ElektromobilitätE-Autos erobern deutschen Neuwagenmarkt rasant

Gute Fahrt

 · 07.11.2025

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Foto: Audi AG
Im Oktober stiegen die Neuzulassungen batterieelektrischer Fahrzeuge um 47,7 Prozent. Über 52.400 Stromer kamen neu auf deutsche Straßen.

Elektromobilität gewinnt deutlich an Fahrt

Der deutsche Automobilmarkt erlebt im Oktober eine bemerkenswerte Entwicklung bei alternativen Antrieben. Mit über 52.400 neu zugelassenen batterieelektrischen Fahrzeugen erreichte der Stromer-Anteil einen Rekordwert von 21 Prozent aller Neuzulassungen. Das Kraftfahrt-Bundesamt verzeichnete damit einen Anstieg um 47,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat - ein deutliches Signal für die wachsende Akzeptanz emissionsfreier Mobilität.

Besonders beeindruckend entwickelten sich Plugin-Hybride, die mit einem Zuwachs von 60 Prozent auf knapp 31.000 Neuzulassungen kamen. Diese Technologie, die sowohl Verbrennungsmotor als auch Akkuantrieb kombiniert, übertraf erstmals die Zahl der reinen Dieselfahrzeuge. Letztere erreichten nur noch rund 30.500 Neuzulassungen und verzeichneten einen Rückgang von 15,8 Prozent. Auch Benziner büßten deutlich ein: Mit knapp 65.000 neuen Zulassungen sanken sie um 12,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die Verschiebung der Antriebsarten spiegelt einen fundamentalen Wandel in der Fahrzeugwahl wider. Hybridfahrzeuge insgesamt eroberten den größten Marktanteil und wurden fast doppelt so häufig zugelassen wie reine E-Autos. Diese Entwicklung zeigt, dass Verbraucher zunehmend auf Technologien setzen, die eine Brücke zwischen konventionellen und vollständig batterieelektrischen Antrieben bilden. Der Trend verdeutlicht auch die praktischen Überlegungen vieler Käufer, die Reichweitenängste durch die Kombination verschiedener Antriebskonzepte überwinden möchten.

Marktverschiebungen zwischen etablierten und neuen Playern

Die Neuzulassungsstatistik offenbart dramatische Verschiebungen zwischen den Herstellern. Tesla, einst Pionier und Marktführer bei Stromern, erlebte einen beispiellosen Einbruch in Deutschland. Mit nur noch 750 neu zugelassenen Fahrzeugen sank die Nachfrage um fast 54 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dieser Rückgang steht in starkem Kontrast zur Entwicklung in den USA, wo der Konzern aufgrund einer auslaufenden Kaufprämie zuletzt Absatzrekorde erzielte.

Im Gegensatz dazu erobert die chinesische Konkurrenz den deutschen Markt mit beeindruckender Geschwindigkeit. BYD, der größte Elektroautohersteller Chinas, steigerte seine Neuzulassungen um 866 Prozent auf über 3.300 Fahrzeuge. Dieses explosive Wachstum verdeutlicht, wie schnell sich Marktanteile in der noch jungen Elektroautobranche verschieben können. Die chinesischen Hersteller profitieren dabei von ihrer frühen Spezialisierung auf batteriebetriebene Fahrzeuge und können oft günstigere Preise anbieten.

Bei den deutschen Marken zeigten sich unterschiedliche Entwicklungen. BMW führte mit einem Plus von 24,3 Prozent, gefolgt von Audi mit 15,5 Prozent Zuwachs. Volkswagen, weiterhin anteilsstärkste deutsche Marke, konnte um 9,9 Prozent zulegen. Mini erreichte sogar ein Plus von 30,2 Prozent. Rückläufig entwickelten sich hingegen Smart mit einem Minus von 43,3 Prozent und Porsche mit 11,8 Prozent weniger Neuzulassungen. Diese unterschiedlichen Entwicklungen spiegeln sowohl die verschiedenen Strategien der Hersteller als auch die Präferenzen der Kunden in unterschiedlichen Fahrzeugsegmenten wider.

