VW California ConceptDer König ist tot, lang lebe der König!

Arne Olerth

 · 11.10.2023

VW California Concept: Der König ist tot, lang lebe der König!Foto: VWN, Olerth (1)
Der Star der Campervans wird bald nicht mehr gebaut – der VW California 6.1. Mit dem California Concept macht VW Nutzfahrzeuge heute schon Appetit auf den T7-Nachfolger
1988 startete Volkswagen mit dem California einen eigenen Camping- Bulli. Davor bot der Volkswagen-Händler Campervans an, die unter der Federführung von Westfalia konzipiert und gebaut wurden
Foto: VWN, Olerth (1)

Schluss, aus, Ende, vorbei: Die Tage des VW California 6.1 sind gezählt, die letzten Camper werden noch vor der Urlaubssaison 2024 ausgeliefert. Damit geht eine zwei Jahrzehnte dauernde Ära zu Ende, ist der aktuelle Cali doch strenggenommen ein modellgepflegter T5 California – sowohl in Sachen Unterbau als auch beim Campingausbau. Und dieser wurde 2003 vorgestellt. Wenngleich die gesamte T6.1-Baureihe ausläuft, so ist gerade das Ende des California 6.1 eine bittere Pille – konnte der Campingbulli doch in den letzten Jahren neue Verkaufsrekorde aufstellen. Volkswagen macht aus der Not eine Tugend und gewährt heute mit der Studie „California Concept“ auf Basis des T7 eHybrid einen Ausblick auf den Nachfolger.

Länger als bisher, dafür keine zwei Meter hoch

„Hoppla,“, mag so mancher Bulli-Fan anmerken „der T7 ist doch kleiner als der T6.1!“ In der Tat ist das Fondvolumen der T7-Karosserie nicht ganz so großzügig bemessen wie beim T6.1, die dafür aber bei Fußgängerschutz und Aerodynamik punkten kann. Da Raum aber gerade beim Campervan das höchste Gut ist, setzt Volkswagen beim California Concept auf den T7 mit langem Überhang. Mit 5,17 Metern Länge überspringt dieser die kritische Fünfmeter-Marke, baut 27 Zentimeter länger als der aktuelle Cali. Und vier Zentimeter breiter. Auch das Concept-Car kommt mit einem Ausstelldach, ein Standardelement seit dem ersten California von 1988. Das Aluminium-Bauteil bietet ausgeklappt volle Stehhöhe und zwei Schlafplätze, hält – elektrohydraulisch eingefahren – aber die Aufbauhöhe unter zwei Metern. Damit passt auch der neue California in die meisten Garagen. Zudem, und das ist auf großer Fahrt noch bedeutsamer, ist er nicht durch Beschränkungen reglementiert, die in Form fieser Höhenbalken die Einfahrt zu Supermärkten, öffentlichen Parkplätzen oder auch Strandabschnitten verwehren – gerade in südlichen Destinationen. Ganz neu: die Schiebetür links. Erstmals in der 35-jährigen Historie bietet der California damit gleich zwei seitliche Fondportale. Mit entsprechenden Auswirkungen auf den Grundriss des Ausbaus. Zwar präsentiert sich ein Großteil der Möbel – oder wie der Fachmann sagt: des Geschränks – erneut auf der linken Bulli-Seite hinter dem Fahrer, doch wurde seine Nutzung von außen genauso implementiert, wie ein Zu- oder Ausstieg. An bekannter Position schließt sich hinten ein Dachhängeschrank an, der sich quer über die Fahrzeugbreite spannt. Darunter gibt es, auch das ist nicht neu, ein gemütliches Bett für zwei, wahlweise auch zwei Sitzplätze. Anstelle einer Bank kommen hier ab sofort Einzelsitze zum Zuge, die blitzschnell auf Schienen verschoben werden können. Da sie auf den T7 Multivan-Fauteuils aufbauen, lassen sie sich ruckzuck ausbauen. Damit wird erstmals auch die Nutzung des California als kleiner Transporter zum Laden von sperrigen Objekten möglich. Zudem erlaubt es die Mitnahme etwa eines Fahrrades auf großer Fahrt, ohne die Bettnutzung auszuschließen – lediglich ein Sitz muss dazu mitgeführt werden. Darüber wird vom Heck aus eine weiche Auflage gefaltet – und schon ist das Bett bereitet. Geschichte freilich ist die große Schublade unter der bisherigen Sitzbank. Dafür nehmen große Schubladen unter den Sesseln Reisegepäck auf. Zur Schaffung einer Vis-a-vis-Sitzlandschaft lassen sich die vorderen Sitze um 180 Grad rotieren, der Tisch wird an der Küchenzeile eingehangen.

Bewertung
Bel Etage: Den besten Ausblick und den höchsten Schlafkomfort gibt es im Dachgeschoss
Foto: VWN, Olerth (1)
Magische Momente in der Natur erleben, ohne dabei auf Komfort zu verzichten – der California macht dies seit Jahrzehnten möglich
Sitze flach legen, Matratzenauflage aus dem Heck vorklappen – schon ist das Bett bereitet
Foto: VWN, Olerth (1)

Und die hat es wirklich in sich: Der Kühlschrank wurde an der Stirnseite platziert, ist mit ausziehbarer Schublade somit auch von außen zugänglich – ein Feature, das wir seit der Vorstellung des Grand California lieben: Die Einkäufe sind blitzschnell verstaut, das Frühstück vor dem Bulli ist flott auf dem Tisch. Ebenfalls neu: das Induktionskochfeld, das die Kreativen in die Arbeits-platte integriert haben. Es wird via Landstrom betrieben. Doch der eigentliche Clou kommt erst noch: Die schicke Arbeitsplatte lässt sich nach vorne ausziehen, gibt dann einen Einflammen-Gaskocher und ein Waschbecken frei.

