Mit dem T7 Multivan nach SchwedenKleine Fluchten

Hans-Gerd Bode

 · 05.08.2022

Mit dem T7 Multivan nach Schweden: Kleine FluchtenFoto: Wilfried Große-Berg, VW (2)

Ein Bulli ist immer das ideale Fluchtfahrzeug aus dem Alltag – zumal, wenn drei Freunde eine Nordlandreise planen: zum Golfen, Holz hacken und Segeln für sieben Tage nach Schweden. Adieu Arbeit – Hej Freizeitspaß.

Platz gilt auf Fernreisen als wahres Komfort-Feature, entsprechend luxuriös umschmeichelt der T7 Multivan in der Langversion seine drei erholungsbedürftigen Passagiere
Foto: Wilfried Große-Berg, VW (2)

Am Anfang ist es nur ein Bild, WhatsApp-Foto. Oben blau, unten weiß. Ein lang-
gestreckter Van, halb-und-halb lackiert. Die Botschaft: „Der Bulli für die Schwedenfahrt ist da!“. Später, nach vielen Stunden Fahrt und entspanntem Abenteuerausflug, werden wir den T7 kumpelhaft-liebevoll „Blauhelm“ nennen. Jetzt, an Tag 1, ist der Farbmix noch gewöhnungsbedürftig; aber der erste Eindruck täuscht ja zuweilen.

Zwei Tage später dann das Live-Erlebnis: Im eigenen Wagen um die Ecke gebogen, langsam neben dem Multivan angehalten, ausgestiegen und der erste reale Blick auf den Zweifarben-T7.

Interpretationen ploppen auf. Ob Fußball (Schalke) oder Friedenseinsätze (Blauhelm) – viele Deutungsmöglichkeiten finden sich in dem zweifarbigen „Medium Blue-Metallic mit Candy-Weiß“. Für den Autor dieser Zeilen gilt: Ich muss es auf mich wirken lassen.

Dann der wissbegierige Gang ums Fahrzeug. Er wirkt anders als alle bisherigen T1 bis T6, die ich kennengelernt habe. Er ist länger, er ist tiefer, er ist ein wenig „nasig“, aber auch das ist nur der erste Eindruck.

Tür auf und die Begeisterung hält Einzug: Was ist da passiert? Alles wirkt größer und geräumiger, ja, aus den grundsätzlich sieben Einzelsitzen hat einer der Mitfahrer schon einen ausgebaut, wir sind schließlich nur drei Männer im Ausflugsmodus. Das Dach besteht gefühlt nur aus Glas. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, von allen Plätzen ergibt sich ein fantastischer Blick. Fehlt da etwa ein Rollo? Nein, die Techniker sprechen von einer um 78 Prozent reduzierten Wärme- einstrahlung. Das Glasdach, einmal geteilt, Fahrer und Beifahrer sitzen unter einer eigenen Open-View-Fläche, ist die Wucht. Es bringt nicht nur Licht ins Innere, es vermittelt einfach Größe. Also: Platz ist im Überfluss vorhanden, die Sitze sind flexibel und laufen perfekt in ihren Schienen.

Das Dach besteht gefühlt nur aus Glas

Das Gepäck ist schnell verstaut, alles ist an Bord. Neben uns drei Passagieren, noch ein Packen Segel für das Boot, dreimal Golfbesteck für die wechselseitige Frustbewältigung auf den Grüns und Fairways, natürlich Schuhe, warme Jacken und Arbeitszeug, es geht schließlich 1.400 Kilometer Richtung Norden. Das Schwedenhaus und der Garten warten nach dem Winter auf erste Pflegemaßnahmen. Türen zu (die großen seitlichen Schiebetüren schließen elektrisch) und los geht die Reise.

Wir starten in Westfalen. Der Weg führt über die A2 Richtung Hannover. Was erwartet uns an diesem Tag auf den folgenden 100 Kilometer? Es ist der 1. Mai. Wir sind sehr früh unterwegs und sehen einen spektakulären VW-Oldie nach dem anderen. Ein buntes Sortiment der Volkswagen-Historie: Ob T2 oder T3, Doppelkabine oder Pritsche, ob Käfer, mit großem Schiebedach, eigenwillige Speedster-Umbauten, Buggys, Passat-Limousinen mit übergroßen Rädern und vieles mehr. Ein Abstecher zum Maikäfer-Treffen wäre eigentlich angesagt, aber die Reiseroute ist lang, wir gehen von knapp 12 Stunden Fahrtzeit aus. So bleibt uns das Familientreffen der VW-Familie dieses Mal versagt, aber im Kalender für 2023 ist es deutlich vorgemerkt.