Experten sehen verhaltene Gesamtentwicklung kritisch

Trotz der positiven Oktoberzahlen bewerten Branchenexperten die Gesamtentwicklung der Elektromobilität in Deutschland zurückhaltend. Constantin Gall von der Unternehmensberatung EY bezeichnet 2024 als "katastrophales Jahr für die Elektromobilität in Deutschland". Die Erwartungen seien bei weitem nicht erfüllt worden, und von einem echten Hochlauf der Technologie könne nicht die Rede sein. Erst im Gesamtjahr 2025 werde voraussichtlich wieder das Absatzniveau von 2023 erreicht.

Diese Einschätzung relativiert die erfreulichen Oktoberzahlen erheblich. Im bisherigen Jahresverlauf liegt der Neuwagenmarkt nur um 0,5 Prozent über dem Vorjahreszeitraum - ein marginales Wachstum, das die hohen Erwartungen an die Mobilitätswende nicht erfüllt. Besonders problematisch ist, dass das Absatzniveau auch im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 weiterhin deutlich niedriger ausfällt. Die Corona-Pandemie und ihre Folgen wirken somit noch immer nach.

Die verhaltene Entwicklung hat verschiedene Ursachen. Neben der Unsicherheit über die weitere Förderpolitik spielen auch praktische Aspekte wie die noch immer unzureichende Ladeinfrastruktur eine Rolle. Viele potenzielle Käufer zögern noch, vollständig auf batteriebetriebene Fahrzeuge umzusteigen. Die starke Nachfrage nach Plugin-Hybriden zeigt, dass viele Verbraucher einen schrittweisen Übergang bevorzugen, der ihnen sowohl die Vorteile der Elektromobilität als auch die Sicherheit eines Verbrennungsmotors bietet.

Gewerbliche Nachfrage treibt Marktentwicklung voran

Ein entscheidender Faktor für die positive Entwicklung im Oktober war die gewerbliche Nachfrage. Fast zwei Drittel aller 250.133 neu zugelassenen Pkw wurden gewerblich angemeldet, während nur ein Drittel auf private Halter entfiel. Diese Verteilung unterstreicht die wichtige Rolle von Unternehmen, Leasinggesellschaften und Flottenbetreibern bei der Verbreitung neuer Antriebstechnologien.

Gewerbliche Kunden haben oft andere Entscheidungskriterien als Privatpersonen. Steuerliche Vorteile, Imageaspekte und langfristige Kostenbetrachtungen spielen eine größere Rolle als bei privaten Käufern. Viele Unternehmen haben sich zudem Nachhaltigkeitsziele gesetzt, die den Umstieg auf emissionsfreie oder emissionsarme Fahrzeuge fördern. Die Elektrifizierung von Firmenflotten wirkt sich dabei auch auf den Gebrauchtwagenmarkt aus, da diese Fahrzeuge nach einigen Jahren als Gebrauchtwagen an private Käufer weitergegeben werden.

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Die Dominanz gewerblicher Zulassungen zeigt aber auch, dass private Käufer noch zögerlicher bei der Umstellung auf neue Antriebstechnologien sind. Hier spielen neben den höheren Anschaffungskosten auch praktische Überlegungen eine Rolle. Private Haushalte haben oft weniger Möglichkeiten, zu Hause eine Ladestation zu installieren, und sind stärker auf die öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen. Die weitere Entwicklung der Elektromobilität wird daher maßgeblich davon abhängen, ob es gelingt, auch private Käufer stärker zu überzeugen und die praktischen Hürden für den Umstieg zu reduzieren.

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Im Überblick

  • Gesamte Pkw-Neuzulassungen Oktober: 250.133 Fahrzeuge
  • Batterieelektrische Neuzulassungen: 52.425 Fahrzeuge
  • Anteil E-Autos an Neuzulassungen: 21 Prozent
  • Wachstum E-Autos vs. Vorjahr: +47,7 Prozent
  • Plugin-Hybrid Neuzulassungen: 31.000 Fahrzeuge
  • Wachstum Plugin-Hybride: +60 Prozent
  • Diesel-Neuzulassungen: 30.500 Fahrzeuge
  • Benziner-Neuzulassungen: 65.000 Fahrzeuge
  • Gewerbliche Zulassungen Anteil: Zwei Drittel
  • Tesla Neuzulassungen Oktober: 750 Fahrzeuge
  • BYD Neuzulassungen Oktober: 3.300 Fahrzeuge
  • Jahreswachstum gesamt: +0,5 Prozent