VW setzt auf chinesische Linglong-Reifen bei Neufahrzeugen

Gute Fahrt

 · 29.07.2025

VW setzt auf chinesische Linglong-Reifen bei Neufahrzeugen
Volkswagen stattet seit 2024 einige Modelle wie Tiguan und Taigo mit Reifen des chinesischen Herstellers Linglong aus. Diese Entscheidung stößt auf Kritik bei Händlern und Kunden. Ein ADAC-Test zeigt zudem Schwächen der Reifen bei Fahrsicherheit und Handling auf.

Chinesische Reifen auf deutschen Premium-Modellen

Seit Anfang 2024 rollen einige Volkswagen-Modelle mit einer Bereifung vom Band, die bei vielen Kunden für Überraschung sorgt. Der deutsche Automobilhersteller setzt bei ausgewählten Ausführungen seiner Modelle Tiguan und Taigo auf Reifen des chinesischen Herstellers Linglong. Besonders auffällig ist dies bei höherpreisigen Varianten wie dem Tiguan mit sportlichem R-Line-Ausstattungspaket, der für rund 50.000 Euro angeboten wird und mit 19-Zoll-Felgen ausgestattet ist.

Bereits im Sommer 2024 hatte der Reifenhersteller Shandong Linglong öffentlich verkündet, dass man nun offiziell zu den Erstausrüstern des Volkswagen-Konzerns in Europa zähle. Auf der Fachmesse "Tire Cologne" 2024 präsentierte das Unternehmen selbstbewusst einen Tiguan mit dem firmeneigenen "Grip Master"-Reifen. Neben diesem Modell werden auch der "Grip Master C/S G1" und der "Sport Master" aus Linglong-Produktion auf neuen VW-Fahrzeugen verbaut.

Bewertung

Ursprünglich war geplant, dass diese Reifen aus dem neuen Linglong-Werk in Serbien stammen sollten, das Anfang 2023 offiziell eröffnet wurde. Laut Medienberichten werden jedoch weiterhin auch Produkte aus chinesischer Fertigung auf den Neufahrzeugen montiert. Volkswagen bestätigte gegenüber "Focus Online", dass Linglong Serienlieferant eines 19-Zoll-Reifens ist, der beim Tiguan und beim Cupra Terramar zum Einsatz kommt. Im Jahr 2024 seien insgesamt 10.000 Reifen bestellt worden, was gemessen am Gesamtvolumen einen relativ kleinen Anteil darstelle.

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Die Entscheidung, bei Premiummodellen auf Reifen eines in Europa wenig bekannten Herstellers zu setzen, markiert einen Strategiewechsel. Bislang setzte Volkswagen bei der Erstausrüstung vorwiegend auf etablierte Marken wie Continental, Michelin oder Hankook. Der Wechsel zu Linglong dürfte vor allem Kostengründe haben, kommt jedoch zu einer Zeit, in der europäische Automobilhersteller sich verstärkt gegen die Konkurrenz aus China positionieren.

Kritik von Händlern und Kunden wächst

Die Entscheidung von Volkswagen, chinesische Linglong-Reifen zu verbauen, stößt in der Händlerschaft auf deutliches Unverständnis. Ende Juli machte ein Teiledienstleiter auf der Plattform LinkedIn seinem Ärger öffentlich Luft. Er kritisierte, dass sein Autohaus täglich Kundinnen und Kunden bei der Fahrzeugwahl berate – einschließlich der Auswahl passender Reifen. Dass ausgerechnet am einzigen Kontaktpunkt zwischen Auto und Straße gespart werde, sei den Kunden schwer zu vermitteln.

In seinem Beitrag schrieb er weiter: "Für jeden Reifenverkäufer ist das ein herber Schlag ins Gesicht, wenn man Reifen ab Werk aus einem Land montiert, gegen dessen Fahrzeugmodelle die deutschen Hersteller sich mit aller Kraft behaupten wollen." Mit ironischem Unterton fügte er hinzu: "Warum nicht einen Billigreifen auf unser neues Premiummodell montieren?"

