IAA 2025Volkswagen treibt Feststoffbatterie-Technologie voran

Gute Fahrt

 · 12.09.2025

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Foto: Matthias Leitzke, Volkswagen AG
Volkswagen präsentiert auf der IAA Mobility seine Batteriestrategie mit der serienreifen Einheitszelle und einem Ducati-Motorrad mit Feststoffbatterie als Technologieträger. Die Einheitszelle soll in bis zu 80 Prozent der Konzernfahrzeuge zum Einsatz kommen, während die Feststoffbatterie-Technologie bis Ende des Jahrzehnts marktreif sein soll.

Volkswagens Batteriestrategie nimmt Fahrt auf

Während viele europäische Batteriehersteller ihre Pläne zur Zellproduktion verschieben oder aufgeben, hält der Volkswagen-Konzern an seiner Batteriestrategie fest. Auf der IAA Mobility 2025 präsentierte das Unternehmen nicht nur seine künftigen Elektrofahrzeuge wie den ID. Polo, sondern auch die konzernweiten Fortschritte in der Batterietechnologie. Im Mittelpunkt stehen dabei die nun serienreife Einheitszelle und ein innovatives Batteriesystemdesign. Als besonderes Highlight zeigte Volkswagen ein elektrisches Motorrad mit Feststoffbatterie, das als Technologieträger für die Zukunft der Elektromobilität dient.

Die von der Volkswagen-Tochter PowerCo entwickelte Einheitszelle soll noch in diesem Jahr in der Gigafabrik Salzgitter vom Band laufen. Später folgen weitere Produktionsstandorte in Valencia (Spanien) und St. Thomas (Kanada). Mit einer Energiedichte von rund 660 Wh/l stellt die prismatische Zelle laut Volkswagen einen "großen Sprung nach vorne" dar, was einem Plus von rund 10 Prozent gegenüber bisherigen Zellen im Volumensegment entspricht. Besonders bemerkenswert ist, dass die Einheitszelle künftig in bis zu 80 Prozent der Elektrofahrzeuge des Konzerns über alle Marken und Regionen hinweg zum Einsatz kommen soll.

Bewertung

Frank Blome, CEO der PowerCo, betont die strategische Bedeutung: "Die Batteriezelle ist eine Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts und für die Zukunft der europäischen Automobilindustrie von zentraler Bedeutung. Heute machen wir einen großen Schritt hin zu unserem Ziel, die Batterietechnologie in Europa zu etablieren." Die erste Serienzelle von Volkswagen sei technologisch absolut auf Augenhöhe mit den etablierten Wettbewerbern.

In der neuen Fabrik in Salzgitter will PowerCo in Zukunft bis zu 60.000 Batteriezellen pro Tag produzieren. Von den 7.500 VW-Beschäftigten am Standort Salzgitter arbeiten bereits 1.600 für die Batterie-Tochter PowerCo, der Standort wird nach und nach transformiert. Allerdings werden nicht alle Arbeitsplätze aus der alten Verbrennerwelt in die neue elektrische, digitale Autowelt hinübergerettet werden können.

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Feststoffbatterie als Gamechanger der Elektromobilität

Parallel zur Einheitszelle treibt Volkswagen die Entwicklung der Feststoffbatterie-Technologie voran. In Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Spezialisten QuantumScape haben die Volkswagen-Töchter PowerCo und Audi gemeinsam mit Ducati erstmals ein elektrisches Motorrad mit einer Feststoffbatterie ausgestattet. Der Technologieträger basiert auf der vollelektrischen Ducati V21L, wurde aber umfassend modifiziert, um den speziellen Anforderungen der Feststoffbatterie gerecht zu werden.

Bei dem VW-Technik-Workshop fuhr Ducati-Entwicklungschef Roberto Canè bereits mit dem Motorrad auf die Bühne und demonstrierte damit die Praxistauglichkeit der Technologie. Das Batteriesystem wurde speziell auf die Anforderungen der Feststoffbatterie ausgelegt und kann mit bis zu 980 QSE-5-Zellen von QuantumScape bestückt werden. Zu den Herausforderungen gehört, dass die Zellen beim Laden und Entladen "atmen", also größer und kleiner werden. Auch die Kühlung ist anspruchsvoll - der Akku wird in dem Technologieträger von beiden Seiten gekühlt.

Die QSE-5-Zelle von QuantumScape setzt auf eine Lithium-Metall-Anode und einen keramischen Separator. Sie bietet eine Energiedichte von 844 Wattstunden pro Liter, eine Schnellladung von 10 auf 80 Prozent in etwas mehr als 12 Minuten und kontinuierliche Entladeraten von 10 C. Die Batterie des Motorrads besteht aus 980 Zellen, von denen 196 in Serie geschaltet werden, was auf eine 800-Volt-Technik hindeutet.

