VW BUS FESTIVAL 2023 – Die Bus-Party des Jahres

Arne Olerth

 · 16.08.2023

VW BUS FESTIVAL 2023 – Die Bus-Party des JahresFoto: Volkswagen, Olerth
Volkswagen Nutzfahrzeuge hatte eingeladen – und mehr als 80.000 Bulli-Fans waren gekommen – zum Bus Festival 2023 in Hannover. Bei top Wetter feierten sie ihr Lieblingsauto in einem rauschenden Fest
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Funkelnd erheben sich hunderte winzige Lichtpunkte in den warmen Sommernachthimmel, tanzen fröhlich vor den Augen der Betrachter. Es blitzt und blinkt, langsam formt das Lichtermeer einen Korpus: kubisch, mit zwei ovalen Ringen an der Stirn, die kurz darauf von einem markanten „V“ gezeichnet wird. Ein Raunen geht durch die Menge, das sich kurz darauf zu frenetischem Applaus auswächst. Denn dreidimensional steht jetzt ein VW Bulli der ersten Generation am Firmament. Es ist dies der Auftakt einer beeindruckenden Drohnenshow, die alle Baureihen des Kultautos plastisch in den Himmel zeichnet – nur eines von unzähligen Highlights des VW Bus Festivals 2023.

Am letzten Juni-Wochenende feierte Volkswagen Nutzfahrzeuge sich und sein wichtigstes Modell, den Bulli, mit einem gigantischen Spektakel auf dem Messegelände der VWN-Heimatstadt Hannover. Das Drei-Tage-Event strotzte nur so vor Superlativen: Mehr als 80.000 Besucher aus 48 Ländern pilgerten in die Landeshauptstadt Niedersachsens, der Einladung wurde sogar von Neuseeland aus gefolgt. Viele Fans reisten mit dem eigenen Bulli an, ein Sizilianer schnappte sich mit 2.300 Kilometern den Pokal für die längste Anfahrt. Etwa 6.000 Fahrzeuge verwandelten die Parkplätze rund um das Messegelände in einen gigantischen Campingplatz. „Die Stimmung war einfach sagenhaft – das liegt an unserem Auto und vor allem an der großen Bulli-Familie. Wir sehen hier, welche Stimmung, welche Emotionen unsere Autos hervorrufen. Die Liebe der Fans zu unseren Bullis, die ist wirklich einmalig – ich glaube, das hat so keine andere Marke auf der Welt“, zieht VWN-Chef Carsten Intra am Festival-Sonntag Bilanz.

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Mehr als 80.000 Besucher

Dabei waren die Aussichten drei Tage zuvor alles andere als rosig gewesen: Am Donnerstag, dem Vorabend des Festivals, sorgte Tief „Lambert“ für Starkregen mit Niederschlagsmengen von bis zu 50 Liter Wasser pro Quadratmeter, der Deutsche Wetterdienst hatte entsprechende Warnungen herausgegeben. Das freilich konnte etliche Bullifans nicht daran hindern, schon am Nachmittag vor dem Festivalstart anzureisen. Etwa Karin und Gerd Kunz aus Köln, die als erste mit ihrem orangefarbenen Bus T2b aus den Siebziger-Jahren die sich öffnenden Schranken zum Gelände passierten: „Als das VW Bus Fest 2023 angekündigt wurde, wussten wir: Da müssen wir dabei sein!“ Starker Regen und überlaufende Löschteichs des Messegeländes Hannover waren für viele Anreisende am Freitag der erste Eindruck der Veranstaltung – auch für das GUTE FAHRT-Team. Doch pünktlich mit Beginn der Veranstaltung wendete sich das Blatt. Der erste Programm-Schwerpunkt – die Ankunft des Offiziellen Bulli-Konvois mit 75 Bullis aller Generationen, der vom Stammwerk am anderen Ende der Stadt gestartet war, erfolgte bereits ohne begleitenden Niederschlag bei noch feuchter Festival Plaza, die durch die durchbrechende Juni-Sonne aber rasch getrocknet werden konnte.

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Wer dachte, die Verteilung der Teilnehmer auf die acht Camping-Areale rund um das Messegelände würde von einem Verkehrskollaps begleitet, wurde angenehm überrascht: Generalstabsmäßig durchorganisiert wurden die Teilnehmer und ihre Fahrzeuge erfasst, mit Aufklebern beziehungsweise Teilnehmerbändchen markiert und in Fotoboxen verewigt. Dazu musste kein Fahrer aussteigen – alles erfolgte flott, routiniert und pannenfrei in Drive-In-Stationen, wie man sie aus Zeiten des Corona-Tests kennt. Danach ging es für die Camping-Bullis im Ring-Korso einmal um das Messegelände, bis man am vorab gebuchten Platz eingelassen wurde. Den konträren Stellplatz-Bedürfnissen etwa von Familien mit kleinen Kindern und den vielen Clubs, die mit großen Grills und Kaltgetränken gerne auch auf dem Platz feiern wollen, trugen die Organisatoren mit unterschiedlichen Campingzonen Rechnung. So gab es vom einfachen Parkplatz mit Rasengittersteinen bis zum lauschigen Wäldchen mit Wiese, hohen Bäumen und besonderen Ruheregelungen Stellplätze für jeden Anspruch. Eine hohe Präsenz von Security-Personal sorgte genauso für ruhige Nächte wie mobile Flutlichtanlagen. Neben den klassischen Dixie-Toiletten gab es überall auf den Plätzen auch große Sanitär-Stationen mit gepflegten Toilettenanlagen und Duschen – für das Wohlbefinden der Camper. Ebenfalls zeitgemäß: das vorbildliche Mülltrennsystem.