Auch in den sozialen Medien wird das Thema inzwischen intensiv diskutiert. Ein Nutzer auf der Plattform Reddit schilderte etwa seine Überraschung bei der Abholung seines neuen VW Taigo: "Dachte erstmal, das ist ein Witz, aber der Händler sicherte mir zu, das sei ein VW-Partner." Die Diskrepanz zwischen dem Premiumanspruch der Marke und der Verwendung wenig bekannter Zulieferteile sorgt für Irritationen bei der Kundschaft.

Besonders problematisch erscheint die Situation bei höherpreisigen Modellen. Wenn ein Kunde mehr als 50.000 Euro für ein Fahrzeug ausgibt, erwartet er in der Regel auch bei allen Komponenten eine entsprechende Qualität. Die Reifenwahl ist dabei ein sensibler Punkt, da sie direkte Auswirkungen auf Fahrsicherheit, Fahrkomfort und Geräuschentwicklung hat. Zudem sind Reifen für viele Autofahrer ein sichtbares Qualitätsmerkmal – Premium-Reifenmarken genießen einen entsprechenden Ruf, der sich auch auf die Wahrnehmung des Gesamtfahrzeugs auswirkt.

ADAC-Test zeigt Schwächen der Linglong-Reifen

Die Kritik an der Verwendung von Linglong-Reifen wird durch die Ergebnisse eines aktuellen ADAC-Tests untermauert. Der Automobilclub testete 2024 den Linglong "Sport Master" im Format 215/55 R17 und bewertete ihn mit der Gesamtnote 3,3. Damit landete er von 16 getesteten Modellen auf dem letzten Platz. Besonders schwach schnitt der Reifen in der Disziplin Fahrsicherheit ab – hier vergaben die Tester lediglich die Note 3,5.

Im Detail bemängelten die ADAC-Prüfer die schlechte Rückmeldung am Lenkrad, unpräzises Verhalten im Grenzbereich und Übersteuern bei Ausweichmanövern. Auch der Bremsweg konnte nicht überzeugen. Auf nasser Fahrbahn erreichte der Reifen nur eine mittlere Bewertung, bei Aquaplaning und Handling lediglich eine befriedigende. Diese Ergebnisse sind besonders kritisch zu sehen, da gerade diese Eigenschaften in Notsituationen über die Sicherheit der Insassen entscheiden können.

In der Umweltwertung schnitt der Linglong zwar beim Abrieb gut ab, fiel aber bei Nachhaltigkeit und Laufleistung zurück. Das Fazit der ADAC-Prüfer lautete: "Gerade noch befriedigend." Diese Bewertung steht im Kontrast zum Premium-Anspruch, den Volkswagen mit seinen Modellen verbindet.

Auch das Linglong-Werk in Serbien, das seit 2022 in Betrieb ist und Anfang 2023 offiziell eröffnet wurde, steht unter kritischer Beobachtung. Bereits im Vorfeld berichtete der "Deutschlandfunk" über mögliche Umweltverstöße und mangelhafte Arbeitsbedingungen auf der Baustelle. Weitere Medien griffen das Thema auf und veröffentlichten Hinweise auf Menschenrechtsverletzungen bis hin zu Menschenhandel.

Volkswagen reagierte nach eigenen Angaben mit internen Prüfungen. Der Konzern erklärte dem "Manager Magazin", man habe "Schritte zur Sachverhaltsklärung" unternommen. Der zum Konzern gehörende Nutzfahrzeughersteller MAN zog unterdessen Konsequenzen und beendete Ende 2024 alle Lieferabrufe bei Linglong – ein deutliches Signal, das die Bedenken innerhalb des VW-Konzerns widerspiegelt.


Im Überblick

  • Betroffene Modelle: VW Tiguan, VW Taigo, Cupra Terramar
  • Reifentypen: Linglong "Grip Master C/S G1", Linglong "Sport Master"
  • Reifendimension (getestet): 215/55 R17
  • ADAC-Testnote: 3,3 (Gesamtnote)
  • ADAC-Note Fahrsicherheit: 3,5
  • Produktionsstandorte: China, Serbien
  • Bestellmenge 2024: 10.000 Reifen

Stärken und Schwächen

  • Gute Bewertung beim Reifenabrieb im ADAC-Test
  • Produktion auch in Europa (Serbien)
  • Geringere Beschaffungskosten für den Hersteller

