Joshua Hildebrand
· 12.07.2022
Volkswagen hat das Golf-Infotainment optimiert: Mithilfe neuer Soft- und Hardware läuft das System nun spürbar schneller und stabiler
Als der Golf 8 im Dezember 2019 auf den Markt kam, staunte man nicht schlecht über die neue Digitalisierung in der Kompaktklasse. Kaum haptische Tasten, dafür aber zwei große Displays und eine neue Bedienung. Doch auch mehr als zweieinhalb Jahre später kann sich das System sehen und bedienen lassen. Insbesondere, weil Volkswagen nun ein effektives Update herausgebracht hat.
Die Software-Optimierungen zielen verstärkt auf typische Kunden-Anwendungen ab, das ursprüngliche System wurde dafür stark komprimiert. Das Ergebnis ist eine Reduzierung der Grundlast und damit mehr Performanz für Programme und Funktionen. Zum einen gibt es das Softwareupdate (Stand 3.05.2022; Software 1896) für Bestandskunden. Haben Sie dieses noch nicht an Bord, lohnt sich defintiv ein Termin bei Ihrem VW-Vertragshändler zu buchen (So prüfen Sie nach: Menü γSetup γSystem- informationen). Zum anderen erhalten neuere Golf-Modelle, die seit Dezember 2021 vom Band laufen, zusätzlich auch eine neue Hardware mit höherer Rechenleistung (H58) sowie ein verbessertes Touchdisplay (ABT Hardware H42) samt neuer Software (3080). Schließlich zieht ein leistungsfähigerer Prozessor in den MIB3-Baukasten ein. Sein Zentralprozessor besteht aus vier Kernen, dazu kommen die Grafikkarte und der digitale Signalprozessor für den Audio-Bereich. Die neue Chip-Einheit bietet etwa 25 Prozent mehr Rechenkapazität, bei der Grafikkarte verdreifacht sich die Leistung laut Volkswagen. Für den Kunden bedeutet dies vor allem mehr Speed, wie wir im Test erleben konnten: Das System fährt nach Start viel schneller hoch, reagiert nun flotter und erfreut mit kürzeren Ladezeiten. Das gilt ebenso für den Umgang mit der Navi-Karte und für das angenehmere Scrollen in Listen, das nun noch näher an die fixe Bedienung eines Smartphones rückt.
Auch der Sprachassistent ist nach der Aussprache „Hallo Volkswagen!“ schneller bereit. Super: Man muss nicht mehr warten, bis das System die Gegenfrage „Ja,bitte?“ stellt, sondern kann seine Wünsche direkt an die Aktivierung anschließen. Lapidare Sätze wie „Wo ist die nächste Tanke?“ oder zögerlich gesprochene Sätze mit „ähh“ setzt die Sprachbedienung souverän um. Die Verständnis-Quote ist stark gestiegen und erreicht laut der Wolfsburger jetzt etwa 95 Prozent. Das optimierte System stellt darüber hinaus nun Rückfragen und lässt sich ins Wort fallen – das macht die Bedienung per Sprache natürlicher und angenehmer.
Verbesserte Bedienung dank gesperrter Flächen
Die Antworten und Vorschläge der Sprachbedienung stammen aus zwei Quellen – aus der Cloud und den offline im Fahrzeug abgelegten Informationen. Der Online-Abgleich steigert die Erkennungsrate und die Ergebnisqualität – die Offline-Infos sind auch dort verfügbar, wo es kein Mobilfunknetz gibt; etwa in der Tiefgarage. Sowohl online als auch offline treffen die Antworten und Reaktionen jetzt bis zu viermal schneller ein als bisher. Die Verarbeitung einer Online-Anfrage auf dem Server dauert nicht einmal fünf Zehntelsekunden, das Feedback kommt bestenfalls nach weniger als einer Sekunde ins Auto. Wenn der Kunde möchte, kann er die Anfrage oder das Kommando auch per Touch auf dem Display abschließen, die entsprechenden Menüs sind dort bereits geladen.
Sowieso funktioniert alles flüssiger, schneller: das Durchscrollen von Menüs, das Auswählen von Funktionen, der Umgang mit der Navigation und vor allem das Laden von Routen. Da die neue Software mit weniger Systemschnittstellen als bisher auskommt, ist es leichter, intelligente Online-Funktionen wie Nachrichten oder Wetterberichte zu integrieren.
Eine weitere Verbesserung beim Infotainment betrifft den Touchscreen. Wenn sich der Finger ihm auf wenige Zentimeter annähert, werden die Tasten um den Warnblinkschalter gesperrt. Sobald der Finger das Display berührt, bezieht die Blockade auch die Slider für Lautstärke und Temperatur ein, der leider nach wie vor unbeleuchtet bleibt. Das unbeabsichtigte Auslösen von darunter angeordneten Bedienfeldern ist mit dem Update kaum mehr möglich.
Fakt ist: Dieses Update ist ein Muss! Trifft es dann noch auf die stärkere Hardware neuerer Golf-Modelle, entfaltet sich das volle Potenzial des Systems: Die Bedienung macht noch mehr Spaß, weil frustrierende Momente auf ein Minimum reduziert wurden. Hallo, Volkswagen … wir sagen Danke!