Text: Laura Koruga
Anhaltender Starkregen, dazu viele versiegelte Flächen und der Klimawandel, der die Niederschlagsmengen erhöhen kann – kurz gesagt: Hochwasser können immer öfter vorkommen. Und das kann vor allem auch an Autos große Schäden verursachen. Das Problem an einem Wasserschaden ist, dass Mängel oftmals nicht sofort sichtbar sind. Bereits eine Wasserhöhe von 25 Zentimetern reicht aus, um den Unterboden und die damit verbundenen Bauteile zu beschädigen. Und je höher das Wasser stand, umso größer ist der mögliche Schaden.
Eines der größten Risiken bei Hochwasser ist die Rostbildung am Unterboden. Salze und Chemikalien im Wasser können die Metallteile des Fahrzeugs angreifen, was das Ganze erheblich beschleunigt. Die Gefahr besteht insbesondere darin, dass sich Rost vor allem am Unterboden häufig unbemerkt ausbreitet und erst spät oder bei ernsthaften Problemen erkannt wird. Dazu kommt, dass viele Bauteile, wie Achsgelenke und Bremsleitungen, am Unterboden verbaut sind. Diese sind durch Dichtungen und Schutzhüllen vor Schmutz und Feuchtigkeit geschützt. Wasser kann diese Dichtungen jedoch beschädigen oder aufweichen.
Die Abgasanlage und der Kraftstofftank befinden sich ebenfalls am Unterboden und können durch ein längeres Untertauchen im Wasser in Mitleidenschaft gezogen werden. Dringt das Wasser in die Abgasanlage oder den Kraftstofftank ein, kann es im schlimmsten Fall zur Beschädigung des Katalysators sowie zu Funktionsstörungen und Fehlzündungen kommen. Auch Kurzschlüsse und langfristige Korrosion an elektrischen Verbindungen können die Folgen eines Wasserschadens am Unterboden sein. Sie führen oft zu Ausfällen wichtiger Systeme wie ABS oder Fahrassistenzsystemen. Selbst kleine Mengen Feuchtigkeit können die Elektronik bereits beeinträchtigen, was teure Reparaturen nach sich zieht.
Ist Wasser über den Türschweller oder in den Innenraum eingedrungen, sind Schäden wahrscheinlich. ADAC-Techniker raten in dem Fall, alle betroffenen Bauteile des Autos zu überprüfen und sicherheitshalber Gurtstraffer oder Gurtaufrollautomaten auszutauschen. Unter den Bodenbelägen und Dämmmatten kann sich zudem Schmutz festsetzen, der sich oft nicht mit Sprüh- oder Nasssaugern beseitigen lässt. Diese Teile müssen in der Regel ersetzt werden. Auch Tür- und Seitenverkleidungen sollten entfernt werden, um Hohlräume und Türschweller auf Nässe und Schmutz zu prüfen. Ebenso sollte auf Schimmelbildung geachtet werden.
Sie sehen, die Antwort auf die Frage, wie Sie Ihr Auto wirklich wirksam vor Hochwasserschäden schützen, ist offensichtlich: Wasser so gut es geht vermeiden! Am besten nicht in überschwemmte Straßen fahren, denn die Tiefe kann oft nicht richtig eingeschätzt werden. Das Auto nach Möglichkeit bei prognostizierten Unwettern nicht in Tiefgaragen oder Niederungen parken. Laut Nemanja Krsic, leitender Mechatronikmeister in Kirchheim bei München, ist es nämlich nahezu unmöglich, den Unterboden vollkommen vor einem Wasserschaden zu bewahren. Grund dafür ist der komplexe Aufbau eines Fahrzeugs, bei dem bewegliche und sich erhitzende Bauteile sowie Elektronik oftmals am Unterboden verbaut sind. Krsic empfiehlt: „Präventiv ist es immer ratsam, den Fahrzeugunterboden zusätzlich zu versiegeln beziehungsweise zu konservieren, um dem Rost zumindest an Achsteilen sowie Karosserieteilen keine Chance zu geben. Die Lösung für ein vollkommen hochwassersicheres Auto gibt es leider noch nicht.“
Ist der Motor erst mal mit Wasser in Berührung gekommen, starten Sie ihn nicht ohne Weiteres! „Schalten Sie den Motor sofort ab und verlassen Sie das Fahrzeug so schnell wie möglich“, empfiehlt der Kfz-Meister. Eine Weiterfahrt ohne gründliche Überprüfung sollte unbedingt vermieden werden. Wasser in den Zylindern oder in der Ölwanne könnte für Beschädigungen sorgen. Springt der Motor trotzdem an, heißt das nicht, dass keine Defekte vorliegen. Gelangt Wasser in den Ölkreislauf, drohen Kolbenfresser und Kurbelwellenschaden. Bei E-Autos ist besondere Vorsicht geboten: Nach Wasserschäden besteht die Gefahr von Kurzschlüssen.
Wer betroffen ist, setzt sich am besten gleich mit seiner Versicherung in Verbindung und dokumentiert das Ausmaß mit Fotos. Hochwasserschäden an abgestellten Fahrzeugen sind meist von der Teil-und Vollkaskoversicherung abgedeckt. Grob fahrlässiges Verhalten, wie das Abstellen des Autos in Ufernähe bei drohendem Hochwasser, kann den Versicherungsschutz gefährden. Gut zu wissen: Die Regulierung eines Hochwasserschadens hat keine Auswirkung auf die Schadenfreiheitsklasse in der Teilkasko. Auch der Gang zur Werkstatt ist angeraten. Eine professionelle Prüfung des Autos kann dabei helfen, Wasserreste zu entfernen und den Unterboden auf Beschädigung der Elektronik und auf Korrosion zu kontrollieren. Experte Krsic beobachtet dabei häufig elektrische Probleme, die durch Wasserschäden am Unterboden verursacht werden – und weiß: Selbst kleine Überflutungen können an Fahrzeugen erhebliche Schäden verursachen.
Ihre Checkliste für die Prävention von Wasserschäden am Unterboden: