VW ID.4Neue Dimension

Arne Olerth

 · 07.12.2023

VW ID.4: Neue DimensionFoto: VW (M. Meiners, U. Sonntag)
VW ID.4
Nach der Einführung des kompakten ID.3 startet Volkswagen mit dem größeren E-SUV ID.4 in Sachen E-Mobilität voll durch. Das geräumige Trendmobil bietet bis zu 204 PS, mehr als 500 Kilometer Reichweite, eine moderne Bedienung sowie ein großzügiges Interieur. Mit Förderung ist er sogar günstiger als Volkswagens aktueller SUV-Bestseller Tiguan
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Foto: VW (M. Meiners, U. Sonntag)

olkswagen startet mit dem Fahrpedal voll durch in Richtung E-Mobilität. Los ging es mit dem kompakten ID.3. Der hat das Zeug zum Game-Changer, transferiert er doch geliebte Golf-Tugenden in das Zeitalter der Elektro-Mobilität. Doch damit nicht genug: Noch während die ersten ID.3 ausgeliefert werden, legt VW nach, präsentiert den großen Bruder – den ID.4. Und so, wie unlängst der Tiguan den Golf mit Pauken und Trompeten vom Podest des erfolgreichsten VW-Konzernmodells fegte, dürfte auch das E-SUV innerhalb der stetig wachsenden ID-Familie schnell zum Publikumsliebling avancieren, da ein Ende des SUV-Booms nicht in Sicht ist. Und noch etwas wird die Produktionsbänder des ID.4 schneller laufen lassen: Im Gegensatz zum ID.3, der hauptsächlich in Europa und China angeboten wird, soll der ID.4 weltweit abgesetzt werden.

Große Erwartungen lasten also auf dem Youngster. Doch die Designer und Entwickler haben ein wahrlich schickes SUV auf die Räder gestellt: Seine mit bis zu 204 PS, maximal 520 Kilometern Reichweite und optionalem Allradantrieb überzeugenden Argumente von Seiten des Antriebs kombiniert er mit einem großzügigen und variablen Interieur, abgeschmeckt mit einer hochmodernen und reduzierten Bedienung. Gerade seine moderne Linienführung aber wird die Herzen der VW-Fans im Sturm erobern.

Bewertung

Wie vom Wind geformt

Ausgesprochen dynamisch proportioniert, gleichen seine Abmessungen denen des SUV-Bestsellers Tiguan. Mit 4,58 Metern Länge überragt er diesen gar um etwa drei Fingerbreit, bleibt in der Höhe um ein vergleichbares Maß unter ihm (1,61 Meter). Die Breite? 1,85 Meter, ein Zentimeter mehr als beim Tiguan. Stilprägend ist freilich auch sein gewaltiger Radstand von 2,77 Metern, der stramme neun Zentime­ter länger ausfällt als beim Tiguan. Auf diesen Gardemaßen formte Volkswagen Design-Grande Klaus Zyciora ein wahrhaft skulpturales Äußeres. „Sein Exterieurdesign ist klar, fließend und kraftvoll. Es wirkt auf neuartige Weise stark und selbstbewusst. Das liegt vor allem an der nahtlosen, aerodynamischen Formensprache unserer ID.-Familie, die wir mit dem ID.4 erstmals in das SUV-Segment übertragen haben. Das bedeutet, dass sich sanfte, weiche Übergänge mit scharfen, klaren Abrisskanten abwechseln. Das Design wirkt wie vom Wind geformt.“

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Prägendes Element der charismatischen ID.4-Front sind die mandelförmig-kantig ausgebildeten Scheinwerfer. Diese sind selbstverständlich in leuchtstarker LED-Technologie ausgeführt. In der Basis-Version strahlt das Tagfahrlicht als linienförmige Signatur an der Oberkante des Scheinwerfers. Doch es geht noch besser: Optional, je nach Ausstattungslinie sogar in Serie, gibt es auch Matrix-Scheinwerfer (IQ.Light). Hier umrahmt die TFL-Signatur den kompletten Scheinwerfer, zieht sich über die komplette Front und verbindet so beide Scheinwerfer. Lediglich das mittig platzierte Markenlogo ist nicht illuminiert – die StVZO will es (noch) so. US-Kunden hingegen kommen in den Genuss der vollen Beleuchtung.

Tritt der ID.4-Eigner näher, entriegeln sich automatisch die Türen, das Au­to blinzelt dem Schlüsselträger gar keck zu. Vorteil Matrix: Bei Dunkelheit leuchtet das IQ.Light außerhalb geschlossener Ortschaften weitestgehend dauerhaft mit Fernlicht – Gegenverkehr und Schilder werden dabei ausgespart. Ein enormer Si­cher­heitsgewinn.