  • Schlechte Rückmeldung am Lenkrad laut ADAC-Test
  • Unpräzises Verhalten im Grenzbereich
  • Übersteuern bei Ausweichmanövern
  • Mittelmäßige Performance auf nasser Fahrbahn
  • Nur befriedigende Bewertung bei Aquaplaning und Handling
  • Schwächen bei Nachhaltigkeit und Laufleistung

Statement Linglong Tire

Hannover, den 29. Juli 2025 – Linglong bekennt sich uneingeschränkt zu Qualität, Zuverlässigkeit und Sicherheit seiner Reifenprodukte. Unser oberstes Ziel ist es, Fahrern und Herstellern höchste Standards beim Thema Bereifung zu garantieren. Alle Linglong Reifen, insbesondere unsere Erstausrüstungsprodukte, erfüllen sämtliche Anforderungen und Vorgaben der Automobilindustrie. Dafür stehen nicht nur unser Name und unsere über Jahre gewachsene Partnerschaft mit führenden Automobilherstellern, sondern auch zahlreiche unabhängige Tests und Prüfungen.

Ein aktuelles Beispiel ist der neue Volkswagen Tiguan, der serienmäßig ab Werk mit einem Linglong Erstausrüstungsreifen in der Größe 255/45 R19 100V ausgestattet wird. Dieser Ultra-High-Performance-Reifen wurde gezielt gemäß den strengen Volkswagen-Anforderungen entwickelt, getestet und als zertifizierter Erstausrüstungsreifen mit einem „+“ auf der Seitenwand gekennzeichnet. Dies steht für ein spürbares Plus an Qualität, Komfort, Performance und Effizienz. Die Entwicklung erfolgte in enger Abstimmung mit Volkswagen, wobei Kriterien wie Fahrdynamik, Sicherheit, Komfort, Laufleistung und Emissionsreduzierung im Fokus standen. Selbstverständlich gelten für Linglong die identischen Lastenhefte wie für alle anderen Premium-Erstausrüstungsreifen – unabhängig von deren Herkunft.

Linglong blickt auf eine langjährige Kooperation mit Volkswagen zurück und stärkt mit dem neuen Vertrag für die dritte Generation des VW Tiguan seine Position auf dem europäischen Markt, insbesondere in Deutschland. Unsere Entwicklungsarbeit erfolgt dabei ausschließlich im europäischen Entwicklungszentrum Hannover. Sämtliche Entwickler, Ingenieure und Mischungsexperten verfügen über jahrzehntelange Erfahrung bei renommierten Herstellern wie Continental oder Bridgestone. Unsere Reifen werden zudem von hochqualifizierten europäischen Testfahrern auf führenden europäischen Teststrecken – etwa in Spanien (IDIADA) und Finnland (UTAC Ivalo) – sowie auf der modernen konzerneigenen Teststrecke in Asien geprüft.

Die hohe Qualität und Leistungsfähigkeit unserer Produkte spiegeln sich in unabhängigen Tests wider. So erhielt der Linglong Sport Master im ADAC-Test 2024 das Urteil „befriedigend“, was einer Empfehlung entspricht. Besonders gelobt wurden gute Bremswege auf trockener und nasser Fahrbahn, geringer Abrieb und Effizienz. Im aktuell veröffentlichten Auto Bild Sommerreifentest 2025 erreichte der optimierte Sport Master Rang 11 von 52 getesteten Reifen, mit Top-Noten bei Nassbremsen (1) und Trockenbremsen (2+) – gleichauf mit dem Testsieger und weiteren etablierten europäischen Marken. Der Linglong R701 erzielte beim ADAC Hängerreifentest 2025 sogar das Gesamturteil „gut“ und überzeugte insbesondere bei Trockenbremsen, Aquaplaning in Kurven und Rollwiderstand.

Linglong betreibt als erstes chinesisches Reifenunternehmen ein eigenes Werk in Europa (Serbien). Unsere Produkte werden konsequent für die Bedürfnisse des europäischen Marktes weiterentwickelt. Unsere Mission bleibt: Premium-Qualität, Zuverlässigkeit und Sicherheit – jederzeit und überall.