für das Licht- und Sichtpaket beträgt 2.350 Euro.

Die auffälligste Änderung zeigt sich erst im Dunkeln: Auf Wunsch lassen sich LED-Hochleistungsscheinwerfer- und -Rückleuchten bestellenFoto: Volkswagen, picture alliance/dpa/Privat/hoDie auffälligste Änderung zeigt sich erst im Dunkeln: Auf Wunsch lassen sich LED-Hochleistungsscheinwerfer- und -Rückleuchten bestellen

ZWEI NEUE PLUG-IN-HYBRIDE

Golf GTI, Golf TDI, später der Hybridantrieb oder der vollelektrische E-Golf: Der Kompakt-Klassiker aus Wolfsburg zeichnet sich seit jeher auch durch seine Antriebsvielfalt aus. Unverändert erhältlich sind die eTSI-Varianten sowie die Turbodiesel TDI mit je 85 kW (115 PS) oder 110 kW (150 PS) Leistung.

Sparsam in Schwung: Für den Golf Turbobenziner mit 110 kW (150 PS) gibt VW einen Verbrauch von 5,3 Litern pro 100 Kilometer anFoto: VolkswagenSparsam in Schwung: Für den Golf Turbobenziner mit 110 kW (150 PS) gibt VW einen Verbrauch von 5,3 Litern pro 100 Kilometer an

Doch auch das Antriebsprogramm des neuen Golf Facelifts ist überarbeitet worden. So hat VW zwei neue Plug-in-Hybridantriebs-Generationen vorgestellt, den Golf eHybrid mit einer Systemleistung von 150 kW (204 PS) und den sportlicheren Golf GTE mit 200 kW (272 PS). Die elektrische Reichweite beider Varianten liegt bei rund 100 Kilometern. Clever ist auch, dass beide Teilzeitstromer nun mit einer Ladeleistung von bis zu 50 kW an einem Schnelllader mit Gleichstrom geladen werden können.

Auch der Golf GTI ist nun leistungsstärker und entwickelt 15 kW mehr als zuvor, also 195 kW (265 PS). Bei den TSI-Modellen verspricht VW ebenfalls Verbesserungen, die sind jedoch erst im nächsten Jahr erhältlich. Dann kommt der neue Golf 2.0 TSI mit 150 kW (204 PS), also 10 kW mehr Leistung als der Vorgänger. Für die Kombi-Ausführung Golf Variant sind alle eTSI-, TDI- und TSI-Motoren erhältlich, jedoch ausschließlich mit einer Leistung von maximal 150 kW.

Ton in Ton: „Crystal Ice Blue Metallic“ nennt sich die neue hellblaue Lackierung, die mit dem Himmel in Wolfsburg um die Wette strahltFoto: VolkswagenTon in Ton: „Crystal Ice Blue Metallic“ nennt sich die neue hellblaue Lackierung, die mit dem Himmel in Wolfsburg um die Wette strahlt

Seit 50 Jahren baut VW nun den Golf und er soll auch in Zukunft noch viele Jahre zum Erfolg des Konzerns beitragen. Bis der nächste mutmaßlich im Jahr 2028 vollelektrisch auf den Markt kommen wird, hat das Facelift des Golf VIII die Aufgabe, das historische Erbe fortzuführen.

Immerhin macht der Golf seit einem halben Jahrhundert den Kern der Marke Volkswagen aus. „Bezahlbare Mobilität für alle auf höchstem technischem Niveau“, wie es VW Chef Thomas Schäfer bei der Premiere des Golf VIII formulierte. Wo der Wagen dazu in allerschönster Farbe strahlte – natürlich in Hellblau.