Gute Fahrt
· 16.11.2025
Der Tiguan Allspace etablierte sich zwischen 2017 und der Ablösung durch den Tayron als Raumwunder im VW-Sortiment. Die entscheidenden 21 Zentimeter mehr Außenlänge gegenüber dem normalen Tiguan machen den Unterschied zwischen einem kompakten SUV und einem echten Familienmobil aus. Mit 4,70 Meter Gesamtlänge positioniert sich der Allspace auf Augenhöhe mit den Konzern-Zwillingsbrüdern Skoda Kodiaq und Seat Tarraco, mit denen er sich das technische Grundgerüst teilt.
Das Platzangebot überzeugt in allen Bereichen. Die um 18 Zentimeter längs verschiebbare Rückbank ermöglicht flexible Raumaufteilung zwischen Passagieren und Gepäck. Optional steht eine schlank geschnittene dritte Sitzreihe für zwei weitere Personen zur Verfügung, die den Allspace zum Siebensitzer macht. Selbst mit allen sieben Sitzen bestückt bleiben noch ordentliche Zuladungsreserven von teils über 700 Kilogramm verfügbar.
Der Kofferraum fasst zwischen 760 und 1920 Liter, je nach Konfiguration der Sitze. Mit eingeklappten Rücksitzen erreicht das Ladevolumen Dimensionen, die selbst in der SUV-Oberklasse respektabel sind. Die Bewegungsfreiheit in den ersten beiden Sitzreihen erinnert an das vergangene Van-Zeitalter und bietet deutlich mehr Komfort als der normale Tiguan. Diese Raumausnutzung macht den Allspace zur interessanten Alternative für Familien, die zwischen SUV, Van und Kombi schwanken.
der Haube setzt der Tiguan Allspace auf bewährte VW-Baukastentechnik. Alle Motoren erfüllen ab 2019 die Euro 6d-Temp Norm. Der Einstieg erfolgt über den 1.5 TSI mit 150 PS, der zwar kultiviert läuft, aber im beladenen Allspace seine Grenzen zeigt. Besonders die DSG-Anfahrschwäche macht sich bei diesem Motor bemerkbar, weshalb er für den großen Tiguan nur bedingt empfehlenswert ist.
Deutlich besser harmoniert der 2.0 TSI mit bis zu 220 PS mit dem Gewicht und den Dimensionen des Allspace. Allerdings steigt der Verbrauch auf über neun Liter Super, was die Betriebskosten erheblich belastet. Die bessere Wahl für Vielfahrer stellen die verschiedenen Varianten des 2.0 TDI dar, die in Leistungsstufen von 150 bis 240 PS verfügbar waren. Diese Diesel überzeugen mit Kraft, Sparsamkeit und Langlebigkeit, sofern die Wartungsintervalle eingehalten werden.
Als Sweetspot gilt die 190-PS-Version des TDI, die nach dem Facelift als 193 beziehungsweise 200-PS-Variante angeboten wurde. In Kombination mit dem Direktschaltgetriebe und 4Motion-Allradantrieb punktet diese Motorisierung mit souveräner Traktion und reichlich Zugkraft. Bis zu 2,5 Tonnen Anhängelast und die optionale Trailer-Assist-Funktion machen den Allspace zur idealen Wahl für große Caravan- und Pferdeanhänger. Das Fahrwerk zeigt sich komfortbetont und gleichzeitig robust ausgelegt, die optionale adaptive Dämpferregelung DCC bügelt im Komfortmodus selbst feinere Unebenheiten weg.
Die Ausstattungspalette des Tiguan Allspace war bis 2020 in die Linien Trendline, Comfortline und Highline gegliedert, ergänzt durch sportliche R-Line-Pakete und diverse Sondermodelle. Nach dem dezenten Facelift 2021 erfolgte eine Umbenennung in Life, Elegance und R-Line. Zu den empfehlenswerten Extras zählen die ergoActive-Vordersitze, die Dreizonen-Klimaautomatik, LED-Scheinwerfer und der Abstandsregeltempomat.
Häufig bei Ex-Dienstwagen anzutreffen ist das Businesspaket mit nützlichen Features wie Winterpaket, Rückfahrkamera und hochwertigen 18-Zoll-Alurädern. Das Facelift 2021 brachte neben der neuen LED-Lichtsignatur und optional verfügbaren Matrix-LED-Scheinwerfern auch runderen Stoßfängern und das MIB3-Infotainment-System mit sich. Die Updates umfassen Online-Funktionen, Gestensteuerung und ein überarbeitetes Bedienkonzept für die Klimasteuerung.
Allerdings wurde das Interieur durch die Digitalisierung nicht unbedingt intuitiver in der Bedienung. Bei intensiv genutzten Exemplaren sollten Interessenten heute besonders auf die tadellose Funktion der Touchflächen achten, da diese bei häufiger Nutzung zu Problemen neigen können. Die Touchflächen am Lenkrad gehören zu den neuralgischen Punkten des überarbeiteten Bedienkonzepts.
Trotz grundsätzlich solider Technik zeigt der Tiguan Allspace typische Schwachstellen, die beim Gebrauchtwagenkauf Beachtung verdienen. VW gewährte zwei Jahre Neuwagengarantie, drei Jahre Lackgarantie und zwölf Jahre Durchrostungsschutzgarantie. Die TSI-Motoren neigen zu Teillastruckeln, zudem fällt sporadisch der Differenzdrucksensor des Otto-Partikelfilters aus. Vereinzelt treten auch Falschluftprobleme auf.
Bei den TDI-Motoren sind AdBlue-Systemstörungen, Injektor- und NOx-Sensorprobleme relevant. Fahrzeuge mit hohem Kurzstreckenanteil leiden häufigem Regenerationsbedarf des Partikelfilters, im AGR-System kommt es zu Verkokungen. Die DSG-Getriebe neigen zum Ruckeln, weshalb ein Ölwechsel alle 60.000 Kilometer empfehlenswert ist. Der Haldex-Allradantrieb fällt gelegentlich aus, oft sind Pumpe oder Steuergerät die Ursache.
Bei höheren Laufleistungen werden Radlager und Koppelstangen zu Verschleißteilen. Weitere kritische Punkte sind verstopfte Abläufe des Panoramadachs, defekte Rückfahrkameras und Softwareprobleme des Infotainments. Beim Kraftfahrt-Bundesamt sind insgesamt 34 Rückrufe für den Tiguan hinterlegt. Der Haldex-Allradantrieb der fünften Generation erweist sich bei verschneiter Straße als Sicherheitsplus, auf losem Untergrund hilft das Offroad-Profil mit Bergabfahrhilfe. Ein echter Geländegänger ist der Allspace jedoch nicht.