VW Tayron gegen Peugeot 5008 - Downsizing-Duell

Gute Fahrt

 · 17.11.2025

VW Tayron
Foto: Volkswagen AG
VW Tayron 1.5 eTSI und Peugeot 5008 Hybrid 145 zeigen, wie weit Downsizing geht: Große Familien-SUVs mit kleinen Motoren. Der VW überzeugt bei Dynamik, der Franzose beim Preis.

Antriebskonzepte im Extremvergleich

Beide SUVs demonstrieren eindrucksvoll, wie weit das Downsizing mittlerweile getrieben wird. Der VW Tayron 1.5 eTSI bewegt fast 1,8 Tonnen Fahrzeuggewicht mit einem 1,5-Liter-Vierzylinder, unterstützt von einem 48-Volt-Mildhybridsystem. Der Riemen-Startergenerator steuert 19 PS und 56 Nm zusätzliches Drehmoment bei. Der VGT-Turbolader mit variabler Einlassgeometrie sorgt für eine bessere Ansprechcharakteristik über den gesamten Drehzahlbereich.

Noch extremer geht Peugeot vor: Der 5008 Hybrid 145 e-DSC setzt auf einen Dreizylinder mit nur 1,2 Liter Hubraum. Stellantis nutzt dieses Aggregat konzernweit vom Kleinwagen bis zu großen SUVs wie dem 5008. Anders als beim VW sitzt der Elektromotor direkt am Getriebe und liefert 21 PS sowie 51 Nm. Trotz des kleineren Hubraums erreicht das System eine Gesamtleistung von 136 PS.

In der Praxis zeigen sich die Unterschiede deutlich. Der Tayron wirkt souveräner, das Drehmoment von 250 Nm steht bereits bei 1.500 Umdrehungen zur Verfügung. Das Siebengang-DSG verfügt sogar über eine Launch-Control-Funktion im Sportwagenstil. Der Peugeot-Antrieb zieht träger durch und pfeift in vielen Fahrsituationen. Der Dreizylinder läuft naturgemäß rauer als der Vierzylinder des VW, zeigt sich aber wirksam gedämmt. Bei den Beschleunigungswerten liegt der Tayron in allen Disziplinen vorn: 0 auf 100 km/h schafft er in 9,9 Sekunden, der 5008 benötigt 10,8 Sekunden.

Raumangebot und Variabilität

Äußerlich unterscheiden sich beide SUVs kaum in den Abmessungen. Tayron und 5008 messen beide 4,79 Meter in der Länge und rollen auf 19-Zoll-Rädern. Sogar das Knickmaß beträgt bei beiden 1,16 Meter, was die Tauglichkeit für langbeinige Passagiere anzeigt. Der Verstellbereich der Vordersitze fällt ebenfalls vergleichbar aus.

Beim Platzangebot zeigen sich dann doch Unterschiede. Die Sitzpositionen im Tayron sind geländewagenartig hoch, die Sitzflächen liegen in hochgefahrenem Zustand 32 Zentimeter vorn und 34 Zentimeter hinten über dem Wagenboden. Im Peugeot sitzt man in Relation zum Wagenboden sogar noch höher, allerdings wird bei mehr als 1,80 Meter großen Fahrern der Platz für die Beine knapp.

Ein besonderes Highlight bietet der Tayron mit seinem zusammenfaltbaren Beifahrersitz - eine Lösung, die sonst eher in Vans zu finden ist. Einfach den Hebel drehen, und der Sitz faltet sich zu einem hocker-ähnlichen Gebilde zusammen. Zusammen mit den umgeklappten hinteren Sitzreihen entsteht eine ebene Ladefläche für Gegenstände bis 2,70 Meter Länge - perfekt für Baumarkt-Einkäufe wie Latten oder Leitern.

Die Fondbank des Tayron lässt sich um zwölf Zentimeter längs verstellen, zudem ist die Lehne mehrfach in der Neigung verstellbar. Eine Doppel-Ladeschale für zwei Mobiltelefone gehört zur Serienausstattung. Beim Ladevolumen hat jedoch der Peugeot die Nase vorn: 348 bis 2.232 Liter stehen zur Verfügung, während der Tayron 345 bis 1.905 Liter bietet.

Fahrverhalten und Komfort

Bei der Fahrdynamik sammelt der VW mehr Punkte. Er ist neutraler gewichtsverteilt (55/45 Prozent gegenüber 57/43 Prozent beim Peugeot), was sich in einem weniger frontlastigen Fahrverhalten niederschlägt. In allen Längsdynamik-Disziplinen liegt der Tayron vorn: Der Zwischenspurt von 80 auf 120 km/h gelingt in 6,9 Sekunden, der 5008 benötigt 7,8 Sekunden.

