VW Golf Variant & VW Golf AlltrackRaumgewinner

VW Golf Variant & VW Golf Alltrack: RaumgewinnerFoto: Volkswagen
Die Familie des Golf 8 wächst weiter. Noch in diesem Jahr rollen der deutlich gewachsene Variant sowie der Alltrack mit Allradantrieb und robusterer Optik an
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Die Entscheidung für einen Kombi erfolgt häufig aus Gründen der Vernunft. Schließlich sind Fahrzeuge dieser Art praktisch und bieten demzufolge eine hohe Alltagstauglichkeit. Der neue Golf Variant kann in dieser Hinsicht jede Menge Punkte sammeln. Doch das ist längst nicht alles. Denn das Team um Klaus Zyciora (vor seiner Heirat Bischoff), Leiter des Volkswagen Konzern Designs und des Designs der Marke Volkswagen, hat es geschafft, der neuen Generation zusätzlich eine besonders sportliche Linienführung mit auf den Weg zu geben.

Doch zunächst zum praktischen Nutzwert des Variant. Der ist im Vergleich zum Vorgänger um 6,6 Zentimeter auf jetzt 4,63 Meter gewachsen. Da der Radstand im gleichen Maß auf nun 2,69 Meter zugelegt hat, wirkt sich das in erster Linie auf das Platzangebot auf der Rückbank aus. Der maximale Raum für die Beine wurde um vier auf 94 Zentimeter vergrößert. Selbst Personen mit einer Körpergröße von 1,90 Metern können somit im Fond bequem sitzen und aufgrund der weit aufschwingenden Türen auch problemlos ein- und aussteigen. Zum Vergleich: Der aktuelle Golf ist 4,28 Meter lang, der Radstand beträgt 2.62 Meter. Die Höhe und Breite beider Golf-Versionen sind mit 1,46 beziehungsweise 1,79 Metern absolut identisch.

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Reichlich Platz für Gepäck

Mehr Platz bietet auch der Kofferraum der neuen Variant-Generation. Bis zur Oberkante der Rücksitzlehne beladen, stehen 611 Liter Stauvolumen zur Verfügung (plus sechs Liter gegenüber dem Golf Variant 7). Bei dachhoher Beladung mit integrierter Gepäcknetztrennwand bis an die Lehnen der Vordersitze, steigt das Volumen auf 1.642 Liter. Das ist ein Plus von satten 22 Litern. Zudem ist die Ladekante niedrig. Das schont den Rücken beim Be- und Entladen. Ausgestattet ist der Kofferraum mit praktischen Taschenhaken, Verzurrösen und Beleuchtung. Auf Wunsch sind in der rechten Seitenverkleidung eine 12V- und eine 230V-Steckdose sowie der Schalter für die als Sonderausstattung verfügbare elektrisch aus- und einklappbare Anhängerkupplung integriert. Ebenfalls als Option bietet Volkswagen eine elektrisch bedienbare Heckklappe an, die alternativ mit einer Fußbewe­gung über einer Projektionsfläche hinter dem Fahrzeug zu öffnen ist.

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Serienmäßig hingegen ist die sportliche Linienführung des Variant. Die Front mit LED-Scheinwerfern (Matrixlicht gibt es auf Wunsch) und die seitliche Ansicht bis zu den B-Säulen sind beim viertürigen Golf und seinem Kombi-Bruder identisch. Danach aber scheiden sich die Geister. Das Dach ist nach oben hin ein wenig schmaler, unterstreicht damit die ausgeprägte Schulterpartie. Nach hinten fällt das Dach sanft ab. In Verbindung mit der coupéartig schräg gestellten D-Säule betont das die sportliche Optik. Der Zuwachs an Länge lässt den Golf Variant zudem gestreckter und optisch flacher wirken als den Vorgänger.

Wie schon der Golf 8 fährt auch die neue Variant-Generation mit vollem Speed in die digitale Welt. Digitale Touchflächen, Touchslider für die Regelung der Lautstärke und der Innenraumtemperatur sowie Screens übernehmen die Funktion klassischer Tasten und analoger Anzeigen. Letztere gibt es nicht mehr. Das komplette Cockpit ist in Serie digitalisiert. Werksseitig verbaut ist zudem das Infotainmentsystem „Composition“ mit 8,25-Zoll-Touchscreen und Zugriff auf mobile Online-Dienste sowie Funktionen von „We Connect“ und „We Connect Plus“. Überhaupt hat Volkswagen die Serienausstattung erweitert. Spurhalteassistent, der Front Assist mit City-Notbremsfunktion und Fußgängererkennung, ein neuer Abbiegeassistent, Müdigkeitserkennung, die elektronische Differenzialsperre, ein neues Multifunktionslenkrad, Klimaauto­matik, das schlüssellose Startsystem „Keyless Start“, eine Bluetooth-Telefonschnittstelle, Car2X-Technologie, die per Funk eine Vernetzung mit anderen Autos und der Infrastruktur ermöglicht, Komfortsitze sowie eine automatische Fahrlichtschaltung sind generell verbaut.

Keine Plug-in-Hybrid-Antriebe

Die Digitalisierung des Fahrzeugs bietet zudem die Möglichkeit, dass jeder Fahrer den Wagen auf seinen ganz eigenen Geschmack abstimmt. Diese personalisierten Einstellungen können im Wagen und via Cloud gespeichert werden, um sie entweder nach einem Fahrer- oder auch einem Fahrzeugwechsel wieder abzurufen. Wer möchte, kann seinen Golf mit dem Smartphone öffnen und starten und über eine App einen digitalen Schlüssel an Dritte übergeben.

