Gute Fahrt
· 19.11.2025
Die Bundesregierung hat eine bedeutsame Weichenstellung für Autofahrer vorgenommen: Ab Januar 2026 steigt die CO₂-Abgabe auf Kraftstoffe erheblich an. Während Verbraucher derzeit 55 Euro pro ausgestoßener Tonne Kohlendioxid zahlen, wird sich dieser Betrag auf bis zu 65 Euro erhöhen. Diese Entwicklung bedeutet für Millionen deutscher Autofahrer eine spürbare finanzielle Mehrbelastung an der Zapfsäule.
Der ADAC hat die Auswirkungen dieser politischen Entscheidung detailliert analysiert. Demnach müssen Autofahrer mit einem Preisanstieg von etwa drei Cent pro Liter Benzin und mehr als drei Cent pro Liter Diesel rechnen - zusätzlich zu den bereits bestehenden Belastungen. Diese Kalkulation basiert auf einem mittleren CO₂-Wert von 60 Euro pro Tonne für das kommende Jahr.
Besonders bemerkenswert ist die Gesamtentwicklung seit Einführung der Abgabe: Startete die CO₂-Bepreisung 2021 noch mit 25 Euro pro Tonne, hat sich der Betrag binnen fünf Jahren mehr als verdoppelt. Benzin verteuerte sich dadurch bereits um 15,7 Cent pro Liter, Diesel sogar um 17,3 Cent. Mit der anstehenden Erhöhung werden diese Werte auf bis zu 18,6 Cent bei Benzin und 20,5 Cent bei Diesel ansteigen.
Die Stiftung Warentest erklärt das zugrundeliegende Prinzip: Die CO₂-Bepreisung soll klimaschädliche Brennstoffe verteuern und dadurch Anreize für umweltfreundlichere Technologien schaffen. Alle Einnahmen fließen in den Klima- und Transformationsfonds der Bundesregierung, aus dem wiederum Klimaschutzmaßnahmen finanziert werden.
Eine wichtige Entwicklung zeichnet sich für das Jahr 2027 ab: Die Koalition hat beschlossen, dass der CO₂-Wert nicht weiter ansteigen soll, sondern auf dem Niveau von 2026 verharrt. Diese Entscheidung trafen die Fachpolitiker Andreas Jung von der CDU und Esra Limbacher von der SPD nach intensiven Verhandlungen. Umweltminister Carsten Schneider muss nun eine entsprechende Änderung des Brennstoffemissionshandelsgesetzes umsetzen.
Ohne diese politische Intervention hätte sich eine weitaus dramatischere Situation für Verbraucher ergeben. Der europäische Industriemarkt zeigt bereits heute CO₂-Werte von rund 81 Euro pro Tonne - ein Niveau, das ohne die nationale Regelung auch für deutsche Haushalte gegolten hätte. Die Entscheidung verschafft Autofahrern somit eine wichtige Atempause und Planungssicherheit.
Der Hintergrund dieser Entwicklung liegt in der Verschiebung des europäischen Emissionshandelssystems ETS-2. Ursprünglich sollte dieses System 2027 starten, wurde jedoch von der Europäischen Union auf 2028 verschoben. Deutschland geht daher einen nationalen Sonderweg und hält den Preisrahmen von 55 bis 65 Euro für zwei aufeinanderfolgende Jahre konstant.
Diese Stabilisierung bietet Verbrauchern eine wichtige Übergangszeit. Experten raten dringend dazu, diese Phase zu nutzen, um sich nach Alternativen umzusehen. Denn ab 2028 wird sich die Situation grundlegend ändern: Dann greift der europäische Emissionshandel mit freier Preisbildung am Markt, was zu erheblich höheren Belastungen führen könnte.
Die Zeit nach 2027 bereitet Experten erhebliche Sorgen. Ab 2028 soll der CO₂-Wert nicht mehr politisch festgelegt, sondern frei am Markt gebildet werden. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung befürchtet einen sprunghaften Anstieg auf bis zu 200 Euro pro Tonne - eine Vervierfachung des heutigen Niveaus.
Diese dramatische Entwicklung würde Autofahrer mit beispiellosen Belastungen konfrontieren. Bei einem CO₂-Wert von 200 Euro pro Tonne würde die Abgabe rund 67 Cent pro Liter Benzin und sogar 74 Cent pro Liter Diesel ausmachen. Für eine durchschnittliche deutsche Familie mit zwei Fahrzeugen entstünden dadurch jährliche Mehrkosten zwischen 1.248 und 1.375 Euro allein durch die CO₂-Bepreisung.
Der Grund für diese drastische Preisentwicklung liegt im System des Emissionshandels: Die Anzahl der verfügbaren Zertifikate ist bewusst begrenzt, um die EU-Klimaziele zu erreichen. Da die aktuellen Emissionen jedoch höher liegen als geplant, werden die Zertifikate von Beginn an knapp sein. Diese Verknappung treibt unweigerlich die Kosten in die Höhe.
Die EU-Kommission arbeitet bereits an Lösungsansätzen für diesen drohenden Kostenschock. Eine Möglichkeit wäre die vorgezogene Finanzierung von Klimaprojekten durch die Europäische Investitionsbank. Dadurch könnten bereits vor 2028 mehr Elektrofahrzeuge auf den Straßen fahren und Gebäude energieeffizienter werden, was die Nachfrage nach Zertifikaten reduzieren würde.
Angesichts steigender Kraftstoffkosten gewinnen praktische Sparmaßnahmen an Bedeutung. Der ADAC hat verschiedene Strategien identifiziert, mit denen Autofahrer ihre Ausgaben reduzieren können. Der wichtigste Faktor ist dabei das richtige Timing beim Tanken.
Spritpreise schwanken im Tagesverlauf erheblich. Die günstigsten Zeiten liegen zwischen 19 und 20 Uhr sowie zwischen 21 und 22 Uhr. Wer morgens kurz nach sieben Uhr tankt, zahlt im Durchschnitt 12,5 Cent mehr pro Liter Benzin und 13,3 Cent mehr pro Liter Diesel. Diese Preisunterschiede können bei einer Tankfüllung von 50 Litern bereits Einsparungen von über sechs Euro bedeuten.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Vergleich verschiedener Tankstellen. Besonders Autobahntankstellen verlangen deutlich höhere Tarife als Stationen in Wohngebieten oder an Landstraßen. Moderne Smartphone-Apps ermöglichen es, aktuelle Kraftstoffkosten in der Umgebung zu vergleichen und die günstigste Option zu finden.
Langfristig können Autofahrer durch den Wechsel zu einem sparsameren Fahrzeug erhebliche Einsparungen erzielen. Auch eine optimierte Fahrweise hilft dabei, den Verbrauch zu reduzieren. Vorausschauendes Fahren, konstante Geschwindigkeiten und der Verzicht auf aggressive Beschleunigungen können den Kraftstoffbedarf um bis zu 20 Prozent senken.
Baden-Württemberg plant eine interessante Initiative gegen Preisschwankungen: Das Bundesland möchte durchsetzen, dass Tankstellen nur noch einmal täglich ihre Tarife erhöhen dürfen. Der ADAC sieht diese "Spritpreisbremse" jedoch kritisch, da sie möglicherweise zu höheren Durchschnittskosten führen könnte.