Peter Kluever
· 07.02.2023
Valeo zeichnet sich seit Jahren dadurch aus, aktuelle Assistenz-Technik auch für ältere Modelle als Nachrüstung anzubieten. Jüngstes Beispiel: der Tote-Winkel-Warner „Safe Side“
Neben dem Spurverlassens-Warner Guideo bietet Valeo auch Parkwarner, Rückfahrkameras sowie Head-Up-Displays zum Nachrüsten an – und als neuestes Produkt den Tote-Winkel-Warner „Safe Side“ (ab ca. 160 Euro). Dieser arbeitet mit derselben Technologie wie ab Werk verbaute Systeme, also mit zwei Radarsensoren hinter der Heckschürze. Und zwei Warnblitzern, die den Fahrer in der Nähe des linken sowie rechten Rückspiegels vor Autos im toten Winkel warnen. Unseren Mustereinbau haben wir in einem VW Bora von 2002 vollzogen. Erfreulich ist die vollständige Ausstattung des Nachrüstsets, das auch eine Faltschablone zur Ermittlung der richtigen Position für die Radarsensoren enthält, eine clevere Magnet-Lösung für deren Übertragung auf die Rückseite des Stoßfängerüberzuges sowie Alkohol-Tuch zum Entfetten der Klebeflächen. Nur die beiliegenden Leitungsverbinder („Stromdiebe“) haben wir nicht verwendet, sondern statt dessen gemäß Herstellervorschrift fünf Quetsch-Föhn-Verbinder 000 979 942 sowie einen Sicherungsadapter Hella 8JD 743 557-811.
Schon nimmt die Nachrüstung ihren Lauf: Die Sensorposition lässt sich mit der beiliegenden, ausklapp- und faltbaren Kartonschablone sehr praxisgerecht bestimmen. Das schmale Ende muss die Innenseite des jeweiligen Außenspiegels „ins Visier nehmen“.
Um die spätere Sensorposition außen auf dem Stoßfängerüberzug markieren zu können, sollte der in Frage kommende Bereich großzügig mit Kreppklebeband versehen werden. Darauf lässt sich dann die genaue Position mit einem Stift markieren. Zur Sicherheit sollte man die Symmetrie der angezeichneten Sensorpositionen überprüfen: Sie sollten sich links und rechts gleich weit vom Radlauf befinden (waagerecht gemessen) und auch in gleicher Höhe (zwischen 45 und 65 Zentimeter über dem Boden). Anschließend den Stoßfängerüberzug abbauen. Dazu sind beim VW Bora zunächst die jeweils drei Muttern an den Innenseiten der Rückleuten zu entfernen. Dann Stecker abziehen und Rückleuchten nach hinten abnehmen.
Darunter werden zwei Torx-30-Schrauben zugänglich, die ebenso zu entfernen sind wie die drei an der Unterseite des Stoßfänger-Überzuges. Außerdem an den hinteren Rändern der Hinterachs-Radkästen jeweils drei Tx 25 heraus drehen. Den Stoßfängerüberzug seitlich ausknöpfen und am besten auf zwei Böcke oder ähnliches legen
Die Innenseite im Bereich der Sensorpositionen erst einmal grob reinigen. Dann außen den einen runden Magneten auflegen und innen die sensorgroße Pappschablone mit aufgeklebtem zweitem Magneten. Sollte sich an der Innenseite des Stoßfängers im Bereich der Sensorposition ein Grat oder etwa anderes Hinderliches finden, können die Sensor auch um einige Millimeter verschoben werden – allerdings auf beiden Seiten um das gleiche Maß.
Nach dem Anzeichnen der Sensor-Positionen (etwa mit weißem Reifen-Markierstift) die Klebefläche mit den beiliegenden Alkoholtüchern reinigen. Dann die Sensoren mit Stecker nach unten aufkleben – und wenigstens 30 Sekunden andrücken. Denn dieser Anfangsdruck entscheidet über die spätere Haltbarkeit der Klebestelle.
In die lackierte Gummitülle (die für den Kabelstrang einer Anhängekupplung da ist) ein Loch hinein schneiden.Ist bereits eine AHK an Bord, kann deren Tülle zum Durchziehen des Valeo-Kabelsatzes verwendet werden. An der Innenseite die Verkleidung der Ladekante abziehen, alle Clipse aus dem Blech entfernen und wieder in die Verkleidung stecken/schieben. Jetzt Valeo-Kabelsatz an Sensoren anstecken und oberhalb des Crash-Profils/einer eventuell montierten AHK so zur Gummitülle führen, dass zwar genug Bewegungsraum zum Abnehmen des Stoßfängerüberzuges bleibt, aber auch keine Gefahr der Berührung heißer Auspuffteile besteht. Und schon gar nicht darf der Kabelstrang unten heraus hängen bzw. auf der Straße scheuern. Die Durchführung rundum mit Butylband abdichten (z. B. AKL 450 005 05).
