Test Seat Arona 1.0 TSI (110 PS)Weniger ist mehr

Joshua Hildebrand

 · 19.02.2021

Bild NaN
Foto: J. Bürgermeister

Der Seat Arona ist und bleibt ein stylischer Allrounder. Ins Jahr 2021 startet er mit für die neue Abgasnorm 6 AP angepasstem 1.0 TSI-Motor samt 110 statt wie bisher 115 PS. Macht das einen großen Unterschied?

Wir schreiben das Jahr 2017: Der Seat Arona erblickt das Licht der Welt. Ihn gibt es also bereits seit rund vier Jahren auf dem Markt, was in Sachen Modellzyklen eine nicht ganz unerhebliche Zeit ist. Dabei präsentiert sich das aktuelle Modell zeitgemäßer denn je. Jüngst erfüllt er auch die neueste Abgasnorm Euro 6 AP. Das ist auch der Grund, warum der Einliter-Dreizylinder-Turbo 1.0 TSI nun 110 PS statt wie bisher 115 PS leistet. Das Drehmoment von 200 Newtonmetern bei 2.000 bis 3.500 Umdrehungen ist gleich geblieben.

Doch, bevor sie nun aufgeregt aus Ihrem Sessel springen und wild darauf loswettern, werfen wir zunächst einen beruhigenden Blick auf die Optik. Die ist zwar grundsätzlich nichts Neues, gipfelt aber derzeit in der sportiven „Black Edition“ auf FR-Basis. Der Name ist Programm: 18-Zoll-Leichtmetallräder „Sport Black“, dahinter zu sehen sind rote Bremssättel (Designpaket „FR“, 600 Euro). Dazu gibt es das „Front & Rear Styling Kit“, mit welchem diverse Karosserieteile schwarz-glänzend ausgeführt sind. In Verbindung mit der aufpreispflichtigen Lackierung Magnetic Grau Metallic samt schwarzem Dach (525 Euro) avanciert der Arona endgültig zum feschen Hingucker. Empfehlenswert: die optionalen Voll- LED-Scheinwerfer, die mit 600 Euro Aufpreis fair kalkuliert sind. Fünf Türen (vier Türen plus Kofferraum) sowie fünf Sitzplätze gibt’s wie immer serienmäßig. Dank des bereits erwähnten Designpakets „FR“ verfügt auch das Interieur über eine sportiv-elegante Ausstattung mit Sicherheitsgurten in Schwarz/Rot. Das optionale Sitzpaket namens Dinamica (450 Euro) bringt weitere Highlights in den Innenraum wie Sportsitze mit Sitzmittelbahn in Mikrofaser Dinamica, luxuriös anmutende Lederoptik-Dekorelemente an Armaturenbrett und Türverkleidungen sowie Ablagetaschen an der Rückseite der Vordersitze. Mit 400 bis 1.280 Liter Kofferraumvolumen bietet der Arona ausreichend Platz für alles Alltägliche. Leider vermissten wir im Fond eine Dachbeleuchtung, welche das Anschnallen (von Kindern) oder das Anbringen von Isofix-Sitzen auf der Rücksitzbank erleichtern würde. Außerdem sind jene Halterungen etwas schwer zugänglich in Spalten zwischen Rückenlehne und Sitzfläche eingefasst.

„Die 5 PS weniger merkt man gar nicht“

Ansonsten hinterlässt der Arona einen durchweg positiven Eindruck, auch bei der Technik. Serienmäßig hat der Arona einen analogen Tacho, der verglichen mit der digitalen Lösung namens Virtual Cockpit (350 Euro) zwar weniger zeitgemäß wirkt, aber besser ablesbar ist. Nichtsdestotrotz passt auch der Display-Tacho gut zum kleinen Flitzer, welches wiederum vielfältigere Darstellungsoptionen bietet. Nicht fehlen darf das Navigationssystem namens „Plus“, welches der Arona ab der Ausstattungslinie Xcellence Beats serienmäßig besitzt. Dann ist es – wie bei unserer top ausgestatteten Black Edition – acht Zoll groß und verfügt glücklicherweise über zwei klassische Drehregler. Die Navigationsdaten für ganz Europa befinden sich übrigens auf einer SD-Karte. Wer möchte, kann auch sein Smartphone via Full Link mit Seats Media-System verbinden und die Handy-Navigation via CarPlay (für iOS und Android) nutzen. Akku leer und mal wieder das Ladekabel vergessen? Macht nichts. Denn ein Wireless Charger für induktives Laden ist ab der Ausstattungslinie Xcellence Beats ebenfalls mit an Bord. Die Black Edition punktet zudem mit einem Fahrassistenzpaket samt Parklenkassistent inklusive Rückfahrkamera – beim Rangieren äußerst hilfreich.

