Vorstellung VW Polo ProduktaufwertungWert-Schöpfung

Joachim Fischer

 · 08.07.2021

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Foto: Volkswagen

Der überarbeitete VW Polo glänzt mit einem neuen Modellprogramm und erweiterter Ausstattung. Zu haben sind nun auch IQ.Light Matrix-LED-Scheinwerfer und der IQ.-Drive Travel-Assist aus der Oberklasse

Es war ein echter Befreiungsschlag, mit dem Volkswagen die Käfer-Ära hinter sich ließ: 1973 kam der Passat, 1974 der Golf und 1975 der Polo – ein komplettes Modellprogramm in drei Jahren. Der Polo nahm darin den Platz des modernen Kleinwagens ein. Über 18 Millionen verkaufte Exemplare später stehen wir vor der gerade umfangreich überarbeiteten Polo-Generation 6 auf Basis des MQB A0, die 2017 auf den Markt kam und nun die zweite Blüte erleben darf.

An den Grundabmessungen hat sich nichts Wesentliches geändert. Ein paar Millimeter hier und da sind der aufgefrischten Optik geschuldet. Mit gut 4,05 Metern Länge, 1,75 Metern Breite, 1,45 Metern Höhe und einem Radstand von gut 2,56 Metern liegt er ziemlich genau auf Vorgänger-Niveau – überragt allerdings seinen Urahn von 1975 gewaltig, ja sogar dessen damals großen Bruder Golf 1 lässt er hinter sich.

Trend-, Comfort- und Highline sind bei der Markteinführung des Facelift-Modells im September Geschichte, der Vorverkauf wird aber schon bedeutend früher starten. Dann gibt es statt der alten Ausstattungs-Versionen den Basis-Polo sowie „Life“-, „Style“- und ein neues, besonders sportliches „R-Line“-Modell. Später wird wieder ein Polo GTI hinzustoßen, zu dem Volkswagen momentan aber noch nicht mehr sagen will. Der Polo folgt somit der Angebotsstruktur des aktuellen Golf.

Style und R-Line serienmäßig mit IQ.Light

Die augenfälligsten Exterieur-Änderungen zeigt der Neue an Front und Heck. Vorne bilden nun serienmäßige LED-Scheinwerfer zusammen mit dem flachen Kühlergrill und der weit heruntergezogenen Motorhaube das Gesicht des neuen Polo. Darunter ist ein neuer Stoßfänger platziert, der die Breite des kleinen Kompaktwagens betont. Im Style-Modell ist er zudem mit zwei Chrom-Querstreben verziert, der R-Line hat gar ein komplett eigenständiges Bauteil mit in Hochglanz-Schwarz lackierten Einsätzen. Komplett neu: Erstmals ist auch im Polo das famose IQ.Light mit den intelligenten LED-Matrix-Scheinwerfern verfügbar. Ergänzt werden diese durch eine neue Doppelstrich-TFL-Signatur und die inzwischen schon zur VW-DNA gehörende, beleuchtete LED-Spange im Grill. Style- und R-Line-Modell haben diese Oberklassen-Features sogar serienmäßig an Bord, ebenso LED-Nebelscheinwerfer.

In der Silhouette zeigt der Polo nach wie vor seine charakteristische, parallel verlaufende Doppel-Tornadolinie und die anschiebende, filigrane C-Säule. Die Radhäuser werden modellabhängig oder auf Wunsch mit 14 bis 17 Zoll großen Rädern in teils neuen Designs gefüllt. Das Heck trägt neue LED-Rückleuchten. Sie sind zweiteilig, das längliche, innere Segment sitzt nun in der Heckklappe. In der Topversion verfügen sie über Wischblinker und Bremslichter mit „Klick- Klack“-Funktion, die noch mehr Aufmerksamkeit erzeugt. Im unteren Teil differenziert sich der R-Line- Polo durch seinen in Hochglanzschwarz lackierten Diffusor und Abgasblenden in Chromoptik.

Im Innenraum zeigt sich der überarbeitete Polo besonders wertig. Die Armaturentafel ist geschäumt. Cockpit und Touchscreen sitzen auf einer Sichtebene weit oben und bilden eine durchgängige digitale Bedienzentrale, die an den Golf 8 erinnert. Serie ist ein 8- Zoll-Digitalcockpit, die Style-Version trägt das „Digital Cockpit Pro“ mit 10,25 Zoll. Davor sitzt das neue Multifunktionslenkrad mit vielen Touch- und Slide-Funktionen zur Bedienung. Komplett neu ist auch der serienmäßige Center-Airbag, der sich gegebenenfalls zwischen den Vordersitzen entfaltet und ein Zusammenstoßen von Fahrer und Beifahrer verhindert.