Allerdings offenbart der Tayron beim klassischen Ausweichhaken unerwartete Schwächen. Die ESP-Abstimmung erscheint weniger elegant gelungen als in älteren Tiguan-Modellen. Das System lässt mehr zu als das des Peugeot, überbremst dann ein Rad vorne zur Stabilisierung. Wenn Räder stehen, geht die Spurtreue verloren - der Wagen rutscht ein Stück geradeaus, bevor der Fahrer wieder in die ursprüngliche Linie einlenken kann.

Der Peugeot hingegen greift sofort und rigoros ein, unterbindet jedes Aus-dem-Ruder-Laufen und bleibt konsequent auf Fahrsicherheit getrimmt. Problematisch ist jedoch die Lenkradposition: Es lässt sich nicht weit genug herausziehen, der Winkel von Ober- zu Unterarm stimmt nicht, wenn man die Lehne nicht steil stellt. Das kostet Reaktionszeit in brenzligen Situationen.

Beim Komfort spielt der Tayron seine Stärken aus. Das optionale Adaptivfahrwerk (1.195 Euro) bietet im Individual-Modus 15 Dämpferstufen. In der weichsten Einstellung fährt er sich geradezu oberklassig. Der VW betreibt großen Aufwand für die Geräuschdämmung: doppelte Türdichtungen und ein entkoppeltes Getriebe sorgen für niedrige Innengeräusche. Bei 100 km/h messen wir 64 dB(A), der Peugeot erreicht 65 dB(A). Der 5008 rollt härter ab und spricht weniger fein an, bietet aber gute Federungsreserven auf langen Wellen.

Ausstattung und Preis-Leistung

Bei der Ausstattung zeigen sich deutliche Philosophie-Unterschiede. Der getestete Tayron verfügt über den großen 15-Zoll-Zentralschirm (Serie: 12,9 Zoll) im 2.640-Euro-Paket mit Head-up-Display und Sprachsteuerung. Dem aufgeräumten Cockpit ist nur ein Drehregler in der Mittelkonsole geblieben, der zwischen Audio, Fahrmodus und Interieur-Lichtfarbe umschaltet. Leider lässt sich damit nicht der Kartenmaßstab wählen wie im Skoda Kodiaq.

Der Peugeot setzt auf das typische Arrangement von Fahrerdisplay über kleinem Lenkrad, was einen Head-up-Display-ähnlichen Effekt erzeugt. Die leichtgängige Lenkung mit extrakleinem Lenkrad erweckt einen angenehmen Eindruck flinker Handlichkeit. Diese Anordnung passt jedoch nicht für jeden Fahrer - Ausprobieren ist Pflicht.

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Beim Preis-Leistungs-Verhältnis punktet der Franzose deutlich. Der Grundpreis liegt bei 43.860 Euro, während der Tayron bei 45.475 Euro startet. Der Testwagen-Preisunterschied fällt noch drastischer aus: 45.660 Euro für den Peugeot gegen 56.430 Euro für den VW. Besonders relevant: Die dritte Sitzreihe kostet beim Tayron 950 Euro extra, im Peugeot ist sie Serie. Zwar taugen die dritten Sitzreihen in beiden Fahrzeugen eher nicht für Erwachsene und sind hauptsächlich Kindern auf Kurzstrecken zuzumuten, aber der Preisunterschied bleibt bestehen.

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Bei der Qualitätsanmutung enttäuscht der teurere VW: Trotz des höheren Preises liegt ein leichter Discounter-Touch über den meisten Innenraum-Materialien. Wertiger als beim günstigeren Peugeot erscheint die Anmutung nicht. Beide Fahrzeuge bieten eine Verkehrszeichenübernahme, wobei der VW automatisch auf erkannte Tempolimits reagiert, während der Peugeot eine Bestätigung per OK-Taste verlangt.


VW Tayron vs. Peugeot 5008


​Stärken und Schwächen

  • Tayron bietet mehr Anhängelast (1.800 kg vs. 1.000 kg)
  • VW beschleunigt schneller (9,9 s vs. 10,8 s auf 100 km/h)
  • Adaptivfahrwerk mit 15 Dämpferstufen verfügbar
  • Zusammenfaltbarer Beifahrersitz für lange Gegenstände
  • Siebgang-DSG mit Launch-Control-Funktion

  • Tayron deutlich teurer (56.430 Euro Testwagen vs. 45.660 Euro)
  • ESP-Abstimmung weniger elegant als früher
  • Discounter-Touch bei Innenraum-Materialien trotz höherem Preis
  • Dritte Sitzreihe nur gegen Aufpreis (950 Euro)
  • Geringeres Ladevolumen als der Peugeot

​Gute Fahrt Video-Empfehlungen für den VW Tayron