Im 125. Jahr seit bestehen der Marke zieht Skoda das Tuch von seinem ersten Elektro-SUV. Der zum Jubiläum präsentierte, rein batterieelektrische Enyaq iV basiert als erstes Serienmodell des tschechischen Automobilherstellers auf dem Modularen Elektro-Baukasten (MEB) des Volkswagen-Konzerns. Kennzeichnend für den MEB ist die sogenannte Skateboard-Architektur, bei der die Batterie zwischen den Achsen platzsparend im Unterboden verbaut ist, was gewiss eine großzügige Gestaltung des Innenraums ermöglicht. Ein Appetit anregender erster Teaser mit noch getarnter Karosserie (GUTE FAHRT 6/20) verwehrte noch den Einblick ins Interieur. Seinerzeit standen aber bereits die Maße fest. Mit einer Länge von 4,65 Metern sortiert sich der Enyaq knapp unter dem Kodiaq sowie dem mit 4,69 Metern fast gleich langen Octavia Combi ein. In der Breite (1.877 Millimeter) überragt der Stromer den Kodiaq um vier, den Octavia nahezu um zehn Zentimeter.
Der Radstand des Enyaq ist mit 2,76 Metern um drei Zentimeter kürzer als beim Kodiaq. Das E-SUV trägt jedoch insgesamt völlig neue Proportionen, wodurch es sich von den bisherigen SUV-Modellen der Marke grundlegend unterscheidet. Während die Frontpartie kürzer geraten ist, verfügt der Stromer über eine vergleichsweise langgezogene Dachlinie. Formal könnte man ihn als Mischung aus SUV und Octavia Scout charakterisieren. Einerseits weist das Elektroauto die SUV-typisch hohe Bodenfreiheit auf, baut aber mit 1,62 Metern ganze vier Zentimeter flacher als der Kodiaq. Zum Crossover-Look passt auch, dass dem Enyaq die eckigen Radhäuser der SUV-Modelle fehlen. Mit optisch abgesetzten Lufteinlässen vor den Rädern vermittelt er Breite und Präsenz. Das LED-Leuchtendesign (optional Matrix-LED) weist kristalline Strukturen auf. Hier zitiert Skoda erneut die traditionelle böhmische Glaskunst. Ins Stutzen kommt der Betrachter gewiss beim ersten Blick auf den Grill. Leuchtet der tatsächlich oder ist das nur ein PR-Gag bei der Weltpremiere Anfang September in Prag?
In der Tat, die illuminierten Lamellen sind real und ein echtes Highlight. Markant auch, wie ihre Grafik das Tagfahrlicht mit einem horizontalen Leuchtband verbindet. Beim Auf- und Abschließen wird als Gruß die gesamte Leuchtgrafik zur Lichtorgel. Das auffällige Lichtspiel aus 130 LED ist optional und nur bei den leistungsstärkeren Versionen verfügbar. Womöglich kennzeichnet das Design als Erkennungsmerkmal alle künftigen E-Modelle von Skoda.
Reichweiten bis 510 Kilometer
Seine große, steile Heckklappe mit dem tief platzierten Kennzeichen und die Dachreling verstärken den Kombi-Stil zusätzlich. Das Finish besorgt der extrem große Dachkantenspoiler, der wichtige Zehntel bei der Aerodynamik bringt. Mit 0,27 fällt der cW-Wert erstaunlich gering aus.