Vom Rangieren nun zum Fahren: Hierbei fällt sofort auf, dass der Arona trotz 5 PS weniger Leistung genauso spritzig zu Werke geht, wie das vorhergehende 115-PS-Modell. Will meinen: Der 1.0 TSI mit 110 PS kommt ordentlich aus dem Quark, sofern man herausgefunden und verinnerlicht hat, wo der Schleifpunkt der Kupplung liegt. Ganz genau: Hier wird noch im Zusammenspiel zwischen linkem Fuß und rechter Hand jeder einzelne der sechs Gänge eingelegt. Wer darauf keine Lust hat, der ordere bitte das Siebengang-DSG für 1.585 Euro extra. Egal wie – beide Varianten funktionieren sehr gut, auch wenn es bei der Handschaltung etwas mehr Geschick bedarf. Wer nicht in einem kleinen Turboloch versinken mag, der bringe den Dreizylinder-Turbo vor der Anfahrt etwas in Wallung und erhöhe die Drehzahl. Dann geht der 1.0 TSI in gewohnter Art und Weise so flink voran, dass sich wieder einmal bestätigt, dass 110 PS für diese Art von Auto mehr als ausreichend sind. Das gilt vor allem für den urbanen Bereich, ohne seine Langstreckenqualitäten unter den Scheffel zu stellen.

Mit dem 110-PS-Arona, übrigens die zweitstärkste Motorisierung, muss man sich nicht zur Rechtsfahrer-Fraktion zählen. Zehn Sekunden auf Tempo 100 sind ein akzeptabler Wert und lassen keine Langeweile aufkommen. Wer nicht allzu schaltfaul fährt und dem Motor immer ein paar Umdrehungen zugesteht, wird auf jeden Fall seinen Spaß haben. Auch bei der Elastizitäts-Prüfung (60 bis 120 km/h) schlägt er sich wacker. Im dritten Gang von 60 auf 120 km/h vergehen gerade einmal 13 Sekunden. Bei solchen Aktionen steigt zwar der Benzinverbrauch, jedoch fuhren wir im Schnitt mit einem Durchschnittsverbrauch von 6,4 Litern von A nach B – geringfügig weniger als beim vorherigen 115-PS-Modell (VT GF 3/20).

Spaßgarant: das knackige Fahrverhalten

Trotz Winterbereifung bringen die montierten18-Zöller im „Sport Black“-Design und das um 15 Millimeter tiefergelegte Fahrwerk (Designpaket „FR“) ein Plus an Fahrdynamik. Die Profile „Normal“ und „Eco“ bieten eine eher komfortable Abstimmung der Dämpfer, wobei der Arona tendenziell straffer Natur ist. Auf die Spitze getrieben wird dies mit der Auswahl „Sport“, die den Fahrer deutlich mehr Fahrbahnunebenheiten wahrnehmen lässt. Vor allem auf kurz aufeinander folgende Querfugen reagiert das Fahrwerk dann etwas ruppig, überrascht aber gleichzeitig mit weniger Rollbewegungen der Karosserie. Diese Einstellung empfiehlt sich vor allem auf kurviger Strecke. Zusammen mit dem kurzen Radstand und der elektronischen Differenzialsperre XDS, die letztlich über gezielte Bremseingriffe an der Vorderachse simuliert wird, muss man beim 110-PS-Arona keine fahrdynamischen Einbußen hinnehmen.


Test kompakt

Der Arona macht auch nach Jahren noch eine richtig gute Figur. Er ist stylisch, modern und nicht nur für die Stadt perfekt. Mit der saubereren 110-PS-Motorisierung fährt er sich keineswegs schlechter als der 115-PSler. Noch immer finden wir: Genau so muss ein hippes City-SUV sein! Allerdings verliert der fast voll ausgestattete Arona Black Edition die preisliche Bodenständigkeit: Rund 30.000 Euro sind kein Schnäppchenmehr!