Reparatur der HV-BatterieModul-Wechsel in der Werkstatt

Wolfgang Schaeffer

 · 10.09.2022

Reparatur der HV-Batterie: Modul-Wechsel in der WerkstattFoto: Porsche

Die Akkus machen E-Fahrzeuge besonders teuer. Bei der Planung des Taycan haben Porsche-Ingenieure auch deshalb gleich ein Reparatursystem für Hochvolt-Batterien mitentwickelt

Bild NaN
Foto: Porsche

Grundsätzlich gilt, dass die Kapazität eines Akkus immer bestimmt wird durch die schlechteste Zelle. Genau an diesem Punkt haben die Porsche-Ingenieure frühzeitig den Hebel angesetzt. „Wir haben von Anfang an nicht nur die effiziente Fertigung im Blick gehabt, sondern auch an die Reparaturmöglichkeiten in qualifizierten Porsche- Betrieben gedacht“, erklärt Daniel Schukraft, Vice President Aftersales und Kundendienst.

Christian Brügger, der den Bereich der Produktbeeinflussung Aftersales Elektrik leitet, und sein Team haben maßgeblich dazu beigetragen, dass die Reparaturfähigkeit der Hochvolt-(HV-)Batterien in den Werkstätten ein wichtiger Punkt im Lastenheft war. Und das vor allem auch im Hinblick auf die Zukunft und den damit verbundenen deutlich größeren Anteil an elektrifizierten beziehungsweise vollelektrisch angetriebenen Fahrzeugen des Stuttgarter Sportwagenherstellers.

50 Prozent BEV-Anteil schon 2025

Bereits 2021 wurden mehr Taycan als Porsche 911verkauft. 2025 soll die Hälfte aller neu verkauften Porsche elektrifiziert sein, fünf Jahre später der Anteil aller rein elektrisch angetriebenen Neufahrzeuge bei mehr als 80 Prozent liegen. „In Sachen Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung ist das von uns entwickelte Reparaturkonzept deshalb ein wichtiger Baustein“, ist Schukraft überzeugt. Bei den bisher verkauften mehr als 90.000 Taycan- Modellen habe es ein Prozent gemeldete Akku-Defekte gegeben. 80 Prozent davon seien zu reparieren gewesen. Als Defekt wertet Porsche jede Art von Beanstandung, die mit einem Eintrag in den Fehlerspeicher verbunden ist, verdeutlicht Brügger. Probleme wie geringe Reichweite oder fehlende Vorkonditionierung der Batterie seien meist kein Defekt, sondern häufig auf hohes Tempo oder nicht korrekte Einstellung des Navigationssystems zurückzuführen. So etwas sei meist im Gespräch mit dem jeweiligen Kunden zu klären.

Ein Defekt indessen muss grundsätzlich an die Porsche-Zentrale in Zuffenhausen gemeldet werden. Für Christian Brügger ist das ganz wichtig, um die Qualität nicht nur zu sichern, sondern noch zu verbessern. „Gerade in den ersten Monaten haben wir Batterien sicher- heitshalber komplett getauscht, um zu verstehen, was im System passiert ist, und um eventuelle Fehlerquellen in der Produktion schnellstens abzustellen.“ Hinweise darauf habe es jedoch nicht gegeben.

Für die eigentliche Reparatur einer Batterie kalkuliert Porsche zwischen dreieinhalb und vier Tagen ein. Denn außer den Sicherheitsvorkehrungen müssen auch Klebe- und damit verbundene Trocknungsvorgänge berücksichtigt werden. Um die Akkueinheit vom Unterboden zu lösen, wird der Wagen auf einer Hebebühne nach oben gefahren und die Batterie anschließend auf einen speziell konstruierten, fahrbaren Arbeitstisch abgesenkt. An einem Diagnosegerät wird dann getestet, wo das Problem liegt.

Viele Defekte sind reparabel

Ist eine Zelle defekt, wird das entsprechende Modul im Diagnosegerät angezeigt. Getauscht wird allerdings keine einzelne Zelle, sondern immer ein komplettes Modul. Der große Performance-Akku mit einer Kapazität von 93 kWh im Taycan hat 33, die kleinere 80-kWh-Batterie 28 Module. Verbaut sind in jedem Modul zwölf Pouch-Zellen.

Ist das defekte Modul identifiziert, muss zunächst die gesamte Flüssig- keit aus dem Kühlkreislauf – beim Taycan gibt es keinen separaten für die Batterie – abgelassen werden. Anschließend geht der HV-Techniker in exakt definierten Schritten an die Arbeit. Sind Steuergerät und Deckel entfernt, wird das für die Fehlermeldung verantwortliche Modul mit Spezialwerkzeug aus dem Batteriekasten gehoben. Jeder Handgriff erfolgt dabei nach den genau festgelegten Maßnahmen. Das gilt anschließend ebenso für den Einbau des neuen Moduls. Anschließend wird die komplette Batterieeinheit wieder unter den Taycan gefahren und mit dem Auto verschraubt.

Das gesamte Reparaturkonzept ist übrigens so ausgelegt, dass es auch beim 2023 kommenden elektrisch angetriebenen Macan und weiteren E-Modellen von Porsche eingesetzt werden kann.

Vorerst sind nicht alle Porsche-Werkstätten in der Lage, die Batterien von E-Autos zu reparieren. „Arbeiten an E-Fahrzeugen erfordern besonderes Fachwissen, Spezialwerkzeuge sowie extra ausgewiesene Arbeitsplätze plus Reparaturflächen. Das alles ist die Grundlage für einen Hochvolt-Stützpunkt. Von denen gibt es weltweit derzeit 80. Zudem sind 80 mobile Hochvolt-Experten als Flying Doctors im Einsatz“, beschreibt Brügger die aktuelle Situation. Bis 2025 soll es 370 HV-Stützpunkte und 150 mobile Einsatzkräfte geben.

Um bis dahin ein möglichst breites Angebot zu haben, sind überregionale Hubs in zertifizierten Porsche-Zentren Anlaufstellen für HV-Reparaturen.