Als weiteres Novum ist die Fahrzeugmontage anzuführen, die im Skoda-Stammwerk in Mlada Boleslav erfolgt. Der Enyaq iV ist das erste europäische MEB-Modell, das nicht in Deutschland entsteht. Eine Auslieferung an die Händler soll im Februar 2021 beginnen. Zum Produktionsstart Anfang Oktober stehen zunächst die regulär bestellbaren Modelle im Fokus. Je nach Variante bietet der Enyaq iV unterschiedliche Leistungen und Reichweiten. Insgesamt sind drei Akkugrößen und fünf Leistungsstufen vorgesehen. Ebenso wird es Heck- und Allradantrieb geben. Den Anfang machen der 60 iV (38.850 Euro) sowie der 80 iV (43.950 Euro), deren elektrische Reichweite bis zu 390 beziehungsweise 510 Kilometer beträgt. Die Leistungsspitze des 60 iV liegt bei 180 PS (310 Nm), der 80 iV mobilisiert stattliche 204 PS bei gleichem Drehmoment-Maximum. Der Akku des 60er fasst 62 kWh (netto 58 kWh), der Stärkere gar 82 kWh (netto 77 kWh). Die Basis 50 iV folgt mit einer Leistung von 148 PS (220 Nm) sowie einer Reichweite von bis zu 340 Kilometer nach WLTP- Standard ab Frühjahr 2021. Die Lithium-Ionen-Batterie verfügt über eine Bruttokapazität von 55 kWh (netto 52 kWh). Der Preis startet bei 33.800 Euro. Bei allen drei Versionen treibt der E-Motor ausschließlich die Hinterräder an. Anders beim 265 PS (425 Nm) starken 80x iV und beim Topmodell RS mit 306 PS (460 Nm). Beide fahren ab Werk mit Allradantrieb und schaffen eine maximale Reichweite von 460 Kilometern. Das Spitzentempo wird generell auf 160 km/h begrenzt. Davon ausgenommen ist der Enyaq RS iV, der darf bis 180 Stundenkilometer beschleunigen. Sein Sprintvermögen aus dem Stand auf Landstraßentempo gibt Skoda mit 6,2 Sekunden an. Auch kann der stärkste Enyaq mit optionaler Anhängerkupplung bis zu 1.400 Kilogramm schwere Lasten ziehen. Die beiden stärksten Modelle 80x iV und RS iV kündigt Skoda für Ende 2021 an. An entsprechend leistungsstarken Gleichstrom- Ladesäulen lässt sich deren 82-kWh-Batterie in unter 40 Minuten von 5 auf 80 Prozent der vollen Kapazität aufladen.
Spezial-Modell und neues Ausstattungskonzept
Zu Hause tankt der Enyaq seine Energie bequem über Nacht an Wallboxen mit bis zu 11 kW. Je nach Batteriegröße dauert der Ladevorgang dann sechs bis acht Stunden. Darüber hinaus gibt es optional einen speziellen „iV Universal Charger“ für 650 Euro, der an alle gängigen Ladesteckdosen passt. Die für Anfang 2021 geplante und auf 1.895 Exemplare limitierte „Founders Edition“ verweist auf Skodas Gründungsjahr 1895. Das umfassend ausgestattete Sondermodell wird es als Enyaq 60 iV und 80 iV mit 21 Zoll großen Leichtmetallrädern „Aquarius“ sowie in den Metallic-Farbtönen Black-Magic und Artic-Silber geben. Serienmäßig ist dann der spektakulär beleuchtete LED-Kühler dabei, der bei Skoda „Crystal Face“ heißt. Zudem gibt es sportlich gestaltete Schürzen, am Heck mit hochglanzschwarzem Diffusor. Das Interieur werten Dekorleisten in Klavierlack sowie eine zweifarbige Instrumententafel auf. Die Sitzpolster sind mit edlem braunen oder schwarzen Leder bezogen.
Allgemein gelten für die Konfiguration des Innenraums neue Regeln. Zur Wahl stehen neben einigen Einzel- optionen sogenannte „Design Selections“, welche die klassischen Ausstattungslinien ersetzten und die individuelle Konfiguration vereinfachen sollen. Zu den zehn unterschiedlichen Themenwelten gehört „Studio“ (50 iV), was einem puristischen Look entspricht. „Loft“ (ab 60iV) steht für eine moderne Wohnwelt. „Logde“ liefert nachhaltige und innovative Lösungen wie etwa Sitzbezüge aus 40 Prozent Schurwolle mit 60 Prozent Polyesteranteil aus recycelten PET-Flaschen. Das Material bietet eine einzigartige Haptik und wirkt sehr strapazierfähig.
