VorstellungSkoda Vision 7S – Alles neu bei Skoda

Joshua Hildebrand

 · 03.11.2022

Vorstellung: Skoda Vision 7S – Alles neu bei SkodaFoto: Skoda

Neue Corporate Identity, neue Designsprache, neues Concept Car: Der Vision 7S gibt einen Ausblick auf das, was die tschechische VW-Tochter Skoda für die kommenden fünf Jahre vorhat: ein Milliarden-Invest in die Elektromobilität sowie der Launch gleich dreier neuer BEV-Modelle

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Foto: Skoda

Es war ein wichtiger Abend für Skoda, den die neue Kommunikationschefin Ariane Kilian und der neue Vorstandsvorsitzende Klaus Zellmer gemeinsam eröffneten. Über 450 Journalisten waren aus der ganzen Welt angereist, um sich den neuen Marken- auftritt im Rahmen der „Next Level – Skoda Strategy 2030“ zeigen zu lassen – und wir mitten- drin. Zur neuen Corporate Identity (CI) der Tschechen zählt eine komplett neue Designsprache nebst Schriftzug und Logo. Die bisher skulptural wirkende 3D-Grafik ist vor allem für eine bessere Darstellung auf mobilen Endgeräten nun zweidimensional ausgeführt.

Die Wortmarke „Skoda“ erhält eine komplett neue Typografie. Diese soll auch zukünftig deutlich öfter verwendet werden als das eigentliche Logo. Grün bleibt auch weiterhin die Skoda-Farbe, jedoch setzt man zukünftig auf zwei neue Töne: Smaragd- und Elektrogrün, die laut Skoda für Ökologie, Nachhaltigkeit und Elektromobilität stehen sollen. Das neue Design hat sich gegen 164 andere Entwürfe durchgesetzt, wird ab nächstem Jahr schrittweise eingeführt und werde schließlich ab 2024 auch auf den Autos von Skoda zu sehen sein.

Vision 7S: Riesiges Fünf-Meter-E-SUV

Einen ersten Vorgeschmack auf die Änderungen gibt die Konzeptstudie namens Vision 7S, die der absolute Star des Abends war. Das voll-elektrische SUV im passenden „Explorer-Green“ – übrigens der erste Skoda mit Matt-Lackierung – gibt bereits einen ziemlich konkreten Ausblick auf das, was kommen wird. „Skoda-typisch sind alle unsere bisherigen Konzepte recht nah an der Serie gewesen – so auch der Vision 7S. Bis auf ein paar sicherheitsrelevante Details“, verrät CEO Klaus Zellmer. Das bedeutet: Wenn dieser Wagen 2026 in Serie geht, dann sicherlich nicht ohne B-Säule und mit anderen Außenspiegeln – um zwei Beispiele zu nennen.

Das neue Designkonzept zeigt bereits beim Exterieur Wirkung: Hier prägen kraftvolle Linien die markante Frontpartie des SUV. So fällt der Grill, den Skoda „Tech-Deck Face“ nennt, breiter und flacher aus und die Frontscheinwerfer rücken nach außen. An die Stelle der Rippen tritt dunkles Glas, wohinter sich die Fahrzeugsensorik befindet. Eine Vier-Augen-Leuchtgrafik sowie LED- Rückleuchten, jeweils in T-Form, runden das Design ab. Stylische Kamera-Seitenspiegel und sensorgesteuerte Türgriffe verstärken am Concept Car den modernen Eindruck. Im Profil besticht das Fahrzeug durch eine sanft nach hinten abfallende Dachlinie, unten fallen der kräftige Unterfahrschutz aus Aluminium und die großen, aerodynamisch optimierten Räder in 22 Zoll ins Auge. Zwischen den Radhäusern befinden sich oberhalb der Seitenschweller zusätzliche Luftauslässe. Diese wirken für die gegenläufig aufschwingenden Portaltüren wie Trittbretter und verfügen ebenfalls über Abdeckgitter. Durch diese Gitter wird die bei der Kühlung der Hochvoltbatterie entstehende warme Luft nach außen geleitet. Die flache Dachlinie fällt sanft nach hinten ab und geht für eine hohe aerodynamische Effizienz in einen deutlich ausgeformten Dachspoiler über. Markant geformt ist die nach hinten auslaufende, dreieckig gestaltete D-Säule. Im unteren Bereich trägt sie den neuen Skoda-Schriftzug, der auch die Heckklappe ziert und dort ebenso beleuchtet ist wie an der Fahrzeugfront. Im Heckstoßfänger verfügt der Vision 7S über neun vertikale Luftauslässe. Jeweils mittig findet sich vorn und hinten ein in Orange lackiertes Bedienelement, das sich als Haken herausziehen lässt und einen Not-Aus-Schalter für das Hochvolt-System beherbergt. Stoßfänger, Radläufe und Innenraumboden bestehen aus recycelten Altreifen – und das soll man auch sehen. Gefällt’s? Entscheiden Sie. Auf jeden Fall ist das elektrische SUV wirklich riesig: Mit fünf Metern Länge und 1,94 Breite wirkt er nicht nur üppig dimensioniert, sondern bietet auch im Innern ein großzügiges Platzangebot.

