Richtig ladenCleveres Laden erhöht die Reichweite

Joachim Fischer

 · 18.02.2022

Richtig laden: Cleveres Laden erhöht die ReichweiteFoto: AUDI AG

Die Reichweite und das Laden: Dauer­themen, wenn es um E-Mobilität geht. Mit ein paar Tricks, kann man hier Entspannung schaffen – gerade im Winter, wenn der ktionsradius der E-Mobile sonst schwächelt

Wird über E-Mobilität gesprochen, landet man ziemlich schnell bei den Reizthemen Reichweite und Laden. Insbesondere im Winter, wenn das Fahrzeug beheizt werden muss, haben viele E-Mobilisten mit einem teils deutlich geringeren Aktionsradius zu kämpfen. Das muss aber nicht so sein, beherzigt man ein paar einfache Tricks, die für alle Stromer der Marken des VW-Konzerns übereinstimmend gelten.

Vorkonditionierung per App hilft dabei, dass das Aufheizen der Batterie und des Innenraums nicht mit Energie aus der Fahrzeugbatterie sondern aus dem Stromnetz erledigt werden | Fotos Audi, VW, Skoda, GF

Warum ist das Heizen überhaupt so energieaufwändig und damit reichweitenrelevant? Im Gegensatz zu einem Verbrenner, der durch den Motorlauf fürs Heizen nutzbare Abwärme produziert, muss ein E-Mobil mit einem elektrischen Heizgerät Warmluft erzeugen. Der Strom dafür wird aus dem Akku entnommen. Zudem wird meist vergessen, dass nicht allein der Innenraum temperiert werden muss, sondern auch die Batterie. Das ist nötig, um sie zu schonen und gleichzeitig ihre volle Leistungsfähigkeit herzustellen. Ein Lithium-Ionen- Akku hat eine Wohlfühltemperatur von gut 20 Grad. Nun kann man sich vorstellen, warum kalte Außentemperaturen viel Batteriekapazität kosten. Das gilt insbesondere dann, wenn viele Kurzstrecken mit längeren Stopps dazwischen gefahren werden. Währenddessen kühlen Auto und Bat­terie wieder ab – etwa bei mobilen Pflegediensten. Hier hilft eigentlich nur permanentes Nachladen zwischendurch.

Die beste Lösung ist eine Wallbox

Doch auch da gilt es Einiges zu beachten. Einfach ist es für diejenigen, die eine Garage mit Wallbox ihr Eigen nennen dürfen. Erstens wird es dort erst gar nicht so kalt wie draußen auf der Straße, zweitens können sie per App oder mittels Bordcomputer Ladevorgänge sowie das Vorheizen von Innenraum und Batterie starten sowie individuell automatisieren. Genutzt wird fürs Temperieren dann der Strom aus der Wallbox, nicht der aus dem Akku. Die Reichweite bleibt erhalten. Das funktioniert natürlich auch an einer Box im Freien oder an einer öffentlichen Ladesäule. Hier muss es übrigens kein Schnelllader sein, denn ein kalter Akku lädt sowie­so automatisch nicht mit der maximal möglichen Ladeleistung, denn das würde der Lebensdauer schaden. Am besten ist, bei noch betriebswar­mem Akku auf maximal 80 Prozent Kapazität zu laden. Das geht erstens schnel­ler, zweitens schont es ebenfalls die Batterie. Vor Abfahrt kann am nächsten Morgen dann ja noch am Stromnetz vor­tem­pe­riert werden. Wer dagegen in Urlaub fahren will oder eine weite Strecke vor sich hat, lädt den Akku natür­lich zu 100 Prozent voll.

Sitzheizung und Eco-Programm

Hat man die Möglichkeiten der Vorkonditionierung an der Steckdose nicht, kann man bei Fahrtantritt die Klimaanlage kühler einstellen oder deren Eco-Modus nutzen, den Luftstrom nur auf die belegten Sitze aus­richten und dazu die Sitz- und Lenkradheizung aktivieren. Das er­zeugt ebenfalls ein wohliges Wärme­gefühl, verbraucht aber weniger Ener­gie als die Fahrzeugheizung. Wer noch etwas mehr tun will, kann zudem die Umluftfunktion der Klimaanlage nutzen oder bei der Fahrzeugbestellung die optionale Wärmepumpe ordern, die besonders effizient und effektiv agiert.

Keine Angst, der Akku kann sehr lange heizen

Angst vor dem Erfrieren in einem Mega-Stau braucht übrigens niemand zu haben. Die Heizung arbeitet auch im Winter bei Stillstand und Minusgraden viele Stunden, am meisten Energie verbraucht immer noch der Antrieb des E-Autos während der Fahrt – speziell auf der Autobahn oder beim starken Beschleunigen.

Zur Reichweitenoptimierung ist ebenfalls hilfreich, das Eco-Fahrpro­gramm, die Assistenzsysteme, den E-Manager und die Navigation zu nutzen. Im Zu­sammenspiel errech­nen sie auch unter Einbeziehung von Online-Verkehrsdaten und unzähligen weiteren Parame­tern die effizientest­e Rou­te mit den günstigst gelegenen Lade­stopps – falls nötig.

Über die reinen Wintertipps hinaus gibt es aber noch ein paar weitere Dinge, die man wissen und auch be­her­zigen sollte. So ist es zum Beispiel ratsam, die Winterräder möglichst früh wieder gegen die Sommerreifen zu tauschen. Die sind in der Regel bei E-Autos besonders rollwiderstandsarm und bieten somit einen kleinen Reichweitenvorteil gegenüber den etwas schwerer abrollenden Winter-Pneus.

Immer exakt eingestellt werden sollte zudem der vom Hersteller vorgegebene Reifendruck. Zu wenig aufgepumpte Reifen rollen vielleicht etwas komfortabler ab, verursachen aber einen erhöhten Verbrauch – ganz abgesehen von Sicherheitsrisiken.

Segeln statt rekuperieren

Ebenfalls beherzigen sollte man den Tipp, in der City am besten die verstärkte Rekuperationsstufe B einzustellen, über Land und auf der Autobahn aber eher die Stufe D. Der Grund: Beim Stop and Go in der Stadt wird über die E-Maschine, die im Schubbetrieb als Generator fungiert, mehr Energie rekuperiert. Bei vorausschauendem Fahren kann das verstärk­te Brems­moment auf B sogar öfters das eigentliche Bremsen ersetzen. Auf der Landstraße oder der Autobahn bringt das weniger. Dort sollte man der automatischen Segel­funktion auf Fahrstufe D den Vorzug geben und den Wagen einfach so oft wie möglich mit abgekoppeltem Antrieb rollen lassen. Das ist letztlich effizienter. Einzige Ausnahme: lange Gefällstrecken im Gebirge. Hier ist die Rekuperation auf B eindeutig sinnvoller.

Darüber hinaus gelten auch für E-Mobile alle Energiespartipps, die man auch schon von den Verbrennern kennt: keinen unnötigen Ballast dauerhaft im Kofferraum mitschleppen, Dachboxen und -Gepäckträger gleich nach Gebrauch wieder demontieren. Das verbessert den Luftwiderstand und hilft Strom zu sparen – und damit letztlich die Reichweite zu erhöhen.