Vier Infotainmentsysteme stehen zur Verfügung: Composition Media ist die Basis (6,5 Zoll, MIB2, Serie „Polo“ und „Life“), „Ready2Discover“ (8 Zoll, MIB3, Serie „Style“ und „R-Line“), „Discover Media“ (8 Zoll, Navi, MIB3, optional) und erstmals auch das „Discover Pro“ (9,2 Zoll, Navi, MIB3, optional). Für das Ready-2Discover kann die Navi-Funktion per „Functionson Demand“ erstmals nachträglich freigeschaltet werden. Die MIB3-Systeme bieten zudem eine eSim für die Online-Dienste WeConnect und WeConnect Plus. Kabellose Versionen von Apple Car Play und Android Auto sind orderbar. Eine Ebene darunter ist die Steuerung der serienmäßigen Klimaanlage untergebracht. Wer die optionale Climatronic möchte, bekommt die volldigitale Touch- und Slide-Bedienung mit einigen restlichen Direktwahl-Feldern. Quasi im Mittelkonsolen-Keller befindet sich die Handy-Ablage mit optionaler, induktiver Ladefunktion und zwei beleuchteten USB-C-Anschlüssen.

Fünf Motoren zur Auswahl

Den grundsätzlich frontangetriebenen Polo gibt es zum Start mit vier Benzin-Triebwerken und einem Erdgas-Motor. Den Einstieg bildet der dreizylindrige 1.0 MPI (80 PS, 93 Nm) mit Fünfgang-Handschaltung. Darüber angesiedelt ist ein 1.0-TSI- Turbo-Benziner mit 95 PS und 175 Nm, der als 5-Gang-Handschalter oder optional mit 7-Gang-DSG geliefert wird. Top-Modell wird zunächst der 1.0-TSI-Turbo-Dreizylinder mit 110 PS und 200 Nm maximalem Drehmoment, der nur mit 7-Gang-DSG zu haben ist. Darüber hinaus wird der Polo auch wieder mit dem bivalenten 1.0-TGI- Erdgas-/Benzinantrieb zu haben sein, der 90 PS und 160 Nm liefert. Alle Triebwerke verfügen selbstverständlich über einen Otto-Partikelfilter und erfüllen die neuesten Abgasnormen. Ungewiss ist derzeit noch, ob der 150 PS starke 1.5 TSI im Polo zum Einsatz kommt. Nicht geben wird es einen Diesel oder einen Plug-in-Hybrid.

Neben den bereits erwähnten Features sind grundsätzlich an Bord: eine Zentralverriegelung, die elektromechanische Servolenkung, eine Bluetooth-Telefonschnittstelle, elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, rundum elektrische Fensterheber, Türgriffe und Außenspiegel in Wagenfarbe sowie der Front-Assist mit City-Notbremsfunktion und Fußgänger-/Radfahrer-Erkennung plus der Lane-Assist.

Gerade in Sachen Assistenz hat der Polo gewaltig zugelegt. In der Spitze ist sogar der „IQ.Drive Travel Assist“ orderbar. Das System verbindet die neue, prädiktive „ACC“ (automatische Distanzregelung), den Serien-Spurhalteassistent sowie ein kapazitives MF-Lenkrad und ermöglicht so teilautomatisiertes Fahren (Level 2) bis 210 km/h. Darüber hinaus sind optional auch Spurwechsel-, Auspark-, Park-Lenk-Assist und das proaktive Insassenschutzsystem orderbar.

Die Extra-Liste hält aber noch mehr bereit: etwa das Panorama-Schiebe-/ Ausstelldach, das „Beats“-Soundsystem mit 300 Watt, das schlüssellose Schließsystem, Sprachbedienung, abgedunkelte Scheiben hinten oder auch ein Paket mit tiefergelegtem Sportfahrwerk, elektronischer Diff-Sperre XDS und der Fahrprofilauswahl.

Zugegeben: Zum erwarteten Grundpreis von unter 16.000 Euro wird das alles nicht zu haben sein. Doch der VW Polo ist eines der ganz wenigen Fahrzeuge, die solche Features in dieser Fahrzeugklasse überhaupt anbieten können.