Letztlich wird bei der Linie „Lounge“ ein wertiges, exklusives Interieur dargeboten, das nur noch vom Paket „ecoSuite“ mit luxuriösen Features getoppt wird. Das für die Ausstattung verwendete cognacfarbene Leder wird beim Gerben anstelle von Chemikalien mit einem Extrakt aus den Blättern des Olivenbaums behandelt. Zu den edlen Bezügen mit hellen Kontrastkedern passt auch die straff und komfortabel gestaltete Sitzform sowie der umfangreiche Verstellbereich.
Die Raumverhältnisse des Enyaq iV sind großzügig, es herrscht eine luftige Atmosphäre, die Einrichtung verzichtet auf übermäßige Effekte. Die mehrstufige Armaturentafel wird vom Lenkrad und dem 13-Zoll-Touchscreen dominiert. In der Basis-Version 50 mit kleinem Akku blickt man auf ein 10-Zoll-Touch-Display.
Größtes Display in einem Skoda
Einerlei ob groß oder klein, die Navigationsoption kostet für alle Modelle außer der Founders Edition Aufpreis. Problemlos lässt sich der digitale Routenfinder auch nachträglich kostenpflichtig freischalten. Wie bereits beim VW ID.3 baut auch der Enyaq auf dem neuen Betriebssystem VW OS auf, das Over-the-Air-Updates zulässt. Das Infotainmentsystem ermöglicht den Zugriff auf zahlreiche mobile Online-Dienste und lässt sich per Gesten und Sprache steuern. Das Smartphone wird nicht nur eingebunden, sondern ermöglicht auch den Zugang zum Fahrzeug. Mit der Skoda Connect App soll der Enyaq iV ferngesteuert einparken können. Zudem zählt eine umfassende Sicherheitsausstattung mit Ausweich-, Abstands- und Abbiege-Assistent zum Leistungsumfang.
Umfangreiche Serienausstattung
Klassische Schalter sucht man in der Hightech-Zentrale vergeblich. Als Cockpit dient ein 5,3 großes Display, welches über Geschwindigkeit, Fahrdaten, Navigation und Assistenten informiert. Zur Basisausstattung gehören zudem eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Keyless-Go, digitaler DAB-Radioempfang, Apple CarPlay und Android Auto.
Wie bei Skoda mittlerweile üblich, kommt auch der Enyaq mit reichlich „Simply Clever“-Lösungen daher. So lassen sich in der Ablagebox in der Mittelkonsole zwei Smartphones gleichzeitig laden. Für Fondpassagiere sind dazu Ablagetaschen in den Vordersitzen vorgesehen. Der obligatorische Eiskratzer wandert in den Seitenrahmen der Heckklappe. Regenschirm und Handkehrer sind in den Türen verstaut. Zwei praktische Neuheiten haben sich die Entwickler speziell für E-Autos ausgedacht: eine Gummiabdeckung mit der sich der Ladeanschluss beim Ladevorgang vor Schnee, Eis und Regen schützen lässt sowie einen kleinen Schwamm, mit dem sich schmutzige Ladekabel säubern lassen. Das Schwämmchen lagert in einer Gummidose, die gemeinsam mit der pfiffigen Ladeabdeckung fein säuberlich im doppelten Ladeboden verstaut wird. Nichts soll die Nutzbarkeit des stattlichen, 585 Liter großen Kofferraums schmälern.
Übrigens, der Modellname Enyaq leitet sich vom irischen Wort „enya“ ab, was für „Quelle des Lebens“ steht. Das passt ganz gut, stellt der Enyaq doch die „Geburt“ der E-Mobilität auf MEB-Basis auf Skoda-Art dar: mit viel Platz und Funktionalität für Familie und Freizeit, großen Reichweiten für Vielfahrer sowie einer hohen Performance für Sport-Fans.