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Foto: Volkswagen, Olerth

Vom T1-Bulli bis zum ID. Buzz

War der eigene Bulli final geparkt, das Dach entfaltet und die Stühlchen davor drapiert, ging es zum zentralen Veranstaltungsplatz im Epizentrum des Geländes – wahlweise mit dem Shuttlebus oder zu Fuß. Zugangs- und Taschenkontrollen wurden flott passiert, dann endlich konnte der Fan in die großartig bunte Welt des Bulli-Festivals eintauchen. Was Volkswagen Nutzfahrzeuge hier auf die Beine gestellt hatte, war absolut beeindruckend. Ganz gleich ob Camping-Fan oder Tuning-Freund, Fahrer eines aktuellen Bulli oder Pilot eines luftgekühlten Schätzchens oder eben auch ID. Buzz-Jünger – auf dem Bulli-Festival wurde wirklich jeder Bus-Freund glücklich. Trotz der Ausrichtung auf eine fünfstellige Besucherzahl wurde überall die Liebe zum Detail offensichtlich – etwa durch den Brötchenservice, der die Camper jeden Morgen mit einer Tüte ofenfrischer Gebäckstücke am eigenen Bulli überraschte. Weit über ein Jahr Vorbereitungszeit sollen in das Mega-Event geflossen sein – wir glauben es sofort.

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An mehreren Stellen demonstrierten komplett zusammengestellte Bulli-Familien mit Fahrzeugen aus jeder Generation die enorme Entwicklung der längstgebauten Baureihe, riefen bei den Teilnehmern Erinnerungen wach. Los ging es 1950 mit der ersten Baureihe T1, erkennbar an der geteilten Frontscheibe, die mit anfangs 25 fröhlich schnatternden Boxer-PS im Bulli-Heck das Wirtschaftswunder in Angriff nahm. Deutlich erwachsener: der T2, der ab 1967 mit einem zeitgemäßen Fahrwerk und gewölbter Frontscheibe aufwarten konnte. 1978 kam der kantige T3, der in Sachen Komfort und Raumangebot Bestmarken setzen konnte. Weiter ging es mit dem T4, der 1990 für den größten Bruch in der Bulli-Geschichte sorgte: Motor und Antrieb wanderten nach vorn, sorgten nicht nur für ein tadelloses Fahrverhalten, sondern ebneten auch die bisherige Stufe des Motorenabteils im Laderaumboden ein. 2003 folgte der Megastar T5, der modellgepflegt als T6 und T6.1 bis heute gebaut wird und das T4-Konzept perfektionierte. Den Supervan T7 gibt es seit 2021, aktuell die Benchmark in Sachen Fahrkomfort seiner Klasse. Und der flammneue ID. Buzz fährt seit 2022 elektrisch in die Bulli-Zukunft.

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Foto: Volkswagen, Olerth
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Seine Interessenten konnten sich in einem Pavillon über die Vorzüge, Online-Dienste und Lademöglichkeiten informieren – stets lange Schlangen davor zeugen von der Begeisterung für dieses Auto. Direkt daneben zeigten die Experten von VW Nutzfahrzeuge Oldtimer in der Bus-Garage, wie alte Schätzchen nach Werksvorgaben restauriert werden. Es wurde gestaunt, gefachsimpelt, kompetenten Vorträgen gelauscht und tiefgründige Benzingespräche geführt. Doch nicht nur hier: Fahrzeugausstellungen zum Thema Handwerker-Bulli, Camping und ähnliches mehr zeigte die große Bandbreite des Hannoveraners, die ihn auf der ganzen Welt so erfolgreich gemacht hat.

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Foto: Volkswagen, Olerth

Handwerkers Liebling und Camper-König

Logisch, dass VW Nutzfahreuge als Begründer des Freizeitmobil-Segments neben dem Camper-König 6.1 auch anhand der zugehörigen Caddy und Crafter die ganze Bandbreite der California-Familie zeigte. Doch war dies keine Marketing-Show, der Camping-Fan konnte sich auch bei vielen Aufbauherstellern über Freizeitmobile auf Bulli-Basis informieren. Informationen gab es zudem auf dem großen Teilemarkt mit knapp drei Dutzend Anbietern. Oder praktisches Zubehör direkt zum Mitnehmen – vom Vorzelt über Auspuffanlagen bis hin zu Solarpaneelen und Dachgärten. 