Wir durften bereits einen Blick hineinwerfen und Platz nehmen. Apropos Platz: Das E-SUV soll bis zu sieben Passagiere transportieren können. Das großzügige, bis zu den Türen reichende Armaturenbrett betont die Breite des Fahrzeugs. Das Am-
biente-Licht sorgt für eine spannende Beleuchtung der verschiedenen Interieur-Bereiche, erleichtere laut Design-Chef Oliver Stefani den Ein- und Ausstieg – und informiert dazu noch über den Ladestatus. Das Infotainment besteht aus einem zentral angeordneten Touchdisplay im Tablet-Format (14,6 Zoll). Laut Skoda stand hierbei besonders eine optimierte Bedienbarkeit im Fokus, so dass die Menüstruktur vereinfacht wurde. Scheinbar vertrauen die Tschechen dabei weiterhin haptischen Tasten – zumindest für die wichtigsten Funktionen. Skizzen zeigen bereits, wie die Bedien-
oberfläche aussehen könnte. Zentral im Fahrzeug platziert, dem sichersten Ort, befindet sich ein Babysitz, den der Fahrer dank Kamera immer im Blick hat. Eine interessante Idee, die aber wahrscheinlich so nicht umgesetzt werden wird. Die vielen praktischen Ablagen sowie Halter für Multimediageräte an den Rückenlehnen der Frontsitze bis hin zu integrierten „Backpacks“ scheinen da schon größere Chancen auf eine Serienfertigung zu haben.

Zwei Interieur-Funktionen: Relaxen und Fahren

Der Innenraum besteht zum größten Teil aus nachhaltigen, tierfreien Materialien und hat’s gleich doppelt in sich: Denn mit den beiden räumlichen Konfigurationen „Fahren“ und „Relaxen“ biete der Vision 7S für jede Situation die passende Konstellation. „Fahren“ richtet alle Bedienelemente in optimaler Reichweite aus und bewegt den zentralen Touchscreen in eine vertikale Position, um relevante Informationen während der Fahrt effizient anzuzeigen. Hierbei soll dem Fahrer ein fortschrittliches AR-Head-up-Display sowie ein 8,8 Zoll großes Instrumentendisplay zur Verfügung stehen. Vor dem Zentral-Display im Cockpit befindet sich ein großer Kristall, der den Batterie- und Ladestatus in verschiedenen Farben anzeigt. Dies ist auch von außen gut zu erkennen. Der „Relax-Modus“ eignet sich für Lade- und Zwischenstopp. Hier schieben sich Lenkrad und Instrumententafel in Richtung des Armaturenbretts, während die vorderen Sitze nach hinten gleiten. Dadurch erhalten alle Passagiere noch mehr Platz und Komfort.

Komplett neu gestaltet ist das Lenkrad mit zwei massiven Speichen auf der 12- und 6-Uhr-Position. Dazu beinhalten die Türverkleidungen interaktive Flächen, auf denen sich mit dem Finger Notizen oder kleine Bilder malen lassen. Der Vision 7S enthält auch eine Reihe neuer Simply-Clever-Features: Die Lüftungs-
düsen auf dem Armaturenbrett arbeiten im diskreten Diffusormodus, bis eine direktere Belüftung erforderlich ist; auf Knopfdruck schieben sie sich dann nach oben und liefern auf Wunsch einen gerichteten Luftstrom. Unter der schwebenden Mittel-
konsole finden die Passagiere etwa magnetische Flächen, an denen sich metallene Getränkeflaschen oder ein Verbandskasten befestigen lassen.

Milliarden-Invest und drei neue BEV

Somit zeigt auch Skoda, dass die Zukunft des Autofahrens vom Selbstfahren hin zum Gefahrenwerden tendiert. Autonomes Reisen spielt auch bei Skoda (in Zukunft) eine wichtige Rolle. „Mit unserer neuen Designsprache gehen wir den nächsten Schritt und nehmen die Customer Experience noch stärker in den Blick“, erklärt der Chefdesigner Oliver Stefani. Das Concept Car basiert auf dem Modularen E-Antriebsbaukasten (MEB) des Volkswagen-Konzerns und verfügt über eine 89-kWh-Batterie. Damit ließe sich rein theoretisch eine maximale Reichweite von mehr als 600 Kilometern im WLTP-
Zyklus erzielen. Leistungsklassen zwischen 204 PS und 380 PS sind denkbar, zudem die Wahl zwischen Front- und Allradantrieb. Skoda spricht schon heute von einer Spitzenladeleistung um die 200 kW. Wann und wie der Vision 7S letztlich genau kommen wird, dazu machen die Tschechen noch keine verbindlichen Aussagen. Nur so viel: „(…) bis 2026.“ Der tschechische Autohersteller beschleunigt seine E-Offensive und bringt bereits bis dann drei weitere
vollelektrische Modelle auf den Markt. Neben dem großen Vision 7S als Siebensitzer sind auch ein elektrischer Kleinwagen und ein kompaktes E-SUV geplant.

In den kommenden fünf Jahren möchten die Tschechen 5,6 Milliarden Euro in E-Mobilität und weitere 700 Millionen Euro in die Digitalisierung investieren. Bis zum Jahr 2030 strebt Skoda einen Anteil reiner E-Modelle in Europa von über 70 Prozent an. In der Übergangsphase zur E-Mobilität stärkt die Marke ihr Produktportfolio von Verbrennungsmotoren und stellt in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres die neue Generation des Superb sowie des Kodiaq vor. 2024 folgt dann der aufgefrischte Octavia.

Der Aufstieg Skodas ist rasant. Sensationelle Absatzzahlen und eine immer größer werdende Entwicklungsverantwortung für Konzernmodelle macht die Tschechen zu einem ernstzunehmenden Big Player im Automobilsegment: Skoda entwickelt sich nicht nur zur führenden europäischen Marke in wichtigen Wachstumsmärkten wie Indien oder Nordafrika, sondern fertigt und entwickelt selbstständig im Konzernverbund neben Fahrzeugen auch Komponenten wie Motoren und Getriebe.