Gute Fahrt
· 17.09.2025
Eine Ikone wechselt die Plattform: Nach mehr als 70 Jahren eigenständiger Entwicklung basiert der VW Transporter in seiner siebten Generation erstmals auf einem Fremdmodell. Erfunden hatte den Bulli einst der holländische VW-Importeur Ben Pon, der sich vom "Plattenwagen" im Werk inspirieren ließ. Doch die dienstälteste VW-Baureihe macht nun einen großen Schritt zurück nach Westen – als umgelabelter Ford Transit, der weitgehend in Köln entwickelt wurde. Statt in Hannover läuft der T7 künftig in der Türkei vom Band.
Die Kooperation ist Teil eines größeren Deals zwischen den beiden Autoherstellern: Ford darf im Gegenzug seine E-Modelle Explorer und Capri auf Volkswagens MEB-Plattform aufbauen, die auch für den ID.3 und andere Elektromodelle des Konzerns genutzt wird. Auf den ersten Blick fallen die Unterschiede zwischen Transit und T7 kaum auf – lediglich die Frontschürze mit dem großen VW-Logo statt der Ford-Pflaume und leicht modifizierte Rückleuchten setzen eigene Akzente.
Doch die Übernahme der Transit-Basis bringt für die Kunden handfeste Vorteile. Der neue T7 ist rund 15 Zentimeter länger als sein Vorgänger, hat einen um 10 Zentimeter verlängerten Radstand und legt 13 Zentimeter in der Breite zu. Diese Zuwächse schaffen im Kastenwagen Platz für 5,8 bis 9 Kubikmeter Ladung. In der Caravelle-Version profitieren die Passagiere von deutlich mehr Bewegungsfreiheit auf den sechs Sitzen in der zweiten und dritten Reihe.
Auch bei den Transportkapazitäten legt der neue Bulli zu: Die Nutzlast steigt um zehn Prozent auf 1,33 Tonnen, während die Anhängelast von 2,5 auf 2,8 Tonnen wächst. Vom Start weg bietet VW eine große Auswahl an Varianten an – zwei Radstände (5,05 oder 5,45 Meter), Kastenwagen mit flachem oder hohem Dach, Kombi, Pritsche und die Caravelle-Version für den Personentransport.
der Haube des neuen T7 findet sich eine beeindruckende Vielfalt an Antriebsoptionen. Die Basis bilden bewährte 2,0-Liter-Dieselmotoren, die in drei Leistungsstufen mit 110, 150 oder 170 PS angeboten werden. Diese Selbstzünder sind bereits jetzt mit Allradantrieb (4Motion) erhältlich und eignen sich besonders für lange Strecken und schwere Lasten. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h sind sie zudem die schnellsten Varianten im Angebot.
Neu im Programm ist ein Plug-in-Hybrid mit einer Systemleistung von 232 PS. Zu Batteriekapazität und elektrischer Reichweite macht VW noch keine konkreten Angaben, doch dürfte diese Version zum Sportler den Schleppern avancieren und gleichzeitig kurze Strecken rein elektrisch zurücklegen können.
Der größte Fortschritt zeigt sich jedoch bei den Elektroversionen. Anders als beim Vorgänger, der nur als nachträgliche Abt-Umrüstung mit bescheidener 38-kWh-Batterie und lediglich 138 Kilometern Reichweite erhältlich war, bietet der T7 nun ab Werk leistungsfähige E-Antriebe. Neben einer noch nicht näher spezifizierten Einstiegsbatterie (vermutlich mit knapp 50 kWh und rund 200 Kilometern Reichweite) kommt hauptsächlich ein 64-kWh-Akku zum Einsatz, der für bis zu 331 Kilometer nach WLTP-Norm reicht.
Die Ladeleistung beträgt je nach Version 120 oder 160 kW, während die E-Maschinen an der Hinterachse mit 85, 100, 160 oder 210 kW (entspricht bis zu 286 PS) aufwarten. Später sollen auch die Elektroversionen mit Allradantrieb erhältlich sein. Praktisch für den Arbeitsalltag: Eine 230-Volt-Steckdose für Werkzeuge oder andere Geräte gehört zur Ausstattung, auch wenn bidirektionales Laden noch nicht möglich ist.
Die stärkste Elektro-Caravelle beschleunigt im Leergewicht in flotten 7,4 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und vermittelt dabei ein fast raumschiffartiges Fahrgefühl. Mit maximal 415 Nm Drehmoment ab der ersten Umdrehung bietet sie beeindruckenden Antritt. Allerdings ist bei 150 km/h Schluss, und auf der Landstraße geht der Vortrieb etwas zäher vonstatten als beim ersten Anfahren.
Das Interieur des neuen T7 folgt in seiner Grundstruktur dem Ford Transit, wurde jedoch in wichtigen Details an die VW-Welt angepasst. Zahlreiche Ablagen in Türen, Cockpit und Mittelkonsole bieten viel Stauraum für Arbeitsutensilien und persönliche Gegenstände. Während die Caravelle mit hochwertigeren Materialien und einer komfortableren Ausstattung aufwartet, präsentiert sich der Transporter zweckmäßiger und etwas schlichter.
Auf einige pfiffige Eigenheiten des Transit wie den praktischen Klapptisch auf dem Lenkrad müssen VW-Kunden allerdings verzichten. Dafür kommt die Software aus Niedersachsen: Grafiken, Menüführung und Bedienlogik entsprechen dem VW-Standard, sodass sich Stammkunden der Marke sofort heimisch fühlen – und zwar mehr als in den aktuellen ID-Modellen inklusive des ID.Buzz. Ein wichtiges Detail: Das Lenkrad verfügt noch über echte Tasten statt der oft kritisierten Sensor-Felder.
Beim Fahren zeigen sich die unterschiedlichen Charaktere der Antriebsvarianten. Die Diesel knurren im vergleichsweise rustikalen Transporter munter vor sich hin und entfalten ihre Dynamik erst bei höheren Drehzahlen. Die Elektroversionen beeindrucken dagegen mit andächtiger Stille und einem komfortablen Fahrwerk, das besonders beim Personentransport auch in der dritten Reihe für magenfreundliches Reisen sorgt. Trotz der stattlichen Abmessungen bleibt der T7 erstaunlich handlich.
Preislich startet der kurze Kastenwagen mit dem kleinsten Dieselmotor bei 43.768 Euro für Endverbraucher (brutto). Die Elektroversion beginnt bei 54.993 Euro. Für die Caravelle werden mindestens 52.295 Euro (Diesel) beziehungsweise 66.021 Euro (Elektro) fällig. Angesichts der breiten Modellpalette mit verschiedenen Radständen, Dachhöhen und Antriebsvarianten dürfte die vollständige Preisliste äußerst umfangreich ausfallen.