So viel Input macht hungrig: Neben einer klassischen Fressmeile mit internationalen Köstlichkeiten lockten besonders die 15 Foodtrucks der Baureihen T1 und T2, die in einer Allee den Caterern als Stützpunkt dienten. Logisch, dass die traditionelle Volkswagen-Currywurst mit von der Partie war. Unzählige Liegestühle und Sitzsäcke boten genügend Gelegenheiten zum Chillen zwischendurch.

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Hüpfburg, Fußballaction mit dem Team Hannover 96, Mal- und Bastelspaß – das Angebot für die kleinen Volkswagen-Fans stand keineswegs zurück. Armbändchen mit Namen und elterlicher Handynummer sorgten dafür, dass keines der Kleinen irgendwie verlorengehen konnte. Und sollte der Erziehungsberechtigte selber Lust auf Mitmach-Action bekommen haben, gaben Barrista-Kurse genauso die Möglichkeit dazu wie Trommel- oder Makramé-Workshops.

Vanlife ist heute in aller Munde – der VW Bus kann darüber nur lächeln. Schon in den Fünfziger Jahren begründete er das Segment der Camping-Busse. Stilvoller als im T1-Camper kann man wohl kaum nächtigen
gutefahrt/gfsl_20230721_202308_new-img_96-2-imgFoto: Volkswagen, Olerth

Vorstellung des ID. Buzz mit langem Radstand

Angesichts des bunten Programmfeuerwerks, das die Veranstalter auf der zentralen Bühne zündeten, verblasst dieser Rahmen aber fast schon zur Nebensache: Rund dreißig Programmpunkte sorgten drei Tage lang für beste Unterhaltung, zogen die Besucher vor der Main Stage in ihren Bann. Am Freitagabend etwa wurde die Reportage „#BULLILOVEstories – Der Film“ uraufgeführt, ein Werk mit Kultpotenzial. Bulli-Fan und VW Nutzfahrzeuge-Pressesprecher Christian Schlüter besuchte Bus-Verrückte in 33 Ländern, zeigte die facettenreiche Liebe zum Bulli. Etwa einen Umweltaktivisten in Cornwall, dessen T2 bei der Bergung und Entsorgung von Plastikmüll aus dem Meer hilft. Mit weit mehr als einer Millionen Kilometer auf der Uhr unterstreicht er das Thema Nachhaltigkeit genauso, wie mit dem nachgerüsteten Diesel-Motor, der mit dem alten Frittierfett der umliegenden Fish´n´Chips-Buden betrieben wird. Oder die Mitfahrt beim humanitären Projekt „Bullis bringen Freude“, das mit

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Foto: Volkswagen, Olerth

Hilfe privater Bullis Hilfsgüter in Krisenregionen bringt – seit mehr als drei Jahrzehnten schon, dieses Jahr etwa in ein Kloster nach Albanien. Sammler und Musiker, Lebenskünstler und Vanlifer – sie alle hat Schlüter besucht und ihre verrückten, bunten oder bewegenden Geschichten mitgenommen. Als Transportmittel diente ein ID. Buzz, mit dem er mehr als 55.000 Kilometer in 33 Ländern zurücklegte. Er besuchte ein Bus-Treffen am Balkan und das Nordkapp, umrundete Island und befuhr als erster mit einem ID. Buzz die Golden Gate Bridge in San Francisco. Geschlafen wurde im ID. Buzz, Ehrensache. Rund 120 Nächte. 75 Minuten lang entführte Schlüter seine Zuschauer in die bunte Welt der Bus-Liebhaberei, sorgte mit teils anrührigen Bildern für ein großes Kino-Erlebnis. Zum Dank gab es minutenlangen Aplaus, auch für die 24 Protagonisten, die aus der ganzen Welt zum VW Bus Festival gekommen waren und nun auf der Bühne standen.

Doch das Festival hatte auch echte Stars zu bieten, etwa Hollywood-Ikone Ewan McGregor. Der Star Wars-Schauspieler flanierte nicht nur übers Treffengelände und überreichte Pokale, sondern präsentierte zudem den neuen ID. Buzz mit langem Radstand.

gutefahrt/gfsl_20230721_202308_new-img_97-2-imgFoto: Volkswagen, Olerth

Abends wandelte sich die Festival Plaza mit der Main Stage zum Konzertbereich. Zehntausende Bulli-Fans feierten ausgelassen bei bestem Sommerabend-Wetter. Die passende Musik dazu lieferten Musik-Größen wie Bosse, Rea Garvey und – als absolter Topact – Die fantastischen Vier. Thomas D., Smudo und Co. brachten Samstagabend die Stimmung zum Kochen. Kaum war der letzte Akkord verklungen, erhoben sich sanft 300 Drohnen über der Bühne, verabschiedeten die Gäste mit einer unvergesslichen Show in die Nacht. Es war ein gigantisches Wochenende, ein VW-Bus-Fest der Superlative.

Es bleibt zu hoffen, dass die Fans nicht wieder so lange auf eine Neuauflage warten müssen – Volkswagen Nutzfahrzeuge feierte das erste VW-Bulli-Treffen vor 16 Jahren, 2007.

Einer der Höhepunkte: die beeindruckende Drohnenshow am Samstagabend
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