Florian Neher
· 29.06.2023
Skoda und Motorsport gehören zusammen wie Laurin und Klement: Die beiden Firmengründer stellten schon 1899 ihre ersten Motorräder aus eigener Fertigung für Rennen zur Verfügung. Ab 1905 wurden in Mladá Boleslav dann Autos produziert, die sich ebenfalls sogleich im Rennsport beweisen mussten. Bereits1907 gewann ein Laurin & Klement FC das Semmering-Bergrennen in Österreich, viele weitere Siege folgten. Auch nachdem die Marke Laurin & Klement anno 1925 in Skoda aufgegangen war. Die Rallye Monte Carlo war dabei immer wieder ein Schauplatz des motorsportlichen Engagements von Skoda – und blieb es bis heute.
Nun feierte Skoda Motorsport am Unternehmensstammsitz Mladá Boleslav die Auslieferung des 500sten Fabia RS Rally2. Die vor allem für Privatteams vorgesehene Fahrzeugkategorie Rally2 bildet die zweithöchste Liga der FIA Rallye-Weltmeister- h schaft und die Topklasse in praktisch jeder internationalen Serie sowie zahllosen nationalen Championaten. Die 2015 von Skoda Motorsport vorgestellte Rally2-Version des Fabia entwickelte sich schnell zum erfolgreichsten und bestverkauften Rallye-Fahrzeug dieser Klasse.
Die Rally2-Kategorie geht auf eine umfassende Neuordnung der Fahrzeughierarchien im internationalen Rallye-Sport durch den Automobil-Weltverband FIA 2013 zurück. In dem damals neu geschaffenen System diente die Kategorie Rally2 – zuvor R5 genannt – als zweithöchste Klasse nach den World Rally Cars der Kategorie Rally1. Großes Augenmerk lag dabei auf vergleichsweise günstigen Anschaffungs- und Einsatzkosten. Die Rally2- Fahrzeuge basieren auf Serienmodellen des B-Segments und dürfen mit maximal 1.620 cm3großen Turbobenzinern eines anderen Serienmodells des Herstellers oder einer weiteren Marke des gleichen Konzerns ausgestattet werden. Ein Luftmengenbegrenzer (Air-Restriktor) mit 32 Millimetern Durchmesser deckelt die Spitzenleistung bei etwa 290 PS.
Beim sequenziellen Fünfganggetriebe und dem rein mechanisch geregelten Allradsystem muss es sich um frei verkäufliche Komponenten handeln. Zudem begrenzte die FIA den Kaufpreis für Rally2-Fahrzeuge: 2023 dürfen sie für nicht mehr als 260.766 Euro netto angeboten werden. Skoda Motorsport erkannte früh das große Potenzial dieses Konzepts und begann mit der Entwicklung eines Nachfolgers für den Fabia S2000, der seit 2009 viele Erfolge für die Marke eingefahren hatte. Anfang 2015 stand dann die erste Rally2-Version des Skoda Fabia bereit. Der damals noch R5 genannte Bolide stieg schnell nicht nur zum weltweit sportlich erfolgreichsten Fahrzeug dieser Kategorie auf, er erwies sich auch als Renner bei den Verkäufen an Kundenteams. Bei den allermeisten Läufen zur FIA Rallye-Weltmeisterschaft und zur FIA Rallye-Europameisterschaft trägt mindestens das halbe Starterfeld das Skoda-Logo.
Bei der feierlichen Übergabe des 500sten Rally2-Fahrzeugs an das italienische Team Delta Racing sagte Lucie Bortová, Leiterin des Kundensport-Programms von Skoda: „Den Meilenstein von 500 Fabia in Rally2-Spezifikation zu erreichen, macht mich unglaublich stolz auf alle Kolleginnen und Kollegen hier bei Skoda Motorsport. Genauso gilt, dass wir dies nur durch die große Loyalität unserer Kundenteams schaffen konnten – bei ihnen bedanke ich mich von Herzen. Gemeinsam werden wir unsere Erfolgsstory mit dem Škoda Fabia RS Rally2 weiterführen.“
Die Erfolgsgeschichte des Fabia im Rallye-Sport begann vor 20 Jahren. Nachdem Skoda mit dem 300 PS starken, allradgetriebenen Octavia WRC bereits seit 1999 große Erfolge eingefahren hatte – unter anderem ein dritter Platz bei der Safari-Rallye in Kenia mit Armin Schwarz am Steuer – erschien anno 2003 der Urahn der Fabia Rallye-Dynastie: Das World Rally Car mit Zweiliter-Turbo warf 300 PS und sagenhafte 600 Nm Drehmoment ab. Sein WM-Debüt gab der Fabia WRC am 25. Juli 2003 bei der Rallye Deutschland.
Es folgten eine ganze Reihe sehr erfolgreicher weiterer Rallye-Versionen des Kleinwagen-Bestsellers: So debütierte 2009 bei der Rallye Monte Carlo der Fabia S2000, der wiederum vom Fabia R5/Rally2 (2015–2019) und dessen evo-Version (2019–2022) abgelöst wurde. In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben Teams und Privatfahrer mit den Rallye-Fabias mehr als 3.700 Podestplatzierungen, darunter über 1.500 Siege eingefahren.
Jüngster Spross der Ahnenreihe: der im November 2022 bei der Lausitz-Rallye erstmals eingesetzte und dort auf Anhieb siegreiche Skoda Fabia RS Ral- ly2. Bei der Rallye Monte Carlo, dem Auftakt zur WM-Saison 2023, erwies er sich auf vielen der legendären „Monte“-Prüfungen als das schnellste Rally2-Fahrzeug. Die folgende Rallye Schweden brachte dann den ersten WRC2-Sieg durch den 21-jährigen Oliver Solberg, Sohn des früheren Rallye-Weltmeisters Petter Solberg. Gleichzeitig fuhren Privatfahrer am Steuer des Fabia RS Rally2 erste Siege in nationalen Meisterschaften ein. Die Chancen stehen also gut, dass auch die Nummer 500 ihren Teil zur Fabia-Rallye-Historie beiträgt: Delta Racing wird den Fabia RS Rally2 in der italienischen Meisterschaft einsetzen.