Thomas Schmall, Konzernvorstand Technik bei Volkswagen, sieht in der Feststoffbatterie das Potenzial, zu einem Gamechanger in der E-Mobilität zu werden: "Gemeinsam mit unserem Partner QuantumScape wollen wir die Technologie jetzt industrialisieren und den nächsten Schritt in Richtung Serie machen. Mit der Einheitszelle haben wir dafür ideale Voraussetzungen geschaffen: Sie ist 'Solid State-ready' und ermöglicht einen schnellen Technologietransfer in die Fahrzeuge des Konzerns, sobald die Feststoffbatterie bereit ist".

Der Weg zur Serienreife und Markteinführung

Die Projektpartner planen, die Feststofftechnologie in den kommenden Monaten weiter zu erproben und voranzutreiben. Als nächstes Etappenziel nennen sie die Entwicklung eines renntauglichen Motorrads für Tests auf der Rennstrecke. Parallel arbeiten PowerCo und QuantumScape an der Integration der Feststofftechnologie in die Einheitszelle und damit ins Auto. Die Serieneinführung ist für Ende des Jahrzehnts geplant.

Siva Sivaram, CEO von QuantumScape, betont die Bedeutung der langjährigen Zusammenarbeit: "Heute ist die Feststoffbatterie von QuantumScape näher an die wirtschaftliche Realität herangerückt. Seit mehr als einem Jahrzehnt arbeiten wir eng mit dem Volkswagen Konzern zusammen, um unsere bahnbrechende Technologie voranzutreiben und die von E-Auto-Kunden gewünschten Reichweiten, Ladezeiten und Sicherheitsstandards zu bieten. Unser Fokus liegt jetzt darauf, diese Technologie auf den Markt zu bringen und neu zu definieren, was leistungsstarke Elektromobilität ausmacht".

Die Feststoffbatterie kommt allmählich mehr und mehr auf die Straße. Mercedes und BMW erproben bereits entsprechende Prototypen, und manche chinesische Hersteller bieten die Technik sogar schon in Serienautos an. Mit der umgebauten Ducati V21L hat nun auch die Volkswagen Group einen Prototypen im Einsatz. Dass der Konzern sich für ein Motorrad als Technologieträger entschieden hat, ist bemerkenswert, da bei einem Zweirad Platz und Gewicht besonders knapp sind und die Anforderungen entsprechend hoch.

Der Automobilexperte Stefan Bratzel spricht von einer "großen Wette auf die Zukunft" und betont die Herausforderungen: "Es ist ein schwieriges Unterfangen, kostenmäßig mit einer solchen Batteriezellfabrik gegen die Übermacht von CATL und BYD in China bestehen zu können. Aber aus Gründen der Abhängigkeit, aus Gründen der Innovation ist es notwendig, dass es deutsche Hersteller gibt, die auch im Batteriezellbereich vorangehen können".

Volkswagen-Chef Oliver Blume zeigt sich mit den Fortschritten zufrieden: "Mit Batteriezelle, Batteriesystem und E-Antrieb haben wir die Schlüsseltechnologien der E-Mobilität selbst in die Hand genommen und können so die besten Lösungen für unsere Kundinnen und Kunden entwickeln. Gleichzeitig stärken wir den Automobilstandort Europa durch eine regionale, resiliente und nachhaltige Entwicklung und Produktion".


Im Überblick

  • Basis: Ducati V21L Elektromotorrad
  • Batterietechnologie: Feststoffbatterie (QuantumScape)
  • Zelltyp: QSE-5
  • Energiedichte: 844 Wh/l
  • Schnellladung: 10-80% in ca. 12 Minuten
  • Zellenanzahl: 980 Zellen (196 in Serie geschaltet)
  • Zellchemie: Lithium-Metall-Anode mit Keramik-Separator
  • Markteinführung: Geplant für Ende des Jahrzehnts

Stärken und Schwächen

  • Höhere Energiedichte im Vergleich zu herkömmlichen Lithium-Ionen-Batterien
  • Schnellere Ladezeiten (10-80% in ca. 12 Minuten)
  • Verbesserte Sicherheit durch Festkörperelektrolyt
  • Längere Lebensdauer der Batteriezellen

  • Technologie noch nicht serienreif
  • Hohe Produktionskosten
  • Komplexe Kühlanforderungen
  • Herausforderungen bei der Industrialisierung im großen Maßstab