Fabian Houchangnia
· 10.02.2014
Ein wunderbar detailliertes Modell des K.d.F.-Wagens – und seine wechselvolle Geschichte. Fritz Hörndlein im fränkischen Fürth fertigte es, dann kam der Krieg dazwischen.
Wie hieß es doch so schön bei Loriots Opa Hoppenstedt: "Früher war mehr Lametta." Kann schon sein, ist aber nicht mehr einwandfrei überprüfbar. Retrospektiv betrachtet bekamen zumindest die Autofahrer mehr Nahrung für die Sinne: Die Augen wurden verwöhnt durch Design, das weniger Zwängen unterworfen war, Motoren lärmten noch völlig ungestraft, die Luft duftete nach Benzin. Auch in den Kinderzimmern ging es emotionaler zu. Kunstvoll lithographierte Autos aus tiefgezogenem Blech schepperten und rasselten dank nach Nähmaschinenöl duftenden Aufziehmotoren geräuschvoll durch die Wohnzimmer oder über Bürgersteige, Autorennen mit Freunden waren an der Tagesordnung. Um glücklich zu sein, benötigten Kinder keine virtuellen Welten am PC, sondern imitierten mit realem Spielzeug die Welt der Erwachsenen.
So auch 1938, als die ersten Modelle des damals noch als K.d.F.-Wagen bezeichneten Volkswagens auf den Markt kamen. Unglaublich aber wahr: bis 1940 gelangten mehr als dreißig (!) unterschiedliche und zumeist aus Blech gefertigte Miniaturen des begehrten Wagens in den Handel.
Nur Fritz Hörndlein in Fürth gelang es jedoch, die schwer im Modell umsetzbaren Proportionen des Volkswagens nahezu perfekt zu realisieren. Kosten scheute der Fürther Hersteller dabei nicht, dank zahlreicher und teurer Tiefzieh- und Stanzvorgänge konnten die rundlichen Konturen von Hauben und Kotflügeln daher trefflich dargestellt werden. Schlichtweg sensationell war aber auch die Aufmachung des 13,2 cm langen und im Maßstab 1:31 gefertigten Blechkäfers: Hellgrün kolorierte Fenster- bedruckt mit feinen Rahmen, filigranen Scheibenwischern sowie den Gesichtern einer dreiköpfigen Familie- harmonierten wunderbar mit den grün- oder graublauen Karossen, zarte Lüftungsschlitze, Zierleisten, Rückleuchten und mehrfarbige Räder hielten auch der kritischen Begutachtung unter der Lupe stand.
Zwar kam schon 1940 das Aus für Hörndlein, nicht jedoch für den kleinen K.d.F.-Wagen, dessen Geschichte nicht in den Wirren des Krieges enden sollte. Sämtliche Werkzeuge, die zur Herstellung des Modells erforderlich waren, wurden von der im Nachbarort Zirndorf ansässigen Firma Wüco (Wünnerlein & Co.) übernommen, der unverwüstliche Käfer konnte somit in der gerade entstandenen amerikanischen Besatzungszone seine Wiederauferstehung feiern. Allerdings in einer deutlich vereinfachten Version, denn aus Kostengründen entfielen nicht nur die aufwändigen Lithographien und der Bremshebel im Heck, auch die schönen Blechräder mussten Pendants aus Gummi weichen. Da sich ein so unscheinbares Modell als Ladenhüter erwies, entschloss sich Wünnerlein zum radikalen Facelift. Wie das aussah, erfahren Sie in der nächsten VW-Vitrine.