Florian Neher
· 20.07.2023
Man mag es kaum glauben, doch seit dem Debüt des Golf IV R32 anno 2002 wurden mehr als 250.000 Bestellungen für ein Golf-R-Modell aufgegeben. Dennoch lässt sich der Wolf im Golfspelz, gleich welcher Generation, in freier Wildbahn nur recht selten beobachten. Was die Vermutung nahelegt, dass die meisten nicht mehr auf der Jagd sind, sondern gehegt und gepflegt in Sammlergaragen unter kuscheligen Autopyjamas an ihren Erhaltungsladegeräten nuckeln.
Das hat wohl auch Volkswagen erkannt und krönt die Baureihe jetzt mit einem ausgesprochenen Sammlermodell, das im Grunde zu schade ist für die Straße – geschweige denn die Rennstrecke. Obwohl es dafür die besten Zutaten mitbringt. Auf lediglich 333 Exemplare begrenzt, basiert der Golf R 333 Limited Edition auf dem Golf R Performance, der 333 statt der 320 PS des „normalen“ Golf R leistet. Damit einher geht eine von 250 auf wiederum abgeregelte 270 km/h angehobene Höchstgeschwindigkeit sowie das obligatorische Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe DSG samt 4Motion-Allradantrieb inklusive Fahrdynamik-Manager und Torque Vectoring. Letzteres wird durch je eine Kupplung an den hinteren Antriebswellen erzeugt, wodurch das Antriebsmoment der Hinterachse zwischen den Hinterrädern frei verteilt werden kann. Untersteuern wird so bereits im Keim erstickt und der Über-Golf zwirbelt sich noch williger in die Kurve, während an der Vorderachse die elektronische Differenzialsperre XDS für bestmögliche Traktion beim Herausbeschleunigen aus engen Kehren sorgt.
Zur vollendeten Fahrdynamik des „vorspezifizierten“ Sondermodells, das laut Volkswagen hinsichtlich der Performance keine Wünsche mehr offenlässt, zählt auch der spezielle Fahrmodus „Drift“, der launiges Querfahren ermöglicht, sowie das extra für die wellige Nürburgring-Nordschleife zurechtgeschneiderte Programm „Special“, in dem die Adaptivdämpfung DCC etwas weicher arbeitet als im knallharten „Race“-Modus für topfebene Rundstrecken.
Für schnelle Runden auf dem Track ist der R 333 mit seinen serienmäßigen Semi-Slicks der Dimension 235/35 R 19 tatsächlich bestens gerüstet, denn neben dem viel höheren Gripniveau auf trockenem Asphalt sind die Sportreifen eben auch längerem Renntempo gewachsen, wohingegen Straßenreifen sich unter diesen Bedingungen bekanntlich schnell in Wohlgefallen auflösen. Montiert sind die Sportpellen auf schwarz lackierten 19-Zoll-Rädern im Design „Estoril“. Der schon ab 2.100 Touren sein maximales Drehmoment von 420 Nm aufspielende Zweiliter-Vierzylinder (EA888 evo4) glänzt dank optimierter Motorabstimmung mit besonders spontanem
Ansprechverhalten. Da die Drosselklappe auch in Schubphasen geöffnet bleibt, kann sich bei Gaswegnahme und anschließendem Beschleunigen das Drehmoment fixer wieder aufbauen – der Turbolader bleibt im Schiebebetrieb und bei Teillast sozusagen vorgespannt, was in Tateinheit mit dem ohne Zugkraftunterbrechnung schaltenden Doppelkupplungsgetriebe dafür sorgt, dass beim vollen Durchbeschleunigen der Ladedruck niemals wirklich abfällt. Ein Übriges leisten Allradantrieb und Launch Control, womit es in nur 4,6 Sekunden aus dem Stand auf Landstraßentempo geht und nach nur gut 16 Sekunden 200 km/h anliegen. Akustisch untermalt werden solche Sprints von der R-Performance-Abgasanlage des renommierten Herstellers Akrapovic mit Endschalldämpfern aus Titan – wir sind immer wieder erstaunt, welch kerniges Timbre man einem Zweiliter-Vierzylinder entlocken kann, ohne dass er zu laut oder ordinär klänge.
Zur weiteren Serienausstattung des Golf R 333 zählen Nappaleder-bezogene Sportsitze mit integrierten Kopfstützen, das intelligente LED-Matrix-Scheinwerfersystem „IQ.Light“ inklusive Licht-und-Sicht-Paket sowie das Assistenzpaket „IQ.Drive“, das den „Travel Assist“ für teilautonomes Fahren, den Spurhalteassistent „Lane Assist“,, „Emergency Assist“ und die automatische Distanzregelung ACC mit der Staufunktion „Stop & go“ enthält. Darüber hinaus sind ein Center-Airbag zwischen den Vornsitzenden, die Rückfahrkamera „Rear View“, das Navigationssystem „Discover Pro“ sowie das klangstarke Harman-Kardon-Soundsystem mit neun Lautsprechern und 480 Watt Gesamtleistung standardmäßig an Bord – ziemlich volle Hütte also.
Der Golf R 333 Limited Edition kommt ausschließlich in Limonengelb-Metallic mit schwarz lackiertem Dach und Außenspiegeln sowie schwarzen Kontraststreifen samt 333-Schriftzug an den Seiten. Auf dem Armaturenbrett prangt rechts vor dem Beifahrer eine Plakette mit der fortlaufenden Nummer des edlen Stücks.
Die Produktion aller 333 Fahrzeuge in Wolfsburg ist für September dieses Jahres vorgesehen, sodass ab Oktober die ersten Exemplare an die Kunden übergeben werden können. Übrigens verfügen alle VW-Händler, die den Golf R 333 überhaupt bekommen, aus Fairnessgründen nur über ein einziges Exemplar. Für alle Käufer, die ihr Fahrzeug in Wolfsburg abholen, ist im Oktober eine Kundenveranstaltung in der Autostadt geplant. Zu jedem der 333 Fahrzeuge wird es überdies eine Schlüsselbox und ein Echtheitszertifikat geben.
Zum Schluss die bittere Pille: Der Golf R 333 Limited Edition kostet sage und schreibe 76.410 Euro, was Basis- und Höchstpreis zugleich ist, denn es gibt ihn nur in dieser einen speziellen Ausstattung. Der Preis ist nicht gewürfelt, sondern korrespondiert bis auf ein paar Hunderter mehr mit einem entsprechend ausgestatteten Golf R Performance. Doch bevor Sie nun schnell online Ihren Kontostand checken: Der Golf R 333 war bereits acht Minuten nach Bestellfreigabe Anfang Juni ausverkauft. Und so werden ab Oktober wieder 333 Golf R in Sammlergaragen unter Pyjamas verschwinden ...