Bis zu 21 Zoll & Mischbereifung

Auf einen klassischen Kühlergrill kann der ID.4 getrost verzichten – typisch E-Auto. So kommt das SUV mit einer flächig-geschlossenen Front, die seitlich und nach unten von Kühlluft- Einlässen flankiert wird. Probates Stilmittel dieser Fahrzeugkategorie ist der angedeutete Unterfahrschutz, der hier als silberne Leiste ausgeführt wurde. Für den oberen Bereich des Vorderwagens haben sich Zyciora und sein Team etwas ganz Besonde­res einfallen lassen: Der mittlere Teil der Haube verläuft deutlich tiefer als die äußeren Bereiche, die sich bogen­förmig gewölbt über die Radhäuser spannen. In ähnlicher Art praktiziert Porsche dies bei seinen zweisitzigen Sportwagen.

Die Seitenansicht wird von den gewal­tigen Räder geprägt, die mit 75 Zentimetern Durchmesser nicht nur größer sind als die des ID.3, sondern auch die Rundlinge des Tiguan um fast vier Zentimeter übertreffen. Entsprechend groß fallen auch die Felgen aus: 18 Zoll ist Basis, es geht hoch bis 21 Zoll. Aerodynamisch perfekt bleibt die Breite der Pneus über alle Größen gleich: 235 Millimeter an der Vorderhand und deren 255 hinten.

Die Dachlinie spannt sich weit über den Korpus, fällt in Richtung Heck dynamisch ab. Dies trägt genauso zum sportlichen Auftritt des ID.4 bei wie ihr Abstützen auf einer breiten D-Säule oder das relativ flache Greenhouse, die Fensterflächen. Ihre untere Linie fällt mittig ab, gleichzeitig steigt der Schweller in diesem Bereich deutlich an. Das Ergebnis: eine Coke-Bottle-artige Einschnü­rung in Wagenmitte, die der Flanke zu mehr Spannung verhilft.

Das Heck? Enorm bullig mit senkrechtem Korpus, einer sportlich flach stehenden Heckscheibe und kräftig austrainierten Schultern. „Die elektrische Designevolution beim ID.4 bedeutet auch, dass wir die aerodynamischen Belange sehr stark berücksichtigt haben“, führt Zyciora weiter aus. Daher wurde der hintere Karosserieteil stark eingezogen. Im Verbund mit unzähligen weiteren Maßnahmen führt dies zu einem klasse cW-Wert von 0,28. Zum Vergleich: Der Tiguan kommt hier auf 0,31.

Die Heckleuchten sind – analog zur Front – durch eine durchgehende Lichtleiste miteinander verbunden. LED-Technologie? Logisch! Besonders spannend ist hier die 3D-Variante, die ausstattungsabhängig optional oder in Serie verbaut wird. Neuartige 3D-LEDs stehen optisch frei in der Heckleuchte und generieren ein besonders plastisches Schlusslicht. Das Bremslicht wird in Form eines markanten „X“ abgestrahlt. Doch das ist noch nicht alles: Der ID.4 begrüßt und verabschiedet sich mit einer Licht-Animation – der Kunde kann sogar aus zwei unterschiedlichen Inszenierungen wählen.

Lounge-artiges Interieur

„Draußen Freiheit, innen Freiraum.“ So bringt Volkswagens Design-Chef das ID.4-Interieur auf den Punkt. In der Tat: Nach dem Öffnen der angenehm großen Türen zeigen sich ungeahnte Weiten im Innern. „Der ID.4 bringt ein neues Raumgefühl in seine Klasse“, sagt Zyciora, und ergänzt „dank der neuen MEB-Plattform, unserem Modularen E-Antriebsbaukasten.“ Dieser platziert das flächige Batterie-Modul im Basement. Die Sitze sind schön hoch darauf platziert, was den Zustieg erleichtert. Großzügig geschnitten und klasse konturiert machen sie Lust auf lange Reisen. Besondere Schmankerl: die Armlehnen auf ihren Innenseiten (Serie). Die Sitzposition erlaubt einen überragenden Überblick nach vorne, die im Sichtbereich liegenden Kanten der bauchigen Kotflügel erlauben ein gutes Peilen nach vorn. Kopf- und Ellenbogenfreiheit? Klasse! Weich geschäumte Kunststoffe, samtene Softtouch-Oberflächen und eine saubere Verarbeitung hinterlassen einen hochwertigen Eindruck. Die Bezüge der Sitze kommen ganz ohne tierische Produkte aus.