Zurück zum T7 Multivan. Länge läuft, gilt gemeinhin als gutes Omen, das trifft auch in diesem Fall zu. Der laufruhige 2-Liter-Benziner leistet satte 150 kW, er gönnt sich Super 95, dies aber in Maßen und bewegt den knapp 5,20 Meter langen Van ausgewogen. Gepaart mit dem 7-Gang-Doppelkupplungs-Getriebe fährt der Multivan hervorragend. Wir nutzen die vielen automatischen Helfer und pendeln uns bei guten 145 km/h ein. Gefühlt geht alles automatisch, mit Travel-Assist und vielen weiteren Assistenten.

Was fällt auf? Der Innenraum ist großzügig, hat aber viele Linien, Kanten und stilistische Absätze – das ist nicht die gewohnte Klarheit Norddeutschlands und eventuell Ausdruck einer neuen Zeit, eines gewandelten Verständnis von Ästhetik. Die Sitze sind gut, die Verstellbarkeit in der zweiten und dritten Reihe erfordert etwas Routine. Mittels Schlaufen am Sitz wird die Neigung der Lehne eingestellt, das ist nicht absolut praktisch. Man muss häufiger ziehen, bis es passt. Da ist Erfahrung angesagt. Eine Feinjustierung wäre hilfreich.

Die Sitze laufen in einem neu durchdachten Schienensystem, das wirklich perfekt funktioniert. Leichtgängig und geschmeidig „bestromt“ ist. Gewissermaßen elektrifiziert. Das ermöglicht es, dass auch die einzelnen Sitze, egal wo sie gerade positioniert sind, beheizbar sind. Die Sitze lassen sich einfach herausnehmen, das Gewicht ist mit mittleren 25 kg gut machbar, der Aus-, Um- und Einbau ist einfach und klappt auf Anhieb. Die neu entwickelte Mittelkonsole mit Multifunktionstisch läuft ebenfalls im Schienensystem. Sie ist wuchtig, wie schon in der Vorgängergeneration, sie bietet Becherhalter und zwei seitlich klappbare Tischhälften. Hier hätte der Gestalter mehr Feingefühl walten lassen können, es wirkt nicht harmonisch und vor allem wie ein gestrandetes Ufo, funktional sicher, aber es geht doch schöner.

Sanft (und ein echter Fortschritt) ist die Geräuschentwicklung im Bulli-Innenraum. Auch als Passagier in der dritten Reihe kann man am Gespräch von Fahrer und Copilot problemlos teilnehmen. Niemand muss lauter sprechen, Fahrgeräusche bleiben nahezu vollständig draußen vor der Tür. Fünf Sterne für den Komfort.

Der Fahrkomfort ist – und daran wird der Multivan T7 gemessen – ausgezeichnet. Die früher störenden Bewegungen auf der Hinterachse gehören der Vergangenheit an. Die Federung läuft über kurze oder lange Wellen ohne Murren. Es knarzt nichts, alles wirkt solide und passgenau. Die Lenkung vermittelt ein Mittelklassewagengefühl, der große Van steuert um enge Kurven leicht und exakt und läuft extrem spurtreu. Der Hinweis im Digitalinstrument „bitte Lenkrad übernehmen“ ist daher wichtig, gefühlt läuft der blaue-weiße T7 autonom.

Klasse Fahrkomfort als Vorbote des Urlaubs

Unser Weg führt schließlich auf die Fähre. Geschmeidig gleiten wir an Bord, trotz der Zunahme an Länge und Breite, finden wir auf der Pkw-Fahrspur ausreichend Platz. Es begrüßen uns staunende, neugierige, lächelnde Gesichter und jede Menge Fragen: „Ist das der Neue?“ „Dürfen wir mal schauen?“ „Was kostet der?“ – um nur einige mit Wiederholungscharakter zu nennen. Auch dabei sind Aussagen wie: „Ich hab’ schon einen bestellt.“ oder „Der ersetzt meinen T5.“ Und: „Wow, hat der viel Platz!“ Wir sind positiv überrascht. Umgeben von Bulli-Fans, kein Ton der Kritik.

Was zeigt uns das reale Kundenerlebnis? Der Geschmack scheint getroffen. Und: Die Fans warten gespannt auf den Neuen und sie werden mit einem tollen Fahrerlebnis belohnt.

Das Abenteuerausflugs-Trio hat dieses bereits vorab. Die Vertrautheit mit dem Bulli 7 wächst mit jedem Kilo- meter. Insgesamt werden es weit über 3.000 werden. Das Wetter im Norden zeigte sich traumhaft, die Unterkunft war schwedisch perfekt und der Wagen eine echte Komfortzone – nur beim Golfspiel blieb etwas zu viel Potenzial nach oben.