SONNENSCHUTZBekomme ich im Auto einen Sonnenbrand?

SONNENSCHUTZ: Bekomme ich im Auto einen Sonnenbrand?
Das kann passieren – denn die Scheiben schützen Insassen nicht immer vor Strahlung. Was es zu beachten gilt, damit Sie beim Autofahren keine UV-Schäden davontragen

Text: Laura Koruga Foto: Getty Images/pixdeluxe, Getty Images/Zephyr18

Der Sommer ist da und damit für viele Urlauber die Hauptreisezeit in den Süden. Das stundenlange Autofahren in der Sonne kann dabei nicht nur anstrengend, sondern auch gefährlich für Haut und Gesundheit werden. Laut Bundesamt für Strahlenschutz verdoppelt sich in Deutschland die Zahl der Hautkrebsneuerkrankungen alle zehn bis 15 Jahre. Diese Entwicklung betrifft auch Menschen hinterm Steuer. Zwar gibt es längst Fenster mit UV-Filtern. Doch die reichen oft nicht aus, um sich verlässlich vor schädlicher Strahlung zu schützen.

MEHR RISIKO HINTER DER SEITENSCHEIBE

Doch zunächst die gute Nachricht: Die Windschutzscheibe bietet standardmäßig einen fast vollständigen Schutz vor UV-B-Strahlung (95 Prozent). Auch UV-A-Strahlen werden von den meisten Windschutzscheiben mit bis zu 90 Prozent gefiltert. Leider ist das nur nicht im gesamten Auto so: Seiten- und Heckscheiben sind deutlich durchlässiger. Sie halten UV-B-Strahlen, die Sonnenbrand verursachen und die oberen Hautschichten schädigen, meist nur schwach ab – einen UV-A-Schutz gibt es in der Regel gar nicht, sowohl für Vorder- als auch Rücksitze. Betroffen sind oft Kinder, die ohnehin empfindlichere Haut haben und damit stärker durch Strahlung gefährdet sind.

Bewertung

Dr. Maria Leibl, Dermatologin und Venerologin in München, warnt deshalb deutlich: „UV-A-Strahlen dringen tief in die Haut ein und tragen zu Hautalterung und Hautkrebs bei. Das ist vor allem bei langen Fahrten problematisch.“

VORSICHT BEI MEDIKAMENTEN

Nicht jeder Mensch reagiert dabei in gleicher Weise auf UV-Strahlung, denn der natürliche Schutz der Haut variiert stark. Wie schnell sie geschädigt wird, hängt unter anderem vom Hauttyp ab. Helle Hauttypen wie Typ 1 (die helle Haut von Nordeuropäern, die schnell Sonnenbrand bekommt) haben nur etwa zehn Minuten Eigenschutz. Danach beginnt die UV-Strahlung, die Haut anzugreifen. Daher ist besonders für diese Kategorie ein hoher Lichtschutzfaktor wichtig, der möglichst alle Strahlenarten fernhält. Selbst Hauttyp 7 (sehr dunkle Haut) sollte sich längstens 60 Minuten ungeschützt der Sonne aussetzen. Gefährdet sind darüber hinaus auch Personen, die regelmäßig Medikamente einnehmen. Denn manche Antibiotika oder Akne-Medikamente, so Dr. Leibl, können die Haut empfindlicher machen. Das gilt beispielsweise auch für Johanniskraut, das viele als Naturheilmittel gegen Depressionen einsetzen.

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Für Ihren Pkw gibt es diverses Zubehör, das sich in Sachen Sonnenschutz bewährt hat. Effektiv sind UV-Schutzfolien, die bis zu 99 Prozent der Strahlen filtern können. Empfehlenswert sind sie für die hinteren Fenster und die Heckscheibe. Wer sie auch für die vorderen Seitenfenster nutzen möchte, sollte sicherstellen, dass die Folie die Sicht nicht beeinträchtigt und die gesetzlichen Bestimmungen zur Tönung von Fensterscheiben erfüllt. Für die hinteren Seitenfenster sind auch Sonnenschutzrollos und Jalousien eine Option, um die Fenster komplett abzudecken und so zusätzlichen Schutz zu bieten.

Für die vorderen Seitenscheiben gibt es indes leider nur begrenzte Optionen. Klassisch sind standardmäßige Sonnenblenden, die jedoch nur einen kleinen Bereich abdecken. Wer sich besser schützen möchte, sollte bereits beim Fahrzeugkauf auf spezielle Scheiben mit UV-Filtern achten – und sich vor dem Kauf informieren, wie gut damit die UV-A- und UV-B-Strahlen blockiert werden.

SONNENCREME BENUTZEN

Wer absolut sichergehen will, dass die Haut bestmöglich geschützt ist, sollte sich mit Kleidung und Mütze behelfen und auf die bewährte Sonnencreme zurückgreifen. Auch im Auto ist die Auftragsmenge entscheidend. Für das Gesicht ist beispielsweise ein ganzer Teelöffel nötig, um den vollen Lichtschutzfaktor zu erreichen. Dieser sinkt exponentiell mit einer kleineren Auftragsmenge. Wer dabei fettige Lenkräder oder mit Sonnencreme beschmierte Sitze fürchtet, hat mittlerweile Alternativen. Dr. Leibl empfiehlt speziell für das Auto einen Spray-Sonnenschutz auf Alkoholbasis, der sich anfühlt wie Wasser – und ganz ohne Kleben und Schmieren daherkommt. Für fehlenden Sonnenschutz hinterm Steuer gibt es also keine Ausrede mehr.

LKW-UND VIELFAHRER GEFÄHRDET

Wenn Sie sich jetzt fragen, ob wirklich schon eine Reise nach Italien reicht, um der Haut ernsthafte Schäden zuzufügen bis hin zu Hautkrebs droht, wird Dr. Maria Leibl eine klare Antwort haben: Alle Menschen, die viel und lange im Auto sitzen, insbesondere Pendler, Lkw- und Busfahrer, sind gefährdet. Denn jede Sonnenminute wirkt sich aus. Wer oft ungeschützt fährt, zahlt potenziell langfristig mit seiner Haut und seiner Gesundheit.

Guter Schutz gegen Hitze

Mit dem Sommer kommt nicht nur die UV-Belastung, sondern oft auch extreme Hitze. Besonders in geparkten Autos kann die Temperatur im Innenraum schnell über 50 Grad Celcius steigen. Mit diesen Maßnahmen wirken Sie dem Hitzestau entgegen:

  • Abdeckplane (auch Halbgarage genannt): Bietet den besten Schutz – die Innenraumtemperatur verringert sich um etwa zehn Grad.
  • Sonnenschutzfolie (außen angebracht): Reflektiert die Sonnenstrahlen und reduziert die Innentemperatur um bis zu acht Grad.
  • Sonnenschutzblende (innen): Verringert die Innentemperatur um etwa vier Grad, muss aber passgenau sein.
  • Scheibentönung ab der B-Säule: Senkte in einem ADAC-Test die Oberflächentemperatur auf der Rückbank von 57 auf 48 Grad – besonders wichtig für Kinder.