Tochen, Sliden, Sprechen

Wie beim ID.3 hält sich die Armaturentafel optisch im Hintergrund. Sie hat keine Verbindung zur Mittelkonso­le, wirkt frei schwebend. Anzeigen und Bedienung sind enorm konzentriert. So dient ein 5,3-Zoll-Display als zentrales Anzeigeninstrument, das auf der Lenksäule platziert ist. Je nach Ausstattung gibt es dazu eine mittiges 10 oder 12 Zoll großes Zentraldisplay mit Touchfunktion für Navigation, Entertainment und Fahrzeugeinstellungen. Darunter wurden Touchfelder für Warnblinklicht, Park- und Klimaanlagen-Funktionen und der Fahrmodus-Button platziert. Dazwischen liegt der seit Einführung des Golf 8 bekannte Slider zur Regelung von Lautstärke und Temperatur. Ein Multifunktionslenkrad mit Touch- und Slide-Funktionalitäten ist immer an Bord, genauso wie das neuartige ID.Light-Lichtband unter der Windschutzscheibe. Es gibt dem Fahrer Richtungsanweisungen via Lauflicht oder unterstützt Warn-Funktionen. So richtig schön aber wird das ID.4-Fahren erst mit dem gewaltigen Head-Up-Display mit Augmented Reality-Funktionen. Hier werden die Richtungsaufforderungen des Navisystems derart großformatig in das Sichtfeld des Fahrers projiziert, dass sie mit der Wirklichkeit verschmelzen. Was dem ID.3 recht ist kann dem ID.4 nur billig sein, daher lässt sich auch das E-SUV leicht per Sprache bedienen. „Hallo Ei-Die!“ – und schon ist der Volkswagen bereit, die Navigation, den Lieblingsradiosender oder die Temperatur einzustellen.

Die Mittelkonsole bietet neben großen Ablageflächen auch eine Qi-Ladefunktion fürs Handy, das dabei nicht vom Fahrer bedient werden kann – ein kleines Detail für mehr Sicherheit. Übrigens: Der ID.4 hat in diesem Bereich einen neuartigen Center-Airbag integriert, der im Falle eines seitwärtigen Crashs zusätzlich schützt.

Gerade Fond-Passagiere werden den neuen ID.4 lieben, fällt das Raumangebot doch sehr großzügig aus. Volkswagen verspricht, dass sich gar drei Kindersitze nebeneinander auf der bequem modellierten Sitzbank installieren lassen. Auch das Gepäckabteil bietet viel: 543 Liter Laderaum-Volumen bringt das E-SUV mit, bei Bedarf kann durch Umklappen der geteilten Leh­ne auf 1.575 Liter erweitert werden. Eine Durchlade-Möglichkeit und, je nach Ausstattung, eine umlegbare Beifahrerlehne erweitern die Variabilität zusätzlich. Wem das nicht reicht, der kann die serienmäßige Dachreling oder gleich einen Anhänger nutzen – der ID.4 darf bei 12 Prozent Steigung exakt eine Tonne ziehen. Lobenswert: Ein Extrafach für das Ladekabel sorgt für Ordnung im Frachtabteil.

Allradantrieb kommt 2021

Das Besondere des ID.4 freilich ist sein elektrischer Heckantrieb, logisch. Ein 4Motion-Allradantrieb mit zweiter E-Maschine an der Vorderhand soll 2021 folgen. Schon bestellbar ist der limitierte ID.4 1ST (150kW / 204 PS; 310 Nm), der mit 77 kWh-Akku (netto) kommt. Damit geht´s in 8,5 Sekunden auf Tempo 100 und weiter bis 160 km/h.

Die Reichweite? Maximal 520 Kilometer. Für 2021 stehen aktuell vier Leistungsstufen im Portfolio: ID.4 Pure (109 kW / 148 PS; 220 Nm), ID.4 Pure Performance (125 kW/ 170 PS; 310 Nm), ID.4 Pro (129 kW / 175 PS; 235 Nm) und ID.4 Pro Performance (150kW / 204 PS; 310 Nm). Die Pure-Modelle kommen mit einer 52 kWh-Batterie (netto), die Pro-Batterie fasst 77kWh. Damit dürfte für jeden Anspruch etwas dabei sein.

