Florian Neher
· 11.01.2023
Nach dem Coupé bringt Skoda nun auch den Steilheck-Enyaq iV als RS-Modell. Mit zwei E-Motoren, Allradantrieb und 299 PS geht’s munter voran
Nach dem Marktstart des schnittigen EnyaqCoupé RS iV im Frühjahr – und mit einem Seitenblick auf die MEB-Brüder VW ID.4 GTX und ID.5 GTX – verwundert es nicht, dass Skoda nun auch den Steilheck-Enyaq mit einem RS-Modell krönt. Bisher war bei 265 PS und 425 Nm im Enyaq iV 80X Schluss. Wie dieser hat auch der RS iV einen E-Motor pro Achse und somit Allradantrieb, verfügt jedoch über eine Systemleistung von 299 PS sowie 460 Nm Gesamtdrehmoment. Was sich wie folgt aufteilt: Die permanenterregte Synchronmaschine an der Hinterachse steuert bis zu 204 PS und 310 Nm bei, der Asynchronmotor an der Vorderachse leistet maximal 102 PS und 150 Nm.
Warum zwei unterschiedliche Elektromotortypen zum Einsatz kommen? Nun, die vordere Asynchronmaschine hat zwar einen etwas schlechteren Wirkungsgrad als ein Synchronmotor, da sie aber ohne Permanentmagnete auskommt, lässt sie sich im Teillastbetrieb abschalten, ohne effizienzmindernde Schleppverluste zu erzeugen. Was bedeutet, dass der Enyaq RS iV kein Permanentallradler ist, sondern aus Effizienzgründen die meiste Zeit nur hinterradgetrieben unterwegs ist. Im RSspezifischen Fahrmodus „Traction“ lassen sich die beiden E-Maschinen allerdings bis zu einem Tempo von 20 km/h „blocken“, um auf unbefestigten Wegen oder etwa dem verschneiten Alpenpass dauerhaften Allradantrieb zu erzeugen.
Auch bei starkem Beschleunigen sind freilich beide Motoren im Einsatz, und so sprintet der Enyaq RS iV mit perfekter Traktion in 6,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Die Zügel werden erst bei 180 km/h gestrafft, wohingegen die Enyaq-Brüder ohne RS-Weihen zugunsten der Reichweite schon bei 160 km/h sanft eingefangen werden. Der RS fährt ausschließlich mit dem großen Konzern-Akku vor, der über eine Kapazität von 82 kWh brutto beziehungsweise 77 kWh netto verfügt. Damit soll gemäß des realitätsnahen WLTP-Zyklus eine Reichweite von knapp über 500 Kilometern möglich sein. Die hohe Schlagdistanz ist auch der besonders geschliffenen Aerodynamik des Enyaq RS iV mit einem Luftwiderstandsbeiwert von nur cw 0,265 geschuldet – wenngleich das Enyaq Coupé RS iV hier mit cw 0,25 noch etwas besser durch den Wind schneidet und dadurch laut WLTP etwa 20 Extra-Kilometer draufpacken kann. Dafür packt der Steilheck-RS an anderer Stelle mehr: mit seinem größeren Kofferraumvolumen von 585 bis 1.710 (bei umgelegten Rücksitzlehnen und dachhoher Beladung) Litern. Das Coupé bietet hier zwar nominell nicht so viel weniger – 570 bis 1.610 Liter – muss bei quaderförmigem Ladegut aber eben deutlich früher kapitulieren.
Neben der hier gezeigten Sonderfarbe Mamba-Grün zieht der Enyaq RS iV auch durch das serienmäßige Sportfahrwerk mit einer Tieferlegung der Karosserie um 15 Millimeter an der Vorderachse und um zehn Millimeter an der Hinterachse sowie die schwarzen 20-Zoll-Räder (auf Wunsch: 21 Zoll) mit Aero-Inserts aus Kunststoff die Blicke auf sich. Optional ist die Adaptivdämpfung DCC erhältlich, die permanent die aktuelle Fahrsituation auswertet und die Dämpfung automatisch daran anpasst. Der absolute Hingucker dürfte freilich das beim RS serienmäßige „Crystal Face“ sein: 131 LEDs begrüßen den Fahrer beim Entriegeln des Fahrzeugs mit einer gleißenden Lightshow. Von hinten lässt sich die Topversion anhand des über die gesamte Heckschürzenbreite verlaufenden roten Reflektors erkennen – ein Merkmal aller Skoda-RS-Modelle.
Innen gibt es serienmäßig unter anderem beheizbare Sportsitze mit integrierten Kopfstützen samt RS-Logos, Carbon-Dekorleisten, 3-Zonen-Climatronic, zentrales 13-Zoll-Touchdisplay und induktive Lademöglichkeit für Smartphones, optional locken etwa das Head-up-Display mit Augmented Reality oder das klangstarke Canton-Soundsystem. Dank einer Ladeleistung von bis zu 135 kW soll sich der Lithium-Ionen-Akku an Gleichstrom-Schnellladesäulen in nur 36 Minuten von 10 auf 80 Prozent füllen lassen. Alternativ ist ein Laden an Wechselstrom-Wallboxen mit bis zu 11 kW möglich, eine Vollladung dürfte hier knapp sieben Stunden dauern. Verschiedene Fahrzeugfunktionen, wie die Ladeüberwachung oder die Klimatisierung, lassen sich über eine App per Smartphone steuern. Da der Enyaq per integrierter eSIM permanent online ist, wird die Software von Skoda ständig „over the air“ aktualisiert und verbessert.