Gute Fahrt
· 30.07.2025
Ein halbes Jahr vor seinem offiziellen Einstieg in die Formel 1 hat Audi einen wichtigen Meilenstein erreicht: Der deutsche Automobilhersteller präsentierte das britische Fintech-Unternehmen Revolut als Hauptsponsor für sein künftiges Werksteam. Revolut wird als "Titelpartner" fungieren, wobei der endgültige Teamname noch nicht bekannt gegeben wurde. Diese Zurückhaltung bei der Namensgebung lässt Raum für Spekulationen, wie das Audi-Team ab 2026 offiziell auftreten wird.
Das 2015 gegründete Finanzdienstleistungsunternehmen Revolut hat sich in kurzer Zeit zu einem globalen Player entwickelt und bedient nach eigenen Angaben mittlerweile über 60 Millionen Kunden weltweit. Das Unternehmen hat sein ursprüngliches Kerngeschäft im Finanzsektor inzwischen um Lifestyle-Produkte erweitert und sieht im Formel-1-Engagement mit Audi eine passende Plattform für seine weitere Expansion.
Revolut-Chef Nik Storonsky betonte die strategische Bedeutung der Partnerschaft: "Während Revolut den Status quo im globalen Finanzwesen herausfordert, wird das künftige Audi-Team das Gleiche im Motorsport tun. Mit unserer gemeinsamen Vision, globalen Ambition und Streben nach ständigem Fortschritt wird diese Partnerschaft neu definieren, was in der Formel 1 möglich ist." Diese Aussage verdeutlicht den Anspruch beider Partner, nicht nur als Teilnehmer, sondern als Innovatoren in ihren jeweiligen Bereichen aufzutreten.
Die Zusammenarbeit zwischen Audi und Revolut geht über ein klassisches Sponsoring deutlich hinaus. Einerseits wird Revolut seine Kernkompetenz im Finanzwesen einbringen, was sich unter anderem beim Einkauf im Fanshop des neuen Formel-1-Teams bemerkbar machen soll. Dort werden spezielle Revolut-Lösungen zum Einsatz kommen, um das Einkaufserlebnis für die Fans zu optimieren. Andererseits streben beide Partner an, eine "neue Art und Weise der Fan-Interaktion an den Rennwochenenden" zu etablieren.
Für Audi stellt der Einstieg in die Formel 1 weit mehr als nur ein sportliches Engagement dar. Gernot Döllner, Geschäftsführer der Audi AG, formulierte anlässlich der Bekanntgabe der Partnerschaft mit Revolut die strategische Ausrichtung: "Als globale Bühne bietet uns die Formel 1 die Chance, gemeinsam neue Zielgruppen zu erreichen und für unsere Produkte zu begeistern."
Besonders bemerkenswert ist Döllners klare Positionierung des Formel-1-Projekts als wirtschaftliches Unterfangen: "Audi betritt die Formel 1 mit einem klaren Anspruch: Die Plattform als technologisch relevante und wirtschaftlich nachhaltige Investition in die Zukunft der Marke Audi zu nutzen." Diese Aussage unterstreicht, dass der Ingolstädter Automobilhersteller sein Engagement in der Königsklasse des Motorsports nicht als reines Marketing-Instrument oder Prestigeprojekt betrachtet, sondern als langfristige Investition mit messbarem Ertrag.
Döllner betonte zudem den realistischen Ansatz des Unternehmens: "Wir glauben fest an den Erfolg unseres Projekts, das wir mit einer realistischen Haltung und dem Mindset von kontinuierlicher Verbesserung angehen." Diese Aussage deutet darauf hin, dass Audi keine überzogenen kurzfristigen Erwartungen hegt, sondern auf einen systematischen Aufbau des Teams und kontinuierliche Fortschritte setzt. Die Partnerschaft mit Revolut passe in diesen Ansatz, da das Fintech-Unternehmen "unsere Ambitionen und Haltung teilt", so Döllner.
Der designierte Teamchef Jonathan Wheatley, der aktuell noch das Sauber-Team leitet und künftig an der Spitze des Audi-Rennstalls stehen wird, beschrieb die Zusammenarbeit mit Revolut als eine Kooperation, die "weit über den Markenfit hinaus" gehe. Er bezeichnete das Titelsponsoring als "strategische Allianz, die darauf ausgelegt ist, bestehende Konventionen im Motorsport zu hinterfragen". Das gemeinsame Ziel sei ein "nahbares und mitreißendes Erlebnis auf und neben der Rennstrecke".
Während bei der Namensgebung und den konkreten Aktivitäten zur Fan-Interaktion noch Details offen sind, steht die Fahrerpaarung für die erste Saison des Audi-Werksteams bereits fest. Mit dem Deutschen Nico Hülkenberg und dem Brasilianer Gabriel Bortoleto setzt Audi auf eine Kombination aus Erfahrung und aufstrebendem Talent.
Hülkenberg, der in der laufenden Saison für das Haas-Team fährt, bringt umfangreiche Formel-1-Erfahrung mit und konnte erst kürzlich einen bemerkenswerten Erfolg feiern: Sein Podiumsplatz markierte nicht nur sein persönlich erstes Podium in der Formel 1, sondern auch das erste Sauber-Podestergebnis seit über einem Jahrzehnt. Diese Leistung unterstreicht Hülkenbergs Fähigkeit, auch mit einem Mittelfeldteam herausragende Ergebnisse zu erzielen – eine Qualität, die für Audi in der Aufbauphase von großem Wert sein dürfte.
Gabriel Bortoleto hingegen repräsentiert die nächste Generation von Formel-1-Piloten. Der junge Brasilianer gilt als vielversprechendes Talent und wird die Dynamik und den Ehrgeiz einbringen, die ein neues Werksteam benötigt. Die Kombination aus Hülkenbergs Erfahrung und Bortoletos frischem Ansatz könnte sich als ideale Mischung für die Entwicklungsphase des Teams erweisen.
Die Basis des Rennstalls bleibt auch nach dem Namenswechsel von Sauber zu Audi in Hinwil in der Schweiz. Dort wird das Chassis entwickelt und gebaut, während der Audi-Antrieb im deutschen Neuburg an der Donau entsteht. Diese Aufteilung nutzt einerseits die etablierte Infrastruktur und das Know-how des Sauber-Teams im Chassisbau, andererseits die Antriebskompetenz von Audi, die durch die Erfolge in anderen Motorsportkategorien wie der Rallye-Weltmeisterschaft, dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans und der Formel E unter Beweis gestellt wurde.