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Es sind auch die vielen, liebevollen Details des California Concept, die begeistern. Etwa die hochglänzenden Abdeckplatten von Spüle und Herd, die umgedreht mit einer auflaminierten Schicht aus Bambusholz als Topfablage dienen. Oder die Einsätze aus demselben Material in den Schubladen, die Tassen und Besteck klapperfrei fixieren. Diese lassen sich übrigens auch nach außen hin aufziehen – auf dass der Frühstückstisch noch flotter gerichtet sei. Sogar ein portabler Akku-Grill ist an Bord. Es bleibt spannend, ob dieses Feature eine Überführung in die Serie schafft. Wir jedenfalls drücken die Daumen, genauso wie für die clevere Tischleuchte, deren Akku in der Transportöffnung geladen wird. Beleuchtet wird die Außensitzgruppe übrigens auch von oben – durch eingelassene LED-Streifen in den Gelenkarmen der Markise. Diese ist jetzt auf der linken Seite platziert, rechts kann ein Sonnensegel eingezogen werden. Die Kurbel der Markise wurde bisher in der Schublade unter der Bank verstaut, jetzt wird sie in die Markisenrolle gesteckt. Genial einfach. Auch der Draußentisch hat eine neue Garage bekommen: unter der Matratzenauflage ganz hinten im California.

Ausgeschlafen den Tag beginnen: Tellerfedern sorgen für bestmöglichen Schlafkomfort oben
Foto: VWN, Olerth (1)
Freundliches Ambiente, reichlich Raum und eine edle Ausstattung mit tollem Komfort – der California Concept hat das Zeug zum neuen Referenz-Campervan
Der California Concept wird vom eHybrid-PHEV angetrieben. Für die Serie sollen alle T7-Aggregate wählbar sein: TSI (136/204 PS) & TDI (150 PS)
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Die Heckklappe beherbergt wieder zwei Außenstühle mit verlängerter Lehne. Ebenfalls am Heckportal gibt es einen Aufnahmehaken für die Außendusche. Da die Klappe aber niedriger baut als beim California 6.1, können nur Kleingewachsene oder Kinder das praktische Feature nutzen. Doch fließt bis zur Serienfertigung ja noch einiges Wasser Leine, Ihme und den Mittellandkanal hinunter.

Glamping von Volkswagen: Der T7 California Concept erweitert die Reisemobil- Kompetenzen des California um eine gehörige Portion Chic und Lifestyle

Der beste Platz im California? Traditionell die Bel Etage im Oberstübchen – mit der besten Aussicht und dem höchsten Schlafkomfort. Letzterer wird erneut durch Tellerfedern unter der Matratzenauflage gesichert, eine gewaltige Panorama-Öffnung in der Form eines Motoradhelm- Visiers erlaubt grandiose Ausblicke. Dafür wurden drei riesige, mit Verdunkelung und Moskitoschutz ausgerüstete Fenster verschmolzen.

Bel Etage mit Panoramablick

Im Fußraum bietet des Aufstelldach noch mehr Höhe als bisher, sorgt damit für ein klasse Raumgefühl. Eine LED-Beleuchtung ist genauso integriert wie USB-Buchsen. Sogar an eine Handy-Ablage mit Qi-Ladefunktion wurde gedacht – so startet das Schlautelefon stets mit frischer Energie in den neuen Tag. Sein Besitzer kann damit auch Camperrelevante Funktionen abrufen und steuern – etwa Füllstände und Fahrh zeug-Neigung, aber auch Standheizung, Kühlschrank, Aufstelldach und Beleuchtung. Für all das lässt sich auch ein Tablet am Küchenschrank nutzen, das zudem via Gelenkarm vor den Sitzen positioniert als Heimkino genutzt werden kann. Die Ambientebeleuchtung taucht den Cali dabei in die passende Lichtstimmung. Leuchtleisten auf halber Höhe und unter dem Dach kreieren diese nach Wunsch – abends etwa mit warmen Rot-/ Orangetönen und morgens in zartem Blau. Doch auch unbeleuchtet wirkt der California-Ausbau freundlich, helle Farbtöne sorgen für eine entspannte Atmosphäre.

Das Showcar kommt mit dem bekannten eHybrid-Antrieb, der etliche Kilometer elektrischen Fahrens zulässt, ehe der 1.4 TSI unterstützend zur Seite springen muss. Für Fernreisende freilich ist der Diesel aus dem T7-Programm interessanter: Günstiger in der Anschaffung und auf großer Fahrt, stellt er zudem permanent seine hohe Souveränität bereit. 150 PS sind hier aktuell das Maximum, vielleicht schafft es im Zuge der Einführung des schweren California auch eine höhere TDI-Ausbaustufe ins T7-Aggregateportfolio. Sicher hingegen ist schon heute, dass die Serienversion des California Concept mit allen Aggregaten des T7 Multivan erhältlich sein wird. Appetit bekommen? Allzu lange müssen Sie gar nicht mehr warten: Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2024 wird das neue Kapitel in der erfolgreichen California-Geschichte aufgeschlagen.

Die Schubladen lassen sich in zwei Richtungen herausziehen – nach innen und auch nach außen. Outdoor-Kochen wird ganz selbstverständlich
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