Porsche bringt historische Stoffmuster zurück

Gute Fahrt

 · 08.12.2025

Historische Stoffe
Foto: Porsche
Der Sportwagenhersteller legt ikonische Textilien neu auf. Klassiker-Besitzer können ihre Fahrzeuge originalgetreu restaurieren.

Qualitätsanspruch und Entwicklungsarbeit

Die Neuauflage der historischen Textilien entspricht den hohen Qualitätsstandards des Stuttgarter Herstellers. Ulrike Lutz, Leiterin Classic bei der Marke, betont die Notwendigkeit dieser Initiative: "Wir schließen mit der Neuauflage eine Lücke, denn die meisten Kunden möchten bei einer Restaurierung möglichst exakt den Auslieferungszustand ihres Old- oder Youngtimers wiederherstellen."

Der Entwicklungsprozess war aufwendig und zeitintensiv. Das Unternehmen durchforstete nicht nur das eigene Archiv, sondern erwarb auch seltene Lagerware aus den USA. Ein besonderer Fund war ein unberührter 911-Sitz von 1975 mit grünem Schottenkaro, der nie in ein Fahrzeug eingebaut wurde. "Lichtdicht im Schrank gelagert und daher perfekt erhalten, war dieser New-old-Stock-Artikel Goldstaub für uns", erklärt Produktmanager Lukas Werginz.

Die reproduzierten Stoffe durchlaufen umfangreiche Tests zu Feuerfestigkeit, Licht- und Farbechtheit sowie Abrieb. Diese Prüfungen gewährleisten, dass die Textilien modernen Sicherheitsstandards entsprechen und gleichzeitig die historische Authentizität bewahren. Besonders wichtig ist die exakte Farbabstimmung: Häufig muss nur der Fahrersitz neu bezogen werden, weshalb die optische Übereinstimmung mit dem originalen Beifahrersitz entscheidend ist.

Als Referenz für den ursprünglichen Zustand dient das Technische Zertifikat für Klassiker. Dieses Dokument dokumentiert die werksseitigen Ausstattungsvarianten und ermöglicht eine historisch korrekte Restaurierung. Die Stoffe eignen sich für verschiedene Anwendungen im Fahrzeuginnenraum, von Sitzbezügen bis zu Seitenverkleidungen.

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Pepita - Eleganz mit spanischen Wurzeln

Das charakteristische Pepita-Muster zierte erstmals 1963 die Sitze des 356 C und fand zwei Jahre später Einzug in das 911 F-Modell. Die Bezeichnung geht auf die spanische Tänzerin Josefa Durán y Ortega zurück, die im 19. Jahrhundert dem Künstlernamen Pepita de Oliva bekannt wurde. Das Muster besteht aus Karos, die durch diagonal verlaufende Streifen miteinander verbunden sind.

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Berühmtheit erlangte Pepita durch Christian Dior, der 1947 das Muster in seiner Damenkollektion präsentierte. Bei der Marke aus Zuffenhausen symbolisiert es Eleganz und zeitlose Ästhetik. Die aktuelle Neuauflage umfasst sowohl die klassische schwarz-weiße Variante als auch eine rot-schwarz-weiße Ausführung.

Die Herstellung des komplexen Musters erfordert präzise Webtechnik. Jeder Karo und jede diagonale Verbindung muss exakt positioniert sein, um die charakteristische Optik zu erzielen. Die Farbintensität und der Kontrast zwischen den einzelnen Elementen sind entscheidend für die Wirkung des Gesamtmusters.

Heute ist Pepita wieder im neuen 911 Spirit 70 zu finden, womit das Unternehmen erstmals seit Jahrzehnten das historische Textil in einem Neufahrzeug einsetzt. Diese Entscheidung unterstreicht die zeitlose Attraktivität des Musters und seine Bedeutung für die Markenidentität.

Schottenkaro - Tradition trifft Motorsport

Die Einführung von Schottenkaro-Mustern bei der Stuttgarter Marke erfolgte 1974 exklusiv für den 911 Turbo. Drei verschiedene Tartan-Varianten schmückten die Ausstattungsliste des Hochleistungssportwagens. Erst 1976 erweiterte sich die Verfügbarkeit auf den regulären 911.

Das charakteristische Karomuster entsteht beim Weben durch die Verwendung verschiedenfarbiger Fäden. Die beiden wieder verfügbaren Varianten "McLaughlan" (rot/blau) und "Black Watch" (grün/blau) haben ihre Wurzeln in der schottischen Textiltradition. Louise Piëch erhielt 1974 den ersten 911 Turbo mit silberner Lackierung, rotem Lederinterieur und Sitzmittelbahn im "McLaughlan"-Muster.

Die Präsentation des "Black Watch"-Musters erfolgte bereits 1973 auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt. Ein 911 RSR Turbo-Prototyp zeigte das grün-blaue Karomuster in den Sitzmittelstreifen und Seitenwangen. Diese frühe Verwendung demonstrierte die Verbindung zwischen Motorsport-Performance und exklusiver Innenausstattung.

Die Reproduktion der Tartan-Muster erforderte intensive Recherche in schottischen Textilarchiven. Jede Farbkombination und jeder Fadenverlauf musste exakt dokumentiert werden, um die historische Authentizität zu gewährleisten. Die komplexe Webtechnik macht diese Stoffe zu den aufwendigsten in der aktuellen Neuauflage.

Pascha - Motorsport-Inspiration und osmanische Eleganz

Das pulsierende Pascha-Muster debütierte 1977 im 928 und entwickelte sich zu einem der prägendsten Interieur-Designs der Marke. Bis Mitte der 1980er Jahre war es auch im 911, 924 und 944 erhältlich. Der Name sollte an osmanische Sultane erinnern, die auf luxuriösen Seiden- und Samtkissen ruhten.

Die Entwicklung des Musters erfolgte durch das Designteam um Anatole "Tony" Lapine und Vlasta Hatter auf Basis eines legendären Erich Strenger Posters. Durch verschieden große, raffiniert arrangierte Rechtecke entstand eine Art visuelle Bewegung - eine Übersetzung der Dynamik und Eleganz in textile Form.

Das Muster ist gleichzeitig eine Hommage an den Motorsport, inspiriert von wehenden Zielflaggen. Diese Verbindung zwischen Rennstrecke und Straßenfahrzeug spiegelt die DNA der Marke wider. Die schwarz-weißen Rechtecke erinnern an das charakteristische Muster der Zielflagge, interpretiert in einem abstrakten, modernen Kontext.

Die Reproduktion des Pascha-Musters stellte besondere Herausforderungen dar. Die präzise Anordnung der unterschiedlich großen Rechtecke und die exakte Farbabstimmung erforderten mehrere Entwicklungszyklen. Das Ergebnis ist ein Stoff, der sowohl die historische Authentizität als auch moderne Qualitätsstandards erfüllt und damit Classic-Besitzern eine originalgetreue Restaurierungsmöglichkeit bietet.


​Im Überblick

  • Stoffformat: 1,5 x 2 Meter
  • Verfügbare Muster: 9 verschiedene Designs
  • Fahrzeugkompatibilität: 356, 911, 924, 928, 944, 964, 968, 993
  • Qualitätsprüfungen: Feuerfestigkeit, Licht- und Farbechtheit, Abrieb
  • Anwendungsbereiche: Sitzbezüge, Seitenverkleidungen
  • Vertriebskanäle: Zentren und Onlineshop
  • Pepita-Einführung: 1963 (356 C), 1965 (911 F-Modell)
  • Schottenkaro-Premiere: 1974 (911 Turbo), 1976 (911 Elfer)
  • Pascha-Debüt: 1977 (928)
  • Referenzdokument: Technisches Zertifikat für Klassiker
  • Entwicklungszeit: Mehrjährige Recherche und Entwicklung
  • Verfügbare Varianten: Verschiedene Farbkombinationen pro Muster