Quetsch-Föhn-Verbinder statt „Leitungsdiebe“
Die schwarze, weiße, grüne und orange Leitung werden zur linken Schlussleuchte verlegt, die braune Leitung zur rechten. Der elektrische Anschluss mittels Quetsch-Föhn-Verbindern erfolgt am Stecker zur linken Rückleuchte so: Valeo-Schwarz an Braun von Rückleuchte, Valeo-Weiß an Schwarz-Blau, Valeo-Grün an Grau-Schwarz und Valeo-Orange an Schwarz-Weiß. Achtung, die Farben der Fahrzeugleitungen gelten nicht für alle Modelle. Sicherheitshalber mit einem Voltmeter ausmessen. Die braune Valeo-Leitung wird an Schwarz-Grün der rechten Rückleuchte angeschlossen. Dazu die jeweilige Fahrzeugleitung etwa zehn Zentimeter vor dem Stecker durchtrennen, die Enden sieben Millimeter abisolieren, beidseits in einen Quetsch-Föhn-Verbinder stecken und dazu noch auf einer Seite die
zugehörige Valeo-Leitung. Dann verquetschen und zusätzlich mit Heißluftpistole verschrumpfen. Den weißen Vielpol-Stecker mit dem Valeo-Steuergerät verbinden und dieses später hinter einer Verkleidung ans Blech kleben.
Magnetschablone erleichtert die Montage
Den restlichen Leitungsstrang unter Bodenteppich und Schwellerleisten nach vorn Richtung Sicherungskasten verlegen. Deckel seitlich am Armaturenbrett abhebeln. Hebel für Motorhaubenöffner leicht anziehen, dann mit schmalem Schlitz-Schraubendreher den Halteclip Richtung Motorraum aushebeln. Ganz untere A-Säulen-Verkleidung mitsamt Öffnerhebel abnehmen. Valeo-Leitungen entlang vorhandener Kabelstränge nach oben legen und in kurzen Abständen mit Kabelbindern sichern.
Der Stecker für die linke Blitzleuchte sollte am Fuß der oberen A-Säulen-Verkleidung so enden, dass die Leuchte davor auf das Armaturenbrett geklebt werden kann. Die Leitung zur rechten Blitzleuchte wird zwischen Frontscheibe und Armaturenbrett so weit nach unten geschoben, dass sie im Rasterdruck nicht mehr sichtbar ist. Keinerlei Druck auf die Frontscheibe ausüben, sonst gibt’s schnell Risse.
Kinderleichte Kalibrierung
Die Klemme einer Prüflampe an eine Masseschraube klemmen und mit der Prüfspitze einen leeren Platz im Sicherungskasten suchen, bei dem die Prüflampe nur leuchtet, wenn die Zündung an ist. Lila Valeo-Leitung mit Hella-Sicherungsadapter 8JD 743 557-811 verbinden, Sicherungsadapter an die zuvor ausgemessene Stelle im Sicherungskasten einstecken und zum Schluss die zugehörige 5-Ampere-Sicherung.
Nach Wiedermontage des hinteren Stoßfängerüberzugs auf einen rundum freien (Park-)Platz fahren, damit es bei der Kalibrierung keine störenden Echos gibt (Mindestabstand zwei Meter zu allen anderen Gegenständen). So wird das System ans Fahrzeug angelernt: Zündung ein – Warnblinker ein – binnen fünf Sekunden fünfmal den Rückwärtsgang einlegen. Wenn dann zweimal ein Piepen zu hören ist und die roten Blitzleuchten zweimal blinken, ist alles in Ordnung. Ab jetzt gibt es eine Warnung, wenn man den Blinker zum Spurwechsel betätigt und sich ein anderes Auto im toten Winkel befindet. Das kann schwere und teure Unfälle verhindern. Wie bei den meisten Assistenten gilt auch hier: Nie gewollt provozieren, denn sie warnen so spät wie möglich (um nicht mit unnötig vielen Warnungen zu nerven).
Gute Fahrt Info
Valeo „Safe Side“ ist im KFZ-Teilehandel sowie in Internet-Shops erhältlich
Aufgrund der Variantenvielfalt selbst innerhalb der Modellfamilien muss bei jedem einzelnen Fahrzeug vorab geprüft werden, ob die hier geschilderte Nach-/ Umrüstung so durchführbar ist und ob die genannten Teile verwendbar sind. Für falsch gekaufte oder nicht passende Teile übernimmt GUTE FAHRT keine Haftung.