Gute Fahrt
· 25.08.2025
Porsche reagiert auf die sich verändernden Marktbedingungen im Bereich der Elektromobilität mit einer strategischen Neuausrichtung seiner Batterieaktivitäten. Der Sportwagenhersteller aus Stuttgart-Zuffenhausen hat bekannt gegeben, dass sich die Cellforce Group GmbH, ein Tochterunternehmen der Porsche AG, künftig auf die Forschung und Entwicklung von Batteriezellen konzentrieren wird. Die ursprünglichen Pläne zum Ausbau der Produktion von Hochleistungsbatterien werden nicht weiterverfolgt. Stattdessen soll die Entwicklung grundsätzlich als eigenständige R&D-Einheit fortgeführt werden.
Diese Entscheidung basiert auf mehreren Faktoren, wie Porsche mitteilt. Zum einen verläuft der Hochlauf der Elektromobilität langsamer als ursprünglich angenommen. Zum anderen haben sich die Rahmenbedingungen in den wichtigen Märkten China und USA verändert. Besonders im noch nicht entwickelten chinesischen Elektro-Luxussegment sieht der Sportwagenhersteller Herausforderungen. Dr. Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG, erläutert die Hintergründe: „Porsche zählt zu den erfolgreichsten traditionellen Automobilherstellern in der Transformation zur Elektromobilität. Im ersten Halbjahr 2025 wurden 57 Prozent elektrifizierte Fahrzeuge in Europa ausgeliefert, weltweit lag die E-Quote bei 36 Prozent. Durch herausfordernde Rahmenbedingungen – insbesondere in den Porsche Hauptmärkten USA und dem noch nicht entwickelten chinesischen Elektro-Luxussegment – ordnen wir unsere Batterieaktivitäten neu und konzentrieren uns auf die Zell- und Systementwicklung."
Der mit dieser Neuausrichtung verbundene Personalabbau soll sozialverträglich begleitet werden. Zudem hat die PowerCo, das Batteriekompetenzzentrum des Volkswagen-Konzerns, angeboten, geeigneten Mitarbeitern der Cellforce Group Perspektiven an den Standorten der PowerCo aufzuzeigen. Diese Maßnahme unterstreicht die Bedeutung des Themas Batterietechnologie innerhalb des gesamten Konzerns, auch wenn Porsche selbst von einer eigenen Fertigung Abstand nimmt.
Trotz der Neuausrichtung der Batterieaktivitäten bekräftigt Porsche sein Bekenntnis zur Elektromobilität. Der bereits 2019 eingeschlagene Elektro-Kurs wird konsequent fortgesetzt. Im Vergleich mit anderen traditionellen Herstellern nimmt Porsche in vielen Märkten inzwischen eine führende Rolle bei der Elektrifizierung in den entsprechenden Fahrzeugsegmenten ein. Die vollelektrischen Modelle Taycan und Macan setzen laut Porsche Maßstäbe in Sachen Performance und Ladeleistung.
Die Elektrifizierungsquote in Europa lag im ersten Halbjahr 2025 bei rund 57 Prozent und übertraf damit das zum Börsengang ausgegebene Ziel. Weltweit erreichte Porsche im gleichen Zeitraum eine Elektrifizierungsquote von rund 36 Prozent. Diese Zahlen umfassen sowohl vollelektrische Fahrzeuge als auch Hybridmodelle.
Für die Zukunft plant Porsche weitere Elektromodelle. Mit dem vollelektrischen Cayenne und einem vollelektrischen Sportwagen im 718-Segment sollen kurz- und mittelfristig weitere Modelle folgen, die richtungsweisende Technologien in der Elektromobilität in Serie bringen. Gleichzeitig setzt der Sportwagenhersteller auf eine flexible Antriebsstrategie. Die Porsche Produktstrategie sieht vor, in jedem Segment bis weit in die 2030er Jahre hinein alle drei Antriebsvarianten anzubieten: Verbrenner, Hybrid und vollelektrisch. Dies gilt sowohl für die zweitürigen Sportwagen als auch für Sportlimousinen und Sport-SUVs.
Dr. Michael Steiner, Vorstand für Forschung und Entwicklung bei Porsche, betont: „Wir werden auch in Zukunft in vollelektrische Modelle mit High-Performance-Batterien investieren. Die neue R&D-Einheit kann dabei eine wichtige Rolle spielen. Hier bündeln wir unsere Erfahrung in der Entwicklung von Hochleistungszellen und bringen diese auch in den Konzernverbund ein."
Die Cellforce Group hat in den vergangenen Jahren wertvolles Know-how im Bereich der Hochleistungsbatterien aufgebaut. Dieses Wissen möchte Porsche auch in Zukunft nutzen. Die ursprüngliche Idee war es, die Fabrik in Kirchentellinsfurt als „Anlauffabrik" mit einem Produktionsvolumen von etwa 1 GWh zu starten und später das Volumen an einem zweiten Standort zu skalieren. „Das ist aus heutiger Sicht nicht realistisch", erklärt Dr. Michael Steiner. „Die Cellforce Group hat Hochleistungszellen erfolgreich entwickelt und die Pilotfertigung aufgebaut, aufgrund weltweit fehlender Volumina ist eine Skalierung der eigenen Fertigung zur geplanten Kostenposition jedoch nicht möglich."
Die Entscheidung gegen eine eigene Fertigung von Batteriezellen begründet Porsche mit Volumengründen und fehlenden Skaleneffekten. Stattdessen soll die Cellforce Group als Forschungs- und Entwicklungseinheit weitergeführt werden. Das dort gebündelte Wissen kann auch in andere Bereiche des Konzerns einfließen. So wird die PowerCo, das Batteriekompetenzzentrum des Volkswagen-Konzerns, die eigenständige R&D-Einheit nutzen und dort Entwicklungsaufträge für High-Performance-Zellen platzieren.
Darüber hinaus kann das Know-how der Cellforce Group auch der V4Smart GmbH & Co. KG zugutekommen. Porsche hatte im März 2025 das Geschäftsfeld für Ultra-Hochleistungs-Lithium-Ionen-Rundzellen von der VARTA AG-Gruppe übernommen. Die Zellen der V4Smart kommen derzeit bereits als Booster-Zellen in den Porsche 911 GTS-Modellen zum Einsatz. Weitere 911-Derivate mit Performance-Hybrid stehen kurz vor der Markteinführung.
Mit dem Bau der Fabrik in Kirchentellinsfurt hatte Porsche 2022 ein deutliches Signal für den Standort Deutschland gesetzt. Dr. Michael Steiner zeigt sich enttäuscht über die nun notwendige Neuausrichtung: „Leider hat sich der Markt für elektrische Fahrzeuge weltweit nicht so entwickelt wie ursprünglich angenommen. Die Rahmenbedingungen haben sich grundlegend verändert und wir müssen darauf reagieren. Wir bedauern diesen Schritt und sind uns bewusst, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Cellforce Group mit Herzblut die Entwicklung von Hochleistungsbatterien vorangetrieben haben. Ihnen gilt mein besonderer Dank. Am Ende müssen wir aber feststellen, dass das geplante Geschäftsmodell wirtschaftlich nicht darstellbar ist."