Gute Fahrt
· 09.02.2022
Anlässlich des 120. Jubiläums von Skoda Motorsport rekonstruierten Mitarbeiter des Skoda Museums und des Zentrums für Prototypenbau bei Skoda Auto den Rennwagen Skoda 1100 OHC Coupé.
Die Planungen für den Skoda 1100 OHC mit der internen Typbezeichnung 968, der vor allem bei Ausdauer-Rundstreckenrennen starten sollte, begannen bereits im Frühjahr 1956. Ende 1957 war das erste von zwei Exemplaren mit offener GFK-Karosserie fertiggestellt. Das Fahrzeug zählt noch heute zu den Höhepunkten in der Ausstellung des Skoda Museums in Mladá Boleslav. Regelmäßig startet es bei nationalen und internationalen Oldtimerveranstaltungen. Den zweiten 1100 OHC nutzt der Importeur Skoda UK zu Werbezwecken, insbesondere vor Ort in Großbritannien.
Die Rennkarriere der zwei Fahrzeuge vom Typ Skoda 1100 OHC Coupé dauerte von 1960 bis 1962. Geänderte technische Vorschriften bedeuteten das Ende für die Kategorie unter 1.100 ccm. Als die Fahrzeuge deswegen nicht mehr starten durften, wurden sie 1966 an private Interessenten verkauft. Bei Unfällen im Straßenverkehr wurden beide Coupés komplett zerstört. Der Eigentümer des ersten Fahrzeugs, dessen erhaltene Komponenten nun bei der Rekonstruktion genutzt wurden, ersetzte den Motor seines 1100 OHC durch einen Serien-Vierzylinder mit OHV-Ventilsteuerung aus einem Felicia.
Der Originalmotor des Fahrzeugs war lange in der Berufsschule in Mladá Boleslav ausgestellt, bevor er nach der Rekonstruktion nun wieder im 1100 OHC Coupé zum Einsatz kommt. Das zweite Coupé brannte nach einem Unfall aus. Der Fahrer konnte sich aus dem Fahrzeug befreien, die Aluminiumkarosserie wurde allerdings irreparabel beschädigt. Die technisch einzigartig konstruierte Hinterachse mit integriertem Getriebe wurde ausgebaut und ging zunächst in die Sammlung des Technischen Nationalmuseums in Prag über, bevor sie vor inzwischen 25 Jahren dem Skoda Museum überlassen wurde. Den in drei Teile zerlegten Gitterrohrrahmen mit kompletter Vorderachse und weiteren erhaltenen Teilen erwarb das Skoda Museum im Jahr 2014 von einem privaten Sammler.
Ursprünglich sollte das Fahrwerk des Wagens im Skoda Museum neben dem Wagen mit offener Karosserie ausgestellt werden. Stattdessen fiel die Entscheidung, das Coupé als vollständig funktionstüchtiges Fahrzeug wiederaufzubauen.
Die anspruchsvollste Aufgabe war die Rekonstruktion der Aluminiumkarosserie. Im Rahmen der Rekonstruktionsarbeiten kooperierte die Restaurierungswerkstatt des Skoda Museums eng mit den Kollegen aus dem Zentrum für Prototypenbau. Auf Basis von Scans der 2D-Zeichnungen im Maßstab 1:1 entstand ein dreidimensionales Netz, das anschließend optisch nachbearbeitet wurde.
Historische Fotografien wurden mit der gezeichneten Dokumentation und dem 3D-Modell abgeglichen. Im virtuellen Studio konnten die Fachleute den Wagen auf diese Weise von allen Seiten betrachten und Korrekturen vornehmen.
Für die aufwendige Rekonstruktion galt es, zahlreiche Komponenten zu beschaffen, die mit den Teilen aus den damaligen Serienfahrzeugen baugleich waren. So entsprachen die äußeren Türgriffe des Coupés etwa denen des Skoda 1200 ‚Sedan‘. Einige Schalter sowie das Zündschloss kamen auch im Skoda 440 ‚Spartak‘ und im Octavia zum Einsatz und das mit schwarzem Kunststoff bezogene Dreispeichenlenkrad verweist auf den Bestseller aus der Vorkriegszeit, den Skoda Popular.