VW Pheaton D2Die Bürde der späten Geburt

Arne Olerth

 · 17.09.2022

VW Pheaton D2: Die Bürde der späten GeburtFoto: Volkswagen

Vor 20 Jahren rollte der Phaeton D1 zu den Händlern, jetzt zeigt Volkswagen den Nachfolger D2 von 2013. Er ging nie in Serie, wurde der Ausrichtung auf die E-Mobilität geopfert

Das Design der Heckleuchten bricht mit dem Vorgänger D1, nimmt vielmehr Anleihen an die Designsprache von damaligen Oberklasse-Audi
Foto: Volkswagen

Die Nachricht um die Jahrtausendwende war ein Paukenschlag, der die automobile Welt erzittern ließ: Volkswagen steigt in die Luxus- klasse ein. 1999 als Concept D auf der IAA vorgestellt, war der VW Phaeton ab dem Frühjahr 2002 verfügbar. Das Wolfsburger Flaggschiff bot nicht nur eine extra-steife Karosserie, sondern auch selbstleuchtende Nummernschilder, eine zugfreie Klimaautomatik, Radartempomat, Side Assist und Keyless Access – um nur einige technische Leckerbissen zu nennen. Volkswagen spendierte der Luxus-Limousine ein standesgemäßes Triebwerke-Portfolio, das im fulminanten V10 TDI (313 PS/750 Nm) und im exklusiven W12 (ab 420 PS/550 Nm) gipfelte. Eine Luftfederung war Serie, der 4Motion-Allradantrieb je nach Motorisierung auch. Die Plattform des Phaeton (D1) wurde auch zum Bau des Porsche Panamera und der Bentley Continental-Modelle verwendet. 84.235 D1-Einheiten wurden bis zum März 2016 in Manufaktur-Qualität gebaut. Dann war Schluss, Volkswagen verabschiedete sich aus dem Segment der Luxus-Limousinen. Dabei, und das ist eine Sensation, entstand schon 2013 der Nachfolger D2. Volkswagen zeigt jetzt erstmals Details der fahrfertigen Luxus-Limousine.

Gleich vier Design-Vorschläge buhlten um den Zuschlag. Den erhielt das Gemeinschaftswerk von Marco Pavone, dem heutigen Leiter für das Exterieur-Design, und Tomasz Bachorski, dem aktuellen Designchef für das Interieur. Auf diesem Entwurf wurde das Konzeptfahrzeug dieser Seiten für den Aufsichtsrat aufgebaut.

Fahrfähiges Konzeptfahrzeug mit MLB-Technik

Der D2 besticht mit einer dynamisch-flachen Linienführung, strahlt dabei Souveränität und Wertigkeit aus. Vorne sorgt ein breiter Chromgrill für Prestige, der sich weit nach unten zieht. Noch oben wird er von einer mit kräftigen Sicken strukturierten Haube bedeckt, seitlich flankieren flache LED-Leuchteinheiten. Große Radhäuser, eine ausgeprägte Schulterlinie und ruhig modulierte Flächen prägen die Seite genauso wie ein kurzer Überhang vorn und ein umso größerer am Heck. Hier fällt der Übergang von schräg stehender Scheibe zum Kofferraumdeckel deutlich sanfter aus – beinahe schon wie bei einer Schrägheck-Limousine. Eine markante Abrisskante bildet den Abschluss des Deckels.

Nimmt der D2 beim Design der markanten D-Säule noch Anleihen am D1, so distanziert er sich bei den Rückleuchten deutlich. Deren kultige Rundsignatur wich einem Design, dass auch einem Audi jener Tage gut gestanden hätte. Mit dem Luxusbruder A8 teilt sich der D2 auch den technischen Unterbau, basiert er doch auf dem Modularen Längsbaukasten MLB.

Das Cockpit wird von digitalen Instrumenten und einem gewaltigen, zum Fahrer geneigten Touchscreen geprägt – physische Taster findet man kaum. „Dass auch der Phaeton D2 seiner Zeit voraus war, sieht man heute an Features wie dem „Curved Display“, das für den Phaeton-Nachfolger vorgesehen war und 2018 im „Innovision Cockpit“ des Touareg auf den Markt kam“, erklärt Bachorski.

2016 beerdigte der Markenvorstand das Projekt D2. Doch nicht etwa weil das Auto wenig überzeugte, vielmehr hatte sich die allgemeine Großwetterlage nach dem Durchlaufen der Abgasthematik gedreht. Volkswagen bündelte nun alle Kräfte, um die Transformation zur Elektromobilität auf den Weg zu bringen.