Der neue VW TiguanFahrbericht, Fakten & Preise

Der neue VW Tiguan: Fahrbericht, Fakten & PreiseFoto: Jan Dada
VW Tiguan
Der Tiguan ist nach wie vor der meistverkaufte Volkswagen weltweit. Jetzt startet das SUV in die dritte Generation. Ein Fahrbericht aus Nizza in Frankreich

E-Mobilität ist die Zukunft bei VW. Bis man jedoch rein elektrisch unterwegs sein wird, gibt es noch Modelle mit vielen Antrieben. Beim Erfolgsmodell Tiguan bieten die Wolfsburger genau das: Die dritte Generation gibt es weiterhin als Benziner und Diesel. Und mit zwei Plug-in-Hybrid-Versionen, die eine elektrische Reichweite von bis zu 100 Kilometern haben sollen, baut VW aber auch beim Tiguan eine erste Brücke in die elektrische Zukunft.

Über den Multifunktionsschalter steuert man die Fahrprofile und Antriebsmodi
Foto: Jan Dada/Volkswagen

Testfahrt mit dem VW Tiguan 1.5 eTSI Mild-Hybrid

Auf einer ersten Fahrt im sonnigen, aber durchaus kühlen Hinterland von Nizza an der Côte d’Azur machen wir uns selbst ein Bild des neuen Kompakt-SUVs. Wir fahren einen Tiguan mit 150 PS starkem 1,5-eTSi-Motor mit Vorderradantrieb. Dieser Motor mit Mild-Hybrid-System feiert im Tiguan seine Premiere – und das absolut überzeugend. Denn es geht nicht nur kraft- und stilvoll voran. Der Motor arbeitet zudem erfreulich leise.

Bewertung

Der Tiguan reifte seit seiner Einführung 2007 zu einem wichtigen Pfeiler im VW Portfolio. Seither wurde das Modell mehr als 7,6 Millionen Mal verkauft. In der neuesten Generation ändern sich die Maße kaum: Mit 4,55 Metern Länge und 1,64 Metern Höhe ist er hier nur ein kleines Stück größer als sein Vorgänger geworden. In der Breite misst das Auto immer noch 1,94 Meter und auch der Radstand ist bei 2,68 Metern gleich geblieben – und damit auch heute im Vergleich durchschnittlich dimensioniert.

Neuer VW Tiguan: Design & Interieur

Im Gegensatz zur Größe änderte sich einiges an der Front. Hier haben die Designer auf Basis der Tiguan DNA dem Modell ein markanteres Aussehen verpasst. In Details erinnert es an die elektrisch angetriebene ID.-Flotte. Das gilt besonders für die sportliche Ausstattungsvariante R-Line mit 18-Zoll-Alurädern. Für unseren Test in Nizza wurde uns die günstigere Elegance-Version mit 17-Zoll-Leichtmetallrädern zur Verfügung gestellt. Die Öffnungen des Elegance-Kühlergrills sind dezenter mit Querstreben gestaltet. In der R-Line findet man hier einen deutlich größer gewordenen Stoßfänger mit schwarz glänzendem Wabenmuster. Ein echter Blickfang bei jeder Ausstattung sind die neuen LED-Scheinwerfer. Auf Wunsch gibt es das sogenannte IQ.Light mit HD-Matrixscheinwerfern, das bereits im Touareg zum Einsatz kommt.

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DAS DESIGN IM INTERIEUR ENTWICKELT IDEEN DER ID.-FAMILIE WEITER

Die Tage sind im Februar schon deutlich länger, was eine Prüfung der neuen Features wie „Lane Light“ oder des blendfreien Dauerfernlichts erschwerte. In einem Video erleben wir, wie beim „Lane Light“ ein ausgeleuchteter Teppich in die Fahrspur des Tiguan projiziert wird und der Spur genau folgt. Schon das ist ein erkennbarer Zugewinn an Sicherheit. Die wird noch einmal mit dem blendfreien Dauerfernlicht erhöht. In Abhängigkeit vom gefahrenen Tempo und dem Umgebungslicht ist es permanent aktiv. Der Gegen- und auch der vorausfahrende Verkehr werden dabei passgenau ausgeblendet.

Zudem erhellen die 38.400 einzeln ansteuerbaren LEDs auch das Umfeld am Straßenrand. So sind Fußgänger, Radfahrer oder auch Tiere bei nächtlicher Fahrt besser sichtbar. Unterhalb der Scheinwerfer liegt eine glasüberbaute Querspange. Hier kann optional eine LED-Leiste integriert werden. In der Seitenansicht sind die Unterschiede zum Vorgänger an den flacher stehenden A-Säulen und den stärker nach vorne geneigten C-Säulen zu erkennen. Das Design ist mit einer sportlichen Taille und einem weit nach hinten reichenden Dachspoiler dynamisch.

Interior-Design inspiriert von der ID.-Familie

Auch im Inneren spiegeln sich Elemente der ID.-Familie wider – vor allem des Flaggschiffs ID.7. So ist der Wählhebel für das serienmäßig eingesetzte Doppelkupplungsgetriebe von der Mittelkonsole auf die rechte Seite hinter dem Lenkrad gewandert. Der Drehschalter am Ende eines kurzen Lenkstockhebels hinterlässt allerdings keinen bleibenden Eindruck in der Optik. Die Haptik unterstreicht das zusätzlich. Einer der wenigen Kritikpunkte am wie gehabt geräumigen Innenraum, denn vorne wie hinten sind die Platzverhältnisse großzügig. Das gilt auch für die Bein- und Kopffreiheit auf der Rückbank.

Im Kofferraum stehen 652 Liter Volumen zur Verfügung. Die beiden Bereiche der im Verhältnis ein Drittel zu zwei Drittel geteilten Rücksitzbank lassen sich je nach Bedarf unterschiedlich in der Länge verschieben. Die Lehnen sind in der Neigung zu verstellen und umklappbar. Die große Heckklappe erleichtert zudem das Be- und Entladen. Das alles unterstreicht die Alltagstauglichkeit des Tiguan.

Das gilt auch für den Platz am Steuer. Hier finden alle Größen und Ansprüche ihre richtige Position – dank der elektrischen Sitzverstellung und des in der Höhe und Länge einstellbaren Lenkrads. Die Versionen Elegance und R-Line sind serienmäßig mit Sport-Komfortsitzen ausgestattet – inklusive einer Massagefunktion in der Sitzlehne, einer Vierwege-Lordosenstütze und Sitzheizung. Auf der Fahrerseite kommt dabei zudem ein ergonomisch optimierter ergoActive-Sitz zum Einsatz – wirklich bequem! Wir sind nach einer Fahrt über knapp 80 Kilometer entspannt am Ziel angekommen.

Fahrzeugbedienung & Infotainment

Dem Design-Trend der Zeit folgend, werden auch im Tiguan Bedienschalter und -knöpfe durch ein zentrales Display ersetzt. Fast alles wird über ein 15 Zoll großes Display gesteuert. Der Monitor ist sehr aufgeräumt, die Icons sind erfreulich groß, sodass sie auch während der Fahrt ohne große Schwierigkeit mit dem Finger zu treffen sind. Besonders angenehm: Ein Drehschalter für die Lautstärkeregelung ist auf der Mittelkonsole zwischen Fahrer- und Beifahrersitz platziert. Der griffige und bestens erreichbare Drehund Drückknopf liegt exakt am bisherigen Standort des Schalters für das Automatikgetriebe und ist mit einem OLED-Display versehen. Über den Multifunktionsschalter lassen sich unter anderem die Fahrprofile und Antriebsmodi steuern und erstmals auch vorkonfigurierte „Atmospheres“: Dabei werden die Einstellungen der Ambientebeleuchtung und des Soundsystems kombiniert.

Mit dem Sprachassistenten IDA lassen sich zudem Fahrzeug- und Infotainment-Funktionen wie die Audiolautstärke per natürlicher Sprache bedienen. Darüber hinaus beantwortet IDA gezielt Fragen. Dazu greift das System auf Online-Datenbanken und – als Novum – ChatGPT zu. Diese Funktion wird in Kürze als Update verfügbar sein. Gelungen ist zudem die Gestaltung des digitalen Displays direkt hinterm Lenkrad. Je nach Vorliebe lässt sich die Ansicht verändern – von der klassischen Ansicht mit Rundinstrumenten bis hin zur Anzeige der Navigationskarte. Optional steht ein neues Head-up-Display zur Verfügung, das alle Infos bestens erkennbar in die Windschutzscheibe projiziert.

Während das sinnvoll ist, geben andere Gimmicks wie die im Audiosystem hinterlegte elektronische Sprachverstärkung Rätsel auf. Das System soll die Gesprächsakustik der Insassen im Tiguan erhöhen. Doch das System verfälschte die Stimmen zu stark. Vor allem ist das System unnötig, da der Motor leise arbeitet. Und das nicht nur bei der ruhigen Fahrt über die Autobahn bei Tempo 130 oder auf der Landstraße, wenn der Tacho 80 anzeigt.

Fahrgefühl & Assistenzsysteme im neuen Tiguan

Die kurvenreichen engen Straßen im hügeligen Hinterland der südfranzösischen Stadt laden dazu ein, das Auto sportlich zu bewegen. Selbst wenn der rechte Fuß das Gaspedal häufiger gegen das Bodenblech drückt, bleibt es im Inneren ruhig. Eine Unterhaltung ist problemlos möglich. Der WLTP-Verbrauch von 6,4 Litern rückt dann jedoch in weitere Ferne. Wer die Leistung des Motors länger ausreizt, muss mit fast zehn Litern für die 100-Kilometer-Distanz rechnen. Geht es gelassen voran, sind es um die acht Liter.

Das eher auf Komfort getrimmte SUV zeigt sich selbst bei sportlich angehauchter Kurvenhatz von seiner besten Seite. Der Tiguan bleibt spurtreu, die Lenkung reagiert direkt und die Karosserie zeigt so gut wie keinen Ansatz zur Seitenneigung. Grund dafür ist eine neue Fahrwerksgeneration – die Ausgangsbasis des Modularen Querbaukastens MQB evo. Neu dabei beim Tiguan ist der Fahrdynamikmanager: Das System steuert die Funktionen der elektronischen Differenzialsperren und die Querdynamikanteile der Dämpfer. Die Handling-Eigenschaften werden laut VW neutraler und stabiler und damit agiler und präziser.

Eine Reihe von Assistenzsystemen ergänzt je nach Ausstattungsversion den Tiguan – wie der „Park Assist Plus“, die neue Memory-Funktion für den Parkassistenten, und der „Park Assist Pro“ mit Remote-Funktion. Die Grundfunktion ermöglicht das assistierte Einparken in längs oder quer zur Fahrtrichtung angeordnete Parklücken. Ebenso ist das assistierte Ausparken aus Längsparklücken möglich. Für den „Park Assist Plus“ gibt es nun eine Memory-Funktion: Das System zeichnet die letzten 50 gefahrenen Meter und damit die Einparksituation auf. Kommt der Tiguan zum Stehen, kann das Parkmanöver gespeichert werden. Erreicht der Wagen erneut diese Position, bietet er automatisch an, das Einparken zu übernehmen.

Bei unserer Praxisfahrt im Süden Frankreichs überzeugt der Tiguan. Sein weiterentwickeltes Design und die Neuerungen im Innenraum scheinen die alten Tugenden früherer Generationen des Tiguan perfekt zu ergänzen. Fans von Kompakt-SUVs kommen hier auf ihre Kosten.

Am Heck leuchten LEDs in einer durchgehenden LichtleisteFoto: Jan Dada/VolkswagenAm Heck leuchten LEDs in einer durchgehenden Lichtleiste