Unabhängig von der gewählten Ausstattungsversion – angeboten werden oberhalb der Basis-Ausstattung Golf die Linien Life, Style und R-Line – gilt: Zahlreiche Technologien an Bord des Variant sind nicht nur update-, sondern in vielen Fällen auch upgradefähig. Unter anderem lassen sich die automatische Distanzkontrolle, der Fernlichtassistent, die Navigationsfunktion, „App-Connect“ (Smartphone-Apps einbinden), „Wireless App-Connect“ (kabellos iPhone-Apps einbinden), ein WLAN-Hotspot und die natürliche Sprachbedienung auf Wunsch des Kunden nachträglich akti­vieren. Damit kann der Golf Variant immer wieder an individuelle Bedürfnisse angepasst werden.

Bei den Motoren müssen sich die Kunden beim Kauf definitiv festlegen. Im Angebot sind bis auf die 90 PS starke Einstiegs­version alle TSI-Aggregate, die auch für den klassischen Golf zur Verfügung stehen. Gestartet wird also mit dem Einliter-Dreizylinder und 110 PS. Dazu kommen die beiden 1,5 Liter mit entweder 130 oder 150 PS. Eine manuelle Sechsgang-Schaltung übernimmt die Kraftübertragung. DSG-Getriebe sind gegen Aufpreis zu haben. Während der klassische Golf auch mit Plug-in-Hybrid-Antrieben zu haben ist, wird die Technologie der zwei Herzen, bestehend aus Benzin- und Elektro-Motor nebst an der Steckdose aufzuladender Lithium-Ionen-Batterie mit Energie für mehr als 50 Kilometer rein elektrische Fahrt, für den Golf Variant nach derzeitigem Stand nicht angeboten.

Ordern können Interessenten hingegen mit dem 1,5 eTSI eine Mild-Hybrid-Varian­te. Das Triebwerk leistet 150 PS und ist mit einem Siebengang-DSG-Getriebe sowie einem 48-Volt-System kombiniert. Der Motor trägt mit einem hohen Grad der Rekuperation dazu bei, dass der Verbrauch reduziert wird und die Bremsen weniger beansprucht werden. Das 48V-System – bestehend aus einem 48V-Riemen-Starter-Generator und einer 48V-Lithium-Ionen-Batterie – kommt zusätzlich zum 12V-System im Auto zum Einsatz. Sobald der Fuß vom Gaspedal geht, verzögert der Wagen aufgrund der Energierückgewinnung. Mit der im Lithium-Ionen-Akku gespeicherten Energie wird das 12V-Bordnetz versorgt und der Riemen-Starter-Generator angetrieben.

Der übernimmt die Rolle der Lichtmaschine und des Anlassers; gleichzeitig fungiert er aber auch als kleiner, leichter Elektromotor, der beim Anfahren ohne Gedenksekunde das Antriebsdrehmoment erhöht. Das macht sich beim Antritt positiv bemerkbar. Volkswagen spricht von einem „neuen Level der Anfahrper­formance“. Das 48V-System macht es zudem möglich, mit komplett abgeschaltetem Verbrennungsmotor zu segeln und dadurch Kraftstoff zu sparen.

Ein Vorteil der beiden 115 beziehungsweise 150 PS starken Zweiliter-Diesel ist die zweifache Adblue-Einspritzung mit zwei SCR-Kata­lysatoren. Das sogenannte Twindosing reduziert die Stickoxid-Emissionen laut VW um bis zu 80 Prozent. Der stärkere Selbstzünder ist generell an einen DSG-DoppelkupplungsAutomaten gekoppelt.

Alltrack als eigenständiges Allradmodell

Noch mehr Kraft unter der Haube hat der auf dem Variant basierende Alltrack. Die zweite Generation des 2015 zum ersten Mal vorgestellten eigenständigen Modells kommt leicht zeitversetzt nach dem geplanten Verkaufsstart des Variant zu Ende September/Anfang Oktober 2020 in den Handel. In Deutschland wird voraussichtlich lediglich eine Motorversion angeboten werden. Zum Einsatz kommt ein bärenstarker Zweiliter-TDI, der 200 PS leistet und mit einem Siebengang-DSG kombiniert ist. Auch dieser Turbodiesel verfügt über die besonders saubere Twindosing-Technologie.

Serienmäßig verbaut wird beim Alltrack zudem der permanente Allradantrieb 4Motion. Damit erhöht sich einerseits die Sicherheit auf nasser oder schneebedeckter Fahrbahn. Auf der anderen Seite ist mit vier angetriebenen Rädern sowie einer um etwa zwei Zentimeter erhöhten Bodenfreiheit gewährleistet, dass der Wagen auch Fahrten im leichten Gelände meistert. Die Einstufung als Mischung aus dem Golf Variant und der SUV-Welt – VW spricht von einem Crossover – haben die Designer mit einer robusteren Optik betont. Schwarze Beplankungen der Radhäuser und der Seiten­schweller sowie markant gestaltete Stoßfänger mit ausdrucksvoll gezeichneten Tagfahr­licht­ein­heiten unterstreichen, dass diese Version des Variant auch die härtere Gangart verkraftet. Dazu bietet sich der Alltrack als Zugfahrzeug an. Bis zu zwei Tonnen Anhängelast, gebremst bei zwölf Prozent Steigung, kann er an den Haken nehmen.

Zu den Preisen des Variant und des Alltrack hat sich Volkswagen noch nicht geäußert. Doch dürfte der Aufschlag für den geräumigeren Golf wieder um die 1.000 Euro betragen. Der Einstieg für den bisher 184 PS starken Alltrack des Golf 7 lag bei etwas mehr als 38.000 Euro.