Das Laden? Klappt richtig flott: mit 125 kW DC für die große Batterie, sonst 100 kW DC. Damit fasst der ID.4 in einer halben Stunde Saft für die nächsten 320 Kilometer (WLTP). Sein Pilot kann dazu beispielsweise das Ionity- Schnellladenetz an Autobahnen nutzen, oder AC-Laden an mehr als 150.000 Ladepunkten europaweit – mit der We Charge-Ladekarte, gesteuert via Handy-App. Daheim lädt der ID.Charger mit 11 kW. Die Volkswagen-Wallbox gibt es in drei Ausführungen be­reits ab 388 Euro.

Doch auch während des Fahr-Betriebs kann der ID.4-Pilot die Reichweite erhöhen: Neben dem normalen D- Modus des Eingang-Getriebes gibt es eine speziellen Rekuperationsmodus („B“), der bei Gaswegnahme anstelle des Segelns die E-Maschine als Generator nutzt und damit Energie zurück in die Batterie speist, kurz: rekuperiert. Auch beim Bremsen wird bis zu einem gewissen Grad ausschließlich diese Art der Verzögerung genutzt, ehe der ID.4 die Beläge an die Scheiben anlegt. Wählen lässt sich der Modus an einem Bediensatelliten, der seitlich am Tachodisplay platziert ist.

Mit Heckantrieb, tiefem Schwerpunkt, Fahrdynamikmanager, Drehmoment ab der ersten Ankerumdrehung, wahlweise auch DCC-Adaptivdämpfern und Progressivlenkung wurden dem E-SUV wahrlich sportliche Tugenden mitgegeben. Mit 16 Zentimetern Bodenfreiheit Reserven für Fahrten auf unbefestigten Wegen. Wem das nicht reicht, der möge sich in Geduld üben: Ein für 2021 angekündigtes Top-Modell soll neben Allradantrieb auch noch mehr Leistung als 150 KW / 204 PS bieten. Doch auch in einem ganz anderen Bereich der Fahrdynamik weiß der ID.4 zu überzeugen: Mit einem Wendekreis von nur 10,2 Metern – das ist mehr als ein Meter weniger im Vergleich zum Tiguan – wird der ID.4 zum König des City-Verkehrs. Und sei er noch so kleinteilig.

Teilautonomes Fahren

Zusätzlich unterstützt das E-SUV seinen Fahrer nach Kräften. Parkpiepser sind stets an Bord, bei den 1st-Modellen auch der Spurhalteassistent Lane Assist, der Notbremsassistent Front Assist und der Radartempomat ACC. Dieser arbeitet vorausschauend, wertet dazu Daten von Navi und Frontkamera aus. So passt er sich automatisch unter anderem an das jeweilige Tempolimit an. Der Eco Assist unterstützt einen effizienten Fahrstil. Wählt der Kunde den besonders umfangreich ausgestatteten ID.4 1st Max, so ist auch der Travel Assist an Bord, der neben Gas und Bremse auch die Lenkung übernimmt. Dazu muss der Pilot nur eine Hand am kapazitiven Volant belassen. Der Tote Winkel-Wächter Side Assist zählt hier ebenso zur Serienausstattung wie der Emergency Assist, der das Auto im Notfall autonom zum Stillstand bringt.

App Connect, das Top-Navi Discover Pro und Online- Sprachbedienung gehören zur Grundausstattung von 1st und 1st Max, letzterer kommt zudem mit der Telefonschnittstelle Komfort. Online-Verkehrsdaten sind natürlich genauso drin wie die Anzeige lokaler Ladestationen mit Live-Info. Via App gibt es Infos über den Ladezustand aufs Handy, das zudem die Standklimatisierung aktivieren kann. Das funktioniert sogar dann, wenn das Auto nicht gleichzeitig geladen wird. Via Online Remote Update bleiben die Steuergeräte stets auf dem neuesten Stand, vollautomatisch über das Mobilfunknetz.

Und sonst? Richtig: die Preise. Los geht´s bei unter 49.000 Euro für den umfangreich ausgestatteten ID.4 1st. 20-Zoll-Alufelgen, Rückfahrkamera, 2-Zonen-Climatronic, Ambiente-Beleuchtung, dunkle Verglasung und beheizte Frontscheibe kennzeichnen das Editionsmodell. Keine 59.000 Euro kostet der Luxusbruder ID.4 1st max. Hier sind das IQ.Light, 21-Zöller, eine 3-Zonen-Climatronic, Panorama-Glasdach, Akustikverglasung, elektrische Sitze, 12-Zoll-Mittendisplay, das Head-Up-Display, DCC und die Progressivlenkung an Bord. 2021 folgt unter anderem das Basismodell Pure für unter 37.000 Euro. Alle Versionen kommen in den Genuss der 9.480 Euro-Bruttoförderung. Überzeugt? Nichts wie los, der ID.4 ist bereits bestellbar.