VW-VitrineKäfermodell Wüco 121 - Affentheater?

Fabian Houchangnia

 · 18.03.2014

VW-Vitrine: Käfermodell Wüco 121 - Affentheater?Foto: Fabian Houchangnia
Das Design des seltensten Blechkäfers aus deutscher Produktion ist Schwindel erregend

Die Formen des Hörndlein Brezelkäfers gingen an Wüco – und deren Modell lag wie Blei in den Regalen. Einfachere Formen und ein schrilles Zirkus-Modell waren die Lösung

Im Jahr 1953 herrschte Ratlosigkeit bei Wünnerlein & Co. (Wüco) in Zirndorf. Der mit den von Hörndlein übernommenen Werkzeu­gen hergestellte Brezelkäfer (siehe VW Vitrine in GUTE FAHRT 1/14) lag wie Blei in den Regalen. Sicherlich war es ein Fehler gewesen, die fantastischen Lithographien des Vorgängers durch eine unscheinbare, einfarbige Lackierung zu ersetzen. Zudem war 1953 die geteilte Heckscheibe bei Volkswagen passé, ein ovales Fenster zierte nun das Heck des Käfers. Eine Lösung musste her, und zwar eine, die nicht allzu viel kosten durfte. Wünnerlein wusste genau: Grundvoraussetzung für den Verkaufserfolg waren farbenfrohe Lithographien sowie das schicke neue Heckfenster.

  Lassen den  alten Brezelkäfer hinter sich: Wünnerleins OvalkäferFoto: Fabian Houchangnia
Lassen den alten Brezelkäfer hinter sich: Wünnerleins Ovalkäfer

Das Geld, das hier investiert wurde, musste jedoch an anderer Stelle wieder hereingeholt werden, Arbeitsschritte im Produk­tionsprozess fielen dem Rotstift zum Opfer: Verdankten die bis dato hergestellten Karosserien ihre perfekten Rundungen und Details einer Vielzahl von Tiefzieh- und Stanzvorgängen, so wurde beim neuen Ovalkäfer auf das Prägen der Fenster und Türen, sowie das Ausstanzen der Radausschnitte und Scheinwerfer verzichtet – und wie schon beim glücklosen Vorgänger wurden simple Gummiräder montiert. Dass das Modell letztendlich doch sehr imposant geriet, war der gelungenen, dreifarbigen Bedruckung der Karosserie zu verdanken. Hier trugen die nun viel größeren Fensterflächen aber auch die geschlossenen Radkästen dazu bei, dass erst auf den zweiten Blick deutlich wird, dass sich die Käfer von Hörndlein und Wüco die gleiche Karosserie teilen.

Ein aberwitziges Design

Noch eklatanter war der Verfremdungseffekt allerdings bei Wücos letztem Volkswagen Modell, dem "Wüco 121". Allein durch neue, extrem farbenfrohe Lithographien entstand hier ein grellbuntes Auto samt Panoramascheibe und ohne B-Säulen sowie Sonnenblumen anstelle der Scheinwerfer. Hauptverantwortlich für den furiosen Auftritt dieses als "Funny Car" des Circus Funny bezeichneten Käfers waren jedoch seine Insassen: hinter Holztoren (!) verschlossen tummelte sich eine Bande als Clowns geschminkter Affen. Ein aberwitzigeres und schrilleres Modell hatte es in der Geschichte deutschen Blechspielzeugs bis dato nie gegeben, und es sollte auch das letzte sein. Leider musste der Circus Funny seine Zelte bereits 1960 abbrechen, in jenem Jahr gab Wüco die Blechspielzeugproduktion auf.

  Geschlossene Radkästen und stilvolle Lithos kennzeichnen Wücos  OvalkäferFoto: Fabian Houchangnia
Geschlossene Radkästen und stilvolle Lithos kennzeichnen Wücos Ovalkäfer

Es erscheint unglaublich, aber fast 75 Jahre sind seit Erscheinen des ersten Hörndlein Käfers vergangen. Bis zum Jahre 2001 waren nicht mehr als zwanzig überlebende Exemplare in den Sammlungen dieser Welt bekannt, dann wurden bei einem Lagerfund in Sachsen gleich sechs Dutzend in unversehrtem Zustand entdeckt. Bei den Ovalkäfern von Wünnerlein wartet man bis heute vergeblich auf eine ähnlich spektakuläre Entdeckung. Aktuell sind in Sammlerkreisen von den rund sechzig Jahre alten Miniaturen gerade einmal zehn gut erhal­tene Exemplare pro Version bekannt. Viel Erfolg auf der Jagd nach den alten Schätzen wünscht Ihnen Ihre GUTE FAHRT!