Unbekannt
· 13.08.2009
Mein Passat TDI 1,9 ist nun schon das dritte Auto, das ich mit Biodiesel fahre. VW hat immer davon abgeraten, aber ich habe in 12 Jahren nur gute und preiswerte Erfahrungen damit gemacht. Jetzt stehe ich vor dem Kauf des neuen Tiguan und auch hier sagt man mir, ich dürfe kein Biodiesel fahren, weil die neuen Dieselmotoren und die Leitungen das nicht vertragen würden. Warum eigentlich nicht? Manfred Meier per E-Mail
Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen ist es tatsächlich so, dass Biodiesel nicht nur biologischer Treibstoff ist, sondern eben auch ein besonders intensives Lösungsmittel. Es zieht unter anderem Weichmacher aus Dichtungen und Schläuchen, sodass diese mit der Zeit spröde werden. Fahrzeuge, die für den Betrieb mit Biodiesel freigegeben sind, sind vom Hersteller mit entsprechenden Materialen ausgerüstet. VW konzentriert sich vorrangig nicht auf Biokraftstoffe der ersten Generation - wie Biodiesel oder Bioethanol - sondern auf Biokraftstoffe der zweiten Generation. Darunter fallen SunFuel und aus Zellulose gewonnenes Ethanol. Die neuen Biokraftstoffe bieten eine weit höhere Energieeffizienz und deutlich geringere CO2-Emissionen als die biologischen Kraftstoffe der ersten Generation. Dennoch lassen sich moderne, abgasoptimierte Motoren nicht einfach mit alternativen Kraftstoffen bewegen. Der Tiguan beispielsweise erfüllt mit seinem Common-Rail-Einspritzsystem bereits heute die Anforderungen der Abgasnorm EURO 5, die erst ab 2009 verpflichtend Geltung hat. Dazu ist eine hochkomplexe Abstimmung der Motorelektronik erforderlich. Dies wiederum bedingt die Verwendung hochwertigster Kraftstoffe. Auch wenn manches für den Einsatz biologischer Treibstoffe spricht - und das meint nicht allein den Preis - so muss klar sein, dass Biodiesel qualitativ nicht hochwertig genug ist, um den gestellten Anforderungen gerecht zu werden. Dieser Aspekt spielte bei älteren Fahrzeugen eine noch nicht so entscheidende Rolle. Doch auch andere Folgeerscheinungen lassen den Betrieb mit Biodiesel kritisch erscheinen. So gelangt über die Zylinderwände regelmäßig Kraftstoff in das Motoröl. Fossiler Dieselkraftstoff verdunstet darin, Biodiesel dagegen würde erst bei etwa 220 Grad Celsius verdampfen, also weit außerhalb des Temperaturbereichs von Motorölen. Das Öl wird daher mit zunehmender Betriebsdauer mit Biodiesel angereichert. Die eintretende Zersetzung führt zu Rückständen im Motoröl, die dessen Schmierungseigenschaften verschlechtern. Das erklärt auch die deutlich kürzeren Ölwechselintervalle bei Fahrzeugen, die für Biodieselbetrieb freigegeben sind. Auch die geringere Haltbarkeit des Biodiesels führt zu Korrosion zum Beispiel im Einspritzsystem wie in der Kraftstoffpumpe. Daher ist der Austausch des Kraftstofffilters bei freigegebenen Fahrzeugen alle 15000 Kilometer vorgeschrieben, beim normalen Dieselbetrieb nur alle 60000. Wenn letztlich durch den nicht freigegebenen Biodieselbetrieb Schäden am Motor entstehen, wird das in der Regel sehr kostspielig. Von daher sollte man sich die Entscheidung nicht zu leicht machen, ein nicht freigegebenes Fahrzeug dennoch mit Biodiesel zu betreiben. Die Beigabe kleiner Mengen Biodiesel (etwa fünf Prozent) ist dagegen unbedenklich und auch nicht von einer Freigabe abhängig.