Porsche - Fühlt sich so Schweben an?

Porsche - Fühlt sich so Schweben an?Foto: Porsche
In Shanghai präsentiert Porsche die dritte Generation des Panamera. Was auf den ersten Blick wie ein Facelift wirkt, ist beim zweiten Hinschauen ein Überraschungspaket. Was verbirgt der sportliche Gran Turismo?
Der Panamera beschleunigt von Null auf Hundert in 3,2 Sekunden
Foto: Porsche

Kurz bevor Porsche mit dem vollelektrischen Macan eine neue Ära in Stuttgart-Zuffenhausen einleitet, spendieren sie den Fans von komfortablen Sportwagen die dritte Generation des Panamera. Eine sportliche Luxuslimousine, die auf den ersten Blick nicht wirklich neu aussieht. Doch bei genauerer Betrachtung zeigt sich unter der goldenen Haut dann doch die ein oder andere Novität. Wie damals, als Porsche 2009 auf der Auto Shanghai die erste hauseigene Viertürer-Limousine vorstellte, feiert auch der neue Panamera seine Premiere in der chinesischen Millionenstadt.

HIGH-END-FAHRWERK SETZT MASSSTÄBE

Zunächst kommt der Gran Turismo in drei Varianten auf den Markt. Die Verbrenner, der Panamera (ab 107.800 €) und Panamera 4 (ab 111.900 €), werden vom Sechszylinder mit 260 kW (353 PS) angetrieben, erreichen die 100 km/h Spitze in fünf Sekunden und steigern sich bei maximaler Entfaltung auf 270 km/h. Für eine Limousine beachtliche Werte. Der Viertürer ist durchaus auch dazu geeignet, mit den Kindern zum Strandausflug zu fahren. Aufgrund der hohen Nachfrage werden sich vier weitere E-Hybride dazugesellen. Mit dem Panamera Turbo E-Hybrid (ab 192.500 €) ist bisher vor allem das Flaggschiff am Start. Die Daten lesen sich beeindruckend: Unter der Haube sitzt ein 4,0-Liter-V8-Motor, der zusammen mit der E-Maschine für eine Systemleistung von 500 kW (680 PS) und 930 Nm Drehmoment sorgt. Aktuell die Leistungsspitze in der Baureihe. Und rein elektrisch hat er auch was auf dem Kasten: Bis zu 90 Kilometer sind angegeben – für den normalen Alltag völlig ausreichend. Von Null auf Hundert in 3,2 Sekunden und eine Spitze von 315 km/h – mit dem Hybriden bringt Porsche einen absoluten Sportler auf die Straßen, der an Komfort nicht geizt.

Bewertung
ZWEI VERBRENNER UND VIER E-HYBRIDE STEHEN IN DER DRITTEN GENERATION DES PANAMERA ZUR WAHL

Dabei fällt eine technisch nicht unkomplizierte Neuheit ins Auge – das Active-Ride-Fahrwerk. Ursprung der Entwicklung war ein simpler Gedanke: Im Panamera soll Dynamik auf Komfort treffen. Oder wie Porsche es ausdrückt: Luxuslimousine trifft Sportwagen. Doch für die Fahrwerksentwicklung bedeutet dies erstmal einen Zielkonflikt. Optimale Traktion und sportliches Kurvenverhalten gehen zu Lasten des Fahrkomforts – oder eben umgekehrt. An dem neuen Active-Ride-Fahrwerk hat man in Zuffenhausen sechs Jahre lang getüftelt. Im neuen Panamera zeigt sich nun auf beeindruckende Art und Weise, wie man Dynamik mit Komfort vereinen kann.

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Das System hält den Panamera stets in der Horizontalen, ganz gleich, wie holprig die Fahrbahn ist. Nickund Wankbewegungen werden automatisch unterdrückt. Im Modus Sport Plus wird das Chassis in schnellen Kurven abgesenkt. Also: mehr Traktion. Auf Knopfdruck kann das Fahrwerk Karosseriebewegungen sogar überkompensieren. Dann agiert der Panamera wie ein Motorrad und legt sich in die Kurve. Oder wie ein Helikopter: Beim Beschleunigen geht’s nach vorn, und beim Verzögern nach hinten. Dadurch werden alle Vorgänge, ob auf der Serpentinenpiste oder Autobahn, tatsächlich merklich angenehmer. Das Fahrwerk agiert bis ins letzte Detail: Es kann die Karosserie absenken, um den Ein- und Ausstieg zu erleichtern – und bei Fahrtantritt hebt das System den Wagen wieder an. Allerdings ist Active Ride nur in den E-Hybriden verfügbar und dort für rund 8.100 € Aufpreis zu haben.

In den Verbrennern sitzt serienmäßig ein Zweikammer-Zweiventil-Luftfahrwerk mit Porsche Active Suspension Management (PASM). So innovativ wie das Active Ride ist es zwar nicht, doch auch dieses System mildert Stöße von Unebenheiten auf der Fahrbahn spürbar ab und sorgt gleichzeitig für mehr Traktion.

DAS ACTIVE-RIDE-FAHRWERK LÖST DEN ZIELKONFLIKT VON DYNAMIK UND KOMFORT AUF

BLICK NACH INNEN

Dass die Limousine tatsächlich als neu und nicht lediglich als Facelift bezeichnet werden darf, zeigt sich direkt beim ersten Öffnen der Türen. Das Cockpit ist rundum überarbeitet worden, Porsche nennt das „innovative und intuitive Bedienkonzept“ die sogenannte Driver Experience. Bekannt ist sie bereits aus dem Taycan. Nun sitzt sie im Panamera und man darf davon ausgehen, dass sie in Zukunft zum wichtigsten Merkmal im Interieurdesign bei Porsche wird, werden die digitalen Helfer doch immer wichtiger in neuen Fahrzeugen.

Das Konzept wählt einen Ansatz, der voll auf den Fahrer fokussiert. Alle relevanten Bedienelemente finden sich rund um das Lenkrad, was besonders bei sportlicher Fahrt Sinn ergibt. Zentriert sitzt ein freistehendes 12,6-Zoll-Display im Curved-and-Free-Standing Design. Die darauf dargestellten Fahrinformationen gliedert Porsche übersichtlich in drei Bereiche, die sich je nach Ausstattung und gewählter Ansicht unterschiedlich konfigurieren lassen. Auf Wunsch ist selbstverständlich auch ein Head-up-Display verfügbar, die Bedienung erfolgt vom Lenkrad aus. Die Balance aus analogen und digitalen Elementen ist ausgewogen. Durch die Verlagerung zahlreicher Schalter Richtung Lenkrad, bietet die Mittelkonsole nun mehr Platz. Der wird für Stauraum genutzt, aber auch für ein neues Klimabedienteil, über das sich die personalisierten Modi einstellen lassen. Da der Panamera ein Gran Turismo ist, wird auch an die Beifahrer gedacht. So sitzt auf deren Seite jetzt ein weiteres Display.

VIERTÜRIGE LIMOUSINE TRIFFT SPORTWAGEN – DER PANAMERA BLEIBT SEINER PHILOSOPHIE TREU

H D-MATRIX LED-SCHEINWERFER SERIENMÄSSIG

Auch, wenn es auf den ersten Blick nicht so erscheint. Porsche hat beim Panamera in die Trickkiste gegriffen und vor allem mit dem Active-Ride-Fahrwerk eine absolute Neuheit auf die Straße gebracht, die in der Fahrwerkslandschaft sicherlich noch ihresgleichen sucht. Auch das digitale Interieur überzeugt, die Motorisierungen sind zeitgemäß, auch wenn man davon ausgehen darf, dass es keine weiteren Panamera-Verbrenner mehr geben wird. Neuheiten im Design sind tatsächlich schwer zu erkennen. Außer man trifft den Panamera bei Dunkelheit, und zwar von vorne. Serienmäßig sind nämlich die HD-Matrix LED-Scheinwerfer mit ihren vier markentypischen Augen verbaut, die im letzten Cayenne-Facelift Premiere feierten. Hier leuchten 65.536 LEDs – und das bis zu 600 Meter weit.