Leiter für Porsche-Träume Grant Larson verabschiedet sich nach 36 Jahren

Gute Fahrt

 · 08.12.2025

Grant Larson, Leiter Sonderprojekte Design, 2025
Foto: Porsche AG
Nach dreieinhalb Jahrzehnten bei der Stuttgarter Sportwagenmarke beendet Grant Larson seine Laufbahn. Der Leiter Sonderprojekte prägte zahlreiche Modelle.

Vom Montana-Jungen zum Porsche-Designer

Grant Larsons Faszination für Automobile begann bereits in der Kindheit in Billings, Montana. Aus der niedrigen Perspektive eines Kindes betrachtete er die Boliden der 1960er-Jahre auf Stoßstangenhöhe und war von allen Aspekten der Fahrzeuge begeistert. "Alle Sinne waren aktiviert", erinnert sich der heute 68-Jährige an diese prägenden Momente. Besonders die sich ständig verändernden Formen amerikanischer Autos hinterließen bleibenden Eindruck bei dem jungen Larson.

Das Zeichnen gehörte früh zu seinen Leidenschaften, und die jährlichen Modellwechsel der US-Automobilindustrie ließen ihn erkennen: "Das ist ein Beruf." Zunächst studierte er Industrial Design am Milwaukee Institute of Art and Design, bevor er sich endgültig für Automobilgestaltung entschied. Begegnungen mit Absolventen des ArtCenter College of Design, darunter der Automobildesigner Tom Peters, gaben den entscheidenden Anstoß für seine Karriere.

"Ich dachte: Das ist es, was ich immer machen wollte", beschreibt Larson den Moment seiner endgültigen Berufswahl. Die Konsequenz war radikal: Er kündigte seinen Job, verkaufte sein Auto zur Finanzierung der Studiengebühren und wagte den Schritt ins Ungewisse. Nach seinem Abschluss 1986 zog der Amerikaner nach Deutschland und stieß zunächst zum Team von Audi, wo er eine besonders kreative Phase miterlebte. "Es war erstaunlich, dass diese Autos aus einem so kleinen Studio kamen", blickt er auf diese Zeit zurück.

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Drei Jahrzehnte Formgebung in Weissach

1989 wechselte Larson im Alter von 32 Jahren zur Stuttgarter Sportwagenmarke und trat einem fokussierten Team in Weissach bei. Der erste Eindruck war überwältigend: "Ich kam rein und traf Menschen, die Ikonen waren." In den folgenden dreieinhalb Jahrzehnten wirkte der Amerikaner an zahllosen Projekten mit - von Studien über Sondermodelle bis hin zu Straßen- und Rennfahrzeugen sowie individuellen Kundenaufträgen.

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Besonders lebendig erinnert sich Larson an die Arbeit am Carrera-GT- oder Boxster-Showcar. Letzteres wurde 1993 auf der Detroit Motor Show präsentiert - in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit für den Hersteller. "Unser Chef Harm Lagaay gab klare Impulse und hat mich beim Design wirklich gefordert", beschreibt er die intensive Zusammenarbeit. Das Projekt profitierte von einem exzellenten Clay-Modellierer, der freihändig nach den Zeichnungen arbeitete. "Nichts ging schief. Alles fügte sich perfekt zusammen."

Larsons Gestaltungsphilosophie folgte stets dem Prinzip der Authentizität: "Ich will nicht sagen 'Form folgt Funktion', weil das jeder sagt. Aber für mich muss jedes Detail einen Zweck haben." Diese Haltung machte ihn zu einem erklärten Gegner überflüssiger Verzierungen oder funktionsloser Lufteinlässe. Die enge Zusammenarbeit mit den Ingenieuren prägte diese Einstellung maßgeblich. "Bei der Marke ist man von extrem fähigen Ingenieuren umgeben", erklärt er. "Wenn sie mit einer Lösung kommen und sagen, das ist technisch der beste Weg, dann höre ich zu."

Sonderwunsch-Programm: Träume werden Realität

In den vergangenen Jahren widmete Larson einen Großteil seiner Zeit dem Sonderwunsch-Programm, bei dem Kunden ihre ganz persönlichen Visionen verwirklichen lassen können. Für den scheidenden Gestalter eine besonders erfüllende Arbeit: "Man macht wirklich Träume wahr." Dabei erwies sich das Zuhören als entscheidende Fähigkeit - etwa bei der sehr persönlichen Farbwahl. "Kunden fragen oft, welche Farbe sie nehmen sollen. Ich sage immer: Ich kann Ihnen sagen, was ich mag, aber das ist mein Geschmack", erklärt er seine Beratungsphilosophie. Seine persönliche Vorliebe gilt Grüntönen.

Bei Einzelanfertigungen hilft Larson den Auftraggebern, erste Ideen so zu verfeinern, dass sie sowohl zur Persönlichkeit als auch zur Marken-DNA passen. "Meistens haben sie mehrere Vorstellungen", erklärt er den typischen Ablauf. "Vielleicht sind zwei so ausgefallen, dass man sie behutsam abmoderieren muss. Dann arbeitet man gemeinsam an den anderen drei." Diese diplomatische Herangehensweise hat sich über die Jahre bewährt und führt zu Ergebnissen, die sowohl Kunde als auch Hersteller zufriedenstellen.

Ein besonderes Beispiel für die Arbeit des Sonderwunsch-Teams war die Realisierung eines 911 Speedster für den italienischen Gestalter Luca Trazzi. Das Werksunikat zeigt exemplarisch, wie individuelle Kundenwünsche mit der klassischen Formensprache der Marke harmonieren können. Auch die Sally Carrera, ein Einzelstück in Anlehnung an den Pixar-Film "Cars", demonstriert die Bandbreite der Sonderprojekte Larsons Leitung.

Abschied mit Blick nach vorn

Ende 2025 verabschiedet sich Grant Larson in seinen wohlverdienten Ruhestand, doch ein kompletter Ausstieg aus der Automobilgestaltung ist nicht geplant. "Designer hören nie wirklich auf", stellt er klar. "Ich verlasse die Marke, aber ich werde weiterhin Autos als Hobby gestalten." Der Amerikaner bleibt in der Region Stuttgart und wird seine eigenen Klassiker hegen und pflegen - darunter einen silber-schwarzen 356 Speedster, ein Leichtbau 356 Coupé in New York Stone Grey und einen 911 Carrera S der Baureihe 997 in Schwarz.

Über seine Zeit bei der Stuttgarter Marke sagt Larson: "Ich habe es hier geliebt. Ich habe mich in die Marke verliebt, die Zusammenarbeit mit den Menschen genossen und hatte das Glück, mit meinen Projekten erfolgreich zu sein." Diese Mischung aus persönlicher Begeisterung und professionellem Erfolg ließ die dreieinhalb Jahrzehnte sehr schnell vergehen.

Seinen Rat an die nächste Generation von Gestaltern fasst Larson in einem Wort zusammen: Begeisterung bewahren. "Je autonomer Autos werden, desto mehr droht die traditionelle Leidenschaft zu verblassen. Designer müssen sie lebendig halten." Auch für seinen Nachfolger Emiel Burki hat er eine klare Empfehlung: "Es geht immer um den Kunden: Teile die Leidenschaft und genieße die Fahrt!" Mit dieser Botschaft übergibt einer der prägendsten Gestalter der Marke das Steuer an die nächste Generation.


Im Überblick

  • Name: Grant Larson
  • Position: Leiter Sonderprojekte Design
  • Dienstjahre: 36 Jahre (1989-2025)
  • Eintrittsalter: 32 Jahre
  • Ausbildung: Milwaukee Institute of Art and Design
  • Spezialisierung: ArtCenter College of Design
  • Vorherige Station: Audi Design-Team
  • Arbeitsort: Weissach
  • Ruhestandsbeginn: Ende 2025
  • Wohnort Ruhestand: Region Stuttgart
  • Privatfahrzeuge: 356 Speedster, 356 Coupé, 911 Carrera S
  • Nachfolger: Emiel Burki