VW Passat VariantEs kann nur einen geben!

Heiko P. Wacker

 · 20.10.2023

VW Passat Variant: Es kann nur einen geben!Foto: Volkswagen
VW Passat Variant
Die Hüllen ließ der neue Passat bereits auf der IAA fallen, staunende Blicke waren die logische Konsequenz. Mehr Platz, mehr Ausstattung und mehr Design machen Lust auf Generation 9!
Wer auf den Allradantrieb setzt, der darf bis zu 2,2 Tonnen an den Agrarhaken nehmen
Foto: Volkswagen

Anfang kommenden Jahres rollt die jüngste Generation des Klassikers in den Markt, die Einführung des neuen Passat ist für das erste Quartal avisiert. Ein exaktes Datum steht zwar noch aus, doch schon jetzt ist klar, dass die neu(nt)e Auflage der gewaltigen Historie mehr als gerecht wird. Und die misst immerhin in Jahrzehnten, das noch recht zierliche Premierenmodell wurde vor exakt 50 Jahren präsentiert. Damals sogar in dreierlei Gestalt: An den Start ging der Ur-Passat als Kombi, als Schrägheck und als Zweitürer. Den verwechselten unbedarfte Zeitgenossen übrigens, zumindest in der Seitenansicht, gerne mal mit dem Ur-Scirocco, die wilden Siebziger waren kantige Zeiten. Tja, in jenen Jahren hatte der Umstieg vom luftgekühlten Heckmotor hin zum wassergekühlten Frontmotor im Hause VW gerade erst begonnen, eine neue Designsprache brachte viele ins Trudeln. Das alles ist nun schon 30 Millionen Einheiten her, nach dem Golf und noch vor dem Käfer ist der Passat das meistverkaufte Volkswagen-Modell aller Zeiten.

Höhe: +/- 0, Länge: + 144 mm

Und als solches landet es nun in der Jetztzeit, mit spürbar gewachsenen Dimensionen. Die Höhe von 1.506 Millimetern, wir messen mit Antenne, bleibt unangetastet, und auch in die Breite geht der Neuling nur ein klein wenig. Einen Zentimeter links, einen rechts, fertig, exakt gemessen sind es 1.852 Millimeter. In der dritten Dimension hingegen legt der Neuling ordentlich zu: Ganz offensichtlich hängt in der Designabteilung ein Zettel mit dem Spruch „Länge läuft“ an der Wand, der Radstand wuchs um satte fünf Zentimeter, die Länge gar um 144 Millimeter. In Kombination mit der unveränderten Bauhöhe ergibt sich so eine optisch ganz wunderbare Dynamik. Wie eine Skulptur steht er da, die Proportionen passen einfach! Länge läuft tatsächlich, nicht nur auf Notizzetteln. Mit 4.917 Millimetern ist der große Wolfsburger eine imposante Erscheinung, zumal die Karosserievariante „Variant“ die einzig verfügbare sein wird.

Bewertung

„Es kann nur einen geben“, würde Christopher Lambert in der cineastischen Sprache des legendären Films „Highlander“ nun sagen. Volkswagen indes drückt sich ein wenig differenzierter aus, und spricht von einer „souveränen Präsenz“. Dabei ist es zweitrangig, ob man sich zunächst die Frontpartie mit den neuen LED-Scheinwerfern anschaut, oder eben die pfiffige Heckpartie mit der neuen LED-Querspange. Egal wo, schauen muss man ganz einfach, das Auge hat Spaß an den Formen, zumal die gerne mal Staunen machen. So hat die Motorhaube mal eben von konvex auf konkav gewechselt: Bislang war sie mittig höher, nun ist sie mittig tiefer geformt, nach außen hin steigt sie skulptural mit scharfen Linien an, und rollt erst dann in die Kotflügel. Markant gibt sich auch das LED-Geleucht, die Scheinwerfer mit ihren beiden Modulen und dem darüber angeordneten schmalen LED-Tagfahrlicht sind ein geschickter Entwurf, zumal die Tagfahrlichtelemente im Kühlergrill durch eine LED-Querspange miteinander verbunden sind.

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Foto: Volkswagen

Die optisch durchgängige Lichtleiste zieht den Passat jedoch nicht einfach nur optisch in die Breite, vielmehr strahlt sie eine ganz eigene Eleganz aus, wie auch die vier markanten Chromleisten im unteren Kühlergrill. Seitlich führen vertikale Öffnungen, man spricht hier von Air Curtains, die Luft zu den Radkästen – das verbessert die Aerodynamik. Verbessern lässt sich übrigens auch das Fernlicht, optional wird es den Passat Variant mit einer neuen Generation der „IQ.LIGHT-LED-Matrixscheinwerfer“ geben, die über ein neues High-Performance-Fernlicht mit einer deutlich vergrößerten Leuchtweite verfügen.

Die Silhouette wird geprägt von einer scharf ins Blech gebügelten Charakterlinie, die bereits im vorderen Kotflügel beginnt, und sich dann satt in der Höhe der Türgriffe ansteigend bis ins Heckgeleucht zieht. Die Heckpartie wiederum wird geprägt von besagter LED-Spange: Wie die Front, so wurde auch der Bürzel clean und kraftvoll ausgeformt. Die erstmals in dieser Baureihe durchgängigen LED-Rückleuchten betonen die Breite der Karosserie, die neue 3D-Lichtsignatur wirkt kühl, glasklar regelrecht, das passt ins Bild. Der große Dachkantenspoiler wiederum harmoniert fein mit den stärker nach vorne geneigten D-Säulen.

Einführung? Erstes Quartal 2024!

Das schaut alles schön schick aus – doch die Ästhetik hat auch windige Gründe, denn im Verbund reduzieren diese Aerodynamik-Features die Verwirbelungen am Heck, gemeinsam übrigens mit einem Diffusor unterhalb des Stoßfängers. All dies resultiert in einer beeindruckenden Aerodynamik, die signifikant verbessert werden konnte. So lag der Luftwiderstandsbeiwert bisher bei einem schon sehr beachtlichen Wert von 0,31, jetzt notieren die Datenblätter des Passat Variant einen cW von 0,25 – das toppt so manchen Sportwagen. Und dabei haben wir es hier mit einem fünfsitzigen Lademeister zu tun, der ein Kofferraumvolumen von knapp zwei Kubikmetern hat. Nebenbei: Wer jetzt noch immer von langweiligen Kombis schwadroniert, der muss Sprudelkisten schleppen, bis der Kofferraum voll ist. Viel Spaß, der fasst 1.920 Liter.

Wo wir schon mal im Inneren sind, schauen wir uns auch gleich das Cockpit an, bei dessen Gestaltung mehr als ein Ohr auf die Wünsche der Kunden gerichtet wurde, die sich beispielsweise eine selbsterklärende Bedienung wünschten. Resultat war ein komplett neu entwickeltes „Digital Cockpit“ mit konfigurierbaren Instrumenten und ein nicht minder neues Infotainmentsystem. Beide Displays zusammen bilden auf einer Sichtachse die zentralen Elemente des Modularen Infotainmentbaukastens der vierten Generation MIB4 (S. 32). Viele Systemeinstellungen können nun über eine natürliche Sprachbedienung (IDA) gesteuert werden. Die neue Oberflächenbeschichtung wiederum verhindert Reflexionen und Blendungen. Das Cockpit ist plan im Stil eines großen Screens in die Schalttafel integriert, ein Dächlein zur Beschattung braucht es nicht mehr. Und auch das bislang verwendete Head-up-Display mit seiner ausfahrbaren Projektionsfläche ist Geschichte, dank MIB4 werden die wichtigsten Informationen via Windschutzscheibe in den virtuellen Raum vor dem Fahrzeug projiziert. Überhaupt die Instrumententafel! Die verläuft geradlinig auf einer horizontalen Ebene, hochwertig, übersichtlich wirkt das alles. Es ist eine Freude, am Volant des neuen Passat zu sitzen. Natürlich auch wegen des neuen adaptiven Fahrwerks „DCC Pro“ und der neuen „ergoActive-Sitze“ übrigens, die mit einer pneumatischen Druckpunktmassage aufzuwarten vermögen. An den Start gehen wird der neue Raumgleiter, das sollte noch Erwähnung finden, in den vier Ausstattungsversionen „Passat“, „Business“, „Elegance“ und „R-Line“, sie alle wurden im Vergleich zum Vorgänger deutlich aufgewertet.

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TDI, eTSI, eHybrid oder TSI?

Für Schub sorgen sieben unterschiedliche Antriebsarten, wobei der Mild-Hybridbenziner (eTSI), die beiden neuen Plug-in-Hybridantriebe (eHybrid), die drei Turbodiesel (TDI) und die beiden aufgeladenen Benziner (TSI) serienmäßig an ein Doppelkupplungsgetriebe mit sechs oder sieben Fahrstufen gekoppelt sind. Die Aggregate leisten zwischen 122 PS im Falle des Einsteiger-Diesels und 272 PS, dies ist die Systemleistung des stärkeren der beiden eHybrid. Erste Prognosen aus dem Hause Volkswagen gehen übrigens davon aus, dass mit dem Passat Variant eHybrid elektrische Reichweiten rund 100 Kilometern möglich sein werden, das wäre ein sehr amtlicher Wert. Keine Prognosen muss man indes in Sachen 4Motion machen, selbstverfreilich lässt sich optional ein permanenter Allradantrieb ins Gebälk des Passat zimmern, dann darf man auch bis zu 2,2 Tonnen an den Agrarhaken nehmen. Grundsätzlich ist die schiere Technik, was Fahrwerk, Motoren und vor allem die jüngste Evolutionsstufe des Modularen Querbaukastens, kurz MQB evo genannt, betrifft, eng mit jener des ebenfalls neuen Tiguan verbandelt, entsprechend sei in diesem Zusammenhang auf dessen Vorstellung ab Seite 28 verwiesen.

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Wobei, eine Sache muss tatsächlich noch Erwähnung finden: die Getriebeschaltung nämlich. Denn die erfolgt so, wie man es bislang von einem ID. Buzz oder ID.7 kennt, mit dem kernigen Knubbel an der Lenksäule nämlich. Intuitiv dreht man den rechts verbauten Lenkstockhebel auf „D“ zum Vorwärtsfahren und nach hinten auf „R“ zum Rückwärtsfahren.

Und will man die Parkbremse einlegen, dann reicht ein seitliches Drücken. So einfach ist das in der Jetztzeit.

Text Heiko P. Wacker